Der Aberglaub', in dem wir aufgewachsen,
Aberglaube
Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise (1779), IV, 4 (Tempelherr)
Der Aberglaube gehört zum Wesen des Menschen und flüchtet sich, wenn man ihn ganz und gar zu verdrängen denkt, in die wunderlichsten Ecken und Winkel, von wo er auf einmal, wenn er einigermaßen sicher zu sein glaubt, wieder hervortritt.
Aberglaube
Joh. Wolfg. von Goethe, Werke (1827-1830), Maximen und Reflexionen, Abteilung 1
Der Aberglaube gemeiner Leute rührt von ihrem frühen und allzu eifrigen Unterricht in der Religion her.
Aberglaube
Georg Christoph Lichtenberg, Verm. Schriften (1800-1806), Bd. 1, Nr. 3, Bemerk. verm. Inhalts, Nr. 11, Allerhand
Der Aberglaube ist das ungeheure, fast hilflose Gefühl, womit der stille Geist gleichsam in der wilden Riesenmühle des Weltalls betäubt steht und einsam.
Aberglaube
Jean Paul, Vorschule der Ästhetik (1804)
Der Aberglaube ist die Poesie des Lebens; deswegen schadet's dem Dichter nicht, abergläubisch zu sein.
Aberglaube
Joh. Wolfg. von Goethe, Werke (1827-1830), Maximen und Reflexionen, Abteilung 3
Der Aberglaube ist ein Kind der Furcht, der Schwachheit und der Unwissenheit.
Aberglaube
Friedr. d. Große, Sämtl. Werke (1789)
Der Aberglaube trauet den Sinnen bald zu viel, bald zu wenig.
Aberglaube
Gotthold Ephraim Lessing, Sämtl. Schriften. Theologische Streitschriften (1777). Das Testament Joh.
Der Aberglauben macht die Gottheit zum Götzen, und der Götzendiener ist um so gefährlicher, weil er ein Schwärmer ist.
Aberglaube
Joh. Gottfr. von Herder u. Liebeskind, Palmblätter (1787-1800), Teil 4, Erzählung 1
Der Aberglauben schlimmster ist, den seinen
Aberglaube
Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise (1779), IV, 4 Tempelherr
Der Tod ist das Ende aller Dinge des menschlichen Lebens, nur des Aberglaubens nicht.
Aberglaube
Plutarch, Moral. Abhdlgn.: Vom Aberglauben (Kaltwasser).
Dringt durch des Aberglaubens Nacht,
Aberglaube
Christ. Fürchtegott Gellert, Fabeln u, Erzählungen (1746), Buch 2, Der Freigeist
Ein jeder Aberglaube versetzt uns in das Heidentum.
Aberglaube
Justus von Liebig (1803-1873), Chemische Briefe
Es gibt sehr viele Leute, die glauben - aber aus Aberglauben.
Aberglaube
Blaise Pascal (1623-1662)
Es ist schon viel mit der guten Vorbedeutung gewonnen, und der Aberglaube selbst ist nützlich, wenn er im Vertrauen bestärkt.
Aberglaube
Karl Wilh. von Humboldt, Briefe an eine Freundin (Febr. 1835)
Glaube, dem die Tür versagt,
Aberglaube
Emanuel Geibel, Gedichte u. Gedenkblätter (1864), Spr. Nr. 44
Je weniger die Leute glauben, desto abergläubischer werden sie.
Aberglaube
Jeremias Gotthelf (1797-1854)
Laßt euch nicht mit falschen Göttern ein!
Aberglaube
1 Johannes 5, 21
Leichtgläubige Menschen verfallen leicht dem Aberglauben.
Aberglaube
Nur Glaube existiert, Aberglaube ist ein monströser Begriff.
Aberglaube
Gerhart Hauptmann (1862-1946)
O Aberglaube, dickste Nacht,
Aberglaube
Karl Aug. Georg Max Graf von Platen-Hallermund, Gedichte. Verm. u. Gelegeheitsgedichte. In Palermo (ged. 1835)
Sklaverei und Aberglaube können Kampanien zu einem Lande von Bettlern machen und die Ebene von Enna in eine Wüste verwandeln.
Aberglaube
en] Slavery and superstition can make Campania a land of beggars, and can change the plain of Enna into a desert.
Stets liegt, wo das Banner der Wahrheit wallt,
Aberglaube
Karl Aug. Georg Max Graf von Platen-Hallermund, Die neuen Propheten (gedichtet 1817), Die Nationale
Vernichten wir den Elenden (den Aberglauben).
Aberglaube
fr] Écrasons l'infâme.
Vom Aberglauben ist Unglauben stets begleitet,
Aberglaube
Friedr. Rückert, D. Weisheit d. Brahmanen (1836-1839). B.18, Nr. 43 (Stufe 6. Prüfung. Nr. 341)
Wuchern wird der Aberglaube,
Aberglaube
Friedr. Rückert, Gesammelte Gedichte (1835-1838). Bd. 3
Zuschanden werden alle, die den Bildern dienen, die der Götzen sich rühmen.
Aberglaube
Psalmen 97,7
Der wird gar leicht berückt, wer abergläubig ist.
Abergläubig
Karl Wilh. Ramler, Fabellese (1783-1790). Bd. 4, Nr. 25. D. Gärtner
Der Mensch, der sich vieles Glücks und seiner Schwäche bewusst ist, wird abergläubisch, flüchtet zum Gebet.
Abergläubisch
Georg Christoph Lichtenberg, Verm. Schriften (1800-1806). Bd. 2, Nr. 2. Bemerk. verm. Inhalts. Nr. 4. Beobachtungen über d. Menschen
Die Menschen sind aus Gewohnheit abergläubisch und aus Instinkt Schurken.
Abergläubisch
Voltaire (1694-1778)
Der Abergläubische lässt den Himmel einfallen, wenn eine Mücke niest.
Abergläubische
Abermal nicht mehr, liebes Kind.
Abermal
Er abert beständig.
Abern
fr] Il a toujours des mais.
Wer ewig abert, holt keinen Hasen ein.
Abern
Wer vor lauter Bedenklichkeiten nicht zum Anfange einer Sache gelangt, wird wenig vollbringen und erreichen.
Aberwitz ist keinem nütz.
Aberwitz
Aberwitz und Narrenhand malet sich auf jede Wand.
Aberwitz
en] He is a fool and ever shall, that writes his name upon a wall.
Auf seinem Gesicht liegt die Abtrünnigkeit vom Judentum ausgeprägt.
Abfall
Der Abfall guckt ihm zum Gesicht heraus.
Abfall
Er kann von den Abfällen leben.
Abfall
Von jemand, der bei Reichen u.s.w. in Dienst steht, gute Trinkgelder und Nebeneinnahmen und Genüsse hat.
Abfall
Abgefallen, sagte Don Carlos, als seine Leute zu Alfons überliefen.
Abfallen
Einen abfallen lassen.
Abfallen
Sprichwörtl. Redensart
Er fällt ab, wie der Kot vom Rad.
Abfallen
Er fällt ab, wie eine reife Birne.
Abfallen
Es wird noch was abfallen.
Abfallen
Noch einen kleinen Gewinn oder Nutzen geben.
Einen abfenstern.
Abfenstern
Von der Sitte, dass junge Burschen nachts an das Fenster ihrer Geliebten kommen. Wenn sie abschlägigen Bescheid erhalten, werden sie abgefenstert.
Besser langsam vnd wol abgefertigt, dann bald vbel.
Abfertigen
Das kânn i ma âfingerle.
Abfingern
(Niederösterreich)
Wo es abfließt, muss es auch zufließen.
Abfließen
Vom Abfluss wird kein Meer voll.
Abfluss
»Immer heraus und nimmer hinein, wird man bald am Boden sein.«
Wo kein Abfluss ist, wird das Wasser faul.
Abfluss
Bewegung erhält Leben, auch Schätze sind tot, die nicht wirken.
Du fraachst ja de Koh dat Kalw af.
Abfragen
(Holstein)
Ich will's jm wol abfragen.
Abfragen
So fragt man den Bauern die Künste ab.
Abfragen
Wenn man sich nicht will ausfragen lassen: »Ich bin kein Bauer, der leicht auszufragen ist.«
Abführen und Beichten muss man nicht verschieben.
Abführen
Besser abgeführt, als angeführt.
Abführen
Die müssen abführen, die zuletzt zugreifen.
Abführen
Einen abführen.
Abführen
Ihn mit Beschämung abschicken.
Abführen
Was man abfüttert, das zehntet man nicht.
Abfüttern
Da von den Haustieren ein Zehent gefordert ward, so wurde von dem, was als Futter für das Vieh gebraucht ward, keiner gegeben, weil sonst doppelt gezehntet worden wäre.
Da gewt 't wat af.
Abgeben
Es setzt Hiebe.
Er gibt einen guten Konstabler ab, wo man Schelmstücke abbrennt.
Abgeben
Von einem Betrüger.
Er gibt einen guten Kriegsmann ab, aber hinter dem Ofen.
Abgeben
Von Furchtsamen, Feigen, welche dies Wort geiselt.
Gâb âb âb, gâb âb âb - klappert's in der Mühle.
Abgeben
Giv em wat af, dat em nich 'n Blôtsdruppen up 't Hart fällt.
Abgeben
Ick gäv' mi off van de Säk', es Jan Lüüg van 't olde Pärd.
Abgeben
Van = Sück van vat ofgüven = sich von etwas abmachen, lossagen.
Wenn die Mutter dem Vater ein Extragericht bereitet hat und ein Kind lüstern darnach hinsieht; wird die Begierde nicht durch einen Schmeckhappen gestillt, so fällt den Kindern ein Blutstropfen auf das Herz.
Abgeben
Er ist abgebrannt.
Abgebrannt
dk] Han er afbraende, tör ei komme igien.
Ganz und gar abgebrannt sein.
Abgebrannt
Von allem entblößt sein, besonders vom Geld. Aus der Studentensprache.
Ik bin ganz aftbrannt.
Abgebrannt
Ganz ohne Geld, die Sache ist mir vollständig abgegangen; ich leide Mangel daran.
Es ist ein Abgebrannter.
Abgebrannter
Er ist abgebrüht.
Abgebrüht
Er ist ein abgebrühter, gegen Tadel unempfindlicher Mensch, ohne Gefühl und Verständnis für edlere Regungen.
Das ist eine abgedörrte.
Abgedörrt
(Nürtingen)
Der ist abgedroschen wie ein Hund.
Abgedroschen
Ein Abgefallener und ein Mameluck sind der Christen größte Verfolger.
Abgefallen
Abgefeimter als ein Luchs, als Kernessig.
Abgefeimt
Abgehen mit Dampf.
Abgehen
Abgehen ohne Musik.
Abgehen
Das geht ab, wie der Weck auf den Laden.
Abgehen
(Henneberg)
Dâu is alles âfgange, wêi aff der Matthes'n Hâuchzet.
Abgehen
(Nürnberg)
Davon geht wohl noch was ab.
Abgehen
Der Preis wird wohl noch ermäßigt.
Du gehest ab wie die Kret am Spieß.
Abgehen
Eck sin vandage affgôn1, un hebbe muinen Heren trotzet, und hebbe nix getten (gegessen).
Abgehen
(Lippe)
Er geht ab von der Armee.
Abgehen
D. i. er geht fort von der Gesellschaft; auch: er geht schlafen oder stirbt.
Er geht ab wie der Hund mit den Schwanz mang de Bêne.
Abgehen
(Köthen)
Er geht ab wie Seebach.
Abgehen
(Marburg)
Er geht ab, wie ein begossener Hund (o. Pudel).
Abgehen
Er geht ab, wie warmes Pech.
Abgehen
Er ist abgegangen worden.
Abgehen
Er lässt sich nichts abgehen.
Abgehen
la] Indulgere genio.
Er leidet in keiner Beziehung Mangel; er besitzt alles, was er zum Leben bedarf.
Abgehen
Es geht ab wie alte Besen vor Johanni.
Abgehen
(Schlesien)
Es geht ab wie sauer Bier.
Abgehen
Es geht ab wie warme Semmeln.
Abgehen
fr] Il y a grande foule. La foule y est.
Es geht ab wie warme Wurst.
Abgehen
Es geht alles ab, nur das Unsaubere nicht.
Abgehen
Es geht ihm nichts ab.
Abgehen
Es geht noch wohl ab, wenn auch das ganze Dorf niederbrennt, wenn nur des Pfaffen Haus stehen bleibt.
Abgehen
Geh' ab (o. zieh ab) von der Armee.
Abgehen
(Schlesien)
Geh ab, dass dich die Wache nicht kriegt.
Abgehen
Hei géid af, as wenne Leär (Leder) fréäten hädde.
Abgehen
(Iserlohn)

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