Uber zwey Spiegel

Ich kan dir nichts als Glaß/ mein Kind/ für dißmahl schencken/
Doch hab ich auch dabey mein sonderlich Bedencken.
Das weiße Silber ist ein Bild der reinen Treue/
Die sich bey mir und dir von Jahr zu Jahr verneue.
Betrügt zu Zeiten gleich ein glattes Spiegel-Eiß/
Genung/ daß unser Sinn von keiner Falschheit weiß.
Ein Spiegel ist das Hertz/ in welchem widerscheinet
Was sein vertrautes Hertz in Lieb und Treue meynet.
Ein Spiegel fängt durch Kunst von andern Licht und Flammen/
Dein Auge knüpfft mein Hertz/ das deine meins zusammen.
Dergleichen Sinnen Bild sind Spiegel gleicher Art.
Gott halte sie und uns noch lange Zeit gepaart.

VIII. Vermischte Gedichte 86

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