Eines Englischen Hundes

Mein Leser/ unter diesem Steine/
Ruht Rodomonds Gebeine/
Der in der Blütte seiner Jahr
Ein Ausbund schöner Hunde war/
Der sich als einen Held in Kampff und Streit erwiesen/
Und wegen seiner Treu vor andern wird gepriesen.

Der unter tausend klugen Hunden
Verständig ward erfunden.
Der ihm durch ungemeine Kunst/
Verdient des Herren gutte Gunst/
Der Freunde Lieb und Hold/ der Feinde Furcht und Schrecken/
Das nach dem Tode noch sein Nahme kan erwecken.

Zwar hat das Ende seinem Leben
Ein schwerer Tod gegeben/
Doch siel er als ein kühner Held/
Von keiner schnöden Hand gefällt.
Er kan die Kranckheit nicht/ sie ihn nicht überwinden/
Ihn muß ein heißes Bley auff grüner Au entbinden.

Der Schiffer fürcht sich nicht in Wellen
Sein Grabmahl zu bestellen.
Der Bergmann zieht dem Tode nach
In Pluto finstres Schlaff-Gemach:
Ein Held wird ihm sein Grab mit Blutte lieber färben/
Als auff gemeine Weis' in siechen Lager sterben.

Muß gleich der Leib im Tode büssen/
Den Staub der Bayre küssen/
So bleibt doch der bekandte Ruhm
Sein unvergänglich Eigenthum.
Es schreibt sein hohes Lob bey Phöbus Wagen-Räder
Mit Diamanten an gelehrter Leute Feder.

Du/ dem sich im fürüber-reisen
Diß schlechte Grab wird weisen.
Spreit über dieses Todten-Hauß
Mit vollen Händen Blumen aus/
Und wo noch Rodomund so viel ist werh gewesen/
Bemüh dich beygefügt sein Testament zu lesen.

VII. Leichen- und Ehren-Gedichte 37

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