Die Schwalb' ist eingethan in Dörfern nicht allein,
Sie wagt sich, scheuer zwar, auch in die Städt' hinein.

In größern Städten wol fliegt wilder nur und scheuer,
Kreischend ob dem Gekreisch, die Thurmschwalb' oder Steuer.

In kleinern Städten, die zur Hälfte ländlich sind,
Schwebt an der äußern Wand der Mauerschwalbe Kind.

Die Hausschwalb' aber wohnt, Rauchschwalbe heißt sie auch,
Am liebsten auf dem Dorf in stiller Hütten Rauch;

Wo sie sich abendlich versammeln auf dem Plan,
Und sich erzählen, was sie in den Häusern sahn.

Doch welche sah ich, die hoch im Gebirge schwirrten
Ums einsame Gehöft, bewohnt von armen Hirten;

Die vor der Einsamkeit nicht schienen dort zu schaudern,
Wo sie am Abend nicht mit Nachbarn können plaudern.

Sie plaudern unter sich, das Paar mit seiner Brut,
Und mit dem Hirten, wann er heimkehrt von der Hut.

Wie traulichen Verkehr hier Mensch und Vogel pflegen,
Sah ich, als beim Gehöft ich Obdach sucht' im Regen.

Die Leute waren aus, die Thür nicht zugemacht,
Kein Hund, der bellte, nur die Schwalben hielten Wacht.

Ich fand sie in der Stub', als ich hineingekommen,
Sie hatten am Gebälk der Mitte Sitz genommen.

Von hier die Thüre stand, von dort das Fenster auf,
Daß ungehemmt herein, hinaus ergieng' ihr Lauf.

Doch unbedachtsam stört' ich ihren freien Flug,
Da ich das Fenster schloß, weil naß mich fror im Zug.

Die Leute kamen dann, und fanden ausgeschlossen
Vom eingedrungnen Gast die alten Hausgenossen.

Mit Pfeifen öffnete das Fenster gleich ein Bube,
Und eine Schwalbe kam geflogen in die Stube.

Die andre folgt' ihr bald, und vom Gebälke nieder
Sprühten sie über'n Tisch ihr triefendes Gefieder.

Ich möchte wissen, ob sie hier im Winter bleiben;
Vom warmen Ofen kann sie doch kein Frost vertreiben.

Auch Nahrungslosigkeit wird hier sie nicht bekriegen;
Zum mindsten damals war die Stube voll von Fliegen.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XV. 15

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