Die bestraffte Näscherey

Wohl dem/ der nicht vonnöthen hat
Gesunde Kost zu nehmen ein/
Dem an der herben Pillen statt
Gelinde Zucker-Körner seyn/
Dem der beliebte Reben-Safft
Vor süssen Julep giebet Krafft.

Es schmeckte nächst Clorellens Mund
Aus ohngefähr geschöpffter Lust/
Was krancke Leute macht gesund.
Wie schlecht bekam ihr diese Kost.
Was andern Krafft und Stärcke bracht/
Das hatte sie bald schwach gemacht.

Doch geht es dir nicht so allein/
Clorelle/ meine süsse Zier:
Ich muß auch so gestraffet seyn/
Und leide gleiche Pein mit dir:
Dein Blick/ der andre laben kan/
Hat meinem Hertzen weh gethan.

Der süsse Vorschmack deiner Gunst
Erreget mir den kalten Brand;
Hier hilfft mir keines Arztes Kunst/
Mein Wohlseyn steht in deiner Hand/
Eh ich kan deinen Zucker-Mund
Beküssen/ werd ich nicht gesund.

II. Anemons und Adonis Blumen 63

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