Die deutsche Eiche

Wie ihr zu dem Wahn gekommen,
Deutsche, daß für euern Baum
Ihr die Eich' habt angenommen,
Zu begreifen weiß ich's kaum.

Sie ein Bild von euerm Reiche?
Welch ein krüpplig Jammerbild!
Denn verkümmert wie die Eiche
Wächst kein Baum im Lenzgefild.

Warum nicht, die höher strebet,
Buche mit dem Riesenschaft;
Oder die so zierlich schwebet,
Birke, säuselnd geisterhaft?

Beide, die dem Blick zu Troste
Schmückt der Lenz mit frühstem Laub,
Das nicht zittert vor dem Froste,
Dem die Eiche wird zum Raub.

Und dann nagt der Maienkäfer
Scharf dem Maienfroste nach;
Und dem armen deutschen Schäfer
Bleibt ein spärlich Schattendach;

Wo im hohen Sommergrase,
Hohes träumend, er sich streckt;
Bis im Herbstwind auf die Nase
Fallend ihn die Eichel weckt.

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