Held Davoust

Der Davoust sprach: Das mich verdrießt,
Daß man hier in der Stadt
Von allen Seiten mich verschließt,
Einläßt kein Zeitungsblatt.
Held Davoust der in Schwerin sitzt!

»Grüßt doch den Gen'ral Tettenborn,
Ob er so gut will sein,
Und läßt von Zeit zu Zeit ein Korn
Von Neuigkeit herein.
Held Davoust, der in Schwerin sitzt!

»Wollt ihr nicht, lieber Herr Gen'ral,
Mir meines Kaisers Brief
Einlassen, daß ich seh' einmal,
Wie er in Dresden schlief?
Held Davoust, der in Schwerin sitzt!

»Und wenn ihr das mir nicht vergönnt;
Nun, was mein Ehgemahl
Aus Frankreich schreibt, das, denk' ich, könnt
Ihr lassen mir einmal.«
Held Davoust, der in Schwerin sitzt!

Das jammert doch den Tettenborn;
Als nun ein Brief einlief: ─
»Daß er mir nicht geräth in Zorn,
So schick' ich ihm den Brief.
Held Davoust, der in Schwerin sitzt!

»Da nimm hier diesen Brief, Kosack,
Reit ihn dem Davoust hin.«
Mit seinem Briefe der Kosack
Losreitet auf Schwerin.
Held Davoust, der in Schwerin sitzt!

Da sieht der Davoust den Kosack,
Da wird's ihm schlimm zu Sinn;
Da bricht er auf mit Sack und Pack,
Und läßt im Stich Schwerin.
Held Davoust, der aus Schwerin zieht!

Der Davoust immer läuft voraus,
Nach der Briefträger schreit:
»'Gut Botschaft bring' ich euch von Haus.« ─
Zum Hören ist keine Zeit.
Held Davoust, der aus Schwerin zieht!

Vor seines lieben Weibes Brief
Der Davoust läuft erschreckt,
Bis daß er zu der Stecknitz lief,
Dahinter er sich steckt.
Held Davoust hinter der Stecknitz!

Hör' deines Weibes Brief doch an!
Gar zärtlich überaus
Sie schreibt: »Hast du, o lieber Mann
Keine Sehnsucht denn nach Haus?
Held Davoust hinter der Stecknitz!

»Nach Haus, wo du bist in der That
Die Seel', die jetzt ist fort,
Und wo man dich viel lieber hat,
Als hier an diesem Ort.«
Held Davoust hinter der Stecknitz!

Den Davoust rührt kein Flehen nicht,
Er hat sich recht verstockt;
Und, was sein liebes Weib auch spricht,
Er an der Stecknitz hockt.
Held Davoust hinter der Stecknitz!

Willst wissen, o Napoleon,
Wo denn dein Davoust itzt,
Dein Davoust steckt, der mir geflohn,
Steckt an der Stecknitz itzt.
Held Davoust hinter der Stecknitz!

Willst wissen, wo dein Kaiser steckt,
Held Davoust! So wie du,
Hat an der Elb' er lang gesteckt,
Dann lief er ohne Schuh.
Held Davoust hinter der Stecknitz!

Er ist kein bessrer Held als du,
Doch ein bessrer Ehemann;
Er lief nach Haus der Kais'rin zu,
Und hält an sie sich an.
Held Davoust hinter der Stecknitz!

Thu' Schlafrock und Pantoffel an,
Es ist dir keine Schmach:
Sei auch ein guter Ehemann,
Und lauf dem Kaiser nach.
Held Davoust hinter der Stecknitz!

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