003
Wie der, der Väter karg gemacht den Söhnen,
An Climene um Kunde sich gewandt
Von dem, was man gesagt, ihn zu verhöhnen;
Qual venne a Climenè, per accertarsi
di ciò ch'avëa incontro a sé udito,
quei ch'ancor fa li padri ai figli scarsi;
006
So war ich jetzt in mir und so empfand
Beatrix mich und Er, deß Liebesregung
Vom Flammenkreuz ihn zu mir hergebannt.
tal era io, e tal era sentito
e da Beatrice e da la santa lampa
che pria per me avea mutato sito.
009
Drum Sie: "Folg’ itzt der inneren Bewegung,
Und laß den Wunsch hervor, nur sei er rein
Bezeichnet durch des innern Stempels Prägung.
Per che mia donna «Manda fuor la vampa
del tuo disio», mi disse, «sì ch'ella esca
segnata bene de la interna stampa:
012
Er soll nicht größre Kenntniß uns verleihn,
Doch muthig deinen Durst hier zu bekennen,
Gewöhne dich, daß man dir reiche Wein."
non perché nostra conoscenza cresca
per tuo parlare, ma perché t'ausi
a dir la sete, sì che l'uom ti mesca».
015
"O theurer Ahn, hochragend im Erkennen!
Gleich wie der Mensch sieht, daß im Dreieck nicht
Zwei stumpfe Winkel sich gestalten können,
«O cara piota mia che sì t'insusi,
che, come veggion le terrene menti
non capere in trïangol due ottusi,
018
So siehst du, was da sein wird, das Gesicht
Dem Spiegel zugewandt, der alle Zeiten
Als Gegenwart dir zeigt im klaren Licht.
così vedi le cose contingenti
anzi che sieno in sé, mirando il punto
a cui tutti li tempi son presenti;
021
Als noch Virgil bestimmt war, mich zu leiten,
Um auf den Berg, der unsre Seelen heilt,
Und zu der todten Welt hinabzuschreiten,
mentre ch'io era a Virgilio congiunto
su per lo monte che l'anime cura
e discendendo nel mondo defunto,
024
Ward von der Zukunft Kunde mir ertheilt,
Die hart ist, mag ich auch als Thurm mich fühlen,
Der trotzend steht, wenn ihn der Sturm umheult.
dette mi fuor di mia vita futura
parole gravi, avvegna ch'io mi senta
ben tetragono ai colpi di ventura;
027
Drum wüßt’ ich gern, um meinen Wunsch zu kühlen,
Welch ein Geschick mir naht. Vorausgeschaut,
Scheint minder tief ein Pfeil sich einzuwühlen."
per che la voglia mia saria contenta
d'intender qual fortuna mi s'appressa:
ché saetta previsa vien più lenta».
030
Ich sprach’s zum Licht, das mir mit süßem Laut
Gesprochen hatt’ und hatt’ ihm nun vollkommen,
Nach meiner Herrin Wink, den Wunsch vertraut.
Così diss' io a quella luce stessa
che pria m'avea parlato; e come volle
Beatrice, fu la mia voglia confessa.
033
In Räthseln nicht, wie man sie einst vernommen,
Bestimmt, ein Netz für Thoren-Wahn zu sein,
Eh’ Gottes Lamm die Sünd’ auf sich genommen,
Né per ambage, in che la gente folle
già s'inviscava pria che fosse anciso
l'Agnel di Dio che le peccata tolle,
036
In klarem Wort und bündigem Latein
Antwortete mir jene Vaterliebe
Verschlossen in der eignen Wonne Schein:
ma per chiare parole e con preciso
latin rispuose quello amor paterno,
chiuso e parvente del suo proprio riso:
039
"Der Zufall, Werk allein der Erden-Triebe,
Malt sich im ew’gen Blick, wie vorbestimmt,
Und keiner ist, der ihm verborgen bliebe,
«La contingenza, che fuor del quaderno
de la vostra matera non si stende,
tutta è dipinta nel cospetto etterno;
042
Obwohl er euch die Freiheit nicht benimmt,
So wenig, als das Aug’ ein Schifflein leitet,
Das drin sich spiegelt, wenn’s strom-unter schwimmt.
necessità però quindi non prende
se non come dal viso in che si specchia
nave che per torrente giù discende.
045
Wie Orgel-Harmonie zum Ohre gleitet,
So kann mein Aug’ im ew’gen Blicke sehn,
Welch ein Geschick die Zukunft dir bereitet: -
Da indi, sì come viene ad orecchia
dolce armonia da organo, mi viene
a vista il tempo che ti s'apparecchia.
048
Wie Hippolyt, vertrieben aus Athen]
Von der Stiefmutter treulos argen Ränken,
So mußt du aus dem Vaterlande gehn.
Qual si partio Ipolito d'Atene
per la spietata e perfida noverca,
tal di Fiorenza partir ti convene.
051
Dies wollen sie, dies ist’s, worauf sie denken;
Und wo man Christum frech zum Markte trägt,
Dort wird zur That, was Noth thut, dich zu kränken.
Questo si vuole e questo già si cerca,
e tosto verrà fatto a chi ciò pensa
là dove Cristo tutto dì si merca.
054
Und dem verletzten Theil folgt, wie er pflegt,
Der Ruf der Schuld - allein die Wahrheit künden
Wird Gottes Rache, die den Argen schlägt.
La colpa seguirà la parte offensa
in grido, come suol; ma la vendetta
fia testimonio al ver che la dispensa.
057
Du wirst dich Allem, was du liebst, entwinden,
Und wirst, wenn dies dir bittern Schmerz erweckt,
Darin den ersten Pfeil des Banns empfinden.
Tu lascerai ogne cosa diletta
più caramente; e questo è quello strale
che l'arco de lo essilio pria saetta.
060
Wie fremdes Brod gar scharf versalzen schmeckt,
Wie hart es ist, zu steigen fremde Stiegen,
Wird dann durch die Erfahrung dir entdeckt.
Tu proverai sì come sa di sale
lo pane altrui, e come è duro calle
lo scendere e 'l salir per l'altrui scale.
063
Doch wird so schwer nichts deinen Rücken biegen,
Als die Gesellschaft jener schlechten Schaar,
Mit welcher du dem Bann wirst unterliegen.
E quel che più ti graverà le spalle,
sarà la compagnia malvagia e scempia
con la qual tu cadrai in questa valle;
066
Ganz toll, und ganz verrucht und undankbar,
Bekämpft sie dich; doch zeiget bald, zerschlagen,
Ihr Kopf, nicht deiner, wer im Rechte war.
che tutta ingrata, tutta matta ed empia
si farà contr' a te; ma, poco appresso,
ella, non tu, n'avrà rossa la tempia.
069
Wie dumm sie ist, das wird ihr Thun besagen;
Und daß du für dich selbst Partei gemacht,
Wird dir erwünschte, schöne Früchte tragen.
Di sua bestialitate il suo processo
farà la prova; sì ch'a te fia bello
averti fatta parte per te stesso.
072
Die erste Zuflucht in der harten Acht
Wird dir der herrliche Lombard’ gewähren,
Den heil’ger Aar und Leiter kenntlich macht.
Lo primo tuo refugio e 'l primo ostello
sarà la cortesia del gran Lombardo
che 'n su la scala porta il santo uccello;
075
Zwischen euch wird von Geben und Begehren
Das, was sonst später kommt, das Erste sein,
So sorgsam wird auf dich sein Blick sich kehren.
ch'in te avrà sì benigno riguardo,
che del fare e del chieder, tra voi due,
fia primo quel che tra li altri è più tardo.
078
Dort siehst du Ihn, dem dieses Sternes Schein]
Bei der Geburt im hellsten Licht entglommen,
Ihm das Gepräg zu hoher That zu leihn.
Con lui vedrai colui che 'mpresso fue,
nascendo, sì da questa stella forte,
che notabili fier l'opere sue.
081
Und hat die Welt noch nichts davon vernommen,
So ist’s, weil eben erst der Jahre neun
Den Lauf die Sonne hat um ihn genommen.
Non se ne son le genti ancora accorte
per la novella età, ché pur nove anni
son queste rote intorno di lui torte;
084
Eh’ der Gascogner Heinrich wird bedräun,
Wird er schon Funken seiner Tugend weisen,
Wird Gold nicht achten, keine Mühsal scheu’n.
ma pria che 'l Guasco l'alto Arrigo inganni,
parran faville de la sua virtute
in non curar d'argento né d'affanni.
087
Von seiner Großmuth Proben und Beweisen
Wird so die Welt erfüllt, daß selbst der Troß
Der Feinde nicht vermag, sie nicht zu preisen.
Le sue magnificenze conosciute
saranno ancora, sì che ' suoi nemici
non ne potran tener le lingue mute.
090
Leg’ seiner Huld getrost dich in den Schooß!
Indem er Arme reich macht, arm die Reichen,
Wird er verwandeln vieler Menschen Loos.
A lui t'aspetta e a' suoi benefici;
per lui fia trasmutata molta gente,
cambiando condizion ricchi e mendici;
093
Und dies noch laß nicht aus dem Sinn dir weichen
Von ihm - doch schweig’!" Dann sagt’ er Dinge mir,
Die dem selbst, der sie sah, noch Wundern gleichen.
e portera'ne scritto ne la mente
di lui, e nol dirai»; e disse cose
incredibili a quei che fier presente.
096
"Sohn," also sprach er weiter, "siehe hier,
Zu dem, was dir verkündet ward, die Glossen.
Schon droht man aus dem Hinterhalte dir.
Poi giunse: «Figlio, queste son le chiose
di quel che ti fu detto; ecco le 'nsidie
che dietro a pochi giri son nascose.
099
Doch nicht beneide deine Landsgenossen,
Denn lang, bevor du sinkst in’s dunkle Grab,
Ist dem Verrath gerechte Rach’ entsprossen."
Non vo' però ch'a' tuoi vicini invidie,
poscia che s'infutura la tua vita
vie più là che 'l punir di lor perfidie».
102
Hier brach die heil’ge Seel’ ihr Reden ab,
Und hatte das Gewebe ganz vollendet,
Wozu ich fragend ihr den Aufzug gab.
Poi che, tacendo, si mostrò spedita
l'anima santa di metter la trama
in quella tela ch'io le porsi ordita,
105
Und wie man zweifelnd sich an Jemand wendet,
Der innig liebt und Rechtes will, und sieht
Nach gutem Rath - so ich, als er geendet:
io cominciai, come colui che brama,
dubitando, consiglio da persona
che vede e vuol dirittamente e ama:
108
"Ich seh’s, wie rasch heran die Stunde zieht,
Um gegen mich den scharfen Pfeil zu kehren,
Der schwerer trifft, wen die Voraussicht flieht.
«Ben veggio, padre mio, sì come sprona
lo tempo verso me, per colpo darmi
tal, ch'è più grave a chi più s'abbandona;
111
Drum muß ich wohl mit Vorsicht mich bewehren,
Um fern dem Ort, der, was ich lieb’, enthält,
Nicht durch mein Lied der Zuflucht zu entbehren.
per che di provedenza è buon ch'io m'armi,
sì che, se loco m'è tolto più caro,
io non perdessi li altri per miei carmi.
114
Denn reisend durch die endlos bittre Welt,
Dann auf den Berg, wo mich, vom Angesichte
Der Herrin, Licht zum höhern Flug erhellt,
Giù per lo mondo sanza fine amaro,
e per lo monte del cui bel cacume
li occhi de la mia donna mi levaro,
117
Dann durch den Himmel selbst von Licht zu Lichte,
Erfuhr ich, was wohl Manchen brennt und beißt
Durch ätzenden Geschmack, wenn ich’s berichte.
e poscia per lo ciel, di lume in lume,
ho io appreso quel che s'io ridico,
a molti fia sapor di forte agrume;
120
Und zagt, der Wahrheit feiger Freund, mein Geist,
Dann, fürcht’ ich, bin ich todt bei jenen Allen,
Bei welchen diese Zeit die alte heißt."
e s'io al vero son timido amico,
temo di perder viver tra coloro
che questo tempo chiameranno antico».
123
Und neuen Glanz sah ich dem Licht entwallen,
Das Strahlen, wie ein goldner Spiegel, warf,
Auf den der Sonne Feuerblicke fallen.
La luce in che rideva il mio tesoro
ch'io trovai lì, si fé prima corusca,
quale a raggio di sole specchio d'oro;
126
"Wer rein nicht sein Gewissen nennen darf,"
Sprach er, "wen eigne Schmach, wen fremde drücket,
Dem schmeckt wohl deine Rede streng und scharf.
indi rispuose: «Coscïenza fusca
o de la propria o de l'altrui vergogna
pur sentirà la tua parola brusca.
129
Dennoch verkünde ganz und unzerstücket
Was du gesehn, von jeder Schminke frei,
Und laß nur den sich kratzen, den es jücket.
Ma nondimen, rimossa ogne menzogna,
tutta tua visïon fa manifesta;
e lascia pur grattar dov' è la rogna.
132
Ob schwer dein Wort beim ersten Kosten sei,
Doch Nahrung hinterläßt’s zu kräft’germ Leben,
Ist des Gerichts Verdauung erst vorbei.
Ché se la voce tua sarà molesta
nel primo gusto, vital nodrimento
lascerà poi, quando sarà digesta.
135
Dein Laut wird sich, dem Sturme gleich, erheben,
Der hohe Gipfel stärker schüttelnd faßt,
Und dies wird Grund zu größrer Ehre geben.
Questo tuo grido farà come vento,
che le più alte cime più percuote;
e ciò non fa d'onor poco argomento.
138
Drum sind berühmte Seelen alle fast,
Die du im dunkeln wehevollen Schlunde
Und auf dem Berg und hier gesehen hast.
Però ti son mostrate in queste rote,
nel monte e ne la valle dolorosa
pur l'anime che son di fama note,
141
Denn Niemand traut beruhigt einer Kunde,
Verbirgt das Bild, das sie vor Augen stellt,
Die Wurzel tief im unbekannten Grunde,
che l'animo di quel ch'ode, non posa
né ferma fede per essempro ch'aia
la sua radice incognita e ascosa,
144
Und nur was hell strahlt überzeugt die Welt."
né per altro argomento che non paia».

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