003
So, schöne Frau Clemenza, lehrte mich
Dein Karl, und auch den Trug des Ränkevollen,
Der dein Geschlecht betreffen sollt' und dich;
Da poi che Carlo tuo, bella Clemenza,
m'ebbe chiarito, mi narrò li 'nganni
che ricever dovea la sua semenza;
006
Doch sprach er: »Schweig und laß die Jahre rollen!«
Drum sag' ich nichts als dies, daß Tränen nicht
Zur Strafe solcher Schuld ausbleiben sollen.
ma disse: «Taci e lascia muover li anni»;
sì ch'io non posso dir se non che pianto
giusto verrà di retro ai vostri danni.
009
Schon wandte sich zurück das heil'ge Licht
Zu jener Sonne, die ihm Fülle sendet,
Als zu dem Gut, daran es nie gebricht. ─
E già la vita di quel lume santo
rivolta s'era al Sol che la rïempie
come quel ben ch'a ogne cosa è tanto.
012
O ihr verstockten Seelen, die verblendet
Ihr euer Herz abkehrt von solchem Gut
Und eure Stirn nach Eitelkeiten wendet! ─
Ahi anime ingannate e fatture empie,
che da sì fatto ben torcete i cuori,
drizzando in vanità le vostre tempie!
015
Und sieh, ein andres Licht in heller Glut
Kam auf mich zu; sein Glänzen, das sich mehrte,
Hieß mich willkommen und verlieh mir Mut.
Ed ecco un altro di quelli splendori
ver' me si fece, e 'l suo voler piacermi
significava nel chiarir di fori.
018
Beatrix, die auf mich die Augen kehrte,
Sah wieder mich mit jenem Lächeln an,
Das ihre teure Zustimmung mich lehrte.
Li occhi di Bëatrice, ch'eran fermi
sovra me, come pria, di caro assenso
al mio disio certificato fermi.
021
»O stille meinen Wunsch (sprach ich sodann),
Verklärter Geist, und laß mich bald erkennen,
Daß mein Gedank' in dir sich spiegeln kann.«
«Deh, metti al mio voler tosto compenso,
beato spirto», dissi, «e fammi prova
ch'i' possa in te refletter quel ch'io penso!».
024
Erst sang das Licht (noch wußt' ich's nicht zu nennen)
Aus seiner Tief', und redend fuhr es fort,
Gleich solchen, die vor Lust am Wohltun brennen:
Onde la luce che m'era ancor nova,
del suo profondo, ond' ella pria cantava,
seguette come a cui di ben far giova:
027
»Im argen Land Italien ist ein Ort
Zwischen der Brenta und der Piava Quellen
Und dem Rialto, und ein Berg ist dort,
«In quella parte de la terra prava
italica che siede tra Rïalto
e le fontane di Brenta e di Piava,
030
Nicht hoch, mit einer Burg, von deren Wällen
Einst eine Fackel in das Tal sich schwang,
Die schlimm gewütet hat an vielen Stellen.
si leva un colle, e non surge molt' alto,
là onde scese già una facella
che fece a la contrada un grande assalto.
033
Aus einer Wurzel ich und sie entsprang;
Cunizza hieß ich, die in diesem Schimmer
Strahlt, weil mich dieses Sternes Licht bezwang.
D'una radice nacqui e io ed ella:
Cunizza fui chiamata, e qui refulgo
perché mi vinse il lume d'esta stella;
036
Fröhlich verzeih' ich selbst mir, daß aus schlimmer
Ursach mein Los erwuchs, bar aller Pein;
Vielleicht begreift das euer Pöbel nimmer.
ma lietamente a me medesma indulgo
la cagion di mia sorte, e non mi noia;
che parria forse forte al vostro vulgo.
039
Der neben mir, ein teurer Edelstein
Der Welt hier oben, hinterließ der euern
Ruhm, der auf Erden wird lebendig sein,
Di questa luculenta e cara gioia
del nostro cielo che più m'è propinqua,
grande fama rimase; e pria che moia,
042
Bis fünfmal sich die Jubeljahr' erneuern.
Solch zweites Leben nach dem ersten mag
Den Menschen wohl zum Trefflichen befeuern.
questo centesimo anno ancor s'incinqua:
vedi se far si dee l'omo eccellente,
sì ch'altra vita la prima relinqua.
045
So aber denkt das Volk nicht heutzutag,
Das Etsch und Tagliamentos Fluß umschließen,
Und nicht bereut es nach dem Staupenschlag.
E ciò non pensa la turba presente
che Tagliamento e Adice richiude,
né per esser battuta ancor si pente;
048
»Bald aber wird sich Paduas Blut ergießen,
Den Sumpf verfärbend auf Vicenzas Plan,
Weil seine Bürger Pflicht und Recht verstießen.
ma tosto fia che Padova al palude
cangerà l'acqua che Vincenza bagna,
per essere al dover le genti crude;
051
Und wo der Sile fließt in den Cagnan,
Herrscht einer heut und schreitet stolz einher,
Indes man schon das Netz flicht, ihn zu fahn.
e dove Sile e Cagnan s'accompagna,
tal signoreggia e va con la testa alta,
che già per lui carpir si fa la ragna.
054
Die Schuld des argen Hirten wird sich schwer
An Feltro rächen, und in Malta zöge
Nicht leicht ein Frevler ein so schlimm wie der.
Piangerà Feltro ancora la difalta
de l'empio suo pastor, che sarà sconcia
sì, che per simil non s'entrò in malta.
057
Zu eng wär' auch der weiteste der Tröge,
Zu fassen all' das Ferraresenblut,
Und müde würde, wer lotweise wöge,
Troppo sarebbe larga la bigoncia
che ricevesse il sangue ferrarese,
e stanco chi 'l pesasse a oncia a oncia,
060
Was der Prälat wegschenkt voll Edelmut,
Um sich getreu zu zeigen den Patronen,
Und ganz nach Landesbrauch ist sein Tribut.
che donerà questo prete cortese
per mostrarsi di parte; e cotai doni
conformi fieno al viver del paese.
063
Dort oben gibt es Spiegel ─ ihr sagt Thronen ─,
Wo wir im Abglanz Gott als Richter sehn,
Daher der Müh' sich diese Worte lohnen.«
Sù sono specchi, voi dicete Troni,
onde refulge a noi Dio giudicante;
sì che questi parlar ne paion buoni».
066
Hier schwieg sie; und sie gab mir zu verstehn,
Daß sie auf andres merke, denn sie wandte
Zum Reigen sich, wie schon vorhin geschehn.
Qui si tacette; e fecemi sembiante
che fosse ad altro volta, per la rota
in che si mise com' era davante.
069
Die andre Wonne, die vorhin sie nannte
Als ein Juwel, trat vor mein Angesicht,
Gleich dem von Sonne blitzenden Demante.
L'altra letizia, che m'era già nota
per cara cosa, mi si fece in vista
qual fin balasso in che lo sol percuota.
072
Durch Freud' erwirbt man droben Glanz und Licht,
Wie Lächeln hier; dort unten aber weben
Ums Haupt der Trauernden sich Schatten dicht.
Per letiziar là sù fulgor s'acquista,
sì come riso qui; ma giù s'abbuia
l'ombra di fuor, come la mente è trista.
075
»Dir, sel'ger Geist (begann ich), ist's gegeben,
In Gottes Sehn zu sehn, daher du klar
Die Wünsch' erkennst, sobald sie sich erheben,
«Dio vede tutto, e tuo veder s'inluia»,
diss' io, «beato spirto, sì che nulla
voglia di sé a te puot' esser fuia.
078
Soll deine Stimme denn, die immerdar
Mitjauchzt, wann jene heil'gen Feuer singen,
Die sich sechs Flügel machen zum Talar,
Dunque la voce tua, che 'l ciel trastulla
sempre col canto di quei fuochi pii
che di sei ali facen la coculla,
081
Soll diese Stimme nicht auch mir erklingen?
Durchschaut' ich dich, wie du mein Innres siehst,
Ich säumte nicht, dir alles darzubringen.« ─
perché non satisface a' miei disii?
Già non attendere' io tua dimanda,
s'io m'intuassi, come tu t'inmii».
084
»Das größte Tal, darinnen Wasser fließt,«
So kam die Antwort, meinem Flehn gewogen,
Nächst jenem Meere, das die Erd' umschließt,
«La maggior valle in che l'acqua si spanda»,
incominciaro allor le sue parole,
«fuor di quel mar che la terra inghirlanda,
087
»Dehnt zwischen Feindesküsten seine Wogen
Ostwärts so weit, daß es zum Himmelsrand
Und zum Meridian macht einen Bogen.
tra ' discordanti liti contra 'l sole
tanto sen va, che fa meridïano
là dove l'orizzonte pria far suole.
090
An diesem Tal wohnt' ich, vom Ebrostrand
Und Macra gleich entfernt, des kurze Länge
Trennt genuesisch und toskanisch Land.
Di quella valle fu' io litorano
tra Ebro e Macra, che per cammin corto
parte lo Genovese dal Toscano.
093
Zugleich fast haben Auf- und Untergänge
Bugea und der Ort, der mich gebar,
Des Hafen einst rot ward im Schlachtgedränge.
Ad un occaso quasi e ad un orto
Buggea siede e la terra ond' io fui,
che fé del sangue suo già caldo il porto.
096
Man hieß mich Folco, wo bekannt ich war;
Jetzt präg' ich diesen Himmel, wo ich raste,
Wie ich von ihm geprägt ward ganz und gar.
Folco mi disse quella gente a cui
fu noto il nome mio; e questo cielo
di me s'imprenta, com' io fe' di lui;
099
Nicht Dido war entflammt von ihrem Gaste,
Zu des Sichäus und Krëusas Hohn,
Wie ich, solang' es zu den Haaren paßte;
ché più non arse la figlia di Belo,
noiando e a Sicheo e a Creusa,
di me, infin che si convenne al pelo;
102
Noch jene Phyllis, die vom Demophon
Betrogen ward in Rhodopes Revieren,
Noch um Jolens Gunst Alkmenens Sohn.
né quella Rodopëa che delusa
fu da Demofoonte, né Alcide
quando Iole nel core ebbe rinchiusa.
105
Doch hier bereun wir nicht, wir jubilieren,
Nicht ob der Schuld, die nicht für uns mehr lebt,
Nein, ob der Macht und Weisheit, die regieren.
Non però qui si pente, ma si ride,
non de la colpa, ch'a mente non torna,
ma del valor ch'ordinò e provide.
108
Hier schaut man in die Kunst, die herrlich webt
Mit solcher Huld, und wird des Gutes inne,
Um das zur höhern Welt die mindre strebt.
Qui si rimira ne l'arte ch'addorna
cotanto affetto, e discernesi 'l bene
per che 'l mondo di sù quel di giù torna.
111
Damit nun aber volle Ruh' gewinne,
Was diese Sphär' an Wünschen dir entfacht,
Ist's nötig, daß von anderm ich beginne.
Ma perché tutte le tue voglie piene
ten porti che son nate in questa spera,
proceder ancor oltre mi convene.
114
Du wüßtest gern, wer ist in dieser Pracht,
Die nahe glänzt mit solchem Funkelscheine,
Wie Sonnenstrahl in lauterm Wasser lacht.
Tu vuo' saper chi è in questa lumera
che qui appresso me così scintilla
come raggio di sole in acqua mera.
117
So wisse, Rahab ruht in diesem Schreine;
Denn unsrer Ordnung ist sie zugesellt
Und hier besiegelt als der höchsten eine.
Or sappi che là entro si tranquilla
Raab; e a nostr' ordine congiunta,
di lei nel sommo grado si sigilla.
120
Hier, wo der Schatten, der vom Erdball fällt,
Ausläuft, ward als die erste sie empfangen,
Als Christus überwand die Unterwelt.
Da questo cielo, in cui l'ombra s'appunta
che 'l vostro mondo face, pria ch'altr' alma
del trïunfo di Cristo fu assunta.
123
Wohl ziemt es ihr, als Palme hier zu prangen
Des hohen Siegs, dem ew'ger Preis gebührt,
Den eine Hand und andre Hand errangen,
Ben si convenne lei lasciar per palma
in alcun cielo de l'alta vittoria
che s'acquistò con l'una e l'altra palma,
126
Weil sie den Josua zum Ruhm geführt
In jenem heil'gen Lande, das vergessen
Zu sein scheint und den Papst nur wenig rührt.
perch' ella favorò la prima gloria
di Iosüè in su la Terra Santa,
che poco tocca al papa la memoria.
129
Ja, deine Stadt, die arge Pflanzung dessen,
Der sich zuerst dem Schöpfer widersetzt,
Des Neid so viele Tränen sollt' erpressen,
La tua città, che di colui è pianta
che pria volse le spalle al suo fattore
e di cui è la 'nvidia tanto pianta,
132
Verbreitet die verfluchte Blume jetzt,
Die Schaf und Lamm vom Wege hat gezogen,
Weil sie den Wolf zum Hirten hat gesetzt.
produce e spande il maladetto fiore
c'ha disvïate le pecore e li agni,
però che fatto ha lupo del pastore.
135
Um die sind Schrift und große Theologen
Versäumt; man schlägt die Dekretalen nach,
Studiert sie, bis die Ränder sind verbogen.
Per questo l'Evangelio e i dottor magni
son derelitti, e solo ai Decretali
si studia, sì che pare a' lor vivagni.
138
Die hält jetzt Papst und Kardinäle wach.
Als ob sie Nazareths vergessen hätten,
Wo Gabriel kniete unter niederm Dach.
A questo intende il papa e' cardinali;
non vanno i lor pensieri a Nazarette,
là dove Gabrïello aperse l'ali.
141
Doch Vatikan und Roms erkorne Stätten,
Das große Totenfeld, wo das Gebein
Der Truppen Petri ruht, ─ Gott wird sie retten
Ma Vaticano e l'altre parti elette
di Roma che son state cimitero
a la milizia che Pietro seguette,
144
Und von dem Ehebruche bald befrein.«
tosto libere fien de l'avoltero».

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