Boccaccio (F. Zell/Richard Genée nach Boccace ou Le Décaméron von Jean Bayard, A. de Leuven, Léon-Lévy Brunswick und Victor-Arthur de Beauplan), komische Operette 3 Akte (1. Febr. 1879 Wien, Carl-Theater)
Musik von Franz von Suppè
Giovanni Boccaccio
Pietro, Prinz von Palermo
Scalza, Barbier
Beatrice, seine Frau
Lotteringhi, Faßbinder
Isabella, seine Frau
Lambertuccio, Gewürzkrämer
Petronella, seine Frau
Fiametta, beider Ziehtochter
Leonetto, Student
Ghecco, ein Bettler
Fresco, Lehrjunge Lotteringhis
Der Majordomus des Herzogs
Ein Unbekannter
Ein Ausrufer
Studenten. Hofleute. Volk von Florenz. Bettler
Florenz 1331
1. Akt. Platz vor einer Kirche, mit dem Hause Scalzas. Der junge Boccaccio macht sich in seinen Novellen über die Ehemänner von Florenz lustig und erzählt obendrein dem Prinzen Pietro, der in die lustige Stadt gekommen ist, um sich zu amüsieren, daß er seine Novellen nicht erdichte, sondern erlebe. Pietro bittet Boccaccio, ihn als gelehrigen Schüler anzunehmen, denn ihm liege auch mehr am Erleben als am Dichten. Der Prinz kommt denn auch gleich mitten hinein ins abenteuerliche Liebesleben, knüpft mit der schönen Faßbindersfrau Isabella an und nimmt als nicht willkommene Beigabe die Schläge in Empfang, welche die empörten Ehemänner von Florenz dem Boccaccio zugedacht haben, für den sie den Prinzen fälschlich halten. - Boccaccio liebt zwar die reizende Fiametta, was ihn aber nicht abhält, noch nebenbei ein Liebesverhältnis mit Scalzas Frau Beatrice zu unterhalten. Aber auch der Student Leonetto schleicht zu Beatrice. Von Scalza überrascht, wird Leonetto freundschaftlichst von Boccaccio aus der Patsche gezogen, indem der niemals verlegene Dichter einen Studentenkrawall inszeniert. Lambertuccio, Lotteringhi und Scalza, die in den Novellen ziemlich deutlich gekennzeichnet sind, erregen eine Revolte, wobei der als Bettler verkleidete Boccaccio gezwungen wird, den Scheiterhaufen anzuzünden, auf dem die erregte Bevölkerung seine Werke verbrennt.
2. Akt. Geteilte Bühne. Links Arbeitsraum und Haus Lotteringhis, rechts Garten und Haus Lambertuccios. Boccaccio, Pietro und Leonetto bringen ihren Liebsten ein Ständchen. Leonetto muß sich für die Freunde opfern und der alten Petronella den Hof machen, um dieselbe abzulenken. Der ewig betrunkene Lotteringhi stört die Huldigung der Liebhaber, doch bringt die zungengewandte Isabella ihren Mann halb fort. Nun kehren die Freunde in Verkleidungen zurück. Pietro als Offizier, der unter dem Vorwande, ein Faß kaufen zu wollen, Lotteringhi veranlaßt, das Faß gründlich zu untersuchen und währenddessen mit Isabella kost; Leonetto mit einem falschen Bart und einer Teufelsmaske unter dem Arm, die im Notfalle gebraucht werden soll, die abergläubischen Florentiner zu erschrecken und zu verjagen; Boccaccio als Bauerntölpel, der mit gutgespielter Dummheit den albernen Lambertuccio zur Verzweiflung treibt und ihn auf einen Baum hinauflockt, den er für verzaubert ausgibt. Als Lambertuccio von oben sieht, wie Pietro mit Isabella, Boccaccio mit Fiametta und Leonetto gar mit seiner eigenen Frau kost, hält er den unschuldigen Obstbaum wirklich für behext. Diese List Boccaccios hilft aber den Freunden nicht lange, denn schon kommt Scalza mit anderen Florentinern, die den frivolen Dichter hier vermuten. Schnell verbergen sich die drei Liebhaber in Isabellas Haus. Wieder wird ein anderer an Stelle Boccaccios durchgebläut, ein Unbekannter, der sich als Abgesandter des Herzogs entpuppt. Er ist gekommen, um Fiametta, die natürliche Tochter des Herzogs, von den Zieheltern abzuholen und führt sie in den Palast. Nachdem sie fort sind, sichern sich die drei Freunde vermittels der Teufelsmaske, die Boccaccio angelegt, den Rückzug, denn wie sie richtig gerechnet, erzittern die Florentiner beim Anblick des Teufels, verbergen, in die Knie sinkend, ihr Antlitz, wodurch die Freunde, glücklich hinausgelangen.
3. Akt. Saal im Schlosse des Herzogs. Boccaccio ist an den Hof gezogen und erfreut die Gesellschaft durch Vortrag geistvoller Novellen. Er kann Fiametta sehen und ihr seine unwandelbare Liebe versichern. Lambertuccio als Pflegevater Fiamettas vom Herzog ausgezeichnet, wird aus einem Gegner Boccaccios dessen Bewunderer, und weiß auch Lotteringhi und Scalza zu bewegen, ihre Klagen gegen den gefeierten Dichter zu unterdrücken. Pietro will Boccaccio mit an den Hof nach Palermo nehmen, da man aber dem nunmehr anerkannten Novellisten in Florenz eine Professur an der Universität zur Interpretation Dantes anbietet, so bleibt er in seiner Vaterstadt und bei Fiametta, deren Hand ihm in Aussicht gestellt wird. - (Ursprünglich folgte am Schluß die Aufführung einer commedia del Arte, worin die ganzen Vorgänge noch einmal kurz und grotesk geschildert wurden. Das bleibt aber jetzt meistens fort.)
???? Anton Paulik; Chor & Orchester der Wiener Staatsoper
Beatrice: Gerda Scheyrer
Giovanni Boccaccio: Waldemar Kmentt
Lotteringhi: Laszlo Szemere
Scalza: Walter Berry
Elite special 73386 (CD)
1960-70 Frank Fox; Berliner Symphoniker
Beatrice: Ursula Schirrmacher
Fiametta: Renate Holm
Giovanni Boccaccio: Rudolf Schock
Lambertuccio: Rupert Glawitsch
Lotteringhi: Ernst Krukowski
Peronella: Alice Oelke
Pietro: Peter Manuel
Scalza: Elfried Marlo
ariola (LP) / eurodisc (CD)
1965 Carl Michalski; Symphonie-Orchester Graunke
Fiametta: Anneliese Rothenberger
Giovanni Boccaccio: Hermann Prey
Lambertuccio: Hans Günther Grimm
Leonetto: Hans Günther Grimm
Lotteringhi: Heinz Hoppe
Pietro: Heinz Hoppe
Laserlight 16047 (CD)
1975 Willi Boskovsky; Bayerisches Symphonie-Orchester
Ausrufer: Bruno Pola
Beatrice: Edda Moser
Fiametta: Anneliese Rothenberger
Giovanni Boccaccio: Hermann Prey
Isabella: Kari Lövaas
Lambertuccio: Friedrich Lenz
Leonetto: Walter Berry
Lotteringhi: Adolf Dallapozza
Peronella: Gisela Litz
Pietro: Willi Brokmeier
Scalza: Kurt Böhme
EMI 193-30 216/17 (2 LP) / EMI 5 66179 2 (2 CD)