Beim Abschied vom Markte lernt man die Kaufleute kennen.
Abschied
Beim Abschied wird die Zuneigung zu den Dingen, die uns lieb sind, immer ein wenig wärmer.
Abschied
Michel de Montaigne (1533-1592)
Den Abschied hinter der Tür nehmen.
Abschied
D. h. davongehen.
Den Abschied unter die Füße nehmen.
Abschied
Die Abschiede der Freundschaft haben zwar etwas von dem schwermütigen, aber nichts von dem ängstlichen Abschiede der Liebe.
Abschied
en] The farewells of friendship have indeed smething of the melancholy, but not the anguis, of those of love.
Die Jugend und die schöne Liebe, alles hat sein Ende.
Abschied
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Einem seinen Abschied geben.
Abschied
Auch: Einem seinen Abschied geben, in dem Sinne, ein bräutliches Verhältnis auflösen.
Einen polnischen (stumpfen) Abschied nehmen.
Abschied
D. h. weggehen ohne genommenen Abschied, oder auch mit Hinterlassung gemachter Schulden sich in der Stille wegschleichen. Besonders in (Provinz) Preußen üblich, weil vielleicht einige Polen, die ihres Handels wegen Preußen besuchten, dies dort zuweilen mögen getan haben. Vielleicht kann auch der heimliche Abzug des Königs Heinrich aus Polen, der 1573 in der Nacht und ohne Abschied erfolgte, zu dieser Redensart Veranlassung gegeben haben.
Er nimmt Abschied wie der Teufel, mit Gestank.
Abschied
la] Discedit foetore relicto.
Er nimmt Abschied wie die Katze vom Taubenschlage.
Abschied
Erlaube mir zuvor, daß ich Abschied nehme.
Abschied
Lukas 9,61
Es gibt Menschen, die auf Abschiede hinleben, und andere, die sich vor ihnen fürchten.
Abschied
Französisch Abschied nehmen.
Abschied
In ganz Schwaben.
Ich mach' ihm den Abschied nicht schwer.
Abschied
Wenn man jemanden gern gehen sieht.
Im Moment des Zusammenkommens beginnt die Trennung.
Abschied
Jeder Abschied ist eine Mobilmachung für die Erinnerung.
Abschied
Kluge Leute verstehen es, den Abschied von der Jugend auf mehrere Jahrzehnte zu verteilen.
Abschied
Kurz ist der Abschied für die lange Freundschaft.
Abschied
Friedrich von Schiller (1759-1805), D. Jungfrau von Orleans (1801), III, 6 (Lionel)
Lass dich meinen Abschied nicht dauern.
Abschied
Man hat ihm den Abschied und Willkommen gegeben.
Abschied
Von einem zuchthäuslichen Gebrauch entlehnt.
Man ist unzufrieden, wenn jemand, dem man doch selber den Abschied gegeben hat, sich bald tröstet.
Abschied
Man schreibt nicht so ausführlich,
Abschied
Heinrich Heine (1797-1856), Neue Gedichte. Neuer Frühling (ged. 1828-1831), Nr. 34
Manche nehmen immer noch Abschied von der eigenen Jugend, wenn sie die fremde schon lange nicht mehr kennen.
Abschied
Morgen muss ich weg von hier
Abschied
Des Knaben Wunderhorn (1806-1808), Lebewohl. Melodie von Friedrich Silcher (komp. 1827)
Sich kennen und lieben lernen - und dann sich trennen ist die traurige Geschichte vieler menschlicher Herzen.
Abschied
Samuel Taylor Coleridge (1772-1834)
Wer liebt und Abschied nimmt, der lebt, um woanders weiterzulieben.
Abschied
Claude Anet (1868-1931)
Bei Gott gibt es kein Abschiednehmen.
Abschiednehmen
Antonin-Gilbert Sertillanges (1863-1948)
Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter,
Abschiednehmen
Joseph Viktor von Scheffel (1826-1886), Der Trompeter von Säckingen (1854), Ges. 14. Melogie von Viktor Ernst Nessler
Bitter und süß ist der Abschiedskuss an der Lippe des Freundes.
Abschiedskuss
Johann Gottfried von Herder, Sämtl. Werke (1805-1820), Blumenlese aus morgenländischen Dichtern, Das Rosental, Buch 4, Der Abschied
Abschiedsstunden sind die feierlichsten.
Abschiedsstunde
Den Abschiedstrunk tun.
Abschiedstrunk
Den letzten Trunk, den der Wirt einem Gaste nach der bezahlten Zeche, während derselbe im Begriff fortzugehen ist, reicht, heißt der Franzose: Vin de l'étrier (Steigbügelwein; vgl. auch Sattelbrot).
Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebeserklärungen.
Abschiedsworte
Theodor Fontane (1819-1898)
Dat hewe 'k iäm afsghuaten, sach de Biur, da hadd' e sin twedde Kind selwer doft.
Abschießen
(Kirchspiel Hemer in der Grafschaft Mark)
Man hat ihn abgeschifft.
Abschiffen
Man hat sich von ihm losgemacht, sich seiner entschlagen. Von einem Schiffe, das bugsiert oder begleitet worden.
Er liegt wie abgeschlachtet.
Abschlachten
(Ostpreußen)
Es ist die Abschlachtung unschuldiger Kinder.
Abschlachtung
Im englischen Parlamente wird damit das Aufgeben der noch nicht durch alle (sieben) Stadien geförderten Gesetzentwürfe bezeichnet.
Abschlag ist gute Bezahlung.
Abschlag
Abschlagen: eine Schuld durch die andere aufheben, was in den Rechten als Bezahlung angesehen wird, sowohl im römischen als deutschen. Wegen der Vorteile, die sie bietet, hat Karl der Große sogar verordnet, dass jemand, der sich mit einem anderen in Abrechnung einzulassen weigert, seine ganze Forderung verlieren soll.
Dreimal Abschlag erst recht Zusag.
Abschlag
Abgeschlagen, wie ein Bettelmannsstecken.
Abschlagen
la] In turpibus Argus, in disciplinis talpa.
Besser rund abschlagen, als (das Maul) lange (vergeblich) hinhalten.
Abschlagen
la] Minus decipitur, cui cito negatur. (Publ. Syr.)
Es ist so gut wie abgeschlagen, wenn man's auf die lange Bank will tragen.
Abschlagen
la] Qui differt aut dubitat neganti est proximus.
Es wird nichts abgeschlagen, als worum man bittet.
Abschlagen
Etwas abschlagen wie der Scythe den Esel.
Abschlagen
Von denen, die sich mit Worten weigern, etwas anzunehmen, was sie doch gern hätten. Nach einer Fabel, zufolge der ein Scythe auf einen toten Esel, behufs der Stillung seines Hungers verwiesen wurde, anfänglich sich weigerte, später aber genoss.
Freundlich abgeschlagen ist halb zugesagt.
Abschlagen
nl] Zeet afslaan is half toe seggen.
Hy slaat niess af, as Fliegen.
Abschlagen
(Niederlande)
Kurz abschlagen, ist eine Freundschaft erweisen.
Abschlagen
la] Beneficium est, si cito negas quod petitur.
Lieber freundlich abgeschlagen, als mürrisch (unwillig) gegeben.
Abschlagen
la] Pars beneficii est quod petitur, si belle neges. (Publ. Syr.)
Man schlag es ab oder schlag es zu, alles ist gut, was man in einen Bettelsack tu'.
Abschlagen
Sie schlägt keinem ab.
Abschlagen
nl] Zij slaat niemand af.
Indes eine Abschlagszahlung, sagt Borg, da schlug er dem Bäcker, dem er zehn Gulden für Brot schuldete, den Hut vom Kopfe.
Abschlagszahlung
Er schleicht ab, wie die Katze vom Taubenschlage.
Abschleichen
Das schmeißt nichts ab.
Abschmeißen
Bei dem Geschäft ist nichts zu verdienen, es bringt keinen Gewinn.
Er hat abgeschmiedet.
Abschmieden
Er ist fertig mit dem Seinen.
Einen abschmieren, dass alle Engel lahmen.
Abschmieren
Abschneiden ist leichter als ansetzen.
Abschneiden
dk] Bedre at skiere end at saette til. - Bedre for viid kiortel end skarved.
Ehe man einmal abschneidet, muss man zweimal messen.
Abschneiden
Er hat dabei gut abgeschnitten.
Abschneiden
Die Angelegenheit ist zu seinem Vorteil geendet.
Er hat mich nicht abschneiden lassen.
Abschneiden
Wenn man in Oberösterreich einem Fremden nicht Brot und Messer auf den Tisch legt und ihn auffordert, davon abzuschneiden; so wird dies als Missachtung betrachtet.
Er hat sich mehr abgeschnitten, als er aufessen kann.
Abschneiden
Wer viel abschneidet, muss viel essen.
Abschneiden
Wenn man die Abschnitte von seinen Nägeln säte, es würden Backwaren daraus wachsen.
Abschnitt
Spott auf die, so alles besser wissen wollen.
Ah, da bitt' ich um eine Abschrift.
Abschrift
Damit protestiert der Wiener gegen irgendeine starke Zumutung.
Er ist sehr abschüssig gebaut.
Abschüssig
Vom Trunkenen.
Er schüttelt alles ab.
Abschütteln
Er schüttelt es ab, wie der Hund den Regen.
Abschütteln
In Bedburg: Dat schött dä av, wie der Honk den Rähn.
Er schüttelt es ab, wie der Pudel die Flöhe.
Abschütteln
(Köthen)
He schüddelt 't af as 'n Waterhund.
Abschütteln
He schüttet et af, as de Pracher (Bettler) de Luus.
Abschütteln
(Holstein)
He spud 't af, as Pudel den Regen.
Abschütteln
(Ovelgönne, Stadland in Oldenburg)
Abschwitzen ist besser als abfaulen.
Abschwitzen
Er schwört dem Teufel ein Ohr ab.
Abschwören
Kann öck mîn Endke afsêne, wär öck et ôk aftêne, kutsch' Koppke, noch e Wîlke.
Absehen
(Wehlau)
Abgesetzt wie ein Coburger Sechser.
Absetzen
Literarisches Centralblatt, Leipzig 1863
Abgesetzt wie ein dänischer Schilling.
Absetzen
(In Pommern und Mecklenburg)
Dat sett hîde wat af, entweder e Rûsch oder e Brûsch.
Absetzen
Pflegt man zu sagen, wenn man früh niesen muss.
Absicht ist die Seele der Tat.
Absicht
Der Wille beschleunigt das Vorhaben. Die Absicht ist maßgebend dafür.
Der Absicht Niedrigkeit erniedrigt große Taten.
Absicht
Johann Peter Uz (1720-1796), Sämtl. Werke (1766), Gedichte, Die wahre Größe
Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verhehlen.
Absicht
Jean Paul (1763-1825), Kom. Anhang zum Titan (1800-1803), Band 2
Eine gute Absicht macht eine böse Tat nicht gut.
Absicht
It.: La buona intenzione scusa il mal fatto.
Mit Absicht handeln ist das, was den Menschen über geringere Geschöpfe erhebt.
Absicht
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), Sämtl. Schriften (1796-1808)
So fühlt man die Absicht und man ist verstimmt.
Absicht
Gewöhnlich falsch zitiert: Man merkt die Absicht, und ...
Hört, ihr Herrn, so soll es werden:
Absolut
Adelbert von Chamisso (1781-1838), Gedichte. Lieder u. lyrisch-epische Gedichte. Nachtwächterlied (ged. 1826)
Wir sind weit entfernt davon, der absoluten Monarchie zuzustreben; ich halte dieselbe überhaupt für eine unmögliche Einrichtung, denn dann regiert entweder der Bureaukrat oder der Generaladjutant oder irgend jemand, der das Geschäft nicht kennt.
Absolut
Otto von Bismarck (1815-1898), Abgeordnetenhaus d. preuß. Landtages (24. Jan. 1887)
Ich bitte um Absolution für ein Stück Fleisch, was mir an den Zähnen hängen geblieben ist, sagte Peter, da hatte er einen Schinken an einem Schweinszahn aufgehangen.
Absolution
Junker Peter war Spaßmacher am Hofe zu Neuburg.
Willst du Absolution, so musst du zur Beichte gohn.
Absolution
Ich halte den Absolutismus für eine unmögliche Sache.
Absolutismus
Otto von Bismarck (1815-1898), Reichstag (29. Nov. 1881)
Sich selber absolvieren und mit Affenschmalz die Kehle schmieren.
Absolvieren
Einem eine (einer einen) abspanen.
Abspanen
(Nürtingen)
Einen abspeisen.
Abspeisen
Mit leeren Versprechungen oder Trostgründen.
Er will abspinnen.
Abspinnen
Sein Betragen ändern, bessern.
Der Abspliss soll wieder in die Sale gelten.
Abspliss
Unsere Vorfahren waren gegen die große Zerstückelung der Güter, weil sie nach ihrer Ansicht zur Verarmung der Bauern führte. Nach Grimm, Weisthümer, II, 222 durfte eine Hufe in nicht mehr als zwei Teile geteilt werden, wobei sie auf mögliche Wiedervereinigung der Teile drangen und den Gespilden besondere Vorzüge im Näherrechte einräumten.
Abspringen wie die Flöhe.
Abspringen
Als beim Oberlandesgericht zu Glogau einst einige Auskultatoren die Verlegung des zweiten Examens nachsuchten, sagte der zur Prüfungskommission gehörende Geheime Rat Merckel: »Sie springen ja ab wie die Flöhe.« (Schlesische Provinzialblätter, 1863)
Einen etwas abspucken.
Abspucken
(Nürtingen)
Der stammt noch von Amolek ab.
Abstammen
(Jüdisch-deutsch)
Er stammt von Johann von Leiden ab.
Abstammen
Von einem, der mehr Unglück als Glück hat.
Der Abstand zwischen den Augen der Wölfe und den Gedanken der Diebe sind (untereinander) gleich.
Abstand
(Finnland)
T stekt of as Dälers Laken.
Abstechen
Einen kleinen Abstecher machen.
Abstecher
Ich stieg (obgleich bei seinem Hause) in einem wüsten Tale ab.
Absteigen
(Arabien)
Man hat jhm weiss abgestrelet.
Absterben