Eine Ähre, die aufrecht steht, ist leer.
Ähre
Eine brennende Ähre verzehrt die Garbe.
Ähre
nl] Eene brandaar kan de beste schoof bederven.
Eine volle Ähre ist besser als zehn hohle.
Ähre
Er hat noch Ähren für andere liegen lassen.
Ähre
Er hat andern noch eine Nachlese gelassen. Es ist noch ein kleiner Gewinn für andere übrig. Es lässt sich über den Gegenstand, den er behandelt hat, noch manches sagen.
Er will auch eine Ähre (kleinen Beitrag) dazugeben.
Ähre
Luther
Es ist nicht jede Ähre voll, die sich senkt.
Ähre
Nicht jeder, der den Kopf hängt, ist fromm und - gescheit.
Hast du volle Ähren genommen, du kannst auch taube bekommen.
Ähre
Hundert taube Ähren können keinen Sperling nähren.
Ähre
Je hohler die Ähre, desto höher die Nase.
Ähre
Je voller die Ähre, je mehr neigt sie sich.
Ähre
cz] Cém plnejsí klas, tim hloube se kloni.
Leere Ähren sind schlimme Nachharn für die vollen.
Ähre
Leere Ähren stehen aufrecht.
Ähre
Die Wetterauer Bauern sagen vom Roggen: »er junkert«, wenn sich viel starke Halmen darin befinden, die mit ihren leeren Ähren über andere hervorragen. Im Schwedischen heißt »junkeren« müßig gehen.
Schwere Ähren und volle Köpfe neigen sich.
Ähre
fr] Filles, regardez l'épi du blé, quand elle est bonne, elle baisse la tête.
Taube (volle) Ähren kennt man schon am Halme.
Ähre
Das Alter trägt noch gewisse Spuren an sich, die es erraten lassen, was jemand in der Jugend gewesen ist oder getan hat.
Wenn die Ähre voll ist, lobt der Bauer das Korn.
Ähre
dk] Bonden roser kornet, naar aaet er fuidt.
Wenn die Ähren zu viel Körner haben, so schilt sie der faule Bauer beim Dreschen.
Ähre
Wer auch nur eine Ähre aus Hunger bricht, den schont die Pharisäerzunge nicht.
Ähre
Wer die Ähre zu dürr werden lässt, verliert die Körner.
Ähre
Man muss die rechte Zeit abwarten, aber nicht verstreichen lassen, ohne sie zu benutzen.
Wer für die Ähre dankt, der bekommt eine Garbe.
Ähre
la] Beneficia beneficiis pertexito, ne perpluant.
Wie die Ähren, so die Garben.
Ähre
Zwô Ère klû si bießer, wä în alu.
Ähre
Wer ähret, muss nehmen, was er findet.
Ähren
fr] Ne fait pas ce qu'il veut qui glane.
Ährenleser küren nicht (sind nicht kürisch).
Ährenleser
fr] Celui ne choisit pas qui glane.
Ährensammeln und Spinnen ist nur ein klein Gewinnen.
Ährensammeln
Die Finnen behaupten sogar: Es ist kein Vorteil, Ähren zu sammeln, und kein Schaden, Gäste zu bewirten.
Er gibt sich ein Air.
Air
Ansehen, Würde.
Du musst den Ais (Geschwür, Blutschwären) nicht anrühren, wenn man dir die deinen nicht auftun soll.
Ais
Schone, wenn du geschont sein willst. Wer keine Geschwüre hat, geht geradezu; nur die Beulenvollen gehen, als wenn sie auf Eiern gingen.
Einem den Ais aufstechen.
Ais
Rühr' ihm den Ais nicht an!
Ais
Den aiss auffthun.
Aisch
la] Tangere ulcus. - Quid minus necesse fuit, quam hoc ulcus tangere.
Den aiss rüren.
Aisch
In dem Sinne: das Äderlein treffen.
Rür den aiss nicht an, man tut dir sonst den deinen auff.
Aisch
Vgl. über das niederdeutsche Wort, das hier Schwär oder Beule bedeutet, Campe, Wörterbuch und das Bremer Wörterbuch
Ajax fiel durch Ajax' Kraft.
Ajax
Friedrich von Schiller (1759-1805), Gedichte, Das Siegesfest (ged. 22. Mai 1803)
Aus der Akademie kommen.
Akademie
Altgriechisch
Besser kalten Akansa als heißen Akra.
Akansa
Akansa: ein in Blätter gewickeltes Welschkorngericht in Surinam.
Ich bin der Akansa, immer zwei für einen Dreistüber.
Akansa
Surinam
Akazien gewähren keinen Genuss, sie sind bloß zum Zerschneiden gut.
Akazie
Von Menschen, die zu nichts zu gebrauchen sind.
Als hätte er's im Akkord.
Akkord
Besser wohlfeiler Akkord als teures Advokatenwort.
Akkord
E moren Akkort as besser, ewe e fett Prozess.
Akkord
Ein magerer Akkord ist besser als ein fetter Prozess.
Akkord
Vär Akkord, na gên Kîf (Streit).
Akkord
Akkordieren ist der erste Gewinn.
Akkordieren
Er akkordiert mit unserm Harjet (Herrgott).
Akkordieren
Jüdisch-deutsch
Akkrat ist koa (kein) Pfarrer.
Akkurat
Wortspiel mit Kurat.
Akkurat scheißt kan Bauer.
Akkurat
Niederösterreich
Allto akkrat is börgerlick.
Akkurat
Oldenburg
Allzu akkurat ist tischlermäßig.
Akkurat
Nu akkrâds nich.
Akkurat
Nun tue ich's gerade nicht.
Akorn und Geißmist b'hebt den Mann, wie er ist.
Akorn
An Akschen (Eigensinniger) fallt in der Blote herein.
Akschen
Jüdisch-deutsch, Warschau
Bis zum letzten Act kommen.
Akt
Ans Ziel, ans Ende, bis zum Händeklatschen, sagten die Römer.
Den letzten Act spielen.
Akt
Die Sache ganz und gar beenden.
Von einer Sache Akt nehmen.
Akt
Von etwas Kenntnis nehmen; - aus der Amtssprache: man nimmt über eine Angelegenheit ein Protokoll für doe Akten auf.
Ad acta.
Akten
Etwas ad acta legen.
Die Akten darüber sind noch nicht geschlossen.
Akten
Kwia Mundus fult tezibi (Quia mundus vult decipi),
Aktie
Spruch auf einer Medaille auf den Aktienschwindel (1720)
Mit diesen Aktien ist nichts.
Aktie
Die Sache hat keinen Wert.
Seine Aktien fallen (steigen).
Aktie
Die Aussichten auf den Erfolg seiner Pläne, Spekulationen, Hoffnungen u.s.w. mindern (mehren) sich, sind günstiger, ungünstiger. »Bei solchem Regiment«, sagte der vertriebene Prinz, »steigen meine Aktien.«
Wie die Aktie, so die Rente (Dividende).
Aktie
Um zu bezeichnen, dass jeder nach Verhältnis seines Anteils interessirt ist, sagen die Franzosen: Chacun y est pour sa vade, weil dasjenige Geld, welches man zu Anfange gewisser Spiele als Brélan u.s.w. einsetzt, la vade heißt.
In ruhende Aktivität setzen.
Aktivität
Diese eine contradictio in adjecto enthaltende Redensart, die in Bayern sprichwörtlich ist, rührt von dem ehemaligen Minister des Inneren von Bayern her. Als nämlich 1850 die Landwehr zu Nürnberg bei einem Königsfeste nicht ausrückte, wurde sie von dem genannten Minister des Inneren, unter dem sie in Bayern steht, in den Zustand der »ruhenden Aktivität« versetzt. Die Bezeichnung fand solchen Anklang, dass sie bald sprichwörtlich wurde.
Ich will akzeptieren, aber nicht quittieren.
Akzeptieren
Was man mir gibt, nehme ich zwar als Abschlagszahlung an, behalte mir aber meine weitern Ansprüche vor. Eine jüdische Redensart in Warschau, die den Gedanken ausspricht: »Nimm das Gebotene und behalte dir das Recht vor, mehr zu verlangen«, lautet: »Le Ojlem nemen (einen) tikkech muhn (mahnen). Scherzhafte Übersetzung der Worte ?le Ojlem? mit ?nimm? und ?tikkech? mit mahnen.« Im letzten polnischen Aufstande hörte man in Warschau bei Veröffentlichung der Konzession des Kaisers den Ruf des Volkes: Akceptajemy ale nie kwitajemy, d.h. wir wollen acceptieren, aber nicht quittieren.
Wer akzeptiert, muss bezahlen.
Akzeptieren
Wechselrecht. Kaufmännisches Sprichwort. Wer einen Wechselbrief einmal angenommen, hat sich dadurch auch verbindlich gemacht, die darin enthaltene Summe zu bezahlen, auch wenn der Trassant mittlerweile gestorben oder fallit geworden, oder die Akzeptation aus Irrtum geschehen ist und der Akzeptant bei Annahme des Wechselbriefs nicht die gehörige Vorsicht beobachtet hat. Das Sprichwort ist, wie das ganze Wechselgeschäft italienischen Ursprungs.
Akzidentia hol die Pestilenzia.
Akzidentia
Was sind Akzidentia (Nebenschlängle)? »Wenn man mit den Leuten umgehet, wie der Gärtner mit dem Buchsbaum, das sind Akzidentia. Wenn man die Unterthanen schröpft, wie der Bader eine alte Weiberhaut; wenn man die Handwerker traktirt, wie die Beisszange die Hufnägel; wenn man im Amt so treulich handelt, wie die Maus im Speisegewölbe; wenn man die Ausgabe für die Herrschaft mit einer längern Elle misst, als den Empfang; wenn man keinem Gehör vergönnt, der Opferstock habe denn seine Vision.« (Heinmar)
Gevet richte axcise und schot (Schoß),
Akzise
Spruch auf einem alten rigaischen Zollamtszeichen
Wer sich Akzisoren setzen lässt, bedarf keiner Blutegel.
Akzisoren
la] Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo.
Er macht Akzisorenaugen.
Akzisorenaugen
Alabaster gibt teure Pflaster.
Alabaster
Weiß wie Alabaster.
Alabaster
Die Alastern schreen derb arnstlich, de Schilger (Gläubiger) war'n kumm'n.
Alaster
Alaun für Zucker essen.
Alaun
Einen Tadel für Lob annehmen; etwas Scharfes, Bitteres für Beweis der Güte ansehen.
Von Alaun bis Tittwersamen.
Alaun
Bei den Materialisten, und nicht allein bei ihnen ist für »alles Mögliche«, »alles und sonst noch etwas«, nicht bloß in geschäftlicher Beziehung die obige Redensart gang und gäbe, sondern nach dem früheren Anfangs- und Endartikel der Magdeburger Preiskurante noch heute sehr gebräuchlich, obgleich längst vor Alaun und hinter Zittwersamen Artikel hinzugekommen sind. Auch in dem Sinne von durchweg, von A bis Z, gründlich.
Ein Albel ist besser uf den Tisch, denn in dem wage ein michel visch.
Albel
Albel: Weißfisch.
Ja, Alber hat gefiddelt.
Alber
Luther
Albern und fest ist besser als schön und kraus.
Albern
Lob der Kindlichkeit und kindlichen Einfalt.
Albern wie eine ungemachte Wassersuppe.
Albern
Du bist so albern wie der Klosterschreiberin Hühner.
Albern
So albern ist keiner, er weiß seine Not zu klagen.
Albern
Süß ist albernes Tun zur Zeit.
Albern
la] Dulce est desipere in loco.
Das die Albernen gelüstet, das tötet sie.
Alberne
Alberts Zeit, der Ochsen Freud.
Albert
Masuren
Am Albertstage (24. April) versteckt ihre Socken die Krähe im Roggen.
Albertstag
pl] Na Woy ciecha wrona sie wzycie skryil.
In König Albrecht's Tagen ward der Adel erschlagen.
Albrecht
Polen
Acht stück sind bei der Alchimey: Rauch, Asch, viel Wort vnd groß vntrew, erseufftzen tieff vnd schwer arbeit, armut vnd allerley Kranckheit. So du dafür wilt sicher seyn, gehe nicht zum laboratorio ein.
Alchemie
Alchemie ist eine Kunst, für die sogar der Kaiser zu arm ist.
Alchemie
Alchemie, Bergwerk, Vogelstellen, verderben manchen Junggesellen.
Alchemie
Der Alchemie ist niemand wert.
Alchemie
Die beste Alchemie ist, viel einnehmen und wenig ausgeben.
Alchemie
Die Franzosen behaupten, die besten Alchemisten seien die Zähne: La meilleure alchimie se fait avec les dents.
Man spürt wohl in der Alchimey, was falsch vnd beschiss auff Erden sey.
Alchemie
Wer sich befasst mit Alchemie, findet nur Läuse für seine Müh'.
Alchemie
»Man macht verächtlich sich bei dieser Müh', das Silber schwindet und das Gold kommt nie.«
Zur Alchimey sechs stuck gehören: bey tag vnd nacht laborieren, das fewr ohn vnterlass schüren, Rauch vnd dampff spüren, sich selber inficieren, gesicht, gesundheit vnd gelt verlieren vnd endlich den betrug mit betrübten hertzen spüren. (Teutsche Sprach und Weißheit)
Alchemie
Alchemisten misten.
Alchemist
D. h. sie verwandeln, um Gold zu gewinnen, Geld und Gut in Mist.
Alchimisten lass vnder dein dach nit nisten.
Alchemist
Alchymisten Kunst ist niemand wert, er hab den Haus vnd Hof verzert.
Alchemist
Die Alchemisten haben fünferlei Beute: sie verthun das Gut, verderben die Zeit, beschweren das Leben, schwächen den guten Namen und betrügen die Leute.
Alchemist
Die Alchemisten reiten auf einem hanfenen Pferde dem Himmel zu.
Alchemist
Ein Alchimist, ein Algenist vnd alles verloren.
Alchemist
»D. i. der alles genießet vnd nichts wieder bekompt. Ich habe niemals gesehen einen reichen Alchimisten vnd einen schwartzkünstler eines rechten todes sterben.«
Hüt dich vor der Alchimisten sublime, wilt du mit vollem beuttel zu marck gehn.
Alchemist
Hüte dich vor der Alchemisten Süpple, vor der Juristen Codice, vor der Medicorum Recipe, vor der Pfaffen Praesta quaesimus Domine, willst du mit vollem Beutel zu Markte geh.
Alchemist
Was die Alchemisten suchen, das finden sie nicht, und was sie haben, das verlieren sie.
Alchemist
Er lässt sich bei der Alef totschlagen.
Alef
Er will schon im Anfange nicht. Alef ist der erste Buchstabe im hebräischen Abc.