Auf Befehl der Kaiserin
(In Wien: Auf Befehl der Herzogin), Operetten-Idyll aus alten gemütlichen Tagen 3 Akte (Leopold Jacobson und Robert Bodanzky) (20. März 1915 Wien, Theater an der Wien
Musik von Bruno Granichstaedten
Die junge Kaiserin
Deren Gemahl
Deren zwei Kinder
Fürstin Ludwigsberg
Hofrat Prandler
Konrad
Weißkappel
Toni, sein Sohn
Die alte Spannbergerin
Lintschi, ihre Tochter
Diener
Offiziere, Hofdamen. Volk.
1. Akt. In der Wohnung der alten Spannbergerin. Der reiche Wurstmacher Weißkappel hat als Jüngling die Spannbergerin geliebt. Weil sie aber einmal ein Augenspiel mit einem Offizier getrieben hat, ist er abgesprungen. Er denkt aber immer noch an die alte Liebe und will jetzt, daß sein Sohn Toni die Tochter der Spannbergerin Lintschi heiratet. Der Alten wäre das ganz recht, aber Toni und Lintschi denken anders. Toni scharmuziert lieber mit einer leichtfertigen Tänzerin vom Kärntner Tortheater und Lintschi liebt den kaiserlichen Offizier Konrad. Toni und Lintschi sprechen sich miteinander aus und einigen sich dahin, daß sie nein sagen soll, wenn Weißkappel um Lintschis Hand anhält. Der von der Kaiserin zum Keuschheitskommissar ernannte Baron Prandler hat ausgeforscht, daß der Kaiser, der gern auf kleine Liebesabenteuer ausgeht, mit der hübschen Hofdame Fürstin Ludwigsberg, unter dem Vorwand Spitzen zu kaufen, bei der Spannbergerin zusammentreffen will. Prandler warnt die beiden Frauen und sagt ihnen, daß die Kaiserin eifersüchtig sei, weil sie den Offizier, der hierherkomme, liebe. Lintschi glaubt, daß mit dem Offizier ihr Konrad gemeint sei, den die Kaiserin liebe und betrübt darüber, daß sie dann entsagen müsse, gibt sie zum Schreck Tonis ihr Jawort, als Weißkappel um ihre Hand anhält.
2. Akt. Bei Hofe. Die junge Kaiserin nimmt ihren Beruf sehr ernst, zeigt sich als energische Regentin, ist aber dabei in allen Empfindungen sehr Weib, Mutter, Gattin. Sie singt und tanzt mit ihren Kindern, sie sorgt in ihrer drolligen Art für die Sittlichkeit am Hofe, und sie ist furchtbar eifersüchtig auf ihren Mann, dem sie alle Seitensprünge zutraut. Als sie von Prandler hört, daß ein Offizier bei der Spannbergerin, wo eine junge Tochter im Haus ist, ein- und ausgeht, meint sie sofort, das sei ihr Mann, und befiehlt Lintschi her. In Begleitung Weißkappels und Tonis kommt Lintschi zur Kaiserin. Zwischen den beiden Frauen entspinnt sich ein Gespräch, worin das Mißverständnis bestehen bleibt, denn Lintschi meint, es sei von Konrad die Rede, den die Kaiserin liebt, während diese ihren Gatten meint, und glaubt, Lintschi liebe ihn. Um diesem Gspusi ein Ende zu machen, befiehlt die Kaiserin, die von Weißkappel hört, Lintschi sei mit seinem Sohn Toni verlobt, daß die Hochzeit zwischen diesen beiden noch morgen stattfinden soll. So glaubt sie, dem Kaiser einen Riegel vorzuschieben. Kaum ist aber das junge Paar betrübt abgegangen, da stürzt Baron Prandler herein, berichtet seinen Irrtum und teilt mit, daß es die Fürstin Ludwigsberg sei, die der Kaiser bei der Spannbergerin habe treffen wollen, und daß die beiden gerade jetzt an einem anderen Ort ein Stelldichein hätten. Die Kaiserin ist im höchsten Grad aufgeregt und will gleich hin und dazwischenfahren. Da meldet Konrad, als Offizier vom Dienst, eine wichtige Deputation entfernter Landeskinder, mahnt die Kaiserin an ihre Pflicht, und dieser gehorchend, bleibt sie, unterdrückt ihre weiblichen Regungen, damit ihre Untertanen sie an ihrem Platze finden sollen.
3. Akt. Im Hofraum des Spannbergerschen Wohnhauses. Alles ist zur Hochzeit gerichtet, Weißkappel schleppt vor Vergnügen, daß sein Wunsch in Erfüllung gehen soll, ganze Berge von Würsten für die erwarteten Gäste herbei, nur das Brautpaar Toni und Lintschi ist sehr niedergedrückt. Toni möchte lieber zu seiner Tänzerin und Lintschi lieber zu ihrem Konrad gehen. Da wird Besuch vom Hof gemeldet. Es ist die Kaiserin selbst, die erscheint, um ihr Unrecht an Lintschi wieder gut zu machen. Sie drückt ihre Freude aus, daß ihr Befehl respektiert wurde, sie komme persönlich zu gratulieren und stelle sich auch mit einem Geschenk für die Braut ein. Ihr Geschenk ist Konrad, der nun auf Befehl der Kaiserin Lintschi zur Frau nehmen darf. Weißkappel ist verdutzt, aber Toni, der nun wieder frei atmet, ist entzückt über die Gnade der Kaiserin.