Thu deine Schuldigkeit, und laß dir nur nicht bangen,
Du wirst zu seiner Zeit dafür den Lohn empfangen.
Nimm dir nicht selbst den Lohn; sonst wird es dir mit Rechte
So gehn wie dort es gieng dem eigenmächt'gen Knechte,
Der brot- und arbeitslos zum Hause war gekommen
Des reichen Herrn, und ward von ihm in Dienst genommen.
»Dir geb' ich für dies Jahr Ackergeräth und Samen;
Das Landgut vor der Stadt bestell' in meinem Namen.
Und bring im Herbste nur mir den Ertrag davon,
So geb' ich dir alsdann auch den verdienten Lohn.«
Da zog der Knecht aufs Land und ackert' und bestellte,
Und sah die Ernte bald, die reicher Segen schwellte.
Und als er aus dem Halm die Körner nun gebracht;
Eh er dem Herrn sie bringt, hat er sich so bedacht:
»Wer weiß, ob mir der Herr den vollen Lohn wird geben?
Zu meiner Sicherheit behalt' ich etwas eben.
Hier am verborgnen Ort will ich ein Theil bewahren,
Bis die Gesinnung dort des Herrn ich hab' erfahren.«
Der Körner einen Theil vergräbt er in der Grube,
Und bringt den übrigen Ertrag dem Herrn der Hube.
Der Herr ist mit der Frucht des Jahres wohl zufrieden,
Und hat dem Knecht mehr als verdienten Lohn beschieden.
Der Knecht hat kaum den Muth ins Antlitz ihm zu schaun
Daß er zum guten Herrn nicht hatte mehr Vertraun.
Er geht beschämt und will gleich das Vergrabne holen,
Doch am verborgnen Ort hat es ein Dieb gestolen.
Und ganz betroffen tritt er vor den Herren wieder;
Der fragt: warum schlägst du vor mir die Augen nieder?
Er spricht: Wie dürft' ich je zu dir sie mehr erheben?
Du hast mir über den verdienten Lohn gegeben.
Ich aber habe mir mein Theil vorweg genommen;
Nun ich es bringen wollt', ist es abhanden kommen.
Der Herr sprach: besser ist's wer seine Schuld bekennt;
Doch weil du sie begiengst, sind wir hinfort getrennt.
Behalte deinen Lohn, und ich will dir nicht fluchen;
Doch mußt du nun dein Brot bei andern Thüren suchen.
Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1, 1836, II. 4
Du wirst zu seiner Zeit dafür den Lohn empfangen.
Nimm dir nicht selbst den Lohn; sonst wird es dir mit Rechte
So gehn wie dort es gieng dem eigenmächt'gen Knechte,
Der brot- und arbeitslos zum Hause war gekommen
Des reichen Herrn, und ward von ihm in Dienst genommen.
»Dir geb' ich für dies Jahr Ackergeräth und Samen;
Das Landgut vor der Stadt bestell' in meinem Namen.
Und bring im Herbste nur mir den Ertrag davon,
So geb' ich dir alsdann auch den verdienten Lohn.«
Da zog der Knecht aufs Land und ackert' und bestellte,
Und sah die Ernte bald, die reicher Segen schwellte.
Und als er aus dem Halm die Körner nun gebracht;
Eh er dem Herrn sie bringt, hat er sich so bedacht:
»Wer weiß, ob mir der Herr den vollen Lohn wird geben?
Zu meiner Sicherheit behalt' ich etwas eben.
Hier am verborgnen Ort will ich ein Theil bewahren,
Bis die Gesinnung dort des Herrn ich hab' erfahren.«
Der Körner einen Theil vergräbt er in der Grube,
Und bringt den übrigen Ertrag dem Herrn der Hube.
Der Herr ist mit der Frucht des Jahres wohl zufrieden,
Und hat dem Knecht mehr als verdienten Lohn beschieden.
Der Knecht hat kaum den Muth ins Antlitz ihm zu schaun
Daß er zum guten Herrn nicht hatte mehr Vertraun.
Er geht beschämt und will gleich das Vergrabne holen,
Doch am verborgnen Ort hat es ein Dieb gestolen.
Und ganz betroffen tritt er vor den Herren wieder;
Der fragt: warum schlägst du vor mir die Augen nieder?
Er spricht: Wie dürft' ich je zu dir sie mehr erheben?
Du hast mir über den verdienten Lohn gegeben.
Ich aber habe mir mein Theil vorweg genommen;
Nun ich es bringen wollt', ist es abhanden kommen.
Der Herr sprach: besser ist's wer seine Schuld bekennt;
Doch weil du sie begiengst, sind wir hinfort getrennt.
Behalte deinen Lohn, und ich will dir nicht fluchen;
Doch mußt du nun dein Brot bei andern Thüren suchen.
Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1, 1836, II. 4