Sie weiß nicht, mit was sie die Schönheit des Kindes Jesu vergleichen soll

1
Du allerschönstes Bild, wem soll ich dich vergleichen?
Den weißen Lilien? Dem bunten Tausendschön?
Dem Zuckerröselein? Ach nein, denn sie vergehn,
Verdorren und verbleichen.

2
Vielleichte soll ich dich die güldne Sonne nennen?
Den silberfarbnen Mond? Den schönen Morgenstern?
Vielleicht die Morgenröt? Ach nein, es fehlet fern:
Ich müßte dich verkennen.

3
Die Sonne borgt von dir ihr Licht und alle Strahlen,
Der Monde seinen Schein, die Sterne ihren Glanz,
Die Rötin ihre Zier, der Himmel muß sich ganz
Von deiner Schönheit malen.

4
Vielleichte gleichst du dich dem Blitz der Seraphinen?
Dem Thronen-Könige? Dem schönsten Engelein?
Dem Cherubiner-Fürst? Ach nein, es kann nicht sein,
Sie müssen dich bedienen.

5
Nun schau, ich finde nichts. Weil ichs doch an soll zeigen,
So sag ich klar und frei, daß du, o Jesu Christ,
Die ewge Schönheit selbst und unvergleichlich bist:
Drum ist es besser schweigen.

Heilige Seelenlust oder geistliche Hirtenlieder - Erstes Buch 30

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