Sie bittet um Keuschheit

1
Du keusche Seele, die du mich
Anreizest keusch zu lieben dich,
Wann wird denn deine keusche Brunst
Verzehret haben allen Dunst?

2
Ich wollte, daß mein Herz und Sinn
So keusch wie deine möchten blühn.
Ich wollte, daß mein Fleisch und Blut
Wie deines wär, o keusches Gut.

3
Ich weiß, daß du, o keuscher Gast,
Dein Lusthaus in der Keuschheit hast.
Ich weiß, daß dir mit keuschem Herzen
Beliebt zu spielen und zu scherzen.

4
Du bist der Keuschen Bräutigam,
Der Keuschheit Ursprung, Wurzel, Stamm.
Du gibst und säest keuschen Rat,
Wer dir nur folgt auf frischem Pfad.

5
So säe denn auch keusche Lust
In mein Gemüt und meine Brust.
Vertreib aus meinem Fleisch und Blut
Alls, was zum Fleisch anreizen tut.

6
Zeuch mich mit deiner Keuschheit an,
Verhüll mich mit der Keuschheit Fahn,
Daß ich, du Keuscher, frisch und frei
Dein keuscher Tempel ewig sei.

Heilige Seelenlust oder geistliche Hirtenlieder - Fünftes Buch 36

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert