Du angenehmer Häyn voll stiller Einsamkeiten/
Wie süß und lieblich bist du mir!
Was mein betrübter Mund verschweigen muß bey Leuten/
Das bringt er ohne Scheu den stummen Bäumen für.

Ein andrer sey bemüht zu bergen seine Plagen/
Verschliesse schweigend seine Zeit;
Ich werde dir hinfort mit heller Stimme sagen/
Was meinen Geist versenckt in schweres Hertzeleid.

Die Kinder leichter Lufft/ so um die Bäume stecken/
Wenn ich beginn ein Trauer-Lied/
Verändern ihren Schall alsbald auff deinen Hecken/
Seyn zu beklagen mich durch gleichen Thon bemüht.

Der heisre Widerhall in deinen Wüsteneyen
Verdoppelt seinen Leid-Gesang/
Nicht/ daß er seine Lieb und Schmertzen will beschreyen/
Nur daß er meine Klag und Seufftzer mache lang.

Die Bäche welche sonst in ihrer Ordnung fliessen
Durch das begrünte Blumen-Feld/
Die sieht man von sich selbst die Wiesen übergiessen/
Als wären sie von mir mit Thränen auffgeschwellt.

Der Eichen fester Stamm/ die Last der harten Steine/
Bewegt durch meine Pein und Qual/
Zerreist in Stück und springt in Drümmer/ wenn ich weine/
Zum Zeichen/ daß sie mich beklagen allzumahl.

Drum/ angenehmer Wald/ du Trotz der rauhen Winde/
Wie süß und lieblich bist du mir!
Dieweil ich überall bey dir Erbarmen finde/
So leg ich iederzeit mein Seufftzen ab bey dir.

II. Anemons und Adonis Blumen 66

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