Jagt der Liebe

Indem du gehest nach durch Feld und Wald den Thieren/
Schau ich/ ob ich ein Wild der Venus fangen kan.
Du redest offt was stumm/ und ich was taub ist/ an/
Du läst die Grausamkeit/ ich kühne Freyheit spüren.
Du läst dich einen Hirsch durch Berg und Thäler führen/
Mich bringt ein schönes Wild auff unbekannte Bahn.
Du setzest Strick und Netz/ ich Wort und Reden dran/
Wir müssen beyderseits offt Müh und Zeit verlieren.
Wir fragen beyde nichts nach Regen oder Wind/
Und wie dich offtermahls die falsche Spur betriegt/
So werd' in eitler Furcht und Hoffnung ich gewiegt.
Nur diß ist noch/ in dem wir unterschieden sind:
Du hast der Mühe Lohn zuweilen schon empfangen/
Mir aber ist bißher kein Wild noch eingegangen.

II. Anemons und Adonis Blumen 49

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