Marini

Das stoltze Rom ist hin/ der Tyber Pracht verflossen/
Quirinens Ruff ist todt/ der alle Weit erfüllt:
Was ewig wird genannt hat kurtze Zeit genossen
Den angemaßten Ruhm/ und weist ein wahres Bild
Der schnöden Eitelkeit. Was Rom vorhin gewesen/
Ist nun desselben Grab/ ist Asche/ Schutt und Grauß:
Was wir vom Cœlius und Aventinus lesen
Sucht unser thränend Aug anizt vergebens aus:
Die eingefallne Last mit Graß und Moß bedeckt/
Hält seine Leiche selbst für ihm und uns versteckt,
Jedoch was seh ich hier? ein neues Rom entstehen:
Man führet/ wie vorhin/ viel Schlösser in die Lufft/
Man lernt den Tyber-Strom in Marmol-Gräntzen gehen/
Verneuert und bestärckt manch halb-begrabne Grufft/
Der Tempel Poliphem hat neuen Schmuck und Auge/
Man baut die alten Gäng und Läuben wieder nach.
Welch angehobnes Werck ist/ das dem Nachfahr tauge?
Man bessert/ bricht und baut/ damit man auch ein Fach
Für Nahm und Wappen findt/ und geht die Welt nicht ein/
So wird das neue Rom ein ander Phönix seyn.

VIII. Vermischte Gedichte 1

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