Grabschrifft eines sehr zahmen und artigen Lach-Täubers

Hier find ich Ruh und Grab/ ein Phönix meiner Art/
Der Edlen Täuber Ruhm/ nach meiner Todes Fahrt/
Nicht lache dieser Schrifft: Ich konte mich mit lachen
(Des Menschen Eigenthum) dir selber ähnlich machen.

Mein treues Artlich-seyn/ mein angenehmer Schertz/
Erwarb des Herren Gunst/ gewann der Franen Hertz.
Wird Heucheley und List zu Hofe sonst getrieben/
Ich bin stets ohne Fleck/ wie ohne Galle/ blieben.

Es ehrt mit Schrifft/durch Reim und Grufft um Treu/ und um Verstand
Manch Fürst/ manch kluger Mann/ Hund/ Pferd und Elephant:
Die Tauben werden nicht von jenen überwunden:
Ein kluger1 Täuber hat die neue Welt erfunden.

Ihr Boten in der Lufft bringts nach Aleppo hin/
Thut Post auff Babylon/ daß ich gestorben bin/
Mahnt alle Kröpffer an/ daß sie zu lezten Ehren
Ein trauriges Ragu und Drommeln lassen hören.

Cythere spannt mich nun an ihren Wagen an/
Am Himmel weichet mir der Leda weicher Schwan.
Mein wohl-verdienter Ruhm mit Papogeyen-Schwingen
Wird den gestirnten Pfau aus seinem Neste dringen.

Sagt ein Pythagoras von unsern Geistern wahr/
So erbt den meinigen ein wohlgeschickter Stahr:
Doch soll er hundert Jahr gleich einer Krähe leben/
Und meiner Herrschafft/ an statt mein/ Vergnügen geben.

VII. Leichen- und Ehren-Gedichte 41

Schreibe einen Kommentar