Das junge Jahr bekrönt unlängst ein Blumen-Strauß/
Es legte seine Pracht im bunten Mayen aus;
Bald wieß es mehr erstärckt der Felder gelbes Haar/
Der Leib/ der von der Gunst des Himmels fruchtbar war/
Schickt/ an der Seuffzer statt/ aus seiner heissen Schoß
Die Dünste nach der Lufft/ draus Thau und Regen floß.
Bald kleidet sich sein Herbst mit braunen Früchten an/
Gab was uns sättigen/ gab was uns träncken kan.
Nun ist sein frostig Haubt voll Runtzeln und beschneyt:
So eilends ändert sich auch unser Stand und Zeit!
Der Jugend Blütte geht/ den Blumen gleich/ vorbey/
Der Mannschafft Sommer fühlt/ was Kummers Hitze sey/
Wenn sich der Jahre Herbst will schicken zum Genuß/
Erstarrt der Glieder Eiß/ und folgt des Lebens Schluß.

III. Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte 92

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