Die Zeit läst ihre Flucht uns täg- und stündlich schauen
Und dennoch wollen wir auff ihre Länge bauen:
Ein Sclave fremder Gunst stirbt/ eh er ihm gelebt/
Ein Knecht der blinden Lieb/ ein Diener seiner Gütter/
Macht ihm sein Leben selbst durch Furcht und Hoffnung bitter.
Wer kühner Hitze voll/ nach fremden Blutte strebt/
Sucht offters vor der Zeit sein eignes zu verlieren/
Wer sich den schnöden Dunst der Ehre läst verführen/
Dient vor ein Gauckel-Spiel des Glückes und der Zeit.
Was trachtet ihr denn viel/ ihr Bürger dieser Erden/
Begünstigt/ reich/ geliebt/ gefürcht und hoch zu werden?
Wenn ihr doch Erd aus Erd und Staub und Asche seyd.

III. Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte 90

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert