Von einem König wird erzählt, daß im Pallast
Er hatte sich gehäuft die größte Bücherlast.

Und zog der König aus, so zogen auf den Pfaden
Hundert und ein Kamel mit Büchern nach beladen.

Da ward er doch gewahr am Ende daß ihm sei
Beschwerlich auf der Fahrt die große Bücherei.

Und ließ zu besserer Bequemlichkeit beim Reisen
Auszüge machen von hundert und Einem Weisen.

Von diesen ward gemacht ein Auszug, den beim Zug
Des Königes gemach ein starkes Maulthier trug.

Doch noch bequemer wollt' er haben seine Sachen,
Und aus dem Auszug ließ er einen Auszug machen.

Ein art'ges Büchlein ward nun aus der Maulthierbürde,
Das auf der Reise selbst der König trug mit Würde.

Doch immer noch zu sehr belästigte das ihn,
Des Auszugs Auszug ließ er aus noch einmal ziehn.

Da zogen sie ihm aus dem ausgezognen Buch
Den Kern zusammen kurz in einen einz'gen Spruch.

Den faßt' er ins Gemüth, und konnt' ihn leicht behalten,
Um seines Heils danach und seines Reichs zu walten.

Ob ihm dis Heil gelang? Wenn er's nicht ganz vollbracht,
So war's nur, weil er selbst den Auszug nicht gemacht.

Das aber ist gewis, daß aus dem Bücherwust
Du machen für dein Heil solch einen Auszug mußt.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1, 1836, II. 34

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