Wenn ihr Orakel wollt, sollt ihr Orakel hören;
Der Geist ist überall, man darf ihn nur beschwören.

An wen die Welt glaubt, wer an sich glaubt, ist Prophet,
Theurg und Philosoph, Apostel und Poet.

Denn einer ist der Geist, der in den vielen waltet,
Der nur die Flügel nicht in allen gleich entfaltet.

Die Raupen sehn erstaunt den Schmetterling sich wiegen,
Und denken nicht im Traum, daß sie auch sollten fliegen.

Das Raupenvolk der Zeit ist zur Verwandlung reif,
Es trägt sein Todtenkreuz im falben Rückenstreif.

Sie freut der Blätterfraß nicht mehr, des sie sich freuten,
Es treibt sie innre Qual noch einmal sich zu häuten.

Sie wechseln eine Haut, und bleiben Raupen noch,
Und wechselten sie zehn, sie blieben Raupen doch.

Von gift'gen Wespen sind die meisten angestochen,
Lebendig innen aufgezehrt an Mark und Knochen.

Und wann aus ihnen schon frei werden soll der Sohn
Des Himmels, fliegt mit Hohn ein Schwarm Geschmeiß davon.

Euch, zahme Räupchen, hier hat man auf Maulbeerblätter
Gesetzt, vor Hagelschlag gesichert und Sturmwetter.

Jetzt wollet ihr mit Ruh in eur Gespinnst euch spinnen;
Dem heißen Wassertod nicht werdet ihr entrinnen.

Denn billig wollen sich die Hirten, die euch weiden,
Nun gegen Winterfrost in eure Seide kleiden.

Die wilden Raupen dort, im Grase nicht bemerkt,
In Freiheit wachsen sie, vom Hauch der Nacht gestärkt.

Als Puppen knüpfen sie sich auf am lichten Faden;
Den goldnen Masken wird nicht Winterkälte schaden.

Kalt wird der Winter seyn, erfroren werden stehn
Viel stolze Nasen, die aus seidnen Krägen sehn.

Vom ersten Frühlingsstral belebt, wird dann entschweben
Der Zukunft Schmetterling; Heil denen, die's erleben!

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1, 1836, II. 29

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