Dem jungen Wolfe will der Hirt die Wolfsart nehmen,
Das Mutterschaf muß ihn zu säugen sich bequemen.

Die gute Mutter säugt an einer Brust ein Lamm,
Zur andern einen Wolf, als seien beid' Ein Stamm.

Als flockig ward das Lamm, ward sein Milchbruder zottig;
Der Pflegemutter Milch sie dünkt' ihm dünn und schottig.

Doch als er einst die Brust gesogen bis aufs Blut,
Da dünkte so gewürzt nun erst die Milch ihm gut.

»Wo süß ist Milch und Blut, ist feist das Fleisch und zart:«
So ward sich unbewußt bewußt die Wolfesart.

Die Mutter mit dem Biß, den Bruder mit der Tatze
Erwürgt' er und entsprang dem Pferch mit einem Satze.

Froh überrascht der Sohn im Walde Vater Wolfen,
Und hat in dem Beruf bald treulich ihm geholfen.

Die Lust an Schaffleisch wollt' er lehren seinem Sohn;
Der aber sprach: Die lernt' ich an der Mutter schon.

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