In einer Schlucht!

1.

Gewaltig tobt der Wind und beugt
Den Wildbusch, sausend in der Schlucht,
Der Bach beschleunigt seine Flucht,
Von Regenwolken großgesäugt.

Nach Süden eilt hinab der Bach,
Nach Norden spritzt ihn das Geschnaub,
Und unstät irrt das dürre Laub
Dem »Wasser und dem Winde nach.

Nun gilt des Herbstes Sterbgebot,
Doch unglückselig ist das Tal,
Daß hin der holde Sommerstrahl,
Und alles grollt und schmäht den Tod.

Mit schwerem Kampf das Leben bricht,
Der Baum, der Busch, so todesmatt,
Hält seufzend fest am letzten Blatt;
Wie gut der Tod, sie glaubens nicht.

2.

Was klinget zum Gebüsch heraus?
Ein Knabe vor das Glöcklein schwingt,
Das Sakrament ein Priester bringt
Wohl dort in jenes Köhlerhaus.

Ei! seltsam ist des Manns Geleit,
Voran ihm schellt der Ministrant,
Die Glock am Hals, kommt nachgerannt
Ihm eine Geiß, die meckernd schreit.

Was will die Geiß vom Priester nur?
Sie schreit ihn spöttisch kläglich an,
Als riefe sie: Gib, frommer Mann,
Die letzte Ölung der Natur!

Entstanden vermutlich 1840. Erstdruck 1851.

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