Zwei Bäume sah ich heut, Sinnbilder von Verjüngung,
Des Abgestorbenen lebend'ge Wiederbringung.

Ein hoher Fichtenstamm, sein Haupt vom Sturm gepflückt,
Statt einer Krone nun mit mehreren geschmückt.

Denn aus der Rinde Kraft entsproßten wunderhaft
Fünf neue Fichten, schlank wie Tempelsäulenschaft.

Was, wenn der Hauptstamm blieb, nur wär' ein Ast daran,
Das war ein Stamm nun selbst mit Ästen angethan.

Und alle wuchsen so umher in einem Kranz,
Bildend ein Ganzes nur, doch jeder selber ganz;

Wie, was ein Staat einst war, nun auseinander trat
Zu einem Staatenbund, zu einem Bundesstaat.

Sodann ein Ulmenbaum, vom Alter morsch gebrochen,
Vermodert ist sein Mark, und mürbe seine Knochen.

Der Moder aber ward Stockerd' auf seinem Haupt;
Da hat sein letzter Zweig, eh ihn der Tod entlaubt,

Selbst in den Mutterschooß den Saamen so gestreut,
Daß auf sich selbst ein Baum wuchs aus sich selbst erneut.

Der abgestorben sich im Boden unten fand,
War oben Boden nun, auf dem er selbst entstand.

Und angesiedelt hat sich droben ein Gemisch
Von Kräutern und Gesträuch, Verwirrung malerisch.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XV. 12

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