Die Demuth ist wol gut daß sie ein Herz erringe;
Doch hüte dich daß dich dazu nicht Hochmuth bringe.

Nicht falscher Demuth Schein ist es wovor ich warne,
Den künstlich Hochmuth webt, daß er die Welt umgarne;

Wirkliche Demuth auch, die dir im Herzen sprießt,
Gib Acht ob sie in sich nicht wahren Hochmuth schließt;

Der, wenn er sich gelähmt sieht außen, und sich schämt
Mislungenen Erfolgs, zur Demuth sich bequemt.

Wie die Begierde, die, verzweifelnd an Erjagung
Begehrter Güter, sich zurückzieht in Entsagung.

Doch ist es nicht genug, das Ziel erreicht zu haben,
Wenn, statt auf ebnem Weg, auch über Stock und Graben?

Du danke Gott daß doch die Feinde sind geschlagen,
Und herrsche so daß sie ihr Joch geduldig tragen.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XIV. 73

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