Du sagst, es ist die Welt geartet zum Entarten,
Und weiter stets von Gott abführen ihre Fahrten.

Ich aber sage dir: Sie ist alswie sie war,
Dieselbige, wie Gott derselb' ist immerdar.

Von wannen kommt sie denn? Von Gott. Wo geht sie hin?
Zu Gott zurück. So schwebt in Gott sie mittenin.

Und ferner, näher, ist sie ihm auf keinem Schritte,
Der wie am Anfang und am End' ist in der Mitte.

Du sagst: des Göttlichen, das sie zuerst empfangen,
Ist im Verlauf der Zeit ihr mehr und mehr entgangen.

Verlodert ist der Geist, gleich Düften die zerstieben,
Und immer todter ist der Stoff zurückgeblieben.

Ich aber sage dir: Kein Seelendüftchen gieng
Ihr aus, dafür sie nicht ein anderes empfieng.

Der Othem Gottes wirkt nicht nur der Blum' Entfaltung,
Ihre Erhaltung auch und ew'ge Umgestaltung.

Schön wie des Morgens glänzt des Abends Rosenbucht,
Schön ist wie Frühlingskranz des Herbstes reife Wucht.

Mag Morgenfrische dort im Mittagsbrand ermatten,
Herbstdämmerung sich hier in Winternacht verschatten;

Von neuem immer frisch, von neuem immer klar,
Ist Gottes großer Tag, das ew'ge Weltenjahr.

Obs wintern, sommern mag, ob tagen oder nachten,
Laß uns im Fluß der Zeit die Ewigkeit betrachten!

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XIV. 28

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