Es geht ein schmaler Weg hin zwischen Strom und Klippe,
Ein Wandrer mittendurch geht mit verlechzter Lippe.

Den Durst zu löschen, könnt' er hier am Strome nippen,
Und an den Beeren dort, die wachsen auf den Klippen.

Doch doppelte Gefahr droht her von Strom und Klippe,
Und lieber weiter geht er mit verlechzter Lippe.

Denn unten lauscht im Schilf des Stroms ein Krokodill,
Und oben im Gebüsch der Klipp' ein Tieger still.

Und wenn der Wandrer still und schnell nicht geht die Bahn,
So fällt hier Krokodill und dort ihn Tieger an.

Er denkt: wär' ich der Hund, der gleiche Sorge fühlt
Mit gleichem Durst, und ihn am Strom im Laufen kühlt.

Wär' ich das Vögelein, das auf der Klippe nascht,
Ohn' Ängste, daß nach ihm der große Würger hascht.

Wär ich der Gott des Orts! den Wanderern zum Segen
Führt' ich das Krokodill dem Tieger selbst entgegen;

Daß aneinander selbst sie stumpften ihren Zahn,
Und sicher künftig gieng' ein Wandrer diese Bahn.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XII. 93

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