Vernimm die Fabeln, die ich nicht gefabelt habe;
Als Mann erzähl' ich dir, was ich gehört als Knabe.

Die zahme Ente schwamm auf ihrem Pfuhl zufrieden,
Wo von dem Hausherrn ihr das Futter war beschieden.

Die wilde Ente flog vorbei mit Lustgeschrei;
Die zahme blickt hinauf, verwundert, was es sei?

»Mein wilder Vetter, ei, wohin?« ─ Zur Quellenflut
Auf Bergen, weil das Land versengt hat Sommerglut.

»Zu Quellen? ei! kennst du die Quellen, warst du dort?«
Ich nicht, die Mutter wars, und nach ihr zieht michs fort.

»Und weißt du denn den Weg?« Ich weiß ihn nicht, ich fühle
Den Trieb nur und den Zug entgegen jener Kühle.

Die zahme spricht: Bin ich nicht auch von deinem Stamm,
Und fühle keinen Trieb und Zug aus meinem Schlamm.

Die wilde spricht: du hast, von der Natur entfernt,
Den angestammten Trieb der Freiheit nur verlernt.

Ich aber fühle michs durchzittern und durchwittern;
Leb wol! dort reicht man dir dein Futter aus den Gittern.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XII. 47

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