Man sagt, geboren hat die Viper nicht die Jungen,
Die Mutter tödtend sind sie ihrem Leib entsprungen.

Man sagt, sie thuen dies auf ein Naturgebot,
An ihrer Mutter so rächend des Vaters Tod.

Denn wenn der Schlangenmann sein Weib will züngelnd küssen,
Nimmt in den Mund sie ihn und schwelgt in den Genüssen.

Und, obs die Sättigung, obs ihr die Lust eingab,
Wie sie empfangen hat, beißt sie das Haupt ihm ab.

Die Kinder fühlen wol aus welcherlei Verderben
Sie stammen, und gehn hin den gleichen Tod zu sterben.

Die Schlangenmännchen gehn sich mit den Weibchen gatten,
Um für der Mutter Tod die Sühnung zu erstatten;

Zu sättigen die Lust, die niemals kann ersatten;

Kann solche Unnatur in der Natur auch seyn?
Trägst du, o Mensch, sie nur in die Natur hinein?

Der lautern Fantasie ist sie die Mutter mild,
Und der verstörten das verzerrte Schlangenbild.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XII. 44

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