Nimm, Brahma's Jünger, was ich vom Araber nahm;
Sieh auf den Kern, und übersieh den Wortspielkram!

Dein Bruder, o mein Sohn, ist auch der Muselman;
Von ihm auch lerne gern, was er dich lehren kan.

Arabersprichwort sagt: dir hilft in der Gefahr
Ein Bruder oft, den nicht die Mutter dir gebar.

Verwandtschaft kann, mein Sohn, der Liebe nicht mit Ehren,
Doch der Verwandtschaft kann die Liebe wohl entbehren.

Wer für mein Bestes sich mit Rath und That verwandt,
Nur der Verwandte ist mir in der That verwandt.

Wer für mein Bestes selbst hat Gut und Blut verwandt,
Wie fremd er sei, der ist mir wahrhaft blutverwandt.

Nicht der so lieber selbst sein letztes Blut verwendet,
Daß Blutverwandten er ihr letztes Gut entwendet.

Der ist alswie ein Wolf, der nicht kann Blut entdecken
Am wunden Bruder, ohn' es gierig selbst zu lecken.

Wer besser sei zum Feind zu haben als zum Freunde?
Der, scheulos vor dem Freund, sich nur vorm Feinde scheu'nde.

Der dem Gewognen in den Weg tritt als Verwegner,
Und aus dem Weg, wo ihm entgegen tritt ein Gegner.

Der kühn den Löwen spielt in seinem Jagdreviere,
Und schmeichlerisch den Fuchs im Kreis vornehmer Thiere.

Der stärkst' in gutem Rath, zu guter That der schwächste,
Der, wenn sein Nachbar ruft, sagt: ich bin mir der nächste.

Ruft er den Nachbar einst, vergelt' ihm der die List,
Und sage: hilf dir selbst, weil du dein Nächster bist.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XII. 26

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert