Jüngst rührte zwischen Schlaf und Wachen mich ein Schimmer,
Ich sah die Meinigen im kerzenhellen Zimmer.

Sie trieben ihr Geschäft und trieben ihre Spiele,
Mich freut' es, wie so froh sie waren und so viele.

Doch nebenaus von dem Getriebe war ein Nischchen
Gewölbet in der Wand, darin gestellt ein Tischchen.

Bei dämmerlichem Schein dort saßen zwo Gestalten,
Die Jugendliche schlank mit vorgebückter Alten.

Die schienen ihr Gespräch und ihr Geschäft zu treiben
Für sich, doch theilnahmlos umher auch nicht zu bleiben.

Ich kannte sie gar wol, es war die schlichte Güte
Der alten Mutter und der Schwester Jugendblüte.

Auch wundert' ich mich nicht, wie sie hieher gekommen,
Die nacheinander Beid' ein Grab hatt' aufgenommen.

So habt ihr nun gemacht die vorgehabte Reise,
Und seid, wo ihr gewollt, in meinem Lebenskreise.

Dort sitzen sie und sehn still in den Kreis herein,
Aus welchem Niemand sie gewahrt als ich allein.

Nicht Miene machen sie noch Regung, herzuschreiten,
Zufrieden, mit dem Blick von dort uns zu begleiten.

Schutzgeistern ähnlich, die uns ungesehn umwalten,
Und Bildern an der Wand, die ihren Platz behalten.

So lächeln sie herein, begnügt und unbeklommen,
Froh, im Familienkreis zu seyn mitaufgenommen.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4, 1838, XI. 63

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