Wenn alles Menschenthuns ist Wurzel Eigennutz,
Komm, laß uns reinigen die Wurzel von dem Schmutz!
Auf diesem Grunde laß uns stehn nur und erklären,
Wie jene Wurzel selbst das Höchste muß gebären.
Ein jedes Wesen eingepflanzt hat von Natur
Den Grundtrieb: wie es ist, sich zu erhalten nur.
Was dieser dunkle Trieb nun in der Thiere Zunft,
Das ist im Menschen selbst erleuchtete Vernunft.
So kann Vernunftmacht nie seyn mit Naturgewalten
Im Widerspruch; ihr Trieb ist auch, sich zu erhalten.
Wodurch sie sich erhält, ist Tugend, That und Kraft,
Davon das Widerspiel ist Schwäch' und Leidenschaft.
Nicht Leiden, sondern Thun, nicht Ohnmacht, sondern Stärke,
Das sind des menschlichen Naturtriebs Tugendwerke.
In diesem Streben nun, von innen frei durchgängig
Zu wirken, fühlt der Trieb sich außen rings abhängig.
Zur Nahrung kann er nie der Außenwelt entbehren,
Und ihrer Übermacht muß er sich stets erwehren.
In diesem Daseynskampf, mit Kraft, dazu verliehn,
Sucht er von außen her, was frommt, an sich zu ziehn.
Zwei Kräfte gleicher Art, zu gleichem Zweck verbunden,
Vermögen doppeltes, das haben sie empfunden.
Drum menschliche Vernunft, zu Menschenselbsterhaltung
Befand nichts nützlicher als Menschenbundgestaltung.
Sie unterordnen selbst dem Leibe sich zu Gliedern,
Nur um sich zu erhöhn, nicht um sich zu erniedern.
Und also ist der Mensch von der Natur getrieben,
Weil er sich selber liebt, den andern auch zu lieben.
Getrieben ist er, gut zu seyn, mild und gerecht,
Großmüthig selber sich zu opfern dem Geschlecht.
Dem Grundtrieb Eigennutz ist alles dies entsprossen,
Die dunkle Wurzel ist zum Himmel aufgeschossen.
Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4, 1838, X. 162
Komm, laß uns reinigen die Wurzel von dem Schmutz!
Auf diesem Grunde laß uns stehn nur und erklären,
Wie jene Wurzel selbst das Höchste muß gebären.
Ein jedes Wesen eingepflanzt hat von Natur
Den Grundtrieb: wie es ist, sich zu erhalten nur.
Was dieser dunkle Trieb nun in der Thiere Zunft,
Das ist im Menschen selbst erleuchtete Vernunft.
So kann Vernunftmacht nie seyn mit Naturgewalten
Im Widerspruch; ihr Trieb ist auch, sich zu erhalten.
Wodurch sie sich erhält, ist Tugend, That und Kraft,
Davon das Widerspiel ist Schwäch' und Leidenschaft.
Nicht Leiden, sondern Thun, nicht Ohnmacht, sondern Stärke,
Das sind des menschlichen Naturtriebs Tugendwerke.
In diesem Streben nun, von innen frei durchgängig
Zu wirken, fühlt der Trieb sich außen rings abhängig.
Zur Nahrung kann er nie der Außenwelt entbehren,
Und ihrer Übermacht muß er sich stets erwehren.
In diesem Daseynskampf, mit Kraft, dazu verliehn,
Sucht er von außen her, was frommt, an sich zu ziehn.
Zwei Kräfte gleicher Art, zu gleichem Zweck verbunden,
Vermögen doppeltes, das haben sie empfunden.
Drum menschliche Vernunft, zu Menschenselbsterhaltung
Befand nichts nützlicher als Menschenbundgestaltung.
Sie unterordnen selbst dem Leibe sich zu Gliedern,
Nur um sich zu erhöhn, nicht um sich zu erniedern.
Und also ist der Mensch von der Natur getrieben,
Weil er sich selber liebt, den andern auch zu lieben.
Getrieben ist er, gut zu seyn, mild und gerecht,
Großmüthig selber sich zu opfern dem Geschlecht.
Dem Grundtrieb Eigennutz ist alles dies entsprossen,
Die dunkle Wurzel ist zum Himmel aufgeschossen.
Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4, 1838, X. 162