Wenn jene haben Recht, die in des Lebens Mitte
Das Böse sehn, den Feind lauernd auf Tritt und Schritte;

Die Seele, Sträfling-gleich, geschmiedet an den Karren,
Und allzeit fertig zum Verbrecher oder Narren;

Im unglückseligen verhältnislosen Streite
Das lichte Pünktchen mit der breiten Schattenseite:

Wenn das die Weisen sind, so sind wir blöde Knaben,
Die wir am heitern Schein von außen Lust noch haben;

Daß wir nach Blumen gehn, von Krötengift bespritzt,
Und nach den Früchten sehn, vom innern Wurm beschmitzt.

Doch wenn wir haben Recht, wie Recht wir haben müßen,
Am Schönen uns zu freun, zu laben uns am Süßen;

So droht es unserem Genusse doch Verstörung,
Zu sehn stets jener dort unselige Bethörung.

Alswie ein Wachender ganz aus dem Sinn nicht schlagen
Die dummen Fratzen kann, die ihn im Traume plagen.

Und wie ein Denkender im Denken wird gestört,
Wenn er Wahnsinnige mit Ketten rasseln hört.

Doch wie gesund zum Trotz dem Kranken der Gesunde
Sich fühlt, so fühle dich mit Gott im Seelengrunde.

Arbeitsam, liebevoll, bescheiden und enthaltsam;
Nicht zügel-schrankenlos, in keinem Ding gewaltsam;

Vertrauend ihm, der dir den Himmelsfunken gab,
Daß unverfinstert du ihn tragest übers Grab;

So beut dem Nachtspuk Trotz in lichter Zuversicht,
Und fürchte als Gespenst dich selbst und andre nicht.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4, 1838, X. 60

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