Nur selten oder nie begegnen auf der Fahrt
Hienieden zweie sich von gleicher Sinnesart.

Was jenem wichtig scheint, hält dieser für entbehrlich,
Und was der wichtig nennt, ist jenem nur beschwerlich.

Daher ein Lehrender und Lernender sich nie
Im Grunde ganz verstehn, doch lehren, lernen sie.

Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt?
Ein Mittleres, was sich von keinem weit entfernt?

Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen;
Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen.

Der Lehrer, der sich anbequemt, wirkt schwach und flach;
Der Schüler, der es thut, spricht Unverstandnes nach.

Der Lehrer strebe nur sich selber zu entfalten,
Der Schüler lerne nur sein Eignes zu gestalten.

Wenn jeder so sich nur bestärkt in seinem Sinn,
So bleibt für beide Theil' Erregung der Gewinn.

Durch Lehren lernen wir; das Sprichwort bleib' in Ehren,
Doch wahr ists auch, daß wir durch Lernen selbst uns lehren.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4, 1838, IX. 45

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