Lass mich ziehn!

Ich bin kein Freund von Sterbensehen;
Wenn deine Liebe soll vergehen,
So sterbe sie allein; ich will
Mit meiner sein allein und still.

Gedächtnis weiß getreu von Jahren
Die Liebeszeichen zu bewahren;
Wenn eins dir nach dem andern weicht,
Seh ich, wie Tod dein Herz beschleicht.

Du merkst es nicht, viel ist geblieben;
O Gott! es war ein reiches Lieben;
Viel hat der Tod zu knicken doch,
Bis alles aus; er knickt es noch.

Du merkst es nicht; mein sind die Schmerzen;
Doch leichter wird es deinem Herzen,
Da du von mir dich scheidest los,
Denn Lieben ist ein banges Los.

Wie Tod sich mag mit Liebe messen,
Bei dir, die ich nicht kann vergessen,
Will ichs nicht schaun, wenn ichs auch seh
Im Schmerze, daß allein ich steh.

Gut ists, vors Aug die Hände schlagen,
Ist nicht ein Anblick zu ertragen;
O könnte so das Herz dem Licht
Entfliehn beim Anblick, der es bricht!

Ich glaub es nicht, daß deiner Seele,
Der schönsten, ewge Liebe fehle;
Doch traur ich, bis die Gruft mich deckt,
Daß meine Lieb sie nicht geweckt.

Entstanden 1841. Erstdruck 1843.

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