Vier Königstöchter sind auf einem rings von Wogen
Umspülten Lenzeiland von einer Fee erzogen.

Und morgen sollen sie zurück zur Heimath ziehn,
Weil ihnen aller Schmuck der Bildung ist verliehn.

Da sprach die Fee: Ich bin mit jeder wohl zufrieden,
Doch einer muß zuletzt der Vorzug seyn beschieden.

Nun geht zur Ruh, und wann euch weckt des Morgens Glanz,
Ist einer unter euch beschert ein Perlenkranz.

Dieselbe findet ihn am Grund des Körbchens liegen;
Den soll die Finderin bewahren hold verschwiegen. ─

Da blickten alle vier einander lächelnd an,
Und jede dachte: die wird wol den Preis empfahn.

Nicht eine dachte, daß sie selber siegen sollte,
Nur, wie sie sich des Siegs der andern freuen wollte.

So träumten sie die Nacht bis zu des Morgens Glanz,
Und an des Körbchens Grund fand jede einen Kranz.

Erröthend ließen sie den Kranz im Körbchen liegen,
Und jede hätte gern sich selbst den Fund verschwiegen.

Doch als der Abschied kam, verrieth die holde Scham
Von jeder jeder wohl, was jede mit sich nahm.

Sie brauchten sich es nicht zu fragen noch zu sagen,
Und fühlten sich beglückt all' einen Kranz zu tragen.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3, 1837, VIII. 111

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