Georg Philipp Telemann
Pimpinone oder Die ungleiche Heirat
In dreyen Intermediis
Libretto von Johann Philipp Praetorius
Uraufführung: 27.09.1725, Operhaus am Gänsemarkt, Hamburg
Personen
Vespetta
Pimpinone
Intermezzo I.
Aria.
VESPETTA.
Chi’mi vuol son Cameriero
fòdi tutto, pian m’intendo
Ei quel tutto, che conviene.
Sonda bene,
Son sincera
non ambisco, non pretendo.
E’mi àgiusto al mal è al bene.
Da Capo.
(Ich suche zwar ein Glück, doch ehrlich zu erlangen,
Und durch den sauren Schweiß ein kleines Heyrath-Gut.)
Herr Pimpinone kommt gegangen;
Er ist zwar nicht von edlem Blut,
Doch reich und dumm, es wär ein Herr für mich.
Gedult vielleichte fügt es sich.
PIMPINONE.
(Ein Reicher ist in Wahrheit übel dran,
Es sucht ihn jedermann zu hintergehn.
Mein Haus soll künfftig nicht so vielen offen stehen,
Könt ich ein artig’s Kind zum Cammer-Mädgen kriegen,
Würd es mich ungemein vergnügen;)
Wie? kan ich nicht Vespetten hier erblicken?
VESPETTA.
(Ach stünd ich ihm doch an!)
PIMPINONE.
(Ach wolte sie zu mir)
VESPETTA UND PIMPINONE
Wie klüglich wolt ich mich in Seine / Ihre Weise schicken!
PIMPINONE.
Mein artigs Kind, wie geht es ihr?
VESPETTA.
Ihr Gnaden zürnen nicht,
Ich habe sie in Wahrheit nicht gesehen.
PIMPINONE.
Wie artig weiß sie doch den Fuß und Leib zu drehn!
VESPETTA.
Der Meister, so die Frau im Tantzen unterwiesen,
War mir gewogen, und durch diesen,
Erlangt ich ziemlichen Bericht.
PIMPINONE.
Beym Element die Frau muß vornehm seyn;
VESPETTA.
Was vornehm? nein!
Music und Tantzen sind ja itzo schon gemein.
Aria.
VESPETTA.
Höflich Reden, lieblich Singen,
Künstlich Spielen, fertig Springen,
Sind schöner Damen Zeit-Vertreib.
Spinnen, Knepplen, Stricken, Nähen,
Fleipig auf die Wirthschaft sehen,
Gehören nur für ein gemeines Weib.
Da Capo.
PIMPINONE.
Doch was kan dieses wohl für Lust erwecken?
VESPETTA.
Zum wenigsten lernt man
Die Brust geschickt hervor zu strecken.
PIMPINONE.
Gut dienet ihr nicht mehr?
VESPETTA.
Als ich den Abschied jüngst begehrt,
Ward er mir alsobald gewehrt,
PIMPINONE.
(Diß Wort erfreut mich sehr.)
Und was war Schuld daran?
VESPETTA.
Ich darff nicht alles sagen.
PIMPINONE.
Ey Possen zeigt es mir nur an.
VESPETTA.
Es lieffen allzuofft so Brieff, als Blumen ein,
Die Antwort sollte gleich zurück getragen,
Und wohl bestellet seyn;
Mehr Nachricht wird kein Mensch aus meinen Munde kriegen,
Dann ich bin sehr verschwiegen.
PIMPINONE.
Ich mercke schon; es waren Liebes-Sachen.
VESPETTA.
Gesetzt daß es auch sey.
Gewohnheit kan die Fehler gut, und aus der Löffeley,
Ein Unschuld volles Schertzen machen.
PIMPINONE.
Wie starck war dann der Diener Zahl?
VESPETTA.
Die Wahrheit zwingt mich dieses mahl,
Zu ihrem Ruhme zu bekennen,
Es ist bey kahlen sieben
Geblieben.
Diß sind nur Kleinigkeiten,
Und haben wenig zubedeuten;
Allein sie wolte mir kein freundlichs Auge gönnen.
PIMPINONE.
Warum?
VESPETTA.
Ich war ihr alle Morgen
Zu früh geputzt, diß setzte sie in Sorgen,
Ich gieng ihr etwas ins Gehege,
Dadurch ward alle Feindschaft rege.
PIMPINONE.
Wie gut ist es, bey einem alten Mann zu seyn,
Absonderlich, wann er allein.
VESPETTA.
Ach gönnte mir ein günstiges Geschicke,
Diß längst-verlangte Glücke;
Doch jüngst erreicht ichs bald,
Doch war mein Herr so ungestalt,
PIMPINONE.
So ungestalt, als ich?
VESPETTA.
Kein Mensch ist auf der Welt,
So höflich, klug, manierlich,
Schön und zart,
Und kurtz der mir so wohl gefällt,
Als Er.
PIMPINONE.
O schöne Redens-Art!
Aria.
PIMPINONE.
Ella mi vuol confondere,
Diro meglio, confondere,
Signora si, con troppa Cortesia,
Come giglio, come sole,
Da sue lodianzi onorato
(Jo son pur imbrogliato,)
Certo, mi vuol confondere
Con la sua gran bonta.
Costei m’hà colto tanto al improviso
Che non so, che mi dir non so,
Vespetta mi muove al riso.
PIMPINONE.
Basta, non posso exprimere
L’obligatione mia,
A dir la Verita,
Etal, che per rispondere,
Non so trovar la Via.
Da Capo.
PIMPINONE.
Was aber denckt ihr nun zu thun?
VESPETTA.
Ich suche nichts als einen Herrn;
PIMPINONE.
Was suchet ihr für einen?
VESPETTA.
Ich wolte zum Exempel gern …
PIMPINONE.
(Sie wird mich selber meinen.
Wie viel vermag ein schöner Kerl doch nicht!)
VESPETTA.
Es muß doch heraus
Ich wolte gerne keinen,
Als der ihm selber gleich,
PIMPINONE.
So höret mich: Mein Haus
Ist einsam; ich bin reich:
Gefällt es euch,
So dient bey mir, und schliesset gleich den Kauff.
VESPETTA.
Er schertzet nur, mein Glück ist schon gemacht,
PIMPINONE.
Gebt mir die Hand darauf
VESPETTA.
Ich neige mich von wegen solcher Ehre,
Er drucket ihr die Hand.
Sacht, sacht,
Es schmertzet all zu sehre.
PIMPINONE.
(Sie muß in Wahrheit zärtlich seyn.)
Nehmt diese Schlüssel an zu Brod und Wein,
Die Wirthschaft soll mir nicht forthin den Kopff verrücken,
Ich seh auf euch in allen Stücken.
VESPETTA.
Er wird die Frucht davon in kurtzen spühren,
Mit dieser Hand weiß ich die Wirthschaft wol zu führen.
PIMPINONE.
Verfahrt in allen
Nach eigenen Gefallen.
VESPETTA.
Wie viel bekomm ich Lohn?
PIMPINONE.
So viel, als euch gefällt;
VESPETTA.
Kein bessrer Herr lebt auf der Welt.
Duetto.
Vespetta und Pimpinone.
PIMPINONE.
Nel petto il cor mi giubila,
VESPETTA.
Nel sen mi brilla l’anima,
PIMPINONE.
Vieni andiam Vespetta!
VESPETTA.
Vada ella auvanti,
PIMPINONE.
Lascia i complimenti
VESPETTA.
No, non mi permetta.
Se contenti,
Illustrissimo Padron.
PIMPINONE.
M’incamino, tu hai ragion.
PIMPINONE.
Mi senti tutto in gloria
VESPETTA.
(Affe mi vien da ridere,)
PIMPINONE.
Sù, la màn! qui niun ci offerva,
VESPETTA.
Troppo onore! Jo le son serva.
PIMPINONE.
Tanti in chini non vorrei,
VESPETTA.
Far cosi deg g’io con lei.
PIMPINONE.
Vieni, vieni.
VESPETTA.
Vada, vada,
È un gran matto in conclusion.
PIMPINONE.
Oh felice Pimpinon!
Da Capo.
Intermezzo II.
PIMPINONE.
Vespette, Wilst du von mir gehn?
VESPETTA.
Im Fall er nicht mit mir gescheider handeln wird,
Muß mir der Weg zur Freyheit offen stehen.
PIMPINONE.
Worinn hab ich geirrt,
Du weist ja wohl …
VESPETTA.
Man hudelt mich bald hie, bald dort,
Ich weiß nicht wie geschwind ich alles machen soll;
Er nehm hinfort nur seine Wirthschaft selbst in acht!
Weint.
Arioso.
Nei brevi Momenti
Ch’hòspeso inservirla,
Se avessi mancato
Dimando perdon.
PIMPINONE.
Schweig schweig, du hast ja alles recht gemacht,
VESPETTA.
Der Himmel weiß, wie es mich kräncket,
Daß er auf nichts, als sein Verderben dencket.
PIMPINONE.
(Das Mensch weiß doch ein Haus
Recht klüglich zu verwalten,)
Ich will in dem, was auszugeben,
Nach deiner Vorschrift leben.
VESPETTA.
Es wird nichts draus.
PIMPINONE.
Warum?
VESPETTA.
Er will die Schlüssel ja behalten;
PIMPINONE.
(Wie seltsam halten doch die Rabenässer Haus,)
Du redest wahr nimm nur die Schlüssel hin,
Den Geld-Schranck übergeb ich dir,
Bleib aber auch bey mir.
VESPETTA.
(Wie blind ist doch der alte Mann,)
Ich nehme sie zu seinem besten an.
PIMPINONE.
Nun gib du aus, so viel als dir gefällt,
(Schliesset den Schranck auf und zeigt ihr einen Ring.)
VESPETTA.
Verschwendet er so liederlich sein Geld?
Wie lange Zeit ist dieses Kleinod schon vorhanden?
PIMPINONE.
Ich hab es heut um Sechtzig Marck erstanden.
VESPETTA.
Ein Ring für Ihn? hab ich es nicht gedacht?
Das Geld ist übel angebracht.
PIMPINONE.
Gemach! ich kaufft hiernächst noch dieses Ohrgehencke;
VESPETTA.
Sie sind vortrefflich schön,
Wie theuer? soll ich es rathen?
PIMPINONE.
Nur siebentzig Ducaten.
VESPETTA.
Für wen?
(Ich wünsche mir sie zum Geschencke,)
PIMPINONE.
Für dich mein Leben?
VESPETTA.
Für mich? das Geld ist nützlich ausgegeben.
Aria.
PIMPINONE.
Guarda un poco
In questi occhi di foco,
Ed in loro
Vedrai mio tesoro,
che sei di Pimpinon la Pimpinina.
Tu vergogni? che pensi? che fai
guarda è guardando saprai,
che il mio presente amore è Vespettina.
Da Capo.
VESPETTA.
Er schweige doch, ich selber bin,
Mehr sag ich nicht. Ich bin nur heute noch
Des Herren Dienerin,
Hernach …
PIMPINONE.
Was dann hernach? Ey sag es doch.
VESPETTA.
Adieu!
PIMPINONE.
Warum?
VESPETTA.
Weil schon die gantze Stadt,
Von uns zu plaudern hat,
Es heißt: Er sey noch ein belebter Herr,
Ich aber, kurtz auch nicht die häßlichste von allen,
Es wird dem Lästerer
Die Unschuld selbst zu tadeln leichte fallen,
Mein guter Name muß darunter leiden,
Drum werd ich bald aus seinem Hause scheiden.
PIMPINONE.
Es sind ja Mittel gnug der Leute Maul zu stillen.
VESPETTA.
Wer dient kan dieses nicht erfüllen.
PIMPINONE.
Tritt her, es ist mein Ernst, was nutzt der Worte Dunst?
Du weist daß du mein Mädgen bist,
VESPETTA.
Ja bloß durch seine Gunst.
PIMPINONE.
Wanns dir gefällig ist,
Nehm ich dich gar zu meiner Frauen;
VESPETTA, er ist bestrickt.
Darf ich den Worten trauen?
PIMPINONE.
Du lose Hexe du, bleib nur auch künfftig klug.
VESPETTA.
Mein Hertz weiß nichts von Arglist und Betrug.
Aria.
VESPETTA.
Jo non sono una di quelle,
Nate brutte, è fatte belle,
Eche im parevi su il cristallo,
A non far un gesto in fallo.
A girar guardi vezzosi,
Ed tener la bocca à sdegno.
Ne di quelle Vaner elle
Che caminan col compasso,
E si fanno ilbusto basso
Per mostrat ai piu golosi,
Molta robba è poco ingegno.
Da Capo.
PIMPINONE.
So geht es gut, laß uns den Handel schliessen,
Ein langes Compliment kan mich ins Hertz verdriessen.
VESPETTA.
Es ist mir auch gantz unbewust.
PIMPINONE.
Magst du wohl an dem Fenster stehen?
VESPETTA.
Ich hab hierzu nicht die geringste Lust.
PIMPINONE.
In Opera und auf Balleten gehn?
VESPETTA.
Diß thu ich nie.
PIMPINONE.
kan dich das Spiel erfreun?
VESPETTA.
Die Einsamkeit soll mein Vergnügen seyn?
PIMPINONE.
Sind die Roman dir ein beliebtes Wesen?
VESPETTA.
Ich werde stets in den Calender lesen.
PIMPINONE.
Kan dich die Masquerad ergötzen?
VESPETTA.
Ich will dafür mich in die Küche setzen.
PIMPINONE.
Belustigt dich ein Bär- und Ochsen-Hetzen?
VESPETTA.
Im Hause findet sich ein besserer Zeit-Vertreib.
PIMPINONE.
Wohl! so bist du mein liebes Weib.
VESPETTA.
Nur seine Magd.
Doch ohne Braut-Schatz.
PIMPINONE.
Nein
Zehen tausend Thaler sollen dir von mir vermachet seyn.
PIMPINONE.
Doch die Visiten sind dir gäntzlich untersagt,
Sie nicht zu geben, noch auch anzunehmen.
VESPETTA.
Ich will mich gern hierzu bequemen.
PIMPINONE.
Wohlan ich bin vergnügt.
VESPETTA.
Mich selber zu beglücken,
Muß mein Versprechen sich nach seinem Willen schicken.
Duetto.
PIMPINONE UND VESPETTA.
Stendi, uh! ch’allegrezza!
VESPETTA.
Stringi, ô che Fortuna!
PIMPINONE.
Che bel tutto!
Vespetta è pur mutto.
PIMPINONE.
Jammi un vezzo!
VESPETTA.
Mio Cupido!
PIMPINONE.
Non v’èprezzo,
Vespetta me ne rido.
PIMPINONE.
Cara sponsa siâ goder.
VESPETTA.
Dolce sponso siâ goder.
VESPETTA.
(Tanto brutto.)
PIMPINONE.
Tal bellezza.
Vespetta non v’e al cuno
PIMPINONE.
Non c’hà nissuna,
Vespetta è pur cotto il sempliciotto.
PIMPINONE.
Per amore
manca il Core.
VESPETTA.
Parla ô caro
PIMPINONE.
Parla ô cara
VESPETTA UND PIMPINONE.
M’impedisce il gran piacer.
Da Capo.
Intermezzo III.
VESPETTA.
Ich will dahin, wohin es mir beliebet gehn,
O das ist unvergleichlich schön.
PIMPINONE.
O das ist unvergleichlich arg.
Ich muß zum wenigsten den Ort wohin du gehest wissen;
VESPETTA.
So werd ich dir von jedem Quarck
Wohl Red und Antwort geben müssen?
PIMPINONE.
Ich bin dein Mann.
VESPETTA.
Gar recht! ich gehe nur Spatzieren.
PIMPINONE.
Spatzieren? will dir dieses auch gebühren?
VESPETTA.
Die Leute sehn dich längst für einen Gecken an;
Ein kluger Mann muß seiner Frauen,
Mit Stilleschweigen trauen.
PIMPINONE.
Ich will es wissen
VESPETTA.
Nein,
Sonst können wir nicht Freunde seyn.
PIMPINONE.
Vespette,
VESPETTA.
Pimpinon.
PIMPINONE.
Ist dieses meiner Gutheit Lohn?
Welch eine schimpfliche Gedult,
Begehrt man von mir, und was hab ich verschuldt?
VESPETTA.
Um grössre Freyheit zu erlangen
Erwehlt ich dein verhaßtes Ehe-Bette;
Ich will dich als Gefehrten zwar umfangen,
Doch trag ich keine Sclaven – Kette.
PIMPINONE.
Recht, recht! geliebteste Vespette.
VESPETTA.
So geht es wenn man sich nicht höflich aufgeführet.
Ich fordre den Respect, der einer Frau gebühret.
PIMPINONE.
Ach ja, genäd’ge Frau (wie übel bin ich dran
Ich wohl geplagter Mann)
VESPETTA.
Adieu!
PIMPINONE.
Wo geht sie hin?
VESPETTA.
Zu meiner Frau Gevatterin.
PIMPINONE.
So wird sie sich entbrechen,
Von ihrem Manne was Verfängliches zu sprechen.
Aria.
PIMPINONE.
So quel, che si dice,
So quel, che si fa?
Sustissima, come si sta?
Bene, bene.
Epoi subito
Quel mio marito
E pur stravagante
E pur indiscreto pretende
Che in casa jo stia tutto il di.
E l’altra risponde:
Gran bestia ch’egl’e.
Pretende comore l’essempio da me.
Voleva anch’il mio – – –
Mà l’hò ben chiarito.
Di far à mio modo,
Trovato hò il segreto,
Sei dice di non, jo dico, di si.
Da Capo.
PIMPINONE.
Für dieses mahl sey ihr der Ausgang unbenommen,
Nur daß sie bald zurücke kommt.
VESPETTA.
Ums bald zurücke kommen
Sorg ich nicht viel;
Die spate Nacht ist meiner Freude Ziel.
PIMPINONE.
Will sie sich auf der Gassen,
Bey dunckler Nacht betretten lassen?
VESPETTA.
Was schadet es? kein Dieb wird mich zu stehlen suchen.
PIMPINONE.
Verflucht sey doch
VESPETTA.
Wie darffst du mir noch fluchen?
PIMPINONE.
Ich fluche meinem Zahn, daß er mir Schmertzen macht.
Sie geh nur. Allein sie höre;
Ich wolte gern forthin mehr Ehre
Und wen’ger Widerstreben,
Mehr Freundlichkeit, und wen’ger Schelten.
VESPETTA.
Mein Will muß ja so viel, als deiner wolte gelten,
Drum werd ich stets nach meinem Kopffe leben,
In Assemblee und Opera zugehn,
Visiten, Tantzen, Spiel, am Fenster stehn,
Sind mir stets unverwehrt, diß mercke du.
PIMPINONE.
Sie sagte mir doch erst ein anders Leben zu.
VESPETTA.
Halb weiß ich es, halb ist es mir entfallen.
PIMPINONE.
Sie wolte mir in allen,
Zu Willen und gehorsam seyn.
VESPETTA.
Als ich dir dieses zugesagt,
War ich noch deine Magd,
Itz bin ich deine Frau, drum zieh die Pfeife ein.
Aria.
VESPETTA.
Voglio far, come fan l’altre
Ben danzar, parlar francese,
Star in Galla, esser Cortese,
Ma pero con l’onesta.
Voglio anch’io saper, cos‘ è
La Spadiglia
Ela Maniglia
Echiamar, o l’Asso, il Re,
Quando il Punto mi dira.
Da Capo.
PIMPINONE.
Wie aber, wann ichs auch so machen wolte?
VESPETTA.
Das thätest du aus Lasterhaftigkeit,
Ich thu es nur aus Lust.
PIMPINONE.
Wann ich auf Tändeleyen
So vieles Geld verwenden solte?
VESPETTA.
Ein Mann muß sich vor solchen Wesen scheuen;
Mod und Galanterie gehören nimmer,
Für andere, als für das Frauenzimmer.
PIMPINONE.
Doch könnt ich dir den Stock auch nach der Mode reichen.
VESPETTA.
Den Stock für meines gleichen?
Den Augeblick sag ich dir allen Kauff,
Du unverschämter Tölpel auff.
PIMPINONE.
Dein Drohen kan mich wenig schrecken;
VESPETTA.
So sollst du meine Nägel schmecken.
Duetto.
Pimpinone und Vespetta.
PIMPINONE.
Wilde Hummel, böser Engel,
VESPETTA.
Alter Hudler, Galgen-Schwengel
PIMPINONE.
Zänckische Metze, andere Xantipe,
VESPETTA.
Murrischer Trotz-Kopff, Todten-Gerippe,
PIMPINONE UND VESPETTA.
Ich lache deiner Raserey.
VESPETTA.
Ich lache deiner Raserey.
PIMPINONE.
Wirst du deinen Sinn nicht brechen,
VESPETTA.
Wirst du immer Widersprechen?
Beede. So schlag ich dir den Kopff entzwey.
Da Capo.
VESPETTA.
Du eigensinn’ger Esel schau,
PIMPINONE.
Perdon, gnäd’ge Frau!
VESPETTA.
Zehn tausend Thaler stehn auf den Papier,
Dieselben zahle mir,
Und soll ich nicht nach deinem Willen leben,
So must du mir den Braut-Schatz wieder geben.
PIMPINONE.
Ich bin in Sie verliebt, was will ich machen?)
Sie thu was ihr gefällt in allen Sachen.
VESPETTA.
Wo du nicht stets so sprichst, du ungeschliff’ner Bengel,
So reiß
PIMPINONE.
Thu was du wilst mein Engel,
VESPETTA.
Ich dir das Hertz aus deinem Leibe,
PIMPINONE.
(Ihr Männer hütet euch vor einem bösen Weibe)
VESPETTA.
Und machst du mir
PIMPINONE.
(Verflucht sey doch die Zeit)
VESPETTA.
Was murmelst du?
PIMPINONE.
Nichts nichts.
VESPETTA.
Noch einmahl Streit …
PIMPINONE.
Verflucht sey doch die Zeit,
Da ich dis böse Thier gefreyt.
VESPETTA.
Sprich laut, damit ich dich versteh,
PIMPINONE.
Mir thun die Zähne weh.
Duetto.
VESPETTA.
Schweig hinkünfftig albrer Tröpff,
Sonst erwarte nur den Stecken;
PIMPINONE.
O! wie schmertzet mir der Kopff!
Ich vergehe fast vor Schrecken!
VESPETTA.
Dieses ist der Grobheit Lohn
PIMPINONE.
Dieses ist der Einfalt Lohn
VESPETTA.
Ungeschliffner Pimpinon.
PIMPINONE.
Unglückseelger Pimpinon.
VESPETTA.
Mit verliebten Gecken
Gehn wir Weiber also um,
PIMPINONE.
Will ich nicht den Prügel schmecken,
Schweig ich gern, und bleibe stumm.
Da Capo