Adolphe Charles Adam

Die Sennerhütte

Komische Oper in 1 Act

Personen

Daniel, ein junger Pächter

Max, Sergeant bei einem Schweizerregiment

Bettly, seine Schwester

Soldaten, Bauern und Bäuerinnen

Ort der Handlung: Ein Weiler im Canton Appenzell

Scene 1.

Die Bühne stellt das Innere einer Sennhütte vor. Zu beiden Seiten eine Thüre und eine im Hintergrunde, die sich nach dem Freien zu öffnet und in der Ferne das Hochgebirg erblicken läßt. Burschen und Mädchen in der Landestracht, weiße Milchbutten tragend, kommen singend dahergezogen.

CHOR.
Seht schon flieh’n die Schatten
Von den Alpenmatten
Vor dem Morgenstrahl.
Darum ohne Weilen
Laßt hinab uns eilen
Nach der Stadt im Thal.
DIE MÄDCHEN rufend.
Bettly! Bettly! wo mag sie sein? ist sie schon fort?
Sie sollte mit uns geh’n und läßt sich nirgend’s sehen!
DIE BURSCHE mit gedämpfter Stimme, umherblickend.
O weh! jetzt ist es wohl um unsern Spaß geschehen,
Zum süßen Stelldichein hält Daniel nicht Wort.
DIE MÄDCHEN.
Zu seh’n, ob unsre List gelungen,
Ist’s nun zu spät, wir müssen gehn!
DIE BURSCHE.
Wie tief er sich in’s Netz verschlungen
Das werden wir heut‘ Abend seh’n.
ALLE.
Seht schon flieh’n die Schatten
Von den Alpenmatten
Vor dem Morgenstrahl.
Darum ohne Weilen
Laßt hinab uns eilen
Nach der Stadt im Thal.

Im Augenblick wo sie abziehen wollen, erblickt man Daniel draußen auf der Berghöhe.

Scene 2.

Daniel. Die Vorigen.

DIE MÄDCHEN.
Er ist’s! Siehe da! Daniel,
Der schönste Bursch von Appenzell.
DIE BURSCHE unter sich, halblaut.
Seht wie er stolz und freudig blickt,
Seit wir das Brieflein ihm geschickt!
DANIEL.

Arie.

Sie willigt ein, für meine Leiden
Reicht sie zum Lohn mir ihre Hand,
Wie werden sie mich all beneiden,
Die Freier, um dieß Wonneband.
Wie lang auch gegen all mein Lieben
Sie kalt und grausam sich gestellt,
Der Brief, den sie mir heut‘ geschrieben,
Macht glücklich mich hier auf der Welt.
O, des hohen Glückes!
Sie, die Schönste, liebt mich!
Nehmt an dem Entzücken
Nachbarn alle Theil.
Freundlichst seid geladen
Heut‘ zu mir Ihr alle,
Meine theuren Freunde,
Auf kommt schnell zu mir.
Die Musik soll erklingen
Und Alles soll sich schwingen
Im festlich munt’ren Reih’n.
So kommet denn ihr Gäste
Zum fröhlich heit’ren Feste,
Zum Tanz und zum Wein.
So ist erreicht denn mein heißes Sehnen
Und ich empfang die liebe Hand;
Wie wird mich alles in der Runde
Beneiden um dieß Liebespfand.
O, des hohen Glückes!
Sie, die Schönste, liebt mich!
Nehmt an dem Entzücken
Nachbarn alle Theil.
Freundlichst seid geladen
Heut‘ zu mir Ihr Alle
Meine theuren Freunde,
Auf, kommt schnell zu mir.
Ich bin reich: Ihr sollt’s genießen,
Alles will ich Euch erschließen,
Küch‘ und Keller, Speis‘ und Wein,
Alles soll heut‘ Euer sein.
ALLE.
Alles soll für uns heute sein.
DANIEL.
O, des hohen Glückes!
Sie die Schönste liebt mich!
Nehmt an dem Entzücken
All‘ Ihr Nachbarn Theil.
Freundlichst seid geladen
Heut‘ zu mir Ihr Alle,
Meine theuren Freunde,
Auf kommt schnell zu mir.
CHOR.
Seht wie freundlich er gewogen,
Alles gibt er, Tanz und Wein.
Wüßt‘ er, wie wir ihn betrogen,
Lüd‘ er sicher uns nicht ein.
DANIEL.
Vom Tanzen und Springen
Soll alles erklingen
Am festlichen Tag.
CHOR.
Am festlichen Tag.

Scene 3.

Daniel, allein. Zieht den Brief hervor und geht triumphirend damit auf und ab.

DANIEL. Nein, es ist kein Traum! Da steht es ja schwarz auf weiß: »Keinem Anderen, als Euch, theuerster Daniel, gehört mein Herz und heute noch bin ich bereit, Euch meine Hand vor dem Altare zu reichen!« – Ich gestehe, daß mich diese plötzliche Gesinnungsänderung höchlich überrascht hat, da Bettly mir niemals die geringste Hoffnung gab; im Gegentheil, sie behandelte mich so schnöde, daß ich der Verzweiflung nahe kam; ei nun, alle hübschen Mädchen haben ihre Launen und Bettly hat vor Allen ein Recht dazu; bin ich ja doch nicht der Einzige, der nach ihrem niedlichen Händchen trachtet; alle Bursche weit und breit, sind von ihr bezaubert. Wie hart, ja grausam sie mich früher auch behandelte; Alles soll vergessen seyn; ihr Briefchen hat allen Gram aus meinem Herzen verbannt – und doch bin ich ihr ein Bischen böse, daß sie schon so früh ausgegangen ist! Sie konnte sich leicht denken, daß ich nach Empfang ihrer Himmelsbothschaft auf der Stelle hieher eilen würde, um ihr meinen heißen Dank abzustatten! Gott weiß, sie hat mich lange genug seufzen und schmachten lassen – vielleicht war es aber auch meine eigene Schuld! Ich hätte kecker seyn und nicht so schüchtern um sie herschleichen, sondern gleich mit der Sprache heraus rücken sollen: Willst Du mich oder nicht? – Gott muß ein Wunder gethan haben, sonst wäre sie gewiß nicht mit einem schriftlichen Liebesbekenntniß mir zuerst entgegen gekommen. Aber um so besser! Juchhe! Wirft seine Mütze in die Höhe und tanzt jodelnd in der Stube herum; plötzlich bemerkt er Bettly, welche indessen zur Hinterthüre hereingetreten ist, und bleibt verlegen stehen.

Scene 4.

Daniel. Bettly.

BETTLY. Sieh da, Daniel! Was treibt Euch denn so früh schon her?
DANIEL bei Seite. Welch eine Frage! Laut. Wär es nicht fügsicher, wenn ich fragte, was Euch schon in aller Frühe aus dem Hause getrieben hat?
BETTLY. Ei, das will ich Euch sagen; der Einnehmer unten im Dorfe ließ mir sagen, es sei ein Brief an mich bei ihm angekommen, – von wem anders könnte dieser Brief seyn, als von meinem Bruder Max. – Ihr könnt wohl denken, daß mich die Ungeduld, wieder einmal nach so langer Zeit etwas von ihm zu erfahren, schon in aller Frühe zum Einnehmer trieb. Seht, da hab‘ ich den Brief.
DANIEL verlegen. Nun, befindet er sich wohl, der Bruder Max … ist er im Kriege nicht todt geschossen worden? …
BETTLY. Wie könnte er mir denn sonst schreiben?
DANIEL. Ja so – nun, einem Soldaten kann das schon passiren – Eurem Max besonders, der schon so lange Zeit im Felde dient –
BETTLY seufzend. Heut sind es fünfzehn Jahre, seit er von hier fortgezogen ist – ich war damals noch ein kleines Kind – ich meine aber, ich sehe ihn noch vor mir, wie er Abschied nahm, der gute Maxli, wie er, den Tornister aufgeschnallt, bald den Vater, bald die Mutter – Beide lebten damals noch – in die Arme schloß und den Thränen nicht zu wehren vermochte – wie er mich auf den Arm nahm, an das Herz drückte und in die Worte ausbrach, die mir unvergeßlich bleiben: »Adje, Schwesterchen! Wenn mich keine Kugel wegrafft, so komm‘ ich zu deinem Hochzeitsfeste wieder zurück, um es mitfeiern zu helfen.«
DANIEL bei Seite. Das konnte sich nicht besser fügen!
BETTLY. Was sagt Ihr?
DANIEL. Nun ich meine nur – nein, ich wollte sagen – es kommt doch ungelegen – aber – aber, sey’s drum, es freut mich herzlich, die Bekanntschaft des Bruders Max machen zu können – nur fiel es mir schwer, wenn wir unsere Hochzeit bis zu seiner Rückkunft verschieben müßten ….
BETTLY. Was schwatzt Ihr da von unserer Hochzeit? – Ich glaube, Daniel, Ihr seid nicht recht bei Troste? Woher sind Euch denn diese Gedanken zugeflogen?
DANIEL. Ei der Tausend! Ihr fragt, woher? Woher denn sonst als von Euch, Jungfer Bettly! Hab‘ ich denn nicht gestern Er reicht ihr den Brief hin. dieß Brieflein, von Euch erhalten? Dieß liebe, liebe Brieflein, das mich in den Himmel versetzt hat?
BETTLY nimmt ihm den Brief ab und betrachtet denselben verwundert. Dieser Brief von mir? Ich soll einen Brief geschrieben haben?
DANIEL. O Gott, Ihr fragt noch und haltet ihn in der Hand, diesen Brief, der mir endlich die Erfüllung meiner sehnlichsten Wünsche gewährt, der mir Eure lange verheimlichte Liebe gesteht, der mir heute noch Eure Hand vor dem Altare verheißt, und …
BETTLY. Aber, Daniel, so kommt doch zur Vernunft! Dieser Brief rührt nicht von mir her – das wäre unmöglich – und zwar schon aus dem Grunde, weil ich nicht schreiben kann – das heißt, meinen Namen, den kann ich schon zierlich hinmalen, das hat mich der Herr Pfarrer gelehrt, aber sonst kein Wort!
DANIEL. Wie! ach Gott, ach Gott! All mein Hoffen ist dahin! Euer Herz, Eure Hand. – Diese Schätze sind mir alle plötzlich wieder entschwunden! Ihr habt nichts, gar nichts versprochen? Ihr habt nicht einmal etwas dergleichen in Gedanken getragen? –
BETTLY. Nein, nicht im Entferntesten! Gott sey mein Zeuge!
DANIEL. So bin ich verrückt? Steht denn mein Kopf noch auf dem alten Fleck? Was soll denn das heißen?
BETTLY. Das soll heißen, guter Daniel, daß die Bursche und Mädchen der Nachbarschaft sich wieder einmal einen Spaß gemacht und Euch – und leider auch mich zum Besten gehabt haben.
DANIEL. O! Abscheulich, abscheulich! – So bleibt mir nichts übrig, als mich in den See zu stürzen.Will gehen.
BETTLY ihn zurückhaltend. Wo denkt Ihr hin, Daniel!
DANIEL. Ach, Jungfer Bettly, – Ihr wißt nicht, was ich in der Freude meines Herzens schon gethan – ich habe alle Freunde und Bekannte aus der ganzen Nachbarschaft auf heute Abend zur Hochzeit geladen! Ich habe schon die Geiger und Pfeiffer bestellt – für Essen und Trinken gesorgt – ich habe schon –
BETTLY. Allmächtiger Himmel!
DANIEL. All meine Fässer hab‘ ich angestochen, einen Ochsen und zwei Hämmel geschlachtet, allen meinen Gänsen die Hälse abgeschnitten. – Warum denn nicht – war ich ja doch so unaussprechlich glücklich – die ganze Welt hätt‘ ich einladen und bewirthen mögen, und sie meine Wonne mit empfinden lassen – ich war außer mir vor Seligkeit – ganz berauscht – ja, dieser Taumel hat mich noch zu weit mehr hingerissen; ich bin sogar zum Advocaten gelaufen, um unsern Heiraths-Contract ausfertigen zu lassen.
BETTLY. Du bist ein entsetzlicher Mensch! Unseren Heiraths-Contract!
DANIEL. Ja, gleich unter meinen Augen hat er ihn verfertigen müssen. Ich vermache darin meiner Frau Alles, was ich besitze. Ich bin der Reichste im ganzen Oberland; ich habe dreihundert Kühe auf der Hochalp und außerdem eine Sägemühle und zwei Meiereien. Und Alles das sollte Euer sein und ich dazu noch obendrein, versteht sich. Von mir ist der Contract bereits unterzeichnet, da, seht nur – es fehlt nur noch Euer Name und – erhört ihr mich nicht, so bin ich verloren, so bin ich mit Schimpf und Schande bedeckt, der ganze Canton wird mit Fingern auf mich weisen.
BETTLY. Wie habt Ihr aber auch so leichtsinnig sein können! Meinen Ruf so zu compromittiren. Hat man jemals so etwas erlebt! Wie kann man nur so unvernünftig seyn, einem bloßen Brief, dessen Hand man nicht einmal kennt, blinden Glauben zu schenken. Hättet Ihr mich denn nicht erst fragen können?
DANIEL schüchtern. Meiner Treu! Man glaubt so rasch an ein Glück! Ach, wie werden sie mich all nun auslachen und verspotten! – Und doch wär‘ es uns ein Leichtes, wenn nur Ihr wolltet, Jungfer Bettly, umgekehrt uns über sie lustig zu machen.
BETTLY. Wie so denn?
DANIEL. Ihr braucht nur Euren Namen hier auf den Contract zu setzen.
BETTLY. Wo denkt Ihr hin? Das gäb‘ eine schöne Geschichte – dann wären wir ja verheirathet!
DANIEL. Ei, das ist’s ja, was ich so sehnlich wünsche!
BETTLY. Aber ich nicht im Geringsten; nein, nein, daraus wird nichts! Ihr wißt, Daniel, und ich hab’s Euch schon mehr als Einmal rund heraus gesagt: ich will kein Wort von heirathen hören – ich hab es mir feierlich geschworen. …
DANIEL. Ach, und warum denn.
BETTLY. Warum?

Lied.

1.

In diesem friedlich stillen Kreise
Bin ich allein Gebieterinn,
Hier leb‘ ich frei nach meiner Weise
Kann thun, was mir nur kommt in Sinn,
Kein Eh’mann brummt mir zwischenhin.
Mag auch ein eitler Geck
Noch so keck
Liebäugeln stets nach mir:
Lache ich, bleib in Ruh
Und sing dazu:
Freiheit, du mein Streben,
Dir bin ich ergeben,
Für mein ganzes Leben

Die Hand auf’s Herz legend.

Herrsche immer da.
Tra la la, Tra la la,
Wag‘ sich kein Bursch mir hier zu nah!

2.

Statt frei zu schalten und zu walten,
Soll ich gehorchen still zu Haus;
Zurück von Spiel und Tanz mich halten,
Und will ich einmal nur hinaus
So spricht der Mann: »da wird nichts draus«!
Vor jedem Lebenszwang
Ist mir bang,
Und grollt auch alles mir:
Lache ich bleib in Ruh
Und sing dazu:
Freiheit, du mein Streben,
Dir bin ich ergeben,
Für mein ganzes Leben

Die Hand auf’s Herz legend.

Herrsche immer da.
Tra la la, Tra la la,
Wag sich kein Bursch mir hier zu nah!
DANIEL. Tra la la! Tra la la! Das sind mir schöne Gründe! Wenn ich nur um Gotteswillen so gescheid wäre, bessere dagegen zu finden! …. Wie wollt ich Euch beweisen …
BETTLY. Was denn?
DANIEL. Daß ihr nothwendig einen Mann nehmen müßt.
BETTLY. Und was hätt‘ ich davon?
DANIEL. Curiose Frage! – Ist eine herzliche Liebe nichts?
BETTLY. Ei gewiß! … Wer hindert Euch aber, mich zu lieben? … versteht sich, nur als Freund … Kann ich nicht auf Eure Freundschaft zählen?
DANIEL. O sicher, sicher, Jungfer Bettly.
BETTLY. So auch Ihr auf die meinige! Denn seht, Daniel! Ich lasse Euren guten Eigenschaften Gerechtigkeit widerfahren … Ihr seid ein wackerer Mann! Euer Herz könnte nicht besser seyn – und wenn ich mich jemals zum Heirathen entschließen wollte-so würd‘ ich keinen Anderen nehmen, als Euch!
DANIEL mit Wärme. Wirklich!
BETTLY. Aber beruhigt Euch! – Ich werde niemals heirathen – ich will gar nichts davon hören! Darum thut mir den Gefallen und sprecht mir nicht mehr davon, hört Ihr, kein Wort mehr! Und nun, um auf etwas Anderes zu kommen, hört, wollt Ihr mir wohl einen Dienst erweisen?
DANIEL. Tausend für Einen! Sprecht, was soll ich thun? Wohin soll ich laufen?
BETTLY. Ihr sollt mir nur den Brief meines Bruders vorlesen – ich kann aus dem Geschriebenen nicht recht klug werden – ich bin nicht so geschickt, wie Ihr.
DANIEL. Ja, ich habe, Gottlob, meine Zeit in der Schule von St. Gallen nicht verloren und lesen, schreiben und rechnen gelernt, das ist schon was werth! Zwar sagt man nicht mit Unrecht, »Je gelehrter, je Verkehrter,« das merk‘ ich an mir; doch, was schwatz‘ ich da! Gebt her den Brief! Was schreibt er denn, der Herr Max! Liest laut. »Im kaiserlichen Lager des Prinzen Karl den 1. Juni.« – Der Brief ist lang unterwegs geblieben – Wir haben ja schon Mitte Juli …
BETTLY. Das ist gerade nicht so auffallend; die Armee des Prinzen Karl und die des Generals Suwarof ziehen sich, wie es heißt, vor den Truppen Massena’s zurück, wodurch alle Verbindungen unterbrochen sind.
DANIEL. Aha, ich verstehe! Liest weiter. »Ich weiß Dir nichts Neues zu schreiben, liebste Bettly, als daß wir, ich und mein Regiment, uns noch immer täglich im österreichischen Dienste herumschlagen, und daß wir dessen müde genug sind; ich hoffte, Urlaub zu erhalten, um dich umarmen zu können …«
BETTLY. Nach fünfzehnjähriger Trennung! O welch ein Glück .. meinen guten, lieben Bruder endlich wiederzusehen!
DANIEL liest weiter. »Aber leider scheint es, daß ich nicht auf diese Freude zählen kann, der strenge Dienst läßt keinen Urlaub zu. Was mich am meisten betrübt, meine liebe Schwester, ist, daß meine Hoffnung, bei meiner Rückkehr dich von einem Regiment Kinderchen umgeben zu finden, zu Wasser geworden, denn aus Deinem letzten Schreiben ersehe ich, daß Du noch gar keine Anstalten zu solch einem häuslichen Glück getroffen hast, und ich meine doch, es wäre jetzt wohl an der Zeit, dich einzurichten – ein Mädchen in Deinem Alter sollte nicht länger zaudern, unter die Haube zu kommen!« – Ja, ja, er hat ganz Recht, der Bruder Max, er hat ganz Recht!
BETTLY zornig. Hört, Daniel! wenn wir gute Freunde bleiben sollen, so verbitt‘ ich mir solche Bemerkungen!
DANIEL den Brief wieder zusammenfaltend. Wenn es Euch ärgert, so will ich lieber nicht weiter lesen.
BETTLY ungedultig. So lest in Gottesnamen vollends aus!
DANIEL liest weiter. »Warum willst du denn nicht jeuen braven Jungen heirathen, der um Deine Hand wirbt?«
BETTLY ungeduldig. Wer hat es gewagt, meinem Bruder dies zu schreiben?
DANIEL verlegen. Ich … Jungfer Bettly … vor zwei Monaten schon.
BETTLY. Und ohne meine Bewilligung.
DANIEL. Ich wollte ihn zuerst um die seinige bitten; ich denke, wenn es Einem mit feiner Liebschaft Ernst ist, so muß sich doch erst an die Familie wenden und ihre Billigung einholen … Soll ich weiter lesen?
BETTLY. Nun ja doch!
DANIEL weiter lesend. »Der Bursche scheint mir eine gute Parthie für Dich; er ist aus einer honetten Familie, reich, sterblich in Dich verliebt« – Das Lesen unterbrechend, gerührt. Der gute Bruder, hört Ihr Jungfer Bettly! Weiter lesend. »Zwar kommt er mir etwas einfältig vor« Für sich. Oho!
BETTLY mit triumphirender Miene. Hört Ihrs, Herr Daniel!
DANIEL weiter lesend, mit starker Betonung. »Aber, das wäre kein Grund, um ihm einen Korb zu geben … im Gegentheil. Uebrigens will ich noch nähere Erkundigung über ihn einziehen, und, lauten sie günstig, Donner und Granaten! dann wirst du Dich hoffentlich nicht länger sperren, ihm Deine Hand zu reichen!«
BETTLY ihm den Brief entreißend. Genug; das ist zu viel! Selbst mein Bruder hat nicht das Recht, meinem Willen Zwang aufzulegen … ja, Ihr braucht nur darauf zu verharren, um meine Gleichgültigkeit in Haß zu verwandeln.
DANIEL. Aber, beste Jungfer Bettly …
BETTLY. Genug davon, ich muß jetzt auf den Markt!
DANIEL will ihr behülflich seyn, ihren Korb aufzuladen. Darf ich Euch nicht ein Bischen helfen?
BETTLY. Es ist unnöthig!
DANIEL. So nehmt doch wenigstens meine Begleitung an!
BETTLY. Ich brauche keinen Begleiter … ich will keinen! Kurz, um frei zu sprechen, ich seh‘ es nicht gern, daß Ihr den ganzen Tag über hier in meiner Wohnung herumschleicht, das kann leicht meinem guten Ruf schaden und böse Zungen aufstiften, die hier ohnehin so geschäftig sind … Also von heute an muß ich mir Eure Besuche verbitten … Was meinem Bruder nicht alles einfällt! … Mir gleichsam befehlen zu wollen, was ich thun soll! … Der kommt mir recht! Nun Daniel, Ihr habt jetzt meine Meinung vernommen – richtet Euch darnach. Ab.

Scene 5.

DANIEL allein, setzt sich an einen Tisch und stützt den Kopf in die Hand. Jetzt ist Alles aus! Das war ein Todesstoß für mich! Nach einer Pause. Ich will nur noch überlegen, was rathsamer ist, mich von einem Felsen zu stürzen, oder in den See zu springen! Mir bleibt nichts anderes mehr übrig! Es ist nur das Verdrießliche bei der Sache, sich selbst umbringen zu müssen … Erstens, soll es eine Sünde seyn, wie der Pfarrer sagt, und Zweitens, ist es an und für sich eine unangenehme Sache … Wenn ich nur wenigstens einen guten Freund wüßte, der mir diesen Liebesdienst erwiese … Man hört von Ferne einen kriegerischen Marsch Horch! was ist das? Geht an die Thüre und blickt hinaus Da kommen Soldaten den Berg herauf geklettert! Sollten es Franzosen seyn, oder Oesterreicher, oder gar Russen? … Nein … Landsleute, Schweizersoldaten sind’s … Nun, die kommen, wie gerufen … Sie sollen mich haben … auf der Stelle laß‘ ich mich anwerben! … Es müßte doch mit Hexerei zugehn, wenn nicht irgend eine Kugel so gefällig wäre, mir einen Vorschuß auf die Ewigkeit zu machen. Ich brauche mir dann doch wenigstens keinen Selbstmord vorzuwerfen Er winkt den Soldaten herzu. Hierher, meine Herren, nur hierher! … Wäre Jungfer Bettly noch da, sie würde Ihnen gleich die Honneurs machen; so will ich nun dies Amt, an ihrer Statt übernehmen. Geht ab in die Kammer zur Rechten, nachdem er Max hereinbewillkommt hat.

Scene 6.

Sergeant Max und ein Dutzend Soldaten seiner Compagnie.

MAX zu seinen Soldaten.

Recitativ.

Hier, Freunde, laßt uns ruh’n! Beim Anblick dieser Höhen
Erhebet sich das Herz, hochklopfend voller Lust.
Einen Augenblick nur laßt wieder sie begrüßen
Und die heimische Luft erquicken unsre Brust.

Arie.

Willkommen tausendmal,
O du mein Schweizerland!
Und du, o stilles Thal,
Wo meine Wiege stand!
Hier fühl ich mich vom Zwang befreit,
Der mich zu fremdem Dienst verband,
Dir sei fortan mein Blut geweiht,
Dir nur allein, mein Vaterland!

In der Ferne hört man den Kuhreigen.

O höret ihr – mit süßem traulichem Ton
Grüßt die Heimath uns schon!
Süßer Alpenreigen,
Meiner Jugend Lust,
Nimmer wirst du schweigen
In der tiefsten Brust.
Deine Zauberlieder
Rufen alles Glück
Aus der Kindheit wieder
Mit in’s Herz zurück.
Ach, wenn fremdem Solde
Fern der Schweizer fröhnt,
Und dann Deine holde
Melodie ertönt,
Muß er sich verzehren
In der Sehnsucht Weh,
Oder wiederkehren
Zu Gebirg und See.
Süßer Alpenreigen,
Meiner Jugend Lust,
Nimmer wirst du schweigen
In der tiefsten Brust.
Deiner Zauberlieder
Unzertrennlich Band
Knüpft aufs Neue wieder
Mich an’s Vaterland.

Zu seinen Soldaten, welche sich im Hintergrunde gruppirt haben.

Laßt uns hier Rast machen, Kinder, bis die ärgste Hitze vorüber ist … aber, strenge Mannszucht gehalten, das bitt‘ ich mir aus! Wir können hier nicht mehr hausen wie in Feindesland; und der Erste der sich auch nur an einem Huhn vergreift, der hat’s mit mir zu thun. Verstanden?
ALLE. Sehr wohl, Herr Sergeant!

Sie gruppiren sich draußen auf dem Vorplatze der Sennerhütte, ausgenommen Max der bei dem eben wieder eintretenden Daniel zurückbleibt.

Scene 7.

Max. Daniel, kommt mit 2 Flaschen aus der Nebenthüre.

MAX. Beim Henker, ich fürchte, der Umweg, den ich mit meinen Leuten hierher machte, hat uns in diesem Labyrinth von Bergen irre geführt! Er bemerkt Daniel. Heda, Bursche, sag mir doch, haben wir noch weit von hier nach Herißau, wo sich morgen das Regiment vereinigen soll?
DANIEL schenkt ihm zu trinken ein. Ihr braucht nicht zu eilen! In drei Stunden könnt Ihr es bequem erreichen und wenn Ihr Lust habt, Unterwegs einzukehren – unten im Thal liegt mein Hof dicht an der Straße; Ihr könnt dort mit sammt Euren Begleitein übernachten und es soll Euch nichts abgehen … fragt nur nach dem Daniel Birrmann!
MAX lebhaft. Daniel Birrmann? – Aus Appenzell?
DANIEL. Ganz recht – nun, was giebt es dabei zu verwundern?
MAX ihm die Hand schüttelnd. Ich habe in der Gegend schon viel Gutes von Dir gehört; es freut mich, daß mich der Zufall Deine Bekanntmachung machen ließ!
DANIEL. Es kommt nur auf Euch an, mich noch näher kennen zu lernen; ich wollte Euch so eben er suchen, mich anzuwerben.
MAX. Wie? … dann verhält sich die Sache doch nicht so, als ich glaubte.
DANIEL. Doch, doch, es ist mein völliger Ernst! Morgen früh, wenns Euch recht ist, schnall ich mir das Tornister auf und ziehe mit Euch. Ich muß diesem Zustande ein Ende machen, so kann’s nicht länger fortgehen; ich bin zu unglücklich!
MAX. Unglücklich? Wie so? Laßt doch hören!
DANIEL. Mein Unglück ist grenzenlos, Herr Sergeant! Ich bin verliebt in ein Mädchen, das nichts von mir wissen will.
MAX. Was ist das für ein Mädel?
DANIEL. Bettly Sterner, heißt sie.
MAX bei Seite. Bettly … meine Schwester.
DANIEL. Das schönste Mädchen im ganzen Lande! Sie hat einen Bruder, der beim Militair ist und den Ihr vielleicht dem Namen nach kennt.
MAX. Ich glaube mich seiner zu erinnern.
DANIEL. Corporal Max Sterner … es heißt, er werde bald zurückkommen.
MAX. Der Corporal Sterner? Das möcht ich doch bezweifeln.
DANIEL. Nun, sei dem wie es wolle; es läßt sich doch nichts besser machen! denn seit er ihr geschrieben hat, sie solle mich nehmen, will sie gar nichts mehr von mir wissen, ja, sie hat mir einen förmlichen Korb gegeben … ich habe ihr heute früh den Heiraths – Contract gezeigt, worin ihr mein ganzes Vermögen verschrieben ist, nun muß ich ihn aber wohl in mein Testament verwandeln, denn ich bin fest entschlossen, in den Krieg zu gehen, und mich todtschießen zu lassen – das ist der Grund, weshalb ich mich Euch angeboten habe.
MAX. Was Teufel soll denn das heißen? … Das ist ja ein Starrkopf ohne Gleichen! Komm her, Alter! … Bettly scheint demnach ihren Bruder nicht zu lieben.
DANIEL. O, das wohl!
MAX. Nun, so liebt sie Dich also nicht!
DANIEL. Gewissermaßen doch … noch diesen Morgen hat sie mir es selber gesagt, daß sie mich allen andern vorzöge … nur das Heirathen will ihr nicht in den Kopf … Sie will für immer ledig bleiben … s‘ ist einmal so ihr Gusto … sie meint, sie brauche sich um die ganze Welt nichts zu bekümmern … sie bedürfe keines Menschen …
MAX. Das ist eine verrückte Idee! Ein Mädchen ihres Alters muß Jemanden haben, der ihre Stütze, ihr Vertheidiger ist … und das kann Niemand besser seyn, als ein Ehemann.
DANIEL. Ach, das wiederhole ich ihr ja Tag für Tag!
MAX. Und was antwortet sie darauf?
DANIEL. Sie sähe die Nothwendigkeit gar nicht ein, zu heirathen … das hat sie mir noch so eben hier in ihrem eigenen Hause zum hundertsten Male gesagt.
MAX freudig. In ihrem eigenen Hause? … So bin ich denn bei ihr?
DANIEL. Ja – als ihr Vater gestorben war, da verkaufte sie ihr Wohnhaus im Thale und kaufte sich dafür hier oben diese Sennerei.
MAX in Gedanken. So, so … nun gut … geh‘ jetzt!
DANIEL. Wohin denn?
MAX. Nach Hause! Hole Deine Papiere … Deinen Taufschein, Heimathszeugniß und dergleichen. Das muß ich haben, wenn ich dich anwerben soll … Hast Du denn nicht gesagt, Du wollest Soldat werden?
DANIEL. Ei freilich! Aber – Aber … nun, s‘ ist Alles Eins. Ich bin Euch schon Dank schuldig … für die guten Einfälle, die Ihr gehabt habt! Ich will gleich wieder zurück seyn.
MAX. Schön … geh‘ jetzt und lasse mich allein!
DANIEL. Also morgen – da ziehe ich mit Euch … Zwar habt ihr mich da wieder einen Strahl von Hoffnung blicken lassen, der …
MAX mit rauhem Tone. Donner und Granaten … willst du Dich gleich fortpacken?
DANIEL. Ja, ja, Herr Sergeant, ich gehe schon! Bei Seite. Das ist ein grobes Volk, diese Soldaten! Und doch werd ich morgen ihres gleichen sein. Er be gegnet einem drohenden Blicke Maxens. Ich gehe ja – Ihr seht ja, daß ich gehe. Ab.

Scene 8.

Max, gleich darauf die Soldaten.

Ensemble.

Während des Ritornells sieht sich Max im Hintergrunde der Bühne um und blickt in die Gegend hinaus.

MAX.
Dort auf dem schmalen Pfad, der nach dem Dörfchen führet,
Wer kömmt? – sie ist’s – O Gott, wie treibt die Sehnsucht mich,
Zu drücken sie an’s Bruderherz!

Sich besinnend.

Doch nein, ermanne dich, hier gilt es Kraft zu zeigen!

Zu den Soldaten die sich auf seinen Wink um ihn sammeln.

Was ich jetzt Euch befehl‘, vollführet unverweilt.
CHOR DER SOLDATEN.
Sagt nur, sagt nur, was soll gescheh’n?
MAX.
So plündert denn,
Ihr Freunde, ohne Gnade dies Haus.
CHOR.
Ihr scherzet wohl, Sergeant!
MAX.
Ich scherze nicht; Greift an! Ich steh für Alles gut:
Im Nothfall zahl ich’s auch!
ALLE SOLDATEN unter sich, halblaut.
Das ist uns frischen Muth
CHOR.
Den Wein, den Wein, den Rum, den Rack,
Nut schnell damit in deinen Sack;
Steck ein, steck ein, mein Camerad,
Im Krieg ist alles dem Soldat!
Auf, zu suchen Wein und Braten,
Dringen wir zum Haus hinein,
Zeigt euch tapfer ihr Soldaten,
Holen wir gar schnell den Wein.
Mit Flaschen angefüllet
Soll unser Ranzen sein;
Doch erst den Durst gestillet
Sonst schrumpft der Magen ein.

Scene 9.

Die Vorigen. – Bettly tritt, mitten unter dem Lärmen der Soldaten, ein, welche ihre Hütte durchstöbern. Die Einen sind beschäftigt einen Kessel auf den Feuerheerd zu pflanzen. Die Andern bringen Holz, Fleisch, Eier und Butter herbei; Andere suchen Schränke und Tischschubladen aus.

BETTLY voll Bestürzung.
O Gott, was muß ich sehn! Was sucht Ihr denn bei mir?
MAX.
Ein gutes Mittagsmahl. Wir nahmen hier Quartier,
Und Deine Schönheit soll dann unsre Tafel schmücken.
BETTLY.
Was habt Ihr für ein Recht?
MAX zu einem der Soldaten.
Ein Mädchen zum Entzücken!
Wie reizend nimmt die Furcht in solchem Bild sich aus!
BETTLY.
So sagt nur, was ihr wollt?
MAX mit galantem Ausdruck.
Was Du hast hier im Haus.
BETTLY.
Ich habe nichts!
MAX.
Das wird Dir Niemand glauben.
MEHRERE SOLDATEN mit gefangenem Geflügel kommend.
Triumpf, Gott Mars verläßt uns nie!
ANDERE SOLDATEN bringen Kaninchen.
Seht her, was mir erbeutet!
MAX.
Recht brav, für uns alle genug.
BETTLY.
Mein ganzer Hühnerhof! o ungeheure Keckheit!
MAX zu Bettly.
Jetzt die Schlüssel zum Wein!
BETTLY.
Nein, das geht zu weit!
Ich liefre sie nicht aus!
ANDERE SOLDATEN einen Korb voll Weinflaschen bringend.
Zu entbehren sind sie,
Schon ist die Thür gesprengt!
BETTLY händeringend von einer Gruppe zur andern eilend.
Ihr richtet mich zu Grund!
DER CHOR sich über die Flaschen hermachend.
Den Wein, den Wein, den Rum, den Rack,
Nur schnell damit in deinen Sack;
Steck ein, steck ein mein Kamerad,
Im Krieg ist alles dem Soldat.
Auf, zu suchen Wein und Braten,
Dringen wir zum Haus hinein,
Zeigt euch tapfer ihr Soldaten,
Hohlen wir nur schnell den Wein.
Mit Flaschen angefüllet
Soll unser Ranzen sein,
Doch erst den Durst gestillet
Sonst schrumpft der Magen ein.
BETTLY.
Mein bester Wein! den ich für meinen Bruder
Hab‘ aufgespart!
MAX.
Beruh’ge Dich, mein Engel!

Trinkend.

Es ist, als tränk er selbst den Wein!
MEHRERE SOLDATEN anklingend.
Heil unsrer Wirthin, unsrer schönen Wirthin!
Auch gieb, um unser Fest zu krönen,
Ein Küßchen uns!

Sie drängen sich um sie.

MAX die Soldaten zurückstoßend.
Nein, haltet ein, haltet ein!
Das duld‘ ich nimmer mehr.
DIE SOLDATEN unter sich.
Wir versteh’n,
Der Sergeant will sie allein für sich.
MAX.
Ihr habt’s errathen!
BETTLY zusammenfahrend.
O, Gott!

Sie sieht die Soldaten sich an die Tische umhersetzen, die Einen trinkend und rauchend, die Andern mit den Vorbereitungen zur Mahlzeit beschäftigt.

Sie spielen ganz den Herrn,
In meinem Haus befehlen sie.

Zu Max.

Beim Magistrat werd ich Euch schon verklagen!

Die Soldaten versperren den Ausgang der Sennhütte mit einer Bank die sie vor die Thüre rücken und worauf sie Würfel spielen.

MAX zu Bettly.
Mein Kind, wir ziehn schon Morgen fort;
Doch führt Dir noch, sei außer Bangen,
Zwei Wochen lang Dein guter Stern
Der muntern Gäste her genug;
Denn’s ganze Regiment nimmt hierher seinen Zug!
BETTLY auf einen Stuhl zur Linken sinkend.
Das überleb‘ ich nimmer mehr!
Wer wird mir Schutz verleih’n vor diesem wilden Heer?
MAX.
Gebt acht, ich fange an,
Das Lied, das ihr kennt,
Das Lied vom Regiment.

Erstes Couplet.

Im Dienst der Kaiserlichem Staaten
Zahlt man bekanntlich dem Soldaten
Nur schmales Geld;
Doch fehlts ihm gleich daran im Frieden,
Wird’s ihm dafür gar reich beschieden,
Zieht er ins Feld.
Drum seid nicht blöde, gilt es zu erhaschen
Recht junge Mädchen und viel alte Flaschen!
Ja, Vivat hoch, drum Mädchen, Wein, Tabak,
So klingt bei uns das Lied stets im Bivouac.

Zweites Couplett.

MAX sich Bettly nähernd.
Zwar wird man leicht in solchen Stunden
Von schönen Augen überwunden
Trotz allem Muth;
Doch kann man leicht sich dran gewöhnen,
Denn ein Gefangner bei den Schönen
Hat’s gar zu gut!
Drum zaudre ich nie, das Leben zu genießen,
Denn Ruhm ist Rauch und muß wie Rauch zerfließen;
Ja, Vivat hoch, drum Mädchen, Wein, Tabak,
So klingt bei uns das Lied stets im Bivouac.

Beim Ende dieses Ensemblestückes tritt ein Soldat in Hemdärmel und einer Küchenschürze vorgebunden aus der Thüre zur Linken und ruft.

Die Mahlzeit ist bereit!
MAX.
O angenehme Kunde!
Schnell – kommt zur Tafelrunde!
Uns soll der frühe Morgenstrahl,
Noch fröhlich treffen beim Pokal.

Ensemble.

BETTLY.
Ach, Angst und Schrecken fassen
Mir kalt in’s Herz hinein!
Von Jedermann verlassen,
Muß ich des Todes sein!
MAX.
Sie muß vor Angst erblassen,
Wir aber lachen drein,
Wüßt sie, daß wir nur spaßen,
Sie würd‘ uns gern verzeih’n.
CHOR.
Den Wein nicht stehn zu lassen,
Befiehlt uns der Sergeant,
Solch eine Ordre fassen
Wir immer mit Verstand.

Max und die Soldaten gehen durch die Thüre zur Linken ab.

Scene 10.

BETTLY allein. O ich Unglückliche; bis morgen früh wollen sie bei mir bleiben! Gott, mich dünkt, dieser Tag wird kein Ende nehmen wollen! Zusammenschauernd. Und erst diese Nacht! – Ach, und dann noch gar vierzehn Tage hindurch das ganze Regiment! Schöne Aussichten das! Ja, wenn ich nur ein Mittel wüßte, diese Leute mir vom Halse zu bringen! Das Beste wird seyn, ich mache mich selbst aus dem Staube! Aber wohin flüchten? Mein nächster Nachbar ist Daniel; aber was würden die Leute sagen, wenn ich bey ihm ein Asyl suchte? … Und noch dazu auf zwei Wochen lang! Bei ihm, der weder mein Vetter noch Verwandter und außerdem noch unverheirathet ist! … Gesetzt auch, ich überließe meine Hütte diesen groben Gästen, wer bürgt mir dafür, daß sie dieselbe nicht in Brand stecken und ich bei meiner Rükkunft nur noch einen Aschenhaufen finde! Diesen Barbaren ist ja nichts mehr heilig. Sie sind des Aergsten fähig!

Scene 11.

Bettly. Daniel tritt mit einem Bündel, den er an der Spitze eines langen Säbels auf der Schulter hängen hat, zur Thüre im Hintergrunde zögernd ein.

BETTLY. Wer da? Etwa wieder ein neuer Feind? Ah, Ihr seid’s Daniel?
DANIEL. Ach, liebe Bettly, seid ja nicht böse, daß ich’s bin.
BETTLY mit schmeichelndem Tone. Ich bin Euch deshalb nicht im geringsten böse, Musje Daniel!
DANIEL. Ich komm auch nicht Euretwegen hierher … das heißt, ich meine … nicht um Euch zuwider zu handeln … sondern ich suche blos Einen vom Militair, der mich hierher bestellt hat … einen gewissen Sergeanten … der ein sehr ehrenwerther Mann ist!
BETTLY. Ein sehr ehrenwerther Mann?
DANIEL. Ja wohl, Jungfer Bettly … Er sowohl als seine Kameraden … lauter Ehrenmänner! Auch werde ich, von morgen an, einer der Ihrigen seyn … ja, ja, ich werde mich ihnen anschließen in gleicher Montur!
BETTLY. Wo denkt Ihr hin, Daniel? …
DANIEL. Mein Entschluß steht fest … ich habe dem Sergeanten mein Wort darauf gegeben … ich werde Soldat! Ihr seht, daß ich mich bereits mit der Hauptsache versehen habe, mit einem Säbel … und dazu mit einem famosen Kerl, der schon seit mehr als hundert Jahren hinter unserm Ofen hing und in der weltberühmten Schlacht von Sempach Wunder vollbracht hat … Auch die nöthigen Papiere, die mir noch mangelten, hab‘ ich jetzt beigebracht … da, in meinem Bündel stecken sie und ich will sie eben dem Sergeanten bringen …
BETTLY. Er sitzt gerade bei Tische mit seinen wilden Genossen, die mir hier das Unterste zu oberst gekehrt haben.
DANIEL. Die armen Bursche … ich hatte sie eingeladen, bei mir Quartier zu nehmen und nach Belieben zu wirthschaften … aber leider haben sie Euer Haus vorgezogen … freilich an ihrer Stelle hätt‘ ich es eben so gemacht …
BETTLY. Wie so?
DANIEL. Ei der Tausend! Ich denke an nichts anderes, als nur an das Vergnügen, in Eurer Nähe sein zu können … und, weil wir nun einmal davon reden und ich mich doch in die Welt hinauspacken muß, da Er knüpft das mitgebrachte Bündel, das er auf den Tisch gelegt hat, auf. da habe ich ein Papier, welches ich Euch vor meinem Scheiden übergeben will, Wühlt in mehreren Papieren herum. halt, nein, daß ist doch das rechte nicht! Das ist mein Taufschein … Unglückstag, an dem er ausgestellt wurde! Und was ist denn dies für ein Papier? Es überlesend. Ach, das ist der unselige Heirathts- Contract, den ich leichtsinniger Weise im Voraus verfassen ließ und zu dem nichts fehlte, als Eure Unterschrift, die Ihr leider rund weg abgeschlagen habt … Steckt das Papier wieder in sein Bündel. Es hat jetzt gute Weile damit Nimmt ein anderes Papier heraus und überreicht es Bettly. Da, da ist die Schrift, die ich Euch geben wollte.
BETTLY. Was denn für eine Schrift?
DANIEL. Mein Testament … ich bitte Euch, das Papier aufzubewahren.
BETTLY. Welch ein Gedanke!
DANIEL. Es ist ein Freundschaftsdienst, den ihr mir damit leistet! und der Euch zu nichts verpflichtet bei meinen Lebzeiten … Ihr braucht ja das Testament nicht eher zu öffnen, als bis ich todt bin … ich werde dafür sorgen, daß es nicht lange mehr damit ansteht.
BETTLY. Daniel!
DANIEL. Der Grund ist schon dazu gelegt – denn so könnt‘ ichs doch nicht lange mehr mitmachen! Ich falle vor Schlaf und Müdigkeit fast um … Seit drei Nächten kein Auge zugethan. Im ganzen Gebirge unaufhörlich hin und her gerannt … und noch dazu heute früh der Herzstoß, den mir die Vereitlung unsrer Hochzeit versetzt hat … Bettly wendet sich unwillig ab. Nun, nun, ich werde kein Wort mehr davon sprechen … ich will lieber gleich fortgehen … ich sehe wohl, daß ich Euch nur zur Last falle!
BETTLY. Nicht im Geringsten, aber … Bei Seite. Er läßt mich wohl gar unter diesen Barbaren allein.

Duett.

BETTLY.
Warum denn mit dem Abschied eilen
Aus seiner Lieben trautem Kreis?
Könnt Ihr nicht noch ein wenig weilen?
Ob wir uns wiedersehn, – wer weiß?
DANIEL.
Was hör ich? war’s nicht Eu’r, Geheiß?
Das eben mich zum Gehen trieb?
Und jetzt, im Augenblick des Scheidens
Haltet Ihr mich wieder hier zurück!
BETTLY.
Weil ich mit Schmerzen es nur sähe,
Wie Euch das Scheiden wird so schwer.
DANIEL.
Nein, nein ich fühl’s, daß Eure Nähe
Erhöht mein Leiden immer mehr.
Weil grausam Ihr doch später mich
Verbannt, so gehe ich ….

Er hängt sein Bündel wieder an den Säbel und will gehen.

Lebt wohl!
BETTLY zärtlich.
Daniel!

Ensemble.

BETTLY.
Nur noch ein wenig
Verweilet hier!
Die letze Bitte
Sei es von mir,

Bei Seite.

Die Angst durchzittert
Mir Mark und Bein!

Zu Daniel, mit flehender Gebehrde.

O laßt nur jetzt nicht
Mich hier allein!
DANIEL freudig.
Wie gern, wie gerne
Bleib ich noch hier!
Die Liebste wünscht es
Ja selbst von mir,
Ihr Zaubertou
Hält mich im Bann,
Daß nie davon
Ich scheiden kann!
BETTLY.
So bleibt Ihr hier! Wie bin ich froh!
DANIEL.
Ich möchte wohl! doch paßt es sich nicht!
BETTLY.
Wie so?
DANIEL.
Ihr werdet mir’s auch nicht erlauben;
Denn seht die Sonne geht zur Ruh!
Und bringe ich die Nacht hier zu,
So könnte dieß gar leicht, wie selber Ihr
Gesagt, den guten Ruf Euch rauben.
BETTLY verlegen und die Augen niederschlagend.
S’ist war.
DANIEL.
Ihr seht nun wohl, es geht nicht an.
BETTLY schaudernd bei Seite.
Ach, ohne Schutz bleib ich alsdann.

Zu Daniel, voll Verwirrung.

Lebt wohl!
DANIEL an der Thüre.
Lebt wohl!
BETTLY ihn zurückhaltend.
Mein Freund!

Ensemble.

BETTLY.
Nur noch ein wenig
Verweilet hier,
Die letzte Bitte
Sei dies von mir.
Die Angst durchzittert
Mir Mark und Bein!
O laßt nur jetzt nicht
Mich hier allein!
DANIEL rasch zurückkehrend.
Wie gern, wie gerne
Bleib ich noch hier,
Die Liebste wünscht es
Ja selbst von mir!
Ihr Zauberton
Hält mich im Bann,
Daß nie davon
Ich scheiden kaun!
BETTLY mit schüchternem Lächeln.
Vielleicht doch könntet Ihr … so daß kein Mensch es ahnet,
In jener Kammer unbemerkt die Nacht
Dennoch verbringen ….
DANIEL.
O Gott! recht gern, ist es auch wahr?
Ihr wollt es so?
BETTLY.
Ganz sicher!
DANIEL.
Kaum faß‘ ich mich vor Lust!
BETTLY.
Und wenn ich Hülf‘ bedarf, so ruf‘ ich Euch herbei!
DANIEL wie vorhin.
Welch Glück!

Auf die Thüre zur Rechten zeigend.

Welch‘ Glück … so nah bei ihr zu sein!

Er nimmt seinen Säbel und sein Bündel und geht, die Blicke unverwand auf Bettly geheftet, in die Kammer zur Rechten ab.

BETTLY bleibt einen Augenblick allein.
Nur seine Gegenwart allein verleiht mir Leben!

Lärm und verworrenes Geschrei in der Kammer zur Linken.

BETTLY stürzt voll Entsetzen nach der Thüre zur Rechten und ruft.
Daniel! Daniel!
DANIEL rasch ihr entgegen.
Nun, was gibts Bettly?
BETTLY.
Kommt zu mir, um Gotteswillen
Bleibet hier, viel besser ist es doch!
DANIEL voll Entzücken.
Ach, wär es möglich?
BETTLY.
Sonst hab‘ ich keine Ruh!
Dort setzt Euch auf den Stuhl! Schlaft wohl!
DANIEL.
Schlaft wohl!
BETTLY.
Ihr bleibt bei mir?
DANIEL.
Wo wär ich lieber wohl als hier?

Ensemble.

DANIEL im Armstuhle links.
Ach, mit unverhofftem Strahle
Lachen heut zum Erstenmale
Mich der Freude Sterne an;
Doch sieht nur mein Traum sie lachen,
O so laß‘ mich nicht erwachen
Von dem süßen Wahn! ….
BETTLY zunächst der Thüre auf der rechten Seite.
Ach, die Angst sie lähmt die Glieder;
Doch es kehrt der Muth mir wieder,
Bleibt die Nacht er bei mir als Wacht.
Hör‘, o Gott, doch auf mein Flehen,
Laß mich glücklich überstehen
Diese bange Nacht!

Sich Daniel etwas nähernd.

Er wird doch wohl nicht hier entschlummern?
DANIEL dem die Augen zufallen.
Für mich welche Lust! Welches Glück! …
Ich kann kaum des Schlafs mich erwehren.

Mit lallender Stimme.

Ich bin bei ihr! O welch‘ ein Glück!
BETTLY.
Sprecht mit mir, gern möcht‘ ich es hören.
DANIEL vom Schlaf überwältigt, wie oben.
Wie muß ich segnen mein Geschick!
BETTLY lauschend.
Was sagt er?

Sich ihm nähernd.

Ich versteh kein Wort von seiner Rede.
Ach, ich glaub‘, er schläft schon ein!

Ensemble.

BETTLY.
Ach, die Angst, sie lähmt die Glieder;
Doch es kehrt der Muth mir wieder
Bleibt die Nacht er bei mir als Wacht.
Hör‘, o Gott, doch auf mein Flehen,
Laß mich glücklich überstehen
Diese bange Nacht!
DANIEL allmählig einschlummernd.
Ach, mit unverhofftem Strahle
Lache heut zum Erstenmale
Mich der Freude Sterne an!
Doch, sieht nur mein Traum sie lachen,
O, so laß‘ mich nicht erwachen
Von dem süßen Wahn! …

Bettly, ebenfalls schläfrig, setzt sich endlich auf einen Stuhl an Daniels Seite nieder.

Scene 12.

Max tritt durch die Thüre zur Linken ein. Bettly, neben Daniel sitzend, Daniel im Armstuhl rechts schlafend.

MAX bei Seite, Daniel gewahrend. Ah, sieh da, der junge Pächter! – Sie hat ihn geheißen, hier zu bleiben! Schön! Schön! Er schleicht hinzu und stellt sich zwischen Bettly und Daniel.
BETTLY erschrocken auffahrend. Hilf Himmel! Der Sergeant!
MAX. Ich selbst in eigner Person, mein schönes Kind! Sich ein wenig betrunken stellend. Vivat die Liebe! Vivat der Wein! Was meint Ihr! Ich bin in deutschem Dienste gestanden … ja, ja, die Deutschen sind liebe gute Leute .. so lange sie festliche Mahlzeiten halten können .. Auch Eure Mahlzeit war sehr liebenswürdig … und ich denke, die Liebenswürdigkeit der Wirthin wird ihrer Tafel nicht nachstehen!
BETTLY bei Seite. O Gott …. will denn Daniel nicht erwacheu?
MAX. Ihr werdet es daher ganz natürlich finden, meine schöne Wirthin, daß ich nach einem süßen Küßchen schmachte ….
BETTLY. Nein, diese Frechheit! …
MAX. Pure Dankbarkeit! …. Weiter nichts als eine kleine militärische Galanterie, die sehr unschuldiger Natur ist und Niemanden beleidigen kann … ich will ihn selbst um diese Vergünstigung bitten.
BETTLY spitzig. Er ist nicht mein Mann.
MAX. Bitt‘ um Entschuldigung! …. Da er an Deiner Seite schlief … so mußte ich mir natürlich vorstellen …
BETTLY mit einer gewissen stolzen Würde. Da seyd Ihr im Irrthum! Ich habe keinen Mann!
MAX munter. Du bist nicht verheirathet? Ei, um so besser … da haben wir ja gar nichts zu fürchten … also, weil Du ganz unabhängig und Selbstherrscherin bist, so …
BETTLY erschrocken. Herr Soldat …
MAX sie verfolgend. Vivat die Liebe, Vivat die Freude!
BETTLY. Zu Hülfe! Zu Hülfe!
MAX umarmt sie, grade im Augenblick als Daniel erwacht. Hier hilft kein Sträuben mehr!
DANIEL auffahrend. Was muß ich seh’n!
MAX noch immer die ihn abwehrende Bettly fest haltend. Den Triumph der Liebe!
DANIEL. Welch‘ ein Erwachen aus einem so schönen Traum … Stürzt sich zwischen Max und Bettly und reißt sie aus einander. Wird das bald ein Ende nehmen?
MAX mit verstelltem Zorne. Was mischest Du Dich in Sachen, die Dich nichts angehen?
DANIEL. Die mich nichts angehen? Eure Manieren gefallen mir ganz und gar nicht, Herr Sergeant! .., Verstanden.
MAX wie oben und sich noch mehr berauscht stellend. Und aus welchem Grunde? Ist das Mädchen etwa Deine Schwester?
DANIEL. Das gerade nicht!
MAX. Deine Frau vielleicht?
DANIEL. Leider nein!
MAX. Deine Nichte, dein Bäschen, Deine Großmutter?
DANIEL. Nichts von Allen dem! … Aber dessenungeachtet …
MAX hochmüthig. Was denn, dessen ungeachtet? Tausend Donnerwetter! An mir ist es also, Mißfallen zu äußern … und da Du weder ein natürliches noch ein gesetzmäßiges Recht besitzest, mich hier zu langweilen, so thue mir den Gefallen und packe dich auf der Stelle fort!
BETTLY. Gerechter Himmel!
MAX. Ich befehl‘ es Dir!
DANIEL. Das gilt mir gleich … Ich bleibe hier!
MAX mit drohender Gebärde. Wie, Gelbschnabel, Du unterstehst Dich?
DANIEL zitternd und sich zu Bettly flüchtend. Ja, ja! ich bleibe hier … Ich habe das Recht dazu! … Jungfer Bettly hat es mich selbst geheißen! … Ist’s nicht so, Jungfer Bettly? … Nicht wahr, Ihr habt mich selbst darum gebeten?
BETTLY zitternd. Allerdings. Ich will es haben! Daniels Arm ergreifend. Daniel, ich bestehe darauf, daß Ihr mich nicht verlaßt!
DANIEL. Da hört Ihr’s aus ihrem eigenen Munde! Ihr habt hier nichts, weiter zu schaffen! Mit einem Blick auf Max, der mit übergeschlagenen Armen ihn von Kopf bis zu Fuße mißt. Nun, was verweilt Ihr noch länger? … Sagt ihm doch, Bettly … sagt ihm doch, er solle sich scheeren!
MAX. Ich mich fortscheeren? Hagel und Kartätschen, da kennt Ihr mich schlecht! Ich weiche nicht von der Stelle. Ja, ja, endlich gehen mir die Augen auf … Du bist ihr Liebhaber!
DANIEL. O, was das betrifft … nun ja, das bin ich!
MAX. Ich bin ebenfalls in sie verliebt.
DANIEL. Wär’s möglich!
MAX ihm drohend. Du wirst allen Ansprüchen auf sie entsagen!
DANIEL ihm gleichfalls drohend. Nimmermehr!
MAX wie oben. Du willst nicht?
BETTLY. Herr Sergeant! Bei allen Heiligen, beschwör ich …
MAX kalt. Das geht Dich nichts an! schönes Kind! … Das ist eine Sache unter uns Beiden, eine freundschaftliche Auseinandersetzung, wobei das schöne Geschlecht kein Wörtchen zu sprechen hat … Ihr versteht mich doch? … Geht Euren Haushaltungsgeschäften nach, .. unsere Angelegenheit erfordert Eure Entfernung! Dann werden wir bald mit einander fertig werden, unser Geschäft ist bald abgethan. Mit rauhem Tone und Bettly nach der Thüre zur Rechten hindeutend. Habt ihr mich verstanden?
DANIEL. Ja, Jungfer Bettly! … Zieht Euch auf einen Augenblick zurück!
BETTLY bei Seite auf die bezeichnete Thüre deutend. Gut … doch werd ich mich nicht weit entfernen! Leise zu Daniel. Musje Daniel.
DANIEL ebenso. Jungfer Bettly.
BETTLY halblaut. Gott im Himmel, mir ist so bang!
DANIEL ebenso. Ach, wenn Ihr wüßtet, wie mir zu Muthe ist?

Bettly sieht ihn wehmüthig an und entfernt sich, nach einem gebieterischen Winke Maxens, durch die Thüre.

Scene 13.

Max. Daniel.

Duett.

MAX.
Du wirst mir Bettly überlassen,
Ihr Herz gebührt mir ganz allein!
DANIEL.
Verzweiflung würde mich erfassen
Und mir der Tod erwünschter sein!
MAX.
So soll das Schwert denn hier entscheiden,
Wenn’s nicht Dein freier Wille thut.
DANIEL erschrocken.
Großer Gott!
MAX kalt.
Von uns muß Einer
Verströmen hier sein Herzensblut!
DANIEL zitternd.
Großer Gott! .. sie verlieren .. ist schlimmer, als sterben
MAX.
Nun denn?
DANIEL noch immer zitternd, doch mit etwas mehr Entschlossenheit.
Wohlan, es sey!
MAX seine Hand ergreifend.
So schlage ein!

Er bemerkt, daß Daniel zittert.

Ha Feigling, Du!
Wie Du zitterst!
DANIEL.
Das ist wohl möglich!
MAX.
Wirst leichenblaß!
DANIEL.
Ich leugn‘ es nicht.

Ensemble.

DANIEL bei Seite.
Mich überläuft es kalt wie Eis dabei,
Doch es ist einerlei! S’ist einerlei!
Ich trotze keck, dem Todesschreck,
Der mich beschlich
Und schlage mich!
MAX lächelnd.
Wie muthig stellt er sich dabei,
Und zittert doch s’ist einerlei!
Er mag denn wollen oder nicht,
Er schlägt sich doch, s’ist seine Pflicht.
Das Schwert nimm denn zur Hand;
Du willst doch?
DANIEL die Augen zumachend.
Ja ich will!
MAX.
Ei wie tapfer!
DANIEL.
Die Liebe gibt mir Stärke!
MAX.
Und dennoch bebt dein Arm vor Schrecken!
DANIEL.
Das darf Euren Tadel nicht erwecken;
In’s Feld zu ziehen ist nicht meine Pflicht,
Denn ich bin nicht, wie Ihr Soldat!

Ensemble.

DANIEL.
Mich überläuft es kalt wie Eis dabei;
Doch es ist einerlei, s’ist einerlei!
Ich trotze keck dem Todesschreck,
Der mich beschlich und schlage mich!
MAX.
Wie muthig stellt er sich dabei!
Und zittert doch, s’ist einerlei!
Er mag denn wollen oder nicht,
Er schlägt sich doch s’ist seine Pflicht.

Max bemerkt Bettly, welche während des Anfangs dieses Duetts von Zeit zu Zeit die Thüre zur Rechten halbgeöffnet und verstohlene Blicke hereingeworfen hat.

MAX bei Seite.
Sie naht, jetzt soll sie alles hören:

Laut.

Wohlan! Im Thal dort unten harr‘ ich Deiner!

Cantabile.

MAX.
Dort in dem Fichtenwald, der mit den dunklen Zweigen
Ein schattenreiches Dach wölbt über’s Thal hinaus,
Dort läßt sich unbelauscht und fern von fremden Zeugen,
Leicht enden unser Streit, doch bleibe ja nicht aus!
DANIEL die Augen zum Himmel erhebend.
O mein Gott, schenk mir Muth und laß‘ den Kummer schweigen,
Laß ihn schweigen nur für jetzt um das verlorne Glück.
MAX allegro.
Wenn drunten in dem Dorf die Abendglock erschallt,
Dann erwart‘ ich dich.
DANIEL.
Ich fehle nicht.
MAX.
Ganz gewiß, fehle nicht.
DANIEL seinen Muth zusammenraffend.
Sicherlich.

Ensemble.

DANIEL.
Nach Ruhm und Liebe will ich streben
Und meine Brust von Furcht befrei’n,
Der Ehre Ruf soll mich erheben,
Fortan mir Muth und Kraft verleih’n.
MAX.
Nach Ruhm und Liebe kühn zu ringen,
Sei jetzt Dein Streben, Deine Lust,
Dadurch allein wird Dir’s gelingen,
Die Furcht zu bannen aus der Brust.
BEIDE.
Die Liebe ruft uns Beide
Zum ehrenvollen Streit;
Für seine Liebe kämpfen
Ist hohe Seligkeit!
MAX.
Beschlossen ist’s.
DANIEL.
Es bleibt dabei.
MAX.
Es gilt ja Ruhm!
DANIEL.
Und Liebesglück!
MAX.
Du kömmst sobald die Glock erschallt.
DANIEL.
Sobald die Glock erschallt!
MAX.
Im Fichtenwald.
DANIEL mit Entschlossenheit.
Komm‘ ich zum Fichtenwald!

Ensemble.

DANIEL UND MAX.
Die Liebe ruft uns Beide
Zum ehrenvollen Streit;
Für seine Liebe kämpfen
Ist hohe Seeligkeit.

Max geht durch die Thüre im Hintergrunde ab.

Scene 14.

Daniel. – Bettly wieder hereinkommend.

BETTLY bei Seite. Kaum kann ich mich noch auf den Füßen halten! … Der arme Junge! Einen zärtlichen Blick auf Daniel werfend. Trotz seiner Angst sich doch schlagen zu wollen! ….. Es steckt doch viel Muth in ihm! Laut. Daniel!
DANIEL aus seinen Betrachtungen auffahrend. Ah, Ihr seid’s, Jungfer Bettly!
BETTLY. Nun, wie stehen die Sachen?
DANIEL mit erzwungener Munterkeit. Ei, recht gut! … Er hat endlich Vernunft angenommen und sich entfernt, wie Ihr seht! .. Nun seid Ihr ihn los! … Und jetzt, da ihr meiner nicht mehr bedürft, will ich mich ebenfalls fortmachen!
BETTLY. Wohin denn?
DANIEL. Ich will nur erst mein Bündel, meinen Säbel und die Papiere holen, die ich dort in der Kammer gelassen habe!
BETTLY ihn zurückhaltend. Daniel!
DANIEL. Ich darf nicht länger weilen … Ich bin ja Soldat! … Mein Sergeant wartet auf mich … Wir haben noch einen Marsch mit einander vor .. der vielleicht sehr weit gehen wird .. und im Fall ich nicht wieder davon zurückkehre, Jungfer Bettly … so müßt Ihr Euch das nicht zu Herzen nehmen .. Ihr könnt euch dann zu Eurem Troste sagen, daß ich mich so glücklicher befinde, als früher! Sie anblickend. Ich glaube gar, Ihr weint?
BETTLY. Ach, ich vermag nicht zu sagen, welch ein banges Gefühl sich meiner bemeistert hat … mein Herz will zerspringen vor Angst … vor Reue!
DANIEL. Vor Reue? Wär es möglich! … Ach! wenn Ihr Bedauern für mich fühltet … das wäre mehr Glück, als ich jemals zu hoffen gewagt hätte! … Jetzt werde ich viel ruhiger in die Ferne ziehen!
BETTLY bei Seite die Hände faltend. O Gott, wie soll ich es nur anstellen, daß er hier bleibt?
DANIEL.

Romanze.

Erstes Couplet.

Lebt wohl, mein einziges Entzücken!
Bald bin ich fern vom Heimathland.
Laßt mich nur einmal sie noch drücken,
Beim Scheiden Eure liebe Hand.
Es sei mein letztes Angedenken
Des schönsten Traumes einz’ger Rest.
BETTLY bei Seite.
O hielt es ihn noch länger fest!
Fürwahr ich muß von seinem Plan ihn lenken.
DANIEL.

Zweites Couplet.

Lebt wohl, Bettly! für Euch nur schlagen
Soll ewig dieses Herz allein;
Darf es auch nie die Hoffnung wagen,
Von Euch jemals geliebt zu sein.
Drum gönnt mir noch als Angedenken
Auf Euren Lippen einen Kuß!
BETTLY bei Seite.
Er ging sonst fort, drum sei’s, ich muß –

Während sie sich von ihm küssen läßt, hört man die Abendglocke aus dem Thale erschallen.

Fürwahr nur um ihn von seinem Plan zu lenken.
DANIEL.
O wonnevolles, süßes Angedenken.

Scene 15.

Bettly. – Daniel. – Max. Letzterer, welcher schon während Beide sich umarmten, verstohlen eingetreten ist und lächelnd zugesehen hat, tritt nun rasch zwischen sie und spricht mit rauhem Tone.

MAX. Ei, ei, Freund, was zum Teufel treibst Du noch da für Kurzweile? Die Abendglocke hat schon lang geläutet …
DANIEL. Meint Ihr?
MAX auf den Säbel zeigend, den er unter dem Arme hält. Mein Kamerad hier will Dich darauf aufmerksam machen … wir warten nur noch auf Euch! … Verstanden?
DANIEL. Ja, ja, Sergeant! Ich will nur noch das Nöthige zum Abmarsch holen .. Ach, wenn Ihr mir nur noch eine längere Frist gelassen hättet! … Bei Seite. sich nach einem so seeligen Augenblicke umbringen zu lassen, das ist doch gewiß sehr hart! Geht in die Kammer zur Rechten ab.

Scene 16.

Max. – Bettly.

BETTLY welche Daniel mit den Blicken gefolgt ist, eilt in den Vordergrund der Bühne auf Max zu. Ich weiß Alles … ich kenne Eure Absicht und werde sie nun und nimmermehr zur Ausführung kommen lassen!
MAX. Was soll das heißen?
BETTLY. Ihr wollt Euch mit Daniel schlagen … Ihr wollt ihn aus dem Wege räumen, nein, nein .. Ihr sollt ihn nicht umbringen .. einen so wackeren jungen Mann! Dessen Leben so kostbar ist!
MAX. So kostbar. Warum?
BETTLY. Seinen Freunden und seiner Familie!
MAX. Pah! Ihn knüpfen keine Bande an die Welt! … Er ist ledig, wie ich! Wer kümmert sich um solche Jungesellen? Ja, wenn er eine Frau hätte, das wäre was anders! Ein verheiratheter Mann ist ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft … er hat für Mehrere zu sorgen … Sein Weib, seine Kinder, können ihn nicht entbehren …
BETTLY lebhaft. Ei nun, Herr Sergeant, wenn es nur auf’s Verheirathet sein ankommt … ich kann’s Euch beschwören, daß er es bereits ist.
MAX. Wie! Was?
BETTLY. Ja, ja, ganz gewiß!

Scene 17.

Max. – Bettly. – Daniel zurück kommend.

Finale.

DANIEL seinen großen Säbel auf der Schulter tragend.
Nur Muth und Kraft, o Gott verleihe
Jetzt meinem Arm, damit als Mann

Seinen Säbel betrachtend.

Ich würdig diese Heldenklinge
Für meine Liebe führen kann!
MAX.
Halt ein, laß alles uns vergeben
Und schlichten wir den früheren Streit;
Denn eines Ehegatten Leben
Ist heilig mir zu jeder Zeit!
DANIEL erstaunt.
Sergeant! Was sagt Ihr: ich, ein Mann?
BETTLY leise zu Daniel.
So sagt doch ja, wenn ichs befehl!
DANIEL rasch.
Ja, ja, so ist’s, vergessen hätt ich’s bald!
MAX beide mit mißtrauischem Blicke ansehend.
Warum hast Du mir denn die Wahrheit nicht gestanden?
BETTLY rasch.
Mehr als ein Grund zwang ihn dazu ….
Man hat Rücksichten oft auf Verwandte auch zu nehmen.
MAX.
Wohl möglich ist’s; aber seine Frau,
Wer ist sie?
BETTLY verlegen.
Seine Frau?
MAX barsch.
Er muß doch eine haben;
Ich möchte sie wohl sehn.
DANIEL.
Und warum?
MAX.
Weil ich es will!
DANIEL verlegen.
Meine Frau?
MAX.
Ja, Deine Frau!
BETTLY vor Max hintretend.
Seht her, ich bin seine Frau.
DANIEL.
Meine Frau? O Gott!
BETTLY leise zu Daniel.
Seid still und sagt wie ich!
Denn um das Leben Euch zu retten,
Nenn ich Euch hier als meinen Mann.
Doch merkt Euch’s wohl, ganz sicherlich,
Ist’s nur zum Scherz, versteht Ihr mich.
Ja nur zum Scherz, versteht Ihr mich!

Ensemble.

DANIEL bei Seite traurig.
Allein nur um mich zu retten, war’s, daß sie
Den süßen Namen mir verlieh;
Doch nur ein Scherz soll Alles sein,
Ich bin ihr Gatte nur zum Schein
Und wirklich ist sie doch nicht mein!
MAX bei Seite.
Wahrhaftig, ihre Sprödigkeit
Liegt immer noch mit uns im Streit!
Doch ist ihr Herz ja nicht von Stein,
Freund Daniel muß, und nicht zum Schein,
Nein, ganz im Ernst, ihr Gatte sein.
MAX beide grüßend.
Als Mann und Frau kann man Euch gratuliren!
DANIEL zu Bettly.
Antwortet ihm!
MAX.
Wie, was sagt Ihr da!
Wenn man zum Gatten spricht, so meine ich,
Daß dann das Du viel besser klingt!
DANIEL verlegen.
Wie, Du soll ich sagen?
BETTLY halblaut ihn aufmunternd.
Ja, nur zu!
DANIEL.
Wenn Du es willst …
BETTLY.
Warum nicht?
DANIEL.
Du bist’s, die es will.
O süßes, seliges Entzücken.
MAX.
Doch hat man einmal sich vermählet,
Küßt man sich auch recht inniglich.
DANIEL sich scheu zurückziehend.
Nein, nein, das ist zu viel für mich.
MAX mit verstelltem Zorne nach dem Säbel greifend.
Was hör ich da! Ihr wagtet wohl,
Mich zum Besten zu halten?
BETTLY rasch.
Nein gewiß!
Da seht, daß ich es ernstlich mein!

Sie nähert sich Daniel mit verschämt niedergeschlagenen Augen, küßt ihn und wiederholt mit halblauter Stimme.

Nur um das Leben Dir zu retten,
Gilltst Du jetzt hier als meinen Mann,
Doch merk Dir’s wohl, ganz sicherlich,
Ist’s nur zum Scherz, verstehst Du mich?
Ja, nur zum Scherz, verstehst du mich!

Ensemble.

DANIEL traurig.
Allein nur um mich zu retten, war’s, daß sie
Den süßen Namen mir verlieh.
Doch nur ein Scherz soll Alles sein,
Ich bin ihr Gatte nur zum Schein!
Und wirklich ist sie doch nicht mein.
MAX bei Seite.
Wahrhaftig, ihre Sprödigkeit
Geht mir am Ende doch zu weit!
Doch trotz ich ihrem Wiederstand,
Sie muß ihm reichen ihre Hand.
BETTLY.
Und jetzt, so hoff ich, sind für immer,
Die Zweifel all bei Euch verbannt.
MAX.
Nicht ganz. Ich brauch noch mehr Beweise.
DANIEL UND BETTLY erschrocken.
O Gott!
MAX.
Die Schriften all, die Ihr besitzt und den Contract
Zeigt her … wo habt Ihr sie?
DANIEL auf die Thüre zur Rechten zeigend.
Die Schriften, die Ihr meint,
Sind alle hier.
MAX.
Ich will sie sehn!

Zu Bettly.

Holt mir das Zeug herbei!

Bettly geht in die Kammer zur Rechten.

DANIEL ihr nachblickend.
O Gott, nun ists um mich geschehn.
MAX.
Ich will mich gänzlich überzeugen!
DANIEL.
Wie wird er enden, dieser Unglückstag;
Denn im Contract fehlt Bettlys Unterschrift!
MAX so laut rufend, daß es Bettly in der Nebenkammer verstehen muß.
Weh Euch, zumal, wenn Ihr mich hintergangen!
DANIEL bei Seite.
Wenn er wird meine List entdecken!

Bettly kommt aus der Kammer und überreicht Max mit niedergeschlagenen Augen den Contract, den er durchließt. Daniel bei Seite, bemüht in Maxens Zügen zu lesen.

Droht mir in seinem Zorn der Tod – für mich ist Alles aus.
MAX die Unterschrift lesend.
Ganz gut, hier steht Daniel und hier zugleich Bettly.
DANIEL voll Entzücken.
Ists war?
BETTLY die neben ihm steht, hält ihm den Mund mit der Hand zu.
Eine List, gar nichts weiter!
Der Contrakt gilt noch nichts; so lang die Unterschrift
Des Bruders fehlt ….
MAX der während dieser Worte den Contract auf einem der Seitentische unterzeichnet hat.
Du irrst!

Daniel den Contract reichend.

Da steht sie ja, so schau doch nur her!
DANIEL lesend.
Was seh ich: »Max, Sergeant!«
BETTLY.
O Gott!
MAX sie in seine Arme schließend.
Der bin ich! Ja, Ja!
DANIEL.
Ihr Bruder!
MAX.
Dein Bruder!
BETTLY.
Mein Bruder!
MAX.
Verzeiht mir diese List!
Denn es geschah zu Eurem Glück!

Ensemble.

DANIEL UND BETTLY.
Freudig wir ihm die Täuschung vergeben,
Die uns gefüget Hand in Hand!
Theurer Bruder, fest soll uns umweben,
Fortan ein traulich Liebesband.
MAX.
Gottlob, daß mir die List gelungen,
Nun will ich theilen Euer Glück!
Die Trommel sei denn für mich jetzt verklungen,
Nichts ruft mich mehr von Euch zurück!
ALLE.
Uns soll denn fest umweben,
Fortan ein traulich Liebesband.

Scene 18.

Die Vorigen. Bauern und Bäuerinnen aus der Stadt zurückkehrend die Soldaten aus der Kammer zur Linken kommend.

DANIEL ihnen entgegen eilend.
Ihr Freunde, kommt alle zum Feste,
Seit heute meine Gäste!
Ich bin ihr Gatte und lad‘ Euch ein!
ALLE.
Was will er damit sagen?
DANIEL.
Ihr habt geglaubt, mich auszulache
Nun lach‘ ich über Euch, ha, ha, ha,
MAX zu seinen Soldaten.
Jetzt lustig meine Jungen,
Die Gläser hoch geschwungen,
Und stimmet im Verein
In’s fröhliche Lied mit ein!
Ja, Vivat hoch, drum Mädchen Wein, und Tanz
Sie sind für uns des Sieges Lohn und Glanz.
CHOR.
Ja, Vivat hoch drum Mädchen, Wein und Tanz
Sie sind für uns des Siegeslohn und Glanz.

Ende.