Sieh diesen Mann! wie steht ihm felsenfest sein Glauben!
Der Zweifel kann daran ihm nicht ein Iota rauben.

Und was er glaubt, erhebt er auch zur Wissenschaft;
Wie braucht er so geschickt dazu des Geistes Kraft!

Nicht daß sein Glauben selbst bedürfte der Vernunft;
Doch schlagen will er so auch der Ungläub'gen Zunft.

Was aber glaubt er denn, und was beweist er sich?
Was ganz ist abgeschmackt und völlig lächerlich.

So weit ist Glauben und Menschenverstand geschieden,
So schwer ist Aberwitz von Weisheit selbst vermieden.

Wo aber beide blind den Liebesbund beschworen,
Da ist ein Spottgebild der Wahrheit ausgeboren.

Wer keck nur vorwerts schließt und eins ans andre hängt,
Hat eine Kette bald, die alle Welt umfängt.

Nur daß er eins vergaß, und eines nicht besaß,
Wodurch im Gleichgewicht die Welt sich hält, das Maß.

Das Maß hielt Gottes Geist, als er erschuf die Welt,
Dadurch erhält er sie, daß er ihr Maß erhält.

Wo dieses Äußre nicht das Innre hält in Schranken,
Versteigen sich ins Blau die schwindelnden Gedanken.

Das Maß fürs Äußere gilt auch für das Abstrakte:
Das Krumme ist nicht grad, nicht wahr das Abgeschmackte.

Dies Richtmaß halte fest! der Glaube wird zum Thoren,
Zum Narr'n die Wissenschaft, wo sie das Maß verloren.

Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5, 1839, XIII. 98

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