Komm her und laß uns in den heil'gen Fluten baden,
Die mit dem Silberblick zur Reinigkeit uns laden.

Die Sonne breitet aus des Stralenmantels Füllen,
Um in ein schönres Kleid als ird'sches dich zu hüllen.

Ein lindes Badetuch reicht dir die Morgenluft,
Das dich mit Wohlgeruch abtrocknet und mit Duft.

Das Wasser selber wallt ein Gürtel von Kristallen,
Der dir um die Gestalt sich schmiegt mit Wohlgefallen.

Und auf dem Grunde ruht, geschmeidigt von der Flut,
Die Erde, die dir weich Sandalendienste thut.

So tauche rein dich ein in jedes Element,
Und sei von dem, der ist in jedem, ungetrennt.

Die Flut, die ewig träuft von seinen Augenlieden,
Hat er zum Labequell dem Erdendurst beschieden.

Die Thiere selbst der Flur sie kommen groß und klein
Zur Tränke, aber nur des Nachts im Mondenschein.

Sie sollen in der Nacht die kühle Labe schmecken,
Daß Mensch und Thier am Tag einander nicht erschrecken.

Und die unschuldigsten, die reinesten der Innung,
Tauchen am tiefsten ein, andächtiger Gesinnung.

Das Reh, das furchtsame, bleibt nicht am Ufer stehn,
Zu trinken, sondern läßt die Flut ans Herz sich gehn.

Und leis' entweicht es durch die Flut zum andern Rand,
Wenn drüben seinen Feind, den Tieger, treibt sein Brand.

Der kühne Tieger tritt nicht in die heil'ge Flut,
Am Rande leckend löscht er seiner Zunge Glut.

Die gift'ge Schlang' allein von allen Feldes Thieren
Geht nicht zur Tränke, um ihr Gift nicht zu verlieren.

Sie flieht die Fluten, weil sie ihr das Gift entziehn;
Sei reine Flut, so wird die Sünde selbst dich fliehn.

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