Johann Strauß
Der Zigeunerbaron
Operette in 3 Acten
Libretto von Ignaz Schnitzer
Uraufführung: 24.10.1885, Theater an der Wien, Wien
Personen
Graf Peter Homonay, Obergespan des Temeser Comitater
Conte Carnero, königlicher Commissär
Sandor Barinkay, ein junger Emigrant
Kálmán Zsupán, ein reicher Schweinezüchter im Banate
Arsena, seine Tochter
Mirabella, Erzieherin im Hause Zsupáns
Ottokar, ihr Sohn
Czipra, Zigeunerin
Saffi, Zigeunermädchen
Pali,
Jószi,
Ferko,
Mihály,
Janesi, Zigeuner
Der Bürgermeister von Wien
Ein Herold
Seppl, Laternenbub
Miksa, Schiffsknecht
Ein Zigeunerknabe
Irma,
Tercsi,
Aranka,
Katicza,
Iulcsa,
Etelka,
Jolán,
Ilka, Arsena’s Freundinnen
István, Zsupán’s Knecht
Gyuri,
Imre,
Tamás,
Kalmán,
Mathás,
Dénes,
Márton,
András, Junge Csiko’s
Schiffsknechte, Zigeuner, Zigeunerinnen und Zigeunerkinder. Trabanten, Grenadiere, Tombours, Hußáren, Marketenderinnen, Pagen, Hofherren, Hofdamen, Rathsherren, Volk, etc. etc.
Ort der Handlung:
1. Akt: Im Temeser Banate.
2. Akt: In einem Zigeunerdorfe ebendaselbst.
3. Akt: In Wien.
Zeit der Handlung: Gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts
Erster Act.
CHOR DER SCHIFFER.
Das wär‘ kein rechter Schiffersknecht,
Der sich vor’m Wasser fürchten möcht! –
Nur d’rauf und dran
Vertrau‘ dem Kahn
Auf schwanker Bahn
Dich sorglos an! Hollah Hoh! Hollah Hoh!
Geh‘ fahr‘ mit mir, Herzliebste mein,
Wir steuern in die Eh‘ hinein –
Hab‘ keine Scheu
Wir sind ja Zwei,
Wenn’s schief geht,
Bin ich auch dabei!
Hollah Hoh!
Erste Scene.
OTTOKAR.
So ein Tag! …
Welche Plag! …
Mit der Hacke und dem Spaten –
Doch den Platz
Wo der Schatz –
Hab‘ ich wieder nicht errathen! –
Vergebens hab‘ ich gesucht!
Verflucht … umsonst hab‘ ich gesucht!
CZIPRA bei Seite.
Ha! Ganz umsonst hat er gesucht! –
OTTOKAR bei Seite.
Verflucht … verflucht …
CZIPRA bei Seite.
Allwöchentlich –
Wenn die Zigeuner sich
Weg auf den Markt begeben –
Geht man von hier
Auf Zsupán’s Haus deutend.
Vorbei an mir
Um dort –
Deutet nach dem Schloß.
den Schatz zu heben! …
Doch bin ich gut –
Auf meiner Hut – Hahahaha! …
OTTOKAR.
Welche Hast –
Ohne Rast –
Mit der Hacke und dem Spaten! –
Wo das Gold
Liegen sollt‘
Hab‘ ich wieder nicht errathen! –
Vergebens hab‘ ich gesucht!
CZIPRA bei Seite.
Ich lach‘ Euch aus, je mehr Ihr sucht –
OTTOKAR.
Verflucht … verflucht! …
Zweite Scene.
CHOR DER SCHIFFER.
Das wär‘ kein rechter Schiffersknecht,
Der sich vor’m Wasser fürchten möcht,
Nur d’rauf und d’ran,
Vertrau‘ dem Kahn
Auf schwanker Bahn
Dich sorglos an! Holla Hoh! Holla Hoh!
Entrée-Couplet.
BARINKAY.
I.
Als flotter Geist, doch früh verwaist,
Hab‘ ich die halbe Welt durchreist,
Factotum war ich erst, und wie!
Bei einer grande ménagerie!
Vom Wallfisch bis zum Goldfasan
Ist mir das Thierreich unterthan:
Es schmeichelt mir die Klapperschlange,
Das Nashorn streichelt mir die Wange,
Der Löwe kriecht vor mir im Sand,
Der Tiger frißt mir aus der Hand,
»Per Du« bin ich mit der Hyäne,
Dem Krokodil reiß‘ ich die Zähne,
Der Elefant mengt in der Schüssel
Mir den Salat mit seinem Rüssel –
Ja, das Alles auf Ehr,
Das kann ich und noch mehr,
Wenn man’s kann ungefähr,
Ist’s nicht schwer – ist’s nicht schwer!
CHOR.
Ja, das Alles auf Ehr‘,
Das kann er und noch mehr,
Wenn man’s kann ungefähr,
Ist’s nicht schwer!
BARINKAY.
II.
Mit Raritäten reist‘ ich dann
Als Akrobat und Wundermann,
Bis ich zuletzt Gehilfe gar
Bei einem Hexenmeister war!
In meinem schwarzen Zauberkreis
Citir‘ ich Geister dutzendweis‘
Bin passionirter Feuerfresser,
Und zur Verdauung schluck‘ ich Messer, –
Ich balancir‘ wie Japanesen,
Changire – noch nicht dagewesen!
In Kartenkünsten bin ich groß,
Im Volteschlagen grandios!
Ich bin ein Zaub’rer von Bedeutung
Und
Die Aermel aufschürzend.
Alles ohne Vorbereitung!
Ja, Changeur und Jongleur,
Prestidigitateur,
Wenn man’s kann ungefähr,
Ist’s nicht schwer – ist’s nicht schwer!
CHOR.
Ja, Changeur und Jongleur,
Prestidigitateur,
Wenn man’s kann ungefähr,
Ist’s nicht schwer – ist’s nicht schwer!
Ensemble.
So täuschte mich die Ahnung nicht –
Ich wußt es ja!
BARINKAY.
Was sie nur spricht!
CARNERO.
Zum Teufel – wer hat Dir gesagt -?
CZIPRA.
Die Karten habe ich befragt –
SAFFI erscheint am Fenster.
Hör‘ Mutter – wer ist jener Mann?
CZIPRA.
Zurück! – Was ficht Dich Mädchen an?
SAFFI.
Bezaubernd wirkt auf mich sein Blick –
CZIPRA streng zurückweisend.
Zieh in die Hütte Dich zurück!
BARINKAY.
Wenn Dir die Zukunft offenbar,
So mach‘ auch mir mein Schicksal klar –
CZIPRA.
So reicht mir die Hand! –
»Bald wird man Dich viel umwerben,
Reiche Schätze sollst Du erben,
Wenn Du ein Weibchen heimgeführt,
Das Dich liebt, das Dir gebührt –
Und es wird ein Traum ihr künden,
Wo die Schätze sind zu finden,
Gleich nach der Brautnacht frage sie,
Wo Du sie suchen sollst, und wie!
Merke Dir wohl und vergiß es nie,
Gleich nach der Brautnacht frage sie!«
CARNERO lachend zu Barinkay.
Zum Reichthum gratulir‘ ich Euch!
Zu Czipra.
Nun prophezeih‘ auch mir sogleich!
CZIPRA.
Ja wohl – sogleich!
»Verloren hast Du einen Schatz,
Der war so mager wie ein Spatz, –
Nicht lange währt’s, Du findest was,
So rund wie ein Zehneimerfaß!
Ein Kleinod, das Dir einst entschwand –
Viel größer nicht als Deine Hand,
Du find’st es bald, so schmal und schlank,
So lang wie eine Hopfenstang‘!
Hihihihi – hihihihi!
Nicht lange währt’s, Du findest was –
Hihihihi – hihihihi!
Rund wie ein Zehneimerfaß – o Spaß! –
Hihihihi – hihihihi!
Auch noch ein Zweites, merk‘ Dir das,
Es ist so schmal, es ist so lang,
Wie eine Hopfenstang‘ – hihi!
Es ist so schmal, – es ist so lang,
Wie eine Hopfenstang‘ – hihi! -«
CARNERO.
Das, Alte, schreib‘ Dir hinter’s Ohr,
Daß einen Schatz ich nie verlor!
Genug der Wahrsagerei!
Nun, Alte, rasch herbei;
Und unterschreibe hier
Als Zeuge dies Papier!
Indeß als Zeuge Nummer zwei
Holt mir den Zsupán schnell herbei.
CZIPRA.
Ach, mit dem Schreiben geht’s wohl schwer!
CARNERO.
So kritzle rasch ein Kreuz hierher!
Als Zeugin hier – auf diesen Act!
Nur zu! – es ist kein Teufelspact!
BARINKAY.
So thu’s!
CZIPRA.
Du befiehlst, ich muß!
Unterschreibt.
CARNERO.
Ha – seht dies Kreuz! Ein Drudenfuß!! –
CHOR.
Ein Drudenfuß! Hahaha!
CZIPRA.
Keine and’re Schrift ist mir zu eigen!
Hahaha!
Fünfte Scene.
Zsupán. Vorige ohne Czipra.
ZSUPÁN.
Da bin ich! Und was soll ich hier?
CARNERO.
Nur unterschreiben dies Papier!
ZSUPÁN.
Vom Schreiben hab‘ ich – mit Vergunst
Nicht einen blassen Dunst!
Couplet.
ZSUPÁN.
Ja, das Schreiben und das Lesen,
Ist nie mein Fach gewesen,
Denn schon von Kindesbeinen
Befaßt‘ ich mich mit Schweinen,
Auch war ich nie ein Dichter,
Potz Donnerwetter Parapluie!
Nur immer Schweinezüchter,
Poetisch war ich nie!
Ja –
Mein idealer Lebenszweck
Ist Borstenvieh, ist Schweinespeck.
Ja! auf das Schweinemästen
Versteh‘ ich mich am besten,
Auf meinem ganzen Lager
Ist auch nicht eines mager –
Fünftausend kerngesunde.
Hab‘ ich, hübsch kugelrunde,
So weit man suchet fern und nah‘,
Man keine schön’ren sah.
Wie ihr mich seht – im ganzen Land
Weit und breit bin ich wohl bekannt –
Schweinefürst werd‘ ich nur genannt!
Doch das Schreiben und das Lesen
Ist nie mein Fach gewesen,
Denn schon von Kindesbeinen
Befaßt‘ ich mich mit Schweinen,
Auch war ich nie ein Dichter,
Potz Donnerwetter Parapluie!
Nur immer Schweinezüchter,
Poetisch war ich nie!
Ja –
Mein idealer Lebenszweck
Ist Borstenvieh, ist Schweinespeck!
Couplet.
MIRABELLA.
I.
Just sind es vierundzwanzig Jahre
Da man die Schlacht bei Belgrad schlug.
Aus der man mich bei einem Haare
Als mausetodte Leiche trug.
Nach einem Ritt von 40 Meilen
Erreichten wir des Feindes Land –
Ich um Dein Loos mit Dir zu theilen
Verkleidet als Dein Adjutant!
Kanonen dröhnen ringsherum – Bum!
Ich folgte Dir muthig, mich lockte Dein Ruhm –
Mein Mißgeschick prüfte mich fürchterlich dumm –
Bum – bum – bum!
Ach der Kanonendonner kracht
In der großen Belgrader Schlacht!
CHOR.
Ja der Kanonendonner kracht
In der großen Schlacht! – Bum!
MIRABELLA.
II.
Gar schrecklich prüfte mich der Himmel,
So lang‘ ich leb‘ vergess‘ ich’s nie,
Denn plötzlich sah im Schlachtgetümmel
Ich einen Pascha vis-à-vis! –
Schon sah sein krummes Schwert ich blinken,
Doch als er in’s Gesicht mir sah,
Ließ er sofort es wieder sinken
Und schrie nur: »Allah il Allah!«
Kanonen dröhnten ringsherum – Bum!
Er winkt ihm zu folgen, nicht wußt‘ ich, warum
Doch er schwang den Säbel, so schneidig und krumm –
Bum – bum – bum!
Ach, wer hätt das gedacht
In der großen Belgrader Schlacht!
CHOR.
Ach, wer hätte das gedacht
In der großen Belgrader Schlacht!
MIRABELLA.
III.
Doch bald in seinem Zelt von Seide
Sprach er zu mir von Lieb‘ entbrannt –
Jetzt sah ich, daß der grimme Heide
Nicht eine Silbe Deutsch verstand!
Vergebens wehrte ich mich weinend,
Ich wußte nicht mehr, was geschah -,
Mein Haupt, es wehrte ihm verneinend,
Er hielt’s auf türkisch für ein »Ja«!! –
Kanonen dröhnten ringsherum – Bum!
Furcht und Schreck, Todesangst machten mich stumm –
Nach Rettung sah ich umsonst flehend mich um
Bum – Bum – Bum!
Da kam eine Kugel hereingekracht
Die hat den Pascha umgebracht!
CHOR.
Da kam eine Kugel hereingekracht
Aus der großen Schlacht! – Bum!
Achte Scene.
No. 5. Ensemble.
CHOR.
Dem Freier naht die Braut.
So herrlich nie erschaut –
Herbei, herbei!
Wer jung gefreit,
Hat’s nie bereut –
Herbei, herbei!
ARSENA.
Ein Freier meldet sich
Schon wieder, welche Tücke!
Noch hält der Schleier mich
Verborgen seinem Blicke,
Doch Sonnenlicht
Ist warm und hell,
Ein‘ schön‘ Gesicht
Bezaubert schnell!
CHOR.
Doch Sonnenlicht
Ist warm und hell,
Ein schön Gesicht
Bezaubert schnell!
BARINKAY bei Seite.
Wie der Schleier sie umwallt –
Interessant ist die Gestalt!
ARSENA.
Du bist der Erste nicht,
Der meine Hand begehret,
Bist auch der Letzte nicht,
Den da mein Spruch belehret!
Die Vorsicht spricht:
Gib‘ Acht, Gesell –
Ein schön‘ Gesicht
Bezaubert schnell!
CHOR.
Die Vorsicht spricht
Gib Acht, Gesell‘ –
Ein schön‘ Gesicht
Bezaubert schnell!
ARSENA bei Seite.
Fürwahr, gefall‘ ich ihm,
Das wär sehr schlimm, –
Nein, nein, nein, nein, nein,
Alles nur nicht sein!
BARINKAY bei Seite.
Welch‘ famose Erscheinung!
Will den Schleier heben.
Erlaubt!
ZSUPÁN.
So thu‘ ihm endlich den Gefallen,
Und laß‘ den dummen Schleier fallen!
CARNERO.
Halt! Halt!
Nach Sittencommissions-Gesetzen
Dürft Ihr den Anstand nicht verletzen
ZSUPÁN sich erinnernd.
Erst muß der Brautschaukuchen d’ran! –
CARNERO.
Und dann kommt Ihr erst, junger Mann
BARINKAY.
Wohlan, es sei,
Bringt ihn herbei!
ZSUPÁN.
Ihm ist es neu, –
Bringt ihn herbei!
CHOR DER MÄDCHEN.
Der alten Sitte
Sind wir treu
Trallala, trallala, trallala –
Ja ja, der Kucken muß herbei!
Trallala, trallala, trallala!
ZSUPÁN.
Also den Kuchen bringt herbei!
CHOR DER MÄDCHEN.
Ja wir holen ihn herbei! –
Hochzeitskuchen
Bitte zu versuchen!
Kommt und schaut,
Hier die Braut! –
Hochzeitskuchen,Bitte zu versuchen –
Schmeckt gar fein,
Beißt hinein! –
Wenn die Jugend schließt den Hochzeitsbund
Ist’s des Lebens schönste Stund‘;
Geht man in die Eh‘ mit treuem Sinn,
Steckt viel Süßigkeit darin.
Hochzeitskuchen
Bitte zu versuchen –
Schmeckt gar fein,
Beißt hinein! –
BARINKAY.
Nachbar Zsupán
Ich melde mich als Freier an!
ZSUPÁN.
Dies ist Sándor Barinkay,
Herr dieser Güter, –
Aus der Fremde heimgekehrt!
ARSENA.
Wie? Hab‘ ich recht gehört?
Barinkay heimgekehrt? Ah! –
CARNERO.
Da, dem alten Brauche treu
Auch der Kuchen schon vorbei,
Mag, bevor wir Hochzeit feiern
Ihr Gesicht die Braut entschleiern.
ARSENA bei Seite.
Gefall‘ ich ihm, dann hilft kein Klagen,
Dann muß ich Ottokar entsagen!
BARINKAY bei Seite.
Der Schleier soll fallen,
Daß ich sie vor Allem
Zu sehen kriege!
CHOR DER MÄDCHEN.
Der Schleier soll fallen,
Damit vor uns Allen
Die Schönheit siege!
BARINKAY.
Ah!!!
Sieh da, ein herrlich Frauenbild,
Das ganz mit Staunen mich erfüllt,
Verlockend ist es anzuseh’n,
Perfect vom Kopf bis zu den Zeh’n!
Das Antlitz kann nicht schöner sein,
Das Auge strahlt wie Edelstein,
Der Mund kokett, pikant und klein –
Wie mag sein Kuß erfreu’n!
ZSUPÁN.
Was Dich mit Staunen so erfüllt,
Ist mein getreues Ebenbild.
Ja ganz und gar
So, bis auf’s Haar,
War ich, da ich noch jünger war.
Bevor ich diese Breite fand,
War schlank ich, wie ein Lieutenant,
Auf zwanzig Meilen ringsumher
Gab’s beim Civil und Militär
So einen feschen Kerl nicht mehr!
Gab’s solchen feschen Kerl nicht mehr
MIRABELLA.
Schön wie Apoll
Und anmuthsvoll,
Ja ein Adonis jeder Zoll!
ZSUPÁN.
Ha, keinen gab es mehr!
BARINKAY.
Auch find ich die Gestalt famos,
Just nicht zu klein und nicht zu groß.
Und nicht zu schlank und nicht zu prall,
Kurzum, das Ganze ist mein Fall.
So weit ich in der Fremde kam,
Sah ich kein Weib so wundersam.
Gestattet mir, um Euch zu frei’n,
Dann werd‘ ich glücklich sein!
ARSENA bei Seite.
So lang er mich bewundert blos,
Ist mir die Sachetout même chose.
Doch schmeichelt mir’s in jedem Fall,
Daß ich dem jungen Mann gefall‘, –
Doch wenn er mich zu freien kam,
So schwör‘ ich, kriegt er mich nicht zahm –
Sein Weib, das will ich niemals sein,
Da sag‘ ich zehnmal »Nein«! –
ZSUPÁN, CARNERO, MIRABELLA UND CHOR.
Wenn man sie sieht,
Das Herz in Lieb‘ erglüht,
Wer sie erblickt,
Ist ganz von ihr entzückt,
Zu gratuliren ist dem Mann,
Der sie erringen kann!
BARINKAY bei Seite.
Wenn man sie sieht,
Das Herz in Lieb‘ erglüht, –
Wer sie erblickt,
Ist ganz von ihr entzückt, –
Zu gratuliren, zu gratuliren
Ist dem Mann
Der sie erringen kann!
ARSENA bei Seite.
Ach Gott behüt‘ –
Daß er für mich erglüht, –
Daß es ihm glückt,
Wonach er hoffend blickt! –
Zu gratuliren, zu gratuliren
Wäre dann
Ihm nie dem armen
Armen Mann!
Sortie.
ARSENA.
Ein Falter schwirrt um’s Licht,
An der Flamme bleibt er hängen,
Und Rettung gibt es nicht,
Weil die Strahlen ihn versengen.
Sei nicht erpicht,
Gib Acht, Gesell
Ein schön‘ Gesicht
Bezaubert schnell!
Zehnte Scene.
No. 6. Lied.
SAFFI.
1.
So elend und treu ist Keiner
Auf Erden, wie der Zigeuner,
O habet Acht –
Habet Acht –
Vor den Kindern der Nacht!
Wo vom Zigeuner Ihr nur hört,
Wo Zigeunerinnen sind,
Mann – gib Acht auf dein Pferd!
Weib – gib Acht auf dein Kind!
Dschingrah – dschingrah –
Dschingrah – dschingrah –
Die Zigeuner sind da, –
Dschingrah – dschingrah –
Die Zigeuner sind da! –
Flieh‘ wie du kannst
Und fürchte den Zigeuner
Wo er ersch int,
Ist er ein grimmiger Feind‘
Trian – triandavar
Trian – triandavar,
Flieh‘ wie du kannst
Und fürchte den Zigeuner –
Wo er erscheint,
Da – heija! – kommt er als Feind!
BARINKAY.
Ist es kein Sinnentrug – dieses Lied …
SAFFI.
2.
Doch treu und wahr, –
Treu und wahr
Ist dem Freund er immerdar!
Hält der Zigeuner dich nur werth,
Dann gehorchet er dir blind –
Mann – vertrau ihm dein Pferd!
Weib – vertrau ihm dein Kind!
Dschingrah – dschingrah –
Dschingrah – dschingrah –
Die Zigeuner sind da!!
Dschingrah – dschingrah –
Die Zigeuner sind da!!
Reich ihm die Hand –
Vertraue dem Zigeuner!
Wo er erscheint,
Ist er ein treuer Freund!
Trian – triandavar –
Trian – triandavar –
Reich ihm die Hand,
Vertraue dem Zigeuner, –
Wo er erscheint,
Da – heija! – kommt er als Freund!
Elfte Scene.
Vorige. Ottokar. Arsena.
Finale.
OTTOKAR flüsternd.
Arsena – Arsena!
ARSENA erscheint in der Balkonthüre.
Ja, ja – bin schon da!
OTTOKAR.
Es harrt auf dem Balcon
Dein treuer Seladon!
BARINKAY.
Ha, Teufel – das wird interessant!‘
’s ist Ottokar, der eitle Fant!
OTTOKAR.
Es flüstert in den Zweigen –
O laß‘ dein Herz nicht schweigen,
Wie ladet die Nacht zur Liebeslust,
In Wonne schmiegt sich Brust an Brust!
ARSENA.
Ich hab‘ Dich – o Entzücken!
OTTOKAR.
Laß‘ an mein Herz Dich drücken!
BARINKAY.
Kaum trau ich meinen Blicken!
ARSENA UND OTTOKAR.
O holde Nacht –
Die Liebe wacht!
BARINKAY, SAFFI UND CZIPRA.
Nur sachte,- sacht‘ –
Zu früh gelacht!
OTTOKAR.
Der lächerliche Freier …
ARSENA.
Blamirt sich ungeheuer …
BARINKAY bei Seite.
Ha, – das bezahlt ihr theuer!
ARSENA UND OTTOKAR.
O welche Nacht …
O holde Nacht …
BARINKAY, SAFFI UND CZIPRA.
Gebt Acht, – gebt Acht,
Die Rache wacht!
OTTOKAR.
Wirst Du die Hand ihm geben?
ARSENA.
Ich bleibe Dein für’s Leben!
BARINKAY bei Seite.
Kokette – Du sollst beben!
ARSENA UND OTTOKAR.
Von uns wird sacht
Er ausgelacht.
BARINKAY, SAFFI UND CZIPRA.
Gebt Acht – gebt Acht,
Die Rache wacht!
OTTOKAR.
Laß‘ denn als kleines Liebeszeichen
Dir diesen Haarpfeil von mir reichen –
Der gold’ne Knauf enthält getreu
Mein wohlgetroff’nes Conterfei!
ARSENA.
O, wie galant –
Fürwahr charmant!
CZIPRA.
Saht Ihr das gold’ne Liebeszeichen?
BARINKAY.
O – eine Falschheit ohne Gleichen!
Fast komme ich in Wuth …
SAFFI.
O, seid auf der Hut …
CZIPRA.
Sei auf der Hut –
Der gold’ne Knauf enthält getreu
Sein wohlgetroffnes Conterfei.
BARINKAY.
Laß‘ mich hinein! …
CZIPRA.
Nein – das darf nicht sein.
CHOR.
Dschingrah – Dschingrah –
Die Zigeuner sind da!!
ARSENA aufhorchend.
Ich muß hinein!
OTTOKAR.
Und du bleibst mein?
ARSENA.
Dein – immer Dein!
ARSENA UND OTTOKAR.
Gut‘ Nacht – gut‘ Nacht –
Die Liebe wacht!
BARINKAY, SAFFI UND CZIPRA.
Gebt Acht – gebt Acht,
Die Rache wacht!
Zwölfte Scene.
ZIGEUNER-CHOR.
Dschingrah – dschingrah!
Dschingrah – dschingrah!
BARINKAY.
Ha – was hör‘ ich da für Klänge!
CZIPRA.
Horch – erkennst Du die Gesänge?
BARINKAY.
Diese Rufe … diese Lieder …
CZIPRA.
Uns’re Leute kehren wieder!
ZIGEUNER-CHOR.
O habet Acht, –
Habet Acht –
Vor den Kindern der Nacht!
Wenn von Zigeunern Ihr hört,
Wo Zigeunerinnen sind –
Mann – gib Acht auf Dein Pferd
Weib – gib Acht auf Dein Kind!
Dschingrah – dschingrah!
Dschingrah dschingrah!
Die Zigeuner sind da!
Dieses Lied
Sprüht und glüht!
Es durchzieht
Das Gemüth
Treu und wahr,
Hell und klar
Klingt’s fürwahr
Immerdar!
SAFFI, CZIPRA UND BARINKAY.
Dieses Lied – es sprüht und glüht!
ALLE.
Dschingrah – dschingrah – sa, sa, sa –
Dschingrah – dschingrah sa, sa, sa!
sa, sa, sa!
BARINKAY.
Wie wechselvoll betheilt mein Schicksal mich
Mit Leid und Ehren …
CZIPRA.
Du bist ihr Herr …
SAFFI.
Sie soll’s erklären!
BARINKAY.
Kaum kann ich’s versteh’n –
Nie habt Ihr mich geseh’n –
Mir selbst ist dieses Land
Und seid auch Ihr noch unbekannt!
CZIPRA.
Du kannst den Zigeunern getrost vertrau’n;
Auf Alle kannst Du wie auf Felsen bau’n –
Und legst Du hier müde Dein Haupt zur Ruh
Dann fühle Dich sicher – ihr Herr bist Du!
Ihr Brüder und Schwestern, o kommt und hört
Es ist der Woywode uns heimgekehrt,
Wir haben ihn wieder und nun heran –
Um Treu‘ ihm zu schwören,
Treu ihm zu schwören –
Mann für Mann!
ZIGEUNER-CHOR.
Heran, heran!
Welches Glück ist uns bescheert!
Der Woywode heimgekehrt!
SAFFI.
Ja, ja, der Woywode heimgekehrt,
Ein treues Volk ein treuer Mann
Gehören jetzt einander an!
CZIPRA bei Seite.
Sie fühlen sich in holdem Bann,
Dess‘ Keiner sich erwehren kann.
BARINKAY.
Gepriesen sei die Stunde mir
In der ich erschienen hier.
BARINKAY fröhlich für sich.
Ich ihr Woywode – nun wohlan,
Da hab‘ ich, was ich brauchen kann!
Zu den Zigeunern.
Ich nehme Eure Huldigung an!
ZIGEUNER-CHOR.
Er nimmt uns’re Huldigung an!
Er nimmt uns’re Huldigung an! Heran!
So möge nun unser Herr er bleiben –
Gut und Blut wir ihm hier verschreiben,
Und bleibt er uns immer treu ergeben,
Ihm geweiht sei unser Leben!
BARINKAY.
Nun zu des bösen Nachbars Haus
Und klopft mir den Patron heraus!
Dreizehnte Scene.
ZSUPÁN.
Was gibt’s – sind böse Geister los? –
BARINKAY ironisch.
Herr Schweinefürst – ich bin es blos!
CHOR der aus dem Haus kommenden Gruppe.
Was hat für wicht’ge Kunde
Er zu so später Stunde?
CARNERO, ARSENA, MIRABELLA.
Was gibt’s für wicht’ge Kunde?
BARINKAY zu Zsupán.
Du wolltest ja zum Schwiegersohn …
ARSENA, ZSUPÁN.
Einen Baron …
BARINKAY.
Ich bin es schon!
Ja staunet nur – ich bin Baron!
CARNERO, SAFFI, ARSENA, CZIPRA Chor der Zsupán’schen Truppe.
Baron – Baron – er ist Baron!?
Ah – ah – er ist Baron.
BARINKAY auf die Zigeuner deutend.
Komm‘ her und schau‘ Dir die Leute an,
Sie alle sind mir unterthan, –
Ich bin ihr Woywode, bin ihr Baron,
Und mein ist der Zigeunerthron!
Ich bin an den Heimatherd
Endlich wieder heimgekehrt – –
So nehmet Ihr alle die Kunde hin,
Daß ich ihr Baron, ja ihr Baron, –
Daß ich es bin!
SAFFI zu Barinkay.
Hier in diesem Land
Eure Wiege stand,
Ach, als Kind
Habt Ihr es nur gekannt –
Doch der Ungar
So treu mit Herz und Hand
Ist es zunächst
Dem schönen Vaterland!
Bei Seite.
Wie heiß ihm das Antlitz glüht,
Wie hell ihm das Auge sprüht!
Klinge du mein trautes Lied,
Das durch die Seele zieht!
Zu Barinkay.
Wir vertrau’n Euch blind,
Weil wir Euer sind.
Herr, o bleibt
In Treu‘ auch uns gesinnt!
Lass’t mich mit Euch,
Die Euch ergeben dient.
Bin ja doch nur
Ein arm‘ Zigeunerkind!
BARINKAY bei Seite.
Wonnig und süß
Tönt ihr Sang,
Wonnig umrauscht
Mich ihr Klang, –
Milde Gewalt
Zieht mich hin
Hält im Bann‘ mir
Herz und Sinn!
CZIPRA bei Seite.
Wonnig und süß
Tönt ihr Sang,
Wonnig umrauscht
Ihn ihr Klang, –
Milde Gewalt
Zieht ihn hin –
Hält im Bann ihm
Herz und Sinn!
CHOR DER ZSUPÁN’SCHEN GRUPPE.
Woywode der Zigeuner – Hahaha!!!
BARINKAY zu Arsena.
Erhalt‘ ich wohl jetzt ihre Hand?
ARSENA.
Haha! – das ist zu arrogant
Ein Adel von Zigeuners Gnaden!
MIRABELLA höhnisch.
Der Spott kommt mit dem Schaden!
ZSUPÁN zu Barinkay.
Du bist zu hitzig, lieber Freund –
So war es nicht gemeint! –
CHOR DER ZSUPÁNSCHEN GRUPPE.
So war es nicht gemeint!
BARINKAY Saffi aus der Menge holend.
Wie ich es meine, zeig‘ ich Dir!
Mein Weib – wird – diese hier! –
SAFFI.
O Herr, das ist ein böser Scherz!
BARINKAY zu Saffi.
Bei Dir find‘ ich ein treues Herz,
Zu dem vor dieser ich mich rette!
CHOR ZSUPÁN’S.
Er nimmt sich die Zigeunerin – hahaha!
BARINKAY zu Arsena.
Du, spröde Schöne, fahre hin!
CHOR.
Kaum ist es zu versteh’n,
Arsena zu verschmäh’n!! –
ARSENA zu Ottokar.
O, räche mich!
OTTOKAR bei Seite.
Kind – was fällt Dir ein?
ARSENA zu Barinkay.
Ihr wagt es so mit mir zu sprechen!
Zu ihren Leuten.
Er spottet mein,
Oh steht mir bei, die Schmach zu rächen.
Zu Barinkay.
Nehmt Euch in Acht, ich will Euch lehren
Hübsch artig sein,
Decent und fein
Euch zu erklären!
CARNERO.
Jetzt sagt er nein –
Sie wird nicht sein,
Da hilft kein Bitten und kein Schrei’n!
Ha, was fällt ihm ein –
Er läßt sie sein,
Um ein Zigeunerkind zu frei’n?
MIRABELLA.
Ich hör‘ den Hohn
Nach Rache schrei’n
Ihr sollt’s bereu’n.
Zu Carnero.
Wir nehmen uns den Herrn zu leih’n!
Mir brennt der Zorn
Durch Mark und Bein-
Er soll’s bereu’n
Er soll’s bereu’n
Wir werden ihm das nie verzeih’n!
ZSUPÁN bei Seite.
Jetzt steck‘ ich noch viel tiefer drinn –
Mir scheint, daß ich ein Dummkopf bin!
Gott weiß, was aus der Sache wird,
Jetzt steh‘ ich da – compromittirt!
OTTOKAR für sich.
Nicht soll von Rache die Rede sein
Ich will des Glückes mich wohl erfreu’n,
Arsena mein!
Das räch‘ ich nicht
Nein, nein, nein, nein!
CARNERO zu Barinkay.
Die Kleine darf Euch folgen nicht,
Weil das der Sitte widerspricht –
Sucht ihm Saffi zu entreißen.
Ihr laß’t sie hier!
BARINKAY Carnero zurückdrängend.
Sie kommt mit mir!
CARNERO auffahrend.
Du wagst es …?
Carnero und Barinkay stehen sich drohend gegenüber.
ZIGEUNER-CHOR.
Droht dem Woywoden Gefahr,
So schützt ihn seine Schaar!
ZSUPÁN Carnero tritt beschützend zwischen diesen und Barinkay, wird aber von Barinkay fortgestoßen.
Oho! Oho!
Das geht nicht so
Ich rase – ich erstick‘!
Ich könnt‘ ihn massacriren,
Kommt so ein Kerl zurück,
Um uns zu cujoniren?
Polternd.
Jetzt wird es mir zu dick!
Ich laß‘ mich nicht blamiren!
MIRABELLA zu Barinkay.
Um frech dem Uebermuth zu fröhnen,
Verletzet Ihr den Stolz der Schönen,
Uns Alle wagt Ihr zu verhöhnen –
Das werden wir Euch abgewöhnen!
ZSUPÁN, OTTOKAR, MIRABELLA.
Um frech dem Uebermuth zu fröhnen,
Verletzet Ihr den Stolz der Schönen,
Uns Alle wagt Ihr zu verhöhnen?
Das werden wir Euch abgewöhnen!
CARNERO, ZSUPÁN, MIRABELLA, OTTOKAR UND CHOR.
Man muß die saubern Herren
Mitunter mores lehren –
Auch dann, wenn sie sich dagegen wehren!
ZSUPÁN zu Barinkay.
Sie werden sich, wenn auch mit Grämen
Sie hier zu lassen wohl bequemen,
Ein Mädel gleich so mitzunehmen
Möcht ich mich doch ein Bischen schämen!
BARINKAY zu Saffi.
Laß‘ toben sie und schreien …
SAFFI.
Ach, kaum kann ich es fassen –
Von ihr wollt Ihr lassen,
Um mich zu freien …!
ZIGEUNER-CHOR.
Er wählet sich Saffi – so ehrlich ist Keiner
Er wählet zur Gattin ein Kind der Zigeuner!
BARINKAY.
Eure Ränke sind erkannt,
Nie erhält sie meine Hand.
ARSENA, MIRABELLA, ZSUPÁN CARNERO.
Ha, welche Sprache –
Das fordert Rache!
OTTOKAR bei Seite.
Er soll nur schrei’n –
Arsena mein!
CZIPRA bei Seite.
Ihr versagt er seine Hand!
SAFFI.
Mich hält gefangen
Süßes Bangen.
Ach, welches Glück!
ARSENA.
Dies Unterfangen
Zahl‘ ich ihm zurück!
MIRABELLA.
Das büße er!
CARNERO UND ZSUPÁN.
Das büßt Ihr schwer!
OTTOKAR.
Holt das Militär!
SAFFI, CZIPRA, ZIGEUNER-CHOR.
Fürchte nichts, o Herr!
CARNERO, ZSUPÁN.
Führt sie vor’s Gericht!
BARINKAY.
Weg Du feiger Wicht!
BARINKAY, SAFFI, CZIPRA, ZIGEUNER-CHOR.
Halt – berührt sie nicht!
Wagt Euch nicht anher,
ZSUPÁN’S GRUPPE, ARSENA, MIRABELLA.
O welche Qual – welche Qual!
MIRABELLA.
O der Skandal – der Skandal!
ZSUPÁN, OTTOKAR, CARNERO.
Wir massacriren Euch …
BARINKAY UND DIE ZIGEUNER.
Wagt Euch nicht heran –
Drohend.
Sonst wehrt Euch Mann für Mann!
ZSUPÁN’S GRUPPE.
Wir hau’n Euch windelweich!
BARINKAY UND SEINE GRUPPE.
Ach, der Streit ist arg und graus …
ZSUPÁN’S GRUPPE.
Ha, Ihr fordert uns heraus …
BARINKAY.
Laßt mich ruhig weiter zieh’n
Mit meiner Liebe …
ZSUPÁN’S GRUPPE.
Ha, Ihr fordert uns heraus,
Ihr Kesselflicker – Pferdediebe!
SAFFI, CZIPRA, BARINKAY für sich.
Ach ich wußte ia
Daß das Glück uns nah
Seit ich ihn, (Seit ich »sie«)
Zum ersten Male sah
Nie vergess‘ ich
Wie mir um’s Herz geschah
Was ich ersehnt,
Stand herrlich vor mir da! –
ZSUPÁN, ARSENA, CARNERO MIRABELLA, OTTOKAR.
Ha, wie frech sie sind …
Ha, er verachtet mein Kind …
Welch‘ ein Hohn, welch‘ ein Hohn
Ha, er soll büßen die That;
Ihn ereilet unser Grimm!
DIE ZIGEUNER zu Barinkay.
Deine Leute wissen
Dich zu schützen unverzagt,
Ha – Ihr werdet’s büßen müssen –
Wer gegen ihn sich wagt …
Ja wir schützen Dich bei Tag und Nacht
Weh dem, der Dich zu berühren wagt!
BARINKAY, SAFFI, CZIPRA.
Habt Ihr auch Geld wie Heu
Uns ist das ganz einerlei –
Nimmer macht uns Geld und Gold
Allein das Leben hold! –
ZSUPÁN’S CHOR.
Wir vergelten Alles ihm
Wir rächen uns an Euch!
ZIGEUNER-CHOR.
Weh‘ dem, der Dich zu berühren wagt!
Wagt keinen Streich!
ALLE.
Da wir nun Euch erkannt,
Zieht nur, zieh’n wir miteinand
Fort von hier
Noch eh‘ der Kampf entbrannt –
Ha, die Zigeunerschaar
Uns (Euch) Allen widerstand
Wie Ihr’s verdient.
Er reicht Euch uns’re Hand!
(Nur wer’s verdient
Dem reichen wir die Hand!)
ZSUPÁN’S CHOR.
Die Rache ist ihm ganz gewiß
Der freche Wicht entgeht uns nicht!
ZIGEUNER-CHOR zu Barinkay.
Nimm auf’s Neue
Den Schwur der Treue
Gut und Leben
Ist Dir ergeben!
BARINKAY Von den Zigeunern auf die Schultern gehoben.
Das ist mein Thron
Weil ich Baron
Der Zigeuner bin!
Actus I.
Zweiter Act.
Erste Scene.
Introduction.
No. 8.
Czipra. Saffi. Barinkay.
CZIPRA.
Mein Aug bewacht
Bei Tag und Nacht
Dies holde junge Blut
Und meines Herren Gut.
BARINKAY.
War’s wohl ein Traum?
Ich weiß es kaum,
Was mich hierhergebracht
Und mich so glücklich macht.
Doch nein, es war kein Truggebild
Da schlummert sie so süß und mild
Wach auf, mein holdes Weib – wach auf
Es steigt die Sonne bald herauf!
CZIPRA bei Seite..
Wenn es gelingt
Sein Herz durchdringt
Der Liebe Sonnenstrahl,
So endet alle Qual!
SAFFI.
Dein Weib – Du treibst
Auch heut‘ noch Spott?
BARINKAY.
Bewahre Gott!
Nur Dich hab‘ ich zum Weib erseh’n
SAFFI.
Darf ich es wirklich so versteh’n?
BARINKAY.
Ja, Dich hab‘ ich zum Weib‘ erkoren
SAFFI.
Ah!
BARINKAY.
In dieser Nacht
Voll herrlicher Pracht
Hab‘ ich gar traut
Mein Lieb Dich erschaut;
Der Mondenschein,
So silbern und rein,
Umfloß Dein Bild
So lieblich und mild –
Bezaubert war ich ganz und gar,
Ein Märchen scheint’s und dennoch wahr
Dies Engelsgesicht,
Dies üppige Haar,
Dies Auge voll Licht,
Dies Lippenpaar,
Der küssende Mund,
Der wogende Leib –
Auf dem Erdenrund
Das herrlichste Weib!
Mein – mein bleib immerdar!
Ich will Dich lieben treu und wahr,
Ja, lieben treu und wahr!
SAFFI.
Noch einmal diese Worte sprich,
Die so mein junges Herz entzückt!
Wie Morgenthau durchrieselt’s mich
Der das schmachtende Feld erquickt.
O Glück, das ich kaum fassen kann.
Du herrlicher, geliebter Mann!
BARINKAY.
Sag‘ es noch einmal!
BARINKAY UND SAFFI.
So Blick in Blick
Und Mund an Mund –
O seliges Glück!
O wonnige Stund!
Und Arm in Arm
So innig und warm –
Welch‘ himmlische Lust!
Durchwogt meine Brust!
Mein – mein – mein auf immerdar:
Es ist wie ein Märchen, doch so wahr!
No. 9.
SAFFI.
Ein Greis ist mir im Traum erschienen
Dir ähnlich an Gestalt und Mienen.
Als ich ihn sah, da fiel mir ein,
Das könnte nur Dein Vater sein!
Er trat an mich heran
Und sprach sodann:
»An jenem Platz
Wo traut beim Schatz
Zuerst der junge Gutsherr ruht,
Da liegt,
Dem fremden Blick verborgen, Geld und Gut
So mag der junge Freier
Im alten Thurmgemäuer
Nur heben einen Marmorstein,
Und reich wie Krösus wird er sein.«
BARINKAY.
Solch‘ einen Traum, den lob ich mir!
SAFFI UND CZIPRA.
Der zerfall’ne Thurm – steht hier!
BARINKAY Saffi an sich ziehend.
Der Traum ist wahr!
Den Schatz – den Schatz –
Ich hab ihn schon,
Das ist doch sonnenklar.
SAFFI.
Thu, was Dir mein Traum gebeut!
BARINKAY.
Aber Kind, sei doch gescheut …
SAFFI UND CZIPRA.
Was ist riskirt, wenn man’s probirt?
BARINKAY.
Was ist riskirt, wenn man’s probirt?
Da wird der Teufel klug daraus
Hahahaha –
Ein Stein sieht wie der andere aus!
Hahaha –
SAFFI UND CZIPRA bei Seite.
Ei, ei, er lacht
Mir scheint, er glaubt uns nicht.
Fürwahr, er macht
Ein zweifelndes Gesicht!
Doch was bei Nacht
Ein schöner Traum verspricht –
Das sei vollbracht
Wir sind darauf erpicht –
Bevor noch wach
Hier die Ziegeunerschaar.
Ja nach und nach
Wird Alles offenbar,
Und was er jetzt nicht glauben will,
Wird Alles wahr!
Zu Barinkay.
Darum nur klopfe, klopfe, klopfe, klopfe
Klopf auf jeden Stein.
BARINKAY.
Ihr wollt es – – gut, so mag es sein!
Ich klopfe, klopfe, klopfe, klopfe,
Einer, muß es sein!
Ich klopf‘ auf jeden Stein!
SAFFI UND CZIPRA.
Klopfe, klopfe, klopfe, klopfe,
Es wird Dich nicht gereu’n –
BARINKAY.
Ich klopfe – was wird’s denn sein!
SAFFI UND CZIPRA.
Ja klopfe, bis der Hammer trifft
Den Marmorstein!
BARINKAY.
Bis ich find‘ den Marmorstein!
SAFFI UND CZIPRA bei Seite.
Nur Scherz und Spiel
Scheint’s, was uns hier bewegt
Doch ist gar viel,
Was sich darinnen regt,
Und mein Gefühl
Mein Herz, das freudig schlägt,
Sagt, daß dem Ziel
Es uns entgegenträgt, –
Dem höchsten Glück
Ach wie beneidenswerth,
Seitdem zurück
Er wieder ist gekehrt
Zu den Zigeunern
Und zum heimatlichen Herd –
Drum …
Zu Barinkay.
Klopfe, klopfe, klopfe, klopfe –
’s wird Dich nicht gereu’n
Klopfe bis der Hammer trifft,
Den Marmorstein!
BARINKAY.
Da klingt es hohl!!
Ich glaube wohl
Den krieg‘ ich los!
Ha – ’s ist grandios!!
ALLE DREI.
Der Schatz!! Der Schatz!!
Seht dies Gefunkel – diese Pracht
Ei, wer hätte das gedacht!! Ah!
Schatz-Walzer. Terzett.
SAFFI, BARINKAY UND CZIPRA.
Ha seht, es winkt,
Es blinkt,
Es klingt!
Ach unsern Blicken
Welch‘ ein Entzücken!
Seht hier das Gold,
Es rollt.
So hold!
Laßt seinem Rauschen
Fröhlich uns lauschen,
Da sich vollzogen,
Was wir gewollt!
BARINKAY.
Nun will ich des Lebens mich freu’n. –
SAFFI.
Wir halten uns Pferd‘ und Lakai’n!
BARINKAY.
Wir geben nach Lust Gastereien!
SAFFI.
Laden Gäste –
BARINKAY.
Geben Feste –
SAFFI.
Maskeraden –
BARINKAY.
Piroutschaden –
SAFFI UND BARINKAY.
Trinken Tokayer Wein –
Das wird fein
Lustig sein!
CZIPRA.
Doch vergeßt nur nicht das Beste –
Daß Jeder Euch glücklich preise,
Rützt den Reichthum klug und weise,
Daß Ihr noch in spätern Tagen
Mit Behagen,
Könnet sagen:
ALLE DREI.
Ha seht, es winkt,
Es blinkt
Es klingt!
Ach unser’n Blicken
Welch‘ ein Entzücken!
Seht hier das Gold,
Es rollt
So hold!
Da sich vollzogen
Was wir gewollt!
CZIPRA UND SAFFI.
Doch mehr als Gold und Geld
Ist Lieb‘ mit Treu gesellt
Da führt die höchste Freude
Uns in die schönste Welt!
Drum, wenn ein Herz Dir schlägt,
Das Treue wahrt und hegt,
Sollst Du die Stunde preisen,
Die Dir’s entgegenschlägt!
ALLE DREI.
Ha seht – es winkt,
Es klingt,
Es blinkt!
Ach unser’n Blicken
Welch‘ ein Entzücken.
Seht hier das Gold,
Es rollt
So hold!
Hier sind die Schätze,
Die wir gewollt!
No. 10.
Zweite Scene.
DER ALTE PALI.
Auf! – Auf! – Auf!
Vorbei ist die Nacht –
Der Tag ist erwacht!
Auf zur Arbeit,
Der Tag ist da!
Auf – Auf zur Arbeit!
Die Zigeuner und Zigeunerinnen erheben sich und stellen sich alsbald zur Arbeit.
CHOR DER ZIGEUNER.
Ha, das Eisen wird gefüge, –
Kessel, Sensen, Pflüge –
Hei! schmiedet Schlüssel, Messer,
Sichel, Bügel, Nägel, Schlösser!
Doch wenn der Feind das Land bedroht
Dann lautet muthig das Gebot:
Keine Bügel,
Keine Messer,
Keine Pflüge,
Keine Schlösser –
Macht das Eisen immer härter
Daß sie preisen uns’re Schwerter
Keine Bügel,
Keine Messer,
Keine Pflüge,
Keine Schlösser –
Tag für Tag
Schlag auf Schlag – hei!!!
CHOR DER ZIGEUNERINNEN.
Kling und Klang –
Eisen macht Gesang!
Kling und Klang
Für jeden Lebensgang!
Kling klang,
Kling klang
Wir spannen das Eisen
Zu Saiten aus Stahl.
Mögen sie preisen
Die Sonne – das Thal –
Die fröhlichen Weisen
Verjagen die Qual –
Ja, sie verjagen die Qual.
Kling und Klang
Eisen macht Gesang!
Kling und Klang
Für jeden Lebensgang!
Kling, klang, kling
Klang, kling, klang!
Wir spannen das Eisen
Zu Saiten aus Stahl etc. etc.
ALLGEMEINER CHOR.
Ha das Eisen wird gefüge etc. etc.
ABGANGS-CHOR.
Kling und Klang!
Eisen macht Gesang,
Kling und Klang!
Für jeden Lebensgang!
Wir spannen das Eisen
Zu Saiten aus Stahl,
Entlocken ihm Weisen
Für Lust und für Qual.
Dritte Scene.
No. 11.
CARNERO.
Sein Weib? Wer hat Euch denn getraut?
No. 11½. Duett.
BARINKAY.
I.
Wer hat uns getraut?
Ei sprich!
SAFFI.
Sag‘ Du’s!
BARINKAY.
Der Dompfaff, der hat uns getraut!
ALLE.
Der Dompfaff, der hat sie getraut! Ja, ja!
BARINKAY.
Im Dom, der uns zu Häupten blaut!
SAFFI.
O seht doch, wie herrlich, voll Glanz ihr Majestät!
BARINKAY.
Mit Sternengold,
Mit Sternengold,
So weit Ihr schaut, besä’t!
SAFFI, BARINKAY.
Und mild sang die Nachtigall
Ihr Liedchen in die Nacht:
Die Liebe, die Liebe
Ist eine Himmelsmacht!
ALLE.
Ja – mild sang die Nachtigall
Ihr Liedchen in die Nacht:
Die Liebe, die Liebe
Ist eine Himmelsmacht!
CARNERO.
Und wer war Zeuge dabei?
BARINKAY.
II.
Wer Zeuge war?
Ei sprich! –
SAFFI.
Sag‘ Du’s!
BARINKAY.
Zwei Störche, die klapperten laut –
ALLE.
Zwei Störche, die klapperten laut! Ja ja!
BARINKAY.
Das Storchenpaar hat zugeschaut.
SAFFI.
Es nickten und blickten
So schlau uns Beide an!
BARINKAY.
Als sagten sie:
O liebet Euch,
Ihr seid ja Weib und Mann!
SAFFI, BARINKAY.
Vergeßt nie, – daß oft der Storch
Das Glück in’s Haus gebracht, –
Wo Liebe, – ja Liebe
Daheim – die Himmelsmacht!
ALLE.
Vergeßt nie, daß oft der Storch
Das Glück in’s Haus gebracht,
Wo Liebe, – ja Liebe
Daheim – die Himmelsmacht!
Sittencommissions-Couplet.
No. 12.
CARNERO.
Nur keusch und rein soll Groß und Klein
Beschaulich sich der Tugend weih’n, –
Wer sündige Triebe im Keime erstickt,
Auf den wird entzückt als Muster geblickt
Und wenn ein Weib zu stark decolletirt
Umher charmirt und scharf kokettirt
Halt‘ jede moralische Mannsperson
Sich hübsch in Entfernung davon.
Und weh‘ dem armen Erdensohn,
Spricht er der Vorschrift Hohn –
Wir erwischen ihn schon –
[:Da hilft kein Bitte
Die Leviten
Liest ihm die Sittencommission:]
CHOR.
Entsetzlich! – Entsetzlich!
MIRABELLA.
Man hüte sich beim Pfänderspiel
Einander zu küssen mit Gefühl.
Und tritt im Theater auf die Bühn‘
Ein Balletmädel kühn, da schaut man nicht hin –
Wer eine Frau verwegen küßt,
Die amtlich nicht die Seine ist,
Sich drängt bei Zwei’n als Dritter ein,
Die friedlich der Eh‘ sich erfreu’n;
Und wär‘ er selbst ein Reichsbaron,
Er büßt die Liaison,
Da giebt’s keinen Pardon. –
[:Es faß’t den Dritten
In der Mitten
Gleich die Sittencommission:]
CHOR.
O schrecklich!
ZSUPÁN.
Ein böser Fall ist jüngst passirt,
Als man die Eisbahn inspicirt.
Ein Mädel, wie’s fescher kein’s geben kann,
Schnallt sich Eisen an und fliegt hin auf der Bahn.
Man schaute ihr nach, ob’s Eis nicht brach,
Da hörte man jäh‘ einen Fall und Krach.
Bums lag das Fräulein auf dem Eis,
Die Männer herum, rings im Kreis.
Man denke sich die Situation
Eine mollerte Person.
Ich sag‘ im Flüsterton: –
In der Mitten
[:Ausgeglitten
Vor der Sittencommission:]
No. 12½.
Werberlied.
GRAF HOMONAY.
1.
Her die Hand, es muß ja sein –
Laß dein Liebchen fahren –
Trinkt mit uns vom Werberwein,
Komm‘ zu den Hußaren –
Hier der Csako – her den Hut –
Zieh‘ mit unser’n Schaaren!
Daß dein Säbel Wunder thut,
Ha, der Feind soll es erfahren!
CHOR.
Hier der Csako, her den Hut,
Zieh‘ mit unser’n Schaaren,
Daß Dein Säbel Wunder thut,
Ha, der Feind soll es erfahren!
Schlagt ein!
Schlagt ein!!
Hier ist Wein,
Schenket ein,
Und trinket – trinkt,
Gläser her – Vivat!
Hoch das Militär – hoch das Militär
GRAF HOMONAY.
2.
Bruder komm zum Militär,
Laß von uns Dich werben –
Komm, es muß das Ungarheer
Siegen oder sterben!
Lieber möge unser Blut
Seine Erde färben,
Eh‘ die Hand im Kampfe ruht,
Die uns den Feind soll verderben
CHOR.
Lieber möge unser Blut
Seine Erde färben,
etc. etc.
GRAF HOMONAY.
Csárdás.
Wir Alle wollen lustig sein
Beim vollen Glase Wein,
Beim Feuerwein, so hell‘ und klar
Wie liebt ihn der Hußar!
Hei!
Und wo der Wein nach Lust gedeiht,
Da sind zu jeder Zeit
Auch alle Mädel wunderbar!
Wie liebt sie der Hußar!
Hei!
Du, braune Kleine, zier‘ Dich nicht,
Das Küssen ist Hußarenpflicht;
Dein Bursch‘ und Du –
Ihr seid ein schmuckes Paar!
Hei!
Die Lieb‘ ist, wie der Wein so süß,
Dein Kuß, der ist es ganz gewiß.
Komm‘ her, das versteht der Hußar!
Stets sollen Liebe nur und Wein
Des Lebens Würze sein!
Ja!
Und Beide süß und klar und wahr,
So liebt sie der Hußar!
No. 13. Finale II.
Walzer-Introduction.
ALLE.
Nach Wien?!
CARNERO ironisch.
Das ist der rechte Ort für solche Schönheitskenner!
ZSUPÁN.
Auch gibt es flotte Weiber dort. –
MIRABELLA ebenso.
Auch gibt es flotte Männer –
OTTOKAR.
Dort lebt man in den Tag hinein
CARNERO.
And oft auch in die Nacht –
ARSENA.
Ich weiß davon ein Liedelein,
MIRABELLA stolz.
Ich hab‘ ihr’s beigebracht!
Walzer.
ARSENA.
I.
So voll Fröhlichkeit
Gibt es weit und breit
Keine Stadt, wie die Wienerstadt, keine so fein –
Wo so frisch und kühn
Flotte Weisen sprüh’n,
Dich erfüllt, ach die Lust nach Gesang, Weib u. Wein!
Wo das Lied erschallt
Aus dem Wienerwald,
So voll Duft wie der Mai und so herzig und treu –
Ach, so voll Gemüth
Ist nur das Wiener Lied,
Und auch nicht ein falscher Klang dabei!
Ach von keinem Schmerz
Weiß das Menschenherz
Ach ja – da schwillt die Brust
Uns vor Liebeslust!
Vor süßer Liebeslust.
Ach ja, dahin, dahin,
Laßt uns Alle zieh’n!
Wo uns immergrün
Lust und Freude blüh’n.
Wo des Lebens Pracht
Alle Freud‘ entfacht,
Wo die Liebe lacht
Bei Tag und Nacht!
II.
Nach dem schönen Wien,
Zieht mich Herz und Sinn,
Nach der lieblichen Stadt mit dem herrlichen Dom,
Wo der Nummer flieht,
Vor dem frohen Lied
Und versinkt in der Freude berauschendem Strom,
Wo bei Lichterglanz
Und Gesang und Tanz
Uns in Lust und in Jubel die Nächte vergeh’n –
Wo die Rebe blüht,
Und heiß die Liebe glüht,
Wo alle Menschen das Leben versteh’n. –
Ja, dahin – dahin –
Laßt uns Alle zieh’n!
CARNERO flehend zum Grafen.
Noch eben in Gloria,
Von Hoheit umflossen,
Steh‘ ich jetzt da,
Wie ein Pudel begossen –
Bedenkt doch – seht –
Die Autorität –
Ihr versteht.
ZSUPÁN ergänzend.
Flöten geht!
MIRABELLA wüthend.
Und alles diesem Pack zu Liebe!
ARSENA.
Diese Strolche …
MIRABELLA.
Dirnen, Schurken, Diebe!
ARSENA UND CARNERO.
Dies ehrlose Gelichter
Gehört vor den Richter!
CZIPRA erregt.
Genug! Nicht länger schweig ich mehr!
Die uns beschimpft, kommt her,
Erfahrt, daß sie, die Ihr zu kränken wagt
Euch Alle an Rang und Hoheit überragt!
Feierlich sei hier erklärt,
Daß dieses Kind nicht mir gehört.
MIRABELLA.
Nicht ihr Kind!
CHOR.
Nicht ihr Kind?
CZIPRA.
Ich habe gewacht
Bei Tag und Nacht
Ueber ihr Leben!
Zum Grafen.
Herr Graf! – dem Cavalier
Vertrau ich dies Papier –
Hier trug ich’s treu so manches Jahr,
Und nun wird Alles offenbar!
ALLE außer Czipra.
Ein Document,
Das Niemand kennt.
Hört, was es giebt!
GRAF HOMONAY.
Vor Euch seht Ihr – ein Fürstenkind;
ALLE ANDEREN.
Ein Fürstenkind!
SAFFI.
Was hör ich?
BARINKAY.
Wär’s möglich?!
SAFFI.
O sprecht!
GRAF HOMONAY.
Erfahrt es alle: ihr Vater war
Der letzte Pascha im Ungarland.
ALLE.
Ah!!
Ensemble.
ARSENA, MIRABELLA, CZIPRA, BARINKAY, HOMONAY, OTTOKAR, ZSUPÁN UND CARNERO.
Ein Fürstenkind – ein Wunder ist gescheh’n,
Ha, sie verdient, daß wir um Gnade fleh’n –
Soeben noch Zigeunermaid,
Steht sie voll Glanz und Herrlichkeit,
Vor uns – wie wunderbar!
Als Kind des letzten Pascha’s
Von Te – mes – vár!
SAFFI.
O welch ein Glück – – –
BARINKAY.
Ein Unglück ist’s für mich!
SAFFI.
Wie soll ich das versteh’n?
BARINKAY.
Ach, von Euch muß ich geh’n!
Der armen Zigeunermaid
War mein Herz geweiht –
Euch zu begehren, darf ich nimmer wagen,
Dem Fürstenkind muß ich entsagen!
SAFFI erregt.
Du liebst mich nicht!
BARINKAY.
O wär es wahr,
Ich könnte ohne Leiden
Von hier scheiden!
SAFFI.
Wie? Du willst fort? Nicht kann ich’s fassen
BARINKAY.
Weil ich Euch liebe, muß ich Euch verlassen!
SAFFI.
Mich verlassen?!
GRAF HOMONAY UND CHOR.
Bruder, komm zum Militär,
Laß von uns Dich werben,
Komm! es muß das Ungarheer
Siegen oder sterben!
Lieber möge unser Blut
Seine Erde färben,
Eh‘ die Hand im Kampfe ruht,
Die uns den Feind soll verderben!
ZSUPÁN, OTTOKAR, MIRABELLA, ARSENA UND CARNERO.
Bringt der Teufel die daher
Just bei uns zu werben!
Was thu‘ ich beim Militär?
Was thun sie beim Militär?
Ach dort werd‘ ich sterben!
Ach dort wird‘ er sterben!
Denn es wird des Feindes Muth.
Uns den Buckel gerben;
Euch den Buckel gerben;
Kann o weh, wird unser Blut
Kann o weh, wird Euer Blut
Spanische Erde färben!
Schlagt ein!
BARINKAY.
Wohlan – Hußar will ich sein!
Reicht mir vom Werberwein!
Schenkt ein!
Es geschieht.
SAFFI.
O sprich das Wort nicht aus!
CZIPRA.
O bleibe doch zu Haus!
BARINKAY.
Mich reißt es in das Kampfgetriebe,
Hier Kameraden, meine Hand!
Das Leben laß‘ ich für die Liebe,
Die Liebe laß‘ ich für das Vaterland
CHOR DER SOLDATEN.
Vivat das Vaterland!
SAFFI.
Ach verlaß‘ mich nicht – o bleibe
BARINKAY.
Ich darf und will nicht mehr!
GRAF HOMONAY.
Sein Handschlag bindet ihn
D’rum laßt ihn zieh’n!
BARINKAY.
Leb‘ wohl! Leb wohl!
SAFFI erregt.
So mag er zieh’n!
HOMONAY.
Auf Wiedersehn in Wien.
Allgemeiner Schluß-Chor.
SOLDATEN.
So voll Fröhlichkeit
Gibt es weit und breit
Keine Stadt wie die Kaiserstadt keine so fein,
Wo so frisch und kühn
Flotte Weisen sprühn.
Dich erfüllt ach die Lust, nach Gesang, Weib und Wein,
Wo bei Lichterglanz,
Und Gesang und Tanz
Uns in Lust und in Jubel die Nächte vergeh’n,
Wo die Rebe blüht
Und heiß die Liebe glüht,
Wo alle Menschen das Leben versteh’n!
ZIGEUNER.
O voll Fröhlichkeit
Nach dem Kampf u. Streit
Zieh’n auch wir in die lust’ge Kaiserstadt ein,
Wo so frisch und kühn
Flotte Weisen sprühn,
Dich erfüllt ach die Lust, nach Gesang, Weib und Wein,
Wo bei Lichterglanz,
Und Gesang und Tanz
Uns in Lust und in Jubel die Nächte vergeh’n,
Wo die Rebe blüht,
Und heiß die Liebe glüht,
Wo alle Menschen das Leben versteh’n!
Bis zum Schluß des Walzers.
ZSUPÁN, OTTOKAR UND CARNERO mit grotesker Desparation.
s‘ Unglück kommt oft über Nacht –
Schleppen die uns in die Schlacht –
Wer hätte so was gedacht!
Ach, wie hart geschieht
Uns, wenn da Gott behüt‘,
Wir alle uns mit dem Feind nicht versteh’n!
O weh, – o weh –
Wir sind drin!
In der Schlacht –
Hin ist hin.
Gute Nacht!
Actus II.
Dritter Act.
No. 14.
1. Scene.
ALLGEMEINER CHOR.
Freuet Euch – freuet Euch,
Uns’re Leute kommen gleich
An Ehren reich!
Seid munter auf den Füßen,
Sie fröhlich zu begrüßen,
Als Sieger kehren sie zurück –
O Freude – o Glück!
No. 15. Lied.
ARSENA.
1.
Ein Mädchen hat es gar nicht gut,
Bedenk ich dies und das –
So lang das Herz im Frieden ruht –
Weiß es nicht dies und das.
Und seh’n wir einen lieben Mann
Der uns gefällt –
Nur heimlich und verstohlen an,
Da schmäht die Welt!
Es kommt der Neid – es kommt der Haß
Und munkelt dies und das –
Ja, dies und das und noch etwas
Und zweimal mehr als dies und das,
Ja, dies und das und noch etwas
Erzählt der Neid und Haß!
ALLE DREI.
Ja, dies und das und noch etwas
Und zweimal mehr als dies und das,
Ja, dies und das und noch etwas
Erzählt der Neid und Haß
ARSENA.
2.
Ei – dacht ich, wenn mir wer gefällt,
Sag ich ihm dies und das –
Und scheer mich gar nicht um die Welt
Und nicht um dies und das –
Und seit wir uns in stiller Nacht
Gar traut geküßt,
Da ist’s im Herzen mir erwacht
Was Liebe ist! –
Und als ich dann verlassen saß,
Sandt‘ ich ihm dies und das
Seufzer.
Ja, dies und das und noch etwas
Kußhändchen.
Und zweimal mehr als dies und das,
Ja, dies und das und noch etwas
Als ich verlassen saß!
ALLE DREI.
Ja, dies und das und noch etwas
Und zweimal mehr als dies und das,
Ja dies und das und noch etwas
Als ich verlassen saß!
ARSENA Repetions-Strophe.
Oft‘ hört ich schon vom Ehestand
Erzählen dies und das,
Man reicht für’s Leben sich die Hand
Und sagt sich dies und das –
Die Neugier quälte mich zu sehr,
Ich rief herbei
Die Freundin, daß sie mir erklärt
Was daran sei …
Sie meint – die Eh‘ hat manchen Spaß,
Sie bringt uns dies und das,
Ja dies und das und noch etwas
Kinderwiegen.
Und zweimal mehr als dies und das,
Ja, dies und das und noch etwas
Bringt uns der Ehe Spaß!
ALLE DREI.
Ja, dies und das und noch etwas
Und zweimal mehr als dies und das,
Ja, dies und das und noch etwas
Bringt uns der Ehe Spaß!
Sechste Scene.
No. 16. Couplet.
ZSUPÁN.
1.
Von des Tajo Strand,
Wo mit starker Hand
Wir die Feinde Mores gelehrt – Sapperment!
Sind wir heimgekehrt,
Reich mit Ruhm beschwert,
Nahmen mit, was des Mitnehmens werth!
So ein Krieg ist ein Graus
Gott sei Dank, daß er aus,
Daß gesund ich den Heimweg noch fand,
Nicht ein Hieb schreckte mich,
Nicht ein Schuß, nicht ein Stich,
Nur mein Teint ist ein bisserl verbrannt,
Nun geschwind – grüß Dich Gott,
Freund und Kind, – grüß Dich Gott.
Alle find‘ – ich wieder schön beinand‘ ja – ja!
CHOR.
Nun geschwind – grüß Dich Gott,
Freund und Kind – grüß Dich Gott
Alles findet er wieder schön beinand! –
ZSUPÁN.
2.
»Gib Acht,
Es kracht!«
Schreit mich ein Spanier an!
Schieß Du
Nur zu!
Ich bück‘ mich, wie ich kann!
Sein G’wehr
Ist leer –
Ich reiß‘ ihm’s aus der Hand,
Und hau
Genau
Ihn mitten auseinand!
Pardautz
Der Kautz,
Da liegt er mäuserlstad
Ich find‘
Geschwind
Das Kleingeld, das er hat –
»Oho Herr Kamerad,
Um Alles wär’s a Schad -«
Und such‘ ihn durch bis auf die letzte Naht.
So macht‘ ich’s wohl ein Dutzendmal;
Beim Feind war mir das ganz egal.
Fremder Held – grüß Dich Gott
Uhr und Geld – grüß Dich Gott,
Wenn man fällt, – ist das Alles leerer Tand ja! ja – –
CHOR.
Fremder Held – grüß Dich Gott
etc. etc. etc.
ZSUPÁN.
3.
Einmal,
– Scandal! –
Lockt mich ein spanisch Weib
»Holla –
Nix da,«
Sag‘ ich – »drei Schritt vom Leib!«
Doch zirpt
Und wirbt
Um zarte Liebe sie,
Da zeig‘
Ich gleich
Mich wieder als Genie!
Im Nu
Per »Du«
War ich mit ihr galant.
Sie gibt
Verliebt
Mir ihre weiße Hand. –
Darauf steckt ein Diamant,
Den sanft ich ihr entwand,
Flunkert mit dem Ring am Finger.
Hier trag‘ ich ihn als theures Liebespfand!
So machte schlau ich’s überall,
Beim Feind war mir das ganz egal!
Und ein jedesmal
Blieb ich hart wie Stahl,
Kein Soldat, der gleich es mir thut – sapperment
Denn voll heißer Gluth,
War die Weiberbrut,
Aber ich war sehr auf der Hut!
So ein Krieg ist ein Graus,
Gott sei Dank, daß er aus!
etc. etc.
No. 17. Großer Einzug.
SOLDATEN-MARSCHLIED Chor.
Hurrah – die Schlacht
Mitgemacht
Haben wir im fernen Land, –
Pulverdampf
Ist im Kampf
Uns gar nicht unbekannt!
Halt Dich g’rad‘
Kamerad,
Hau‘ zu mit Herz und Hand –
Frisch voran
Mann für Mann,
Wer die Waffen tragen kann,
Wo der Feind
Nur erscheint,
Da packt man fest ihn an!
Frisch und wohlgemuth,
Das liegt in unser’m Blut,
Wo’s losgeht, hei –
Sind wir dabei
Die Losung: »Kurz und gut!«
Wenn der Donner kracht
Um uns her in der Schlacht,
Wird uns das Herz nicht schwer –
Es wär‘ auch ein Malheur,
Wenn’s ander’s wär‘
Beim Militär! – Hurrah!
Lustig oft
Unverhofft
Geht es auch im Kriege zu, –
Manchen Feind,
Der gut es meint,
Ach, wie leicht eroberst Du!
Sie nicht hart,
Wenn man zart
Deinem Kriegerherzen naht,
Und als muthiger Soldat
Greif‘ zu! –
Liebchen fein,
Bleibst allein,
Aber kränk‘ Dich darum nicht
Ich erfüll‘,
Wie Gott es will,
Als Soldat nur meine Pflicht
Bleibe treu,
’s geht vorbei –
Lächelt uns das Kriegerglück,
Dann kehr ich im Augenblick
Zurück! …
Dann lieb‘ ich wohlgemuth,
Das liegt in unser’m Blut;
Beim Küssen, meiner Treu! –
Da bin ich gleich dabei,
Die Liebe schmeckt mir sehr,
Das Küssen noch weit mehr,
So ist es fescher Brauch beim Militär!
[:Dann lieb ich wohlgemuth,
Das liegt in unser’m Blut etc. etc.:]
No. 18. Finale III.
SAFFI im Hintergrunde.
Reich‘ ihm die Hand,
Vertraue dem Zigeuner
Wo er erscheint
Da kommt er als Freund
trian triandavar.
BARINKAY.
Alles gelungen,
Die Feinde bezwungen,
Ein Weib errungen,
Drum sei aus voller Brust gesungen:
Ja, das Alles auf Ehr
Das kann ich und noch mehr.
Wenn man’s kann ungefähr,
Ist’s nicht schwer – ist’s nicht schwer.
ALLGEMEINER SCHLUßCHOR.
Ja das Alles auf Ehr‘
Das kann … und noch mehr,
Wenn man’s kann ungefähr
Ist’s nicht schwer – ist’s nicht schwer
Vivat – Hoch – Hurrah!
Dschingrah!!!
(GRUPPE UND VOLKSMENGE:)
Vivat!!! – – –
Actus.
Ende.