Conradin Kreutzer
Das Nachtlager von Granada
Romantische Oper in zwei Aufzügen
Libretto von Karl Johann Braun von Braunthal
Uraufführung: 13.01.1834, Josephstädter Theater, Wien
Personen
Ein Jäger, (Bariton)
Ambrosio, ein alter Hirt, (Baß)
Gabriele, seine Nichte, (Sopran)
Vasco, (Baß),
Pedro, (Baß), Hirten
Gomez, ein junger Hirt, (Tenor)
Graf Otto, ein deutscher Ritter, (Tenor)
Ein Alkade
Jäger. Diener. Hirten. Hirtinnen. Gerichtspersonen
Ort der Handlung: Spanien.
Im ersten Aufzug: Ein Thal in Granada mit der Ruine eines alten Maurenschlosses. Im zweiten Aufzug: Wilde Wald- und Felsengegend. Dann das Innere der Ruine des Maurenschlosses.
Zeit: 1550.
Erster Aufzug.
Ouverture.
Acht Minuten.
Der Vorhang hebt sich im zehnten Takte von Nr. 1.
Ein Thal in Granada.
Im Hintergrunde hebt sich die Landschaft und ein Bergpfad führt oben von rechts nach links vorüber und dann in einem Ablauf von links herunter. Im Vordergrunde eine Burgruine aus der Maurenzeit mit in die Erde versunkenen Säulen und hochberasten Schutthaufen. In den Ruinen rechts vorn eine ländliche Hütte; vor der Hütte ein Baum, worunter ein aus Steinplatten zusammengesetzter Tisch mit einer Steinbank dahinter und zwei Sitzen rechts und links. In der Mitte ein Ziehbrunnen.
Der Tag neigt sich seinem Ende zu.
Rechts und links vom Darsteller.
Erster Auftritt.
Gabriele sitzt, den Kopf auf die Hand gestützt, hinter dem Tisch auf der Steinbank.
Nr. 1. Arie.
GABRIELE mit Schmerz.
Da mir alles nun entrissen,
Meid‘ ich gern der Hirten Schar;
Selbst mein Täubchen muß ich missen,
Und der Adler hat zerrissen,
Was mir lieb und teuer war. –
Sie sieht nach rechts hinauf, ihrem Täubchen nach.
Seine fromme Liebesgabe
Ist auf ewig nun dahin!
Sie war meine einz'ge Habe,
Meine sanfte Trösterin.
Drückt‘ ans Herz ich meine Taube,
Ward mein Schmerz auch still und mild.
Doch dem Adler ward zum Raube
Seiner Liebe frommes Bild.
Seine fromme Liebesgabe
Ist auf ewig nun dahin!
Sie war meine einz'ge Habe,
Meine sanfte Trösterin.
Drückt‘ ans Herz ich meine Taube,
Ward mein Schmerz auch still und mild! Ach! Ach!
Ach, sie war mein einz'ges Glück!
Wenn sie kosend mich umspielte,
Flatternd mir die Wange kühlte,
Kam die vor'ge Zeit zurück.
Sie schien mir ein gutes Zeichen;
Trug sie doch am Hals den Ring.
Den ich einst von ihm empfing! Ach! Ach!
Ach, sie war mein einzig Glück!
Wenn sie kosend mich umspielte,
Flatternd mir die Wange kühlte,
Kam die vor'ge Zeit zurück.
Ja, dann kam die Zeit zurück,
Dann kam die Zeit,
Die vor'ge Zeit kam zurück!
Sie senkt weinend den Kopf auf den Tisch.
Gomez wird mit einer Hirtentasche und Stab auf dem Ablauf links sichtbar, ohne von Gabriele bemerkt zu werden.
Zweiter Auftritt.
Gabriele. Gomez.
Nr. 2. Recitativ.
GOMEZ noch hinten, halblaut.
Wie traurig und doch wie schön
Ruht sie dort!
Wie glänzend wiegt sich auf den weißen Schultern
Das blondgelockte Haar!
Er tritt Gabriele näher.
Doch seh‘ ich recht? Sie weint!
Er umfaßt sie.
GABRIELE aufblickend.
Mein Gomez!
Sie reicht ihm die Hand.
GOMEZ laut, zu ihrer Linken.
Gabriele, warum weinst du?
GABRIELE wehmütig.
Ach, mir ist alles nun entrissen!
GOMEZ.
Sprich, welch neuer Kummer, mir noch unbekannt,
Erfüllt dein treues Herz?
GABRIELE steht auf.
Dein holdes Täubchen, mein einz'ger Trost, es ist dahin!
GOMEZ.
Wär's möglich? So grausam wär‘ ihr Haß,
Daß selbst das Täubchen sie dir entrissen?
GABRIELE.
Nein, du irrst, ein Adler trug es
Vor meinen Augen fort, hinauf nach jenen Felsenhöhn!
Sie zeigt nach rechts hinauf.
Vergebens rang ich meine Hände! Ach,
Mit dieser Taube schwand auch dahin die letzte
Einz'ge Freude!
GOMEZ.
Verzage nicht!
GABRIELE.
Was hast du vor?
GOMEZ.
Ich will das Letzte noch versuchen, was
Ein Engel mir in die Seele legte.
Höre mich!
Nr. 3. Duett.
GOMEZ.
Trauernd trieb ich meine Herde
An den stillen Erlenbach,
Und den Blick gesenkt zur Erde,
Sah ich seinen Wellen nach.
Keinen Wandrer sah man gehen,
Und kein Lüftchen fühlt‘ ich wehen,
Ödes Schweigen herrschte nur,
Ödes Schweigen auf der buntgeschmückten Flur.
GABRIELE für sich.
Ach, wie fühl‘ ich seine Leiden
In der gleichgestimmten Brust;
Denn erstorben sind die Freuden,
Nimmer, nimmer blüht uns Glück und Lust.
Laut.
Fahre fort!
Sie legt ihm die Hand auf die Schulter.
Beide sprechen einige Worte leise miteinander.
GOMEZ.
Da wiederhallten
Durch der Berge düstre Spalten,
Durch die Schlucht am Felsenhang
Jagdgetös‘ und Hörnerklang.
GABRIELE verwundert.
Wie geschah es?
GOMEZ.
In der Runde
Scholl's nun aus der Hirten Munde:
»Hört, die kaiserliche Jagd,
Die man gestern angesagt.«
GABRIELE.
Glaubte man doch unsern Herrn
In des Auslands weiter Fern‘.
GOMEZ.
Ja! Ja! Doch war's der Prinzregent,
Den man nur »den Guten« neunt. –
Mit dem Mut, den Liebe giebt,
Dring‘ ich bis zu ihm hinan.
Gabriele umarmt ihn.
GOMEZ.
Wer so heiß, so innig liebt,
Ebnet sich die Dornenbahn.
Müßt‘ ich auch die Jagdlust stören,
Meine Klagen soll er hören,
Oder mich verzweifeln sehn.
GABRIELE zweifelnd.
Ach, ein Wahn kann dich bethören,
Wird er wohl den Hirten hören
Und dein Mut vor ihm bestehn?
GOMEZ.
Meine Klagen soll er hören
Oder mich verzweifeln sehn.
GABRIELE traurig.
Ach, ein Wahn kann dich bethören,
Wird dein Mut vor ihm bestehn?
Vor ihm! Vor ihm!
Sie setzt sich weinend rechts auf die Steinbank.
GOMEZ sucht sie zu trösten.
Liebes Mädchen, laß das Weinen,
Fasse Mut und Zuversicht!
GABRIELE steht auf.
Ja, ich will nun nicht mehr weinen,
Fasse Mut und Zuversicht!
Sie fällt ihm in die Arme.
GOMEZ.
Fasse Mut und Zuversicht!
GABRIELE.
Er allein kann uns vereinen,
Neu erstrahlt ein Hoffnungslicht!
GOMEZ.
Er allein kann uns vereinen,
Neu erstrahlt ein Hoffnungslicht!
GABRIELE.
Neu erstrahlt ein Hoffnungslicht!
BEIDE.
An die Tugend seiner Ahnen
Wird er (werd‘ ich.) kühn den Enkel mahnen –
GOMEZ.
Gleicht der Prinz der Väter Bilde –
GABRIELE.
Wird er uns zum festen Schilde!
BEIDE.
Uns umschlingt ein ewig Band
Durch des Fürsten Vaterhand!
GABRIELE.
Uns umschlingt ein ewig Band –
GOMEZ.
Durch des Fürsten Vaterhand!
BEIDE.
Durch des Fürsten Vaterhand!
Gomez reißt sich von Gabriele los und geht ab nach links.
Dritter Auftritt.
Gabriele allein.
Nr. 3b. Lied.
GABRIELE.
Laß, o Himmel, es gelingen,
Zu erreichen seinen Plan,
Auf des Äthers goldnen Schwingen
Steigt mein Flehn zu Gott hinan!
Bange Furcht will mich erfassen,
Wenn ich in die Zukunft blick‘;
Ach, ich bin verwaist, verlassen,
Und mir Armen lacht kein Glück!
Hat der Schutzgeist meines Lebens
Denn von mir sich abgewandt?
Wär‘ mein Hoffen denn vergebens
Auf des teuren Freundes Hand?
Ohne ihn bin ich verlassen,
Wenn ich in die Zukunft blick‘;
Ihn als Gatten zu umfassen,
Dies allein mein höchstes Glück!
Nr. 4. Recitativ.
GABRIELE geht zurück, Gomez nachsehend.
Ach, könnt‘ ich mit ihm gehn! Doch ich vertrau‘
Dem Schutzgeist unsrer Liebe.
Sie sieht nach rechts hinauf.
Seh‘ ich recht?
Wer schreitet dort hoch auf des Felsens Spitze?
Noch ging die Sonne ja nicht unter,
Und schon kehren meine Quäler heim.
Sie geht nach rechts vor.
O Gott, wie einsam tret‘ ich jetzt in diese
Wohnung! Noch gestern war ich nicht
Allein, mein Täubchen war noch nicht
Die Beute des Adlers; schützt denn
Kein Engel die Unschuld vor des Räubers Wut?
Sie setzt sich rechts auf die Steinbank.
Der Jäger mit Büchse und Schwert bewaffnet, ein goldenes Hifthorn an goldener Schnur um die Schulter, eine goldene Kette halb unter dem Wams verborgen, Gabrieles weißes Täubchen in der rechten Hand, erscheint von rechts oben auf dem Bergpfad.
Vierter Auftritt.
Gabriele. Der Jäger.
JÄGER.
Nun, Gott sei Dank, da zeigen sich ja Häuser!
Ein Abenteuer giebt's, kein Ungemach!
Er geht einige Schritte und bemerkt Gabriele.
Was seh‘ ich dort? Täuscht mich mein Auge nicht?
Fürwahr, ein Kind wie Rosen anzuschauen!
Und reich umwallt von blondgelockten Haaren!
Im ganzen Forst jag‘ ich das schönste Reh.
Er verschwindet nach links hinein.
Gabriele erhebt sich und geht ab nach rechts in die Hütte.
JÄGER kommt von links den Ablauf herunter.
Weg ist der Schatz! Recht wie in alten Kunden
Ein Feenhirsch, entschwand sie schnell dem Auge!
Doch da giebt's Rat!
Er geht einige Schritte nach der Thür und ruft ihr nach.
He, schönes Mädchen, höre!
GABRIELE kommt wieder heraus und bebt wie vor einer Erscheinung zurück.
Hilf Himmel, ach!
JÄGER.
Was bebst du denn vor mir?
GABRIELE freudig.
Wer Ihr auch seid, vergebt mir meinen Zweifel.
Jetzt, da Ihr Hilfe bringend vor mir steht,
Jetzt glaub‘ ich fast, daß Wunder noch geschehen.
Mein Täubchen ist's, schon in des Adlers Klauen!
JÄGER.
Ist's möglich, Kind?
GABRIELE beteuernd.
Ja, sie ist mein! Mein Liebstes, mein bester Schatz! Als sie
Der Adler mir entführt‘, hing ihr am Hals ein Silberring.
JÄGER giebt ihr die Taube.
Bedarf des nicht, dies Auge kann nicht trügen.
GABRIELE ganz glücklich, küßt die Taube, läßt sie nach rechts hinein fliegen.
Da flieg‘, du Traute, bald folg‘ ich dir nach.
JÄGER für sich.
Wie sie sich freut! Wie unschuldsvoll! Sie hat den Schutzgeist
Ganz vergessen.
GABRIELE.
Ihr seid so freundlich, lieber Herr!
O sagt, wie habt Ihr ohne Flügel
Aus hoher Luft dies Täubchen mitgebracht?
JÄGER.
Verirrt, allein auf hohem Felsen
Fand ich auf einer Klippe neben mir
Einen Adlerhorst. Schon griff ich nach dem Feuerrohr,
Doch konnt‘ ich nimmer mich entschließen,
Denn, unter uns, ich bin den Adlern gut.
Jedoch der Aar, vom fernen Ruf erschreckt,
Erhob sich schnell und ließ zurück die Beute.
GABRIELE freudig.
Dem Himmel Dank!
JÄGER.
Da holt‘ ich mir die Taube
Und nah dabei fand ich den Weg ins Thal.
Nun sage, holdes Mädchen, wohnst du hier?
GABRIELE.
Bei meinem Oheim, denn jüngst starb mein Vater.
JÄGER zeigt umher.
Und diese Wohnung?
GABRIELE.
Ist ein wüstes Schloß, noch aus der Zeit
Als hier die Mauren herrschten.
Mit schüchterner Heimlichkeit.
Man sagt sogar, es seien Abencerragen
Darin verbrannt – ob einer Königin –
Ich weiß nicht recht.
JÄGER.
Ja ja, es mag so sein.
GABRIELE.
Dann haben oft sich Räuber hergeflüchtet.
Sie zeigt auf die Hütte rechts vorn.
Nun aber ist's von Hirten zugerichtet,
Zum Schutz vor Sturm.
Zart.
Doch nun gebt mir Bericht.
JÄGER.
Sprich, liebes Kind, was wünschest du zu wissen?
GABRIELE verschämt.
Man weiß doch gern auch, wer der andre ist?
JÄGER.
Vom Herzen gern, da ist nicht viel zu sagen.
Nr. 5. Romanze.
JÄGER.
Ein Schütz bin ich, in des Regenten Sold,
In Deutschlands Gauen steht mein Ahnenschloß;
Ist nichts auch mein als Büchse, Schwert und Roß,
Sind doch die Mädchen stets den Jägern hold.
So blick‘ auch du den Fremdling freundlich an,
Er fand vom Adlerhorst zu dir die Bahn.
Schmiegt sich die Taube kosend an dich an,
So denk‘ auch manchmal an den Jägersmann.
Bald führt mich fort ein feindliches Geschick,
Denn nimmer ruht des Lebens wilde Jagd;
Dann denk‘ ich wohl noch oft an dich zurück,
Wenn auch dein Herz nicht nach dem Jäger fragt.
Doch nimmer trügt mich wohl ein falscher Wahn,
Wandl‘ ich auch fern auf dornenvoller Bahn:
Schmiegt sich die Taube kosend an dich an,
So denkst du auch an deinen Jägersmann.
Nr. 6. Recitativ.
JÄGER.
Doch wünsch‘ ich nun, willst du es mir bereiten,
Ein wirtlich Mahl!
GABRIELE.
Es ist nur Obst und Brot, was ich Euch
Bringen kann, und frische Milch.
JÄGER.
ärbt diese Kost so rosig dir die Wangen,
So kann sich wohl der Weidmann dran begnügen.
Gabriele geht ab nach rechts in die Hütte.
Fünfter Auftritt.
Der Jäger allein.
Nr. 7. Recitativ und Duett.
JÄGER folgt ihr einige Schritte und lehnt dabei seine Büchse an die Hütte rechts; belebt.
Welch feurig Aug‘! Welch offne Stirne!
Die Unschuld strahlt aus ihrem Blick!
Wär‘ ich ein Schütz in diesem Thale
Und mein dies Mädchen und mein Feuerrohr:
Mit einigen Schritten nach links.
Am Morgen zög‘ ich heiter fort
Und kehrte wieder mit der Abendröte;
Da fänd‘ ich sie wohl meiner harrend,
Es grüßte mich so hell und rein ihr Aug‘!
Ich rief: »Da bin ich wieder!« und sie sänke
In meinen Arm! Ich rief –
Gabriele kommt mit zwei Tellern, auf deren einem ein Messer, Brot und Obst liegt, einem Holzkrug und einem Holzbecher von rechts aus der Hütte zurück.
Sechster Auftritt.
Gabriele. Der Jäger.
GABRIELE.
Da bin ich wieder!
Sie setzt ihren Vorrat auf den steinernen Tisch rechts, ladet den Jäger durch ein Zeichen ein, sich zu setzen und geht an ihm vorüber nach links.
JÄGER wie erwachend.
O du!
Er nimmt Platz, ißt und trinkt.
GABRIELE zart.
Ich möcht‘ Euch gerne fragen –
Doch ist's bedenklich.
JÄGER.
So?
GABRIELE.
Ihr seid vom Hofe.
JÄGER.
Ei, was thut das?
GABRIELE.
So hört mich an! So hört mich an! –
Kennt Ihr den Prinzregenten?
JÄGER.
Ich? Halb und halb.
Sich verbessernd.
Ich meine von Person.
GABRIELE.
Das ist mir lieb, das ist mir lieb!
Seht, ferne Sonnen blenden,
Sagt's ihm ja nicht, sagt's ihm ja nicht!
Verdient er wohl den Thron?
JÄGER.
Wie fragst du, Kind?
Wer kann wohl von uns beiden
Hierüber so ins Blaue hin entscheiden?
Er steht auf.
Wie wollt‘ er nicht? Er ist ein Königssohn.
GABRIELE.
Das frag‘ ich nicht, das frag‘ ich nicht.
Ist er denn brav und gut,
So brav und gut, als alle Leute sagen?
JÄGER.
Ich mein‘, ich mein‘, er ist ein treues deutsches Blut
Und seine Fehler sind wohl zu ertragen.
GABRIELE erfreut die Hände zusammenschlagend.
O das ist herrlich, o das ist herrlich, o das ist herrlich!
JÄGER.
Willst du zu ihm gehn?
GABRIELE.
Und wär‘ es so?
JÄGER.
Dann sei auf deiner Hut,
Denn diese Schwäche muß man eingestehn,
Der Prinz soll gern nach hübschen Dirnlein sehn.
GABRIELE.
Da giebt's wohl andre, da giebt's wohl andre.
Bedeutsam.
Ist er auch gerecht?
Gilt gleich vor ihm der Ritter und der Knecht?
Wird, wenn sie einst zur Väter Gruft ihn tragen,
Der Günstling nicht, doch wohl die Waise klagen?
Sprecht, lieber Herr! sprecht, lieber Herr!
JÄGER.
So viel er weiß und kann, ich glaube, ja!
Er steht wie unter einem Bann.
GABRIELE besorgt und teilnahmsvoll.
Was ist Euch, was ist Euch, guter Herr?
JÄGER nähert sich ihr; scherzend und innig.
Dein Blick, mir zugewendet,
War Blitz und Schlag zugleich;
Mein Auge ist geblendet,
Er legt die Hand aufs Herz.
Hier traf der Feuerstreich.
Er umfaßt sie.
GABRIELE sich losmachend, gutmütig, schmollend.
Mein Blick, Euch zugewendet,
Traf nicht als Feuerstreich;
Wenn Ihr den Scherz nicht endet,
Entflieh‘ ich alsogleich!
JÄGER umfaßt sie wieder.
Dein Blick, mir zugewendet,
War Blitz und Schlag zugleich;
Mein Auge ist geblendet,
Wie oben.
Hier traf der Feuerstreich!
GABRIELE abwehrend.
Euch zugewendet,
Traf nicht als Feuerstreich;
Wenn Ihr den Scherz nicht endet,
Entflieh‘ ich alsogleich!
Sie reißt sich los und eilt an ihm vorüber nach rechts.
JÄGER sucht sie durch eine freundliche Bewegung zu beruhigen; nach einer Pause.
Sei gut, mein Kind;
Jetzt kommt die Frag‘ an mich.
GABRIELE.
So fragt, so fragt.
JÄGER.
Was suchst du denn, gesteh‘ mir's ein,
Beim Prinzregenten? Drückt wohl ein Kummer,
Ein Kummer dich?
GABRIELE.
Gern sag‘ ich's nicht, doch muß es ja wohl sein.
Naiv verschämt.
Habt Ihr was Liebes, guter Herr?
JÄGER lachend.
Ich? Nein!
GABRIELE.
Ja freilich, dann ist's schwer.
JÄGER.
Je nun, es kann sich wohl noch finden.
GABRIELE verschämt.
Bei mir ist's aber schon vorbei.
JÄGER.
So laß mich ganz dein Herz ergründen,
So laß mich ganz dein Herz ergründen.
GABRIELE.
Denkt nur, ich hab‘ der Freier zwei.
JÄGER.
Wie, zwei?
GABRIELE.
Doch einen lieb‘ ich nur, einen lieb‘ ich nur.
JÄGER.
Ja so, ja so, jetzt komm‘ ich auf die Spur!
GABRIELE.
Der Rechte ging zum Prinzregenten,
Daß er beschütze unser Band.
JÄGER.
Was er begann, will ich vollenden,
Ich schütze dich, hier meine Hand!
Er reicht ihr die Hand.
GABRIELE verwundert.
Kennt Ihr den Prinzen so genan,
Daß ich wohl Eurem Wort vertrau‘?
JÄGER.
Mein liebes Kind, erheitre dich,
Der Prinz thut manches gern für mich.
Erheitre dich, erheitre dich!
Er geht an ihr vorüber nach rechts; für sich.
Ich muß sie einem andern geben,
Mir blühet diese Rose nicht;
Er sieht sie an.
Doch hebt die Brust ein süßes Beben,
Schau‘ ich ihr holdes Angesicht.
GABRIELE für sich.
Soll ich der Hoffnung hin mich geben?
Die Wahrheit spricht sein Angesicht;
Doch hebt die Brust ein süßes Beben,
Erfüllet sich, was er verspricht.
JÄGER für sich.
Ich muß sie einem andern geben,
Mir blühet diese Rose nicht;
Doch hebt die Brust ein süßes Beben,
Schau‘ ich ihr holdes Angesicht,
Schau‘ ich ihr holdes Angesicht.
Ich muß sie einem andern geben,
Mir blühet diese Rose nicht.
GABRIELE für sich.
Soll ich der Hoffnung hin mich geben?
Die Wahrheit spricht sein Angesicht.
JÄGER für sich.
Doch hebt die Brust ein süßes Beben,
Schau‘ ich ihr holdes Angesicht.
GABRIELE wie vorher.
Es hebt die Brust ein süßes Beben,
Erfüllet sich, was er verspricht.
JÄGER ebenso.
Doch hebt die Brust ein süßes Beben,
Schau‘ ich ihr holdes Angesicht.
Mir blühet diese Rose nicht, mir blühet diese Rose nicht.
Er steht in Nachdenken versunken.
GABRIELE geht zu ihm, treuherzig.
Warum so traurig, lieber Herr?
Was Ihr verspracht, fällt Euch wohl schwer?
JÄGER nähert sich ihr wieder; scherzend und innig.
Dein Blick, mir zugewendet,
War Blitz und Schlag zugleich;
Mein Auge ist geblendet,
Er legt die Hand aufs Herz.
Hier traf der Feuerstreich!
Er umfaßt sie.
GABRIELE sich losmachend, gutmütig, schmollend.
Mein Blick, Euch zugewendet,
Traf nicht als Feuerstreich;
Wenn Ihr den Scherz nicht endet,
Entflieh‘ ich alsogleich.
JÄGER umfaßt sie wieder.
Dein Blick, mir zugewendet,
War Blitz und Schlag zugleich;
Mein Auge ist geblendet,
Hier traf der Feuerstreich.
GABRIELE entflieht an ihm vorüber nach rechts.
Mein Blick, Euch zugewendet,
Traf nicht als Feuerstreich;
Wenn Ihr den Scherz nicht endet,
Entflieh‘ ich alsogleich.
Sie reißt sich von ihm los.
Jäger folgt ihr, umfaßt sie und küßt sie auf die Stirn.
Die Hirten Vasco, Pedro und Ambrosio kommen mit starken Hirtenstäben von rechts hinten.
Siebenter Auftritt.
Die Vorigen. Vasco. Pedro. Ambrosio.
Die drei Hirten eilen erzürnt herbei.
Nr. 8. Quintett.
VASCO den Jäger brutal anfassend.
Hinweg!
JÄGER sich losreißend.
Verwegner, kannst du dich erfrechen?
VASCO höhnisch.
Erfrechen? Ha!
PEDRO UND AMBROSIO auf Gabriele zeigend.
Wißt, das ist seine Braut!
DIE DREI HIRTEN.
So was weiß man in Spanien zu rächen!
JÄGER leise und zart zu Gabriele.
Ist das der Rechte?
Gabriele verneint es kopfschüttelnd.
VASCO.
Was! Schon so vertraut?
PEDRO zu Vasco.
Leid's nicht!
VASCO tritt etwas zurück; zum Jäger.
Ihr wollt vor mir durch Zeichen sprechen?
AMBROSIO tritt zwischen Vasco und Pedro; zu Gabriele, etwas vortretend.
Hinein mit dir!
VASCO zum Jäger.
Und du – gleich pack‘ dich fort!
Er geht drohend auf den Jäger zu.
JÄGER eilt nach der Hütte rechts, ergreift seine Büchse und kehrt in seine Stellung zurück.
Es kostet mich ein Wort
Und ihr – doch nein!
Wer wagt's, mich anzufechten?
VASCO.
Du denkst doch nicht, wir fürchten
Solch ein Rohr?
DIE DREI HIRTEN stark und höhnisch.
Drei gegen einen!
Sie heben ihre Stäbe.
AMBROSIO.
Pfeif‘ ich meinen Knechten,
Bricht aus dem Wald ein Dutzend noch hervor.
VASCO zu Gabriele.
Fort, fort! Fort, fort!
Er will auf Gabriele los.
JÄGER energisch.
Rühr‘ sie nicht an! Rühr‘ sie nicht an!
Er stößt Vasco zurück und hebt seine Büchse.
GABRIELE hält den Jäger zurück und stellt sich zwischen ihn und Vasco; sehr ängstlich.
Vergebt den Hirten.
Ihr wünschet ja, sie sollen Euch bewirten.
Sie geht zu Vasco und sucht ihn zu beschwichtigen.
JÄGER milder.
Ja so! Schon gut! Schon gut! Die Sach‘ sei abgemacht.
Bittend.
Ich bin verirrt, gebt Herberg‘ mir zur Nacht
VASCO höhnisch.
Ei sieh!
GABRIELE zu Vasco.
Seid gut!
AMBROSIO brutal.
Wir brauchen keine Gäste!
GABRIELE.
Bedenkt, er steht in des Regenten Sold.
VASCO ebenso wie Ambrosio.
Und wär‘ er's selbst!
Des Kuckucks Ei im Neste
Steht mir nicht an!
JÄGER tritt zwischen Gabriele und Vasco.
Ich zahl‘ die Streu, ich zahl‘ die Streu mit Gold!
Er wirft den drei Hirten eine gefüllte Börse zu.
Gabriele dankt ihm mit unauffälliger Gebärde.
DIE DREI HIRTEN haben aufgefangen, treten zusammen und sehen sich und den Jäger bedeutungsvoll an; leise für sich.
Die volle Börse und die goldne Kette,
Sie hemmen mein / sein zu rasches Wort.
Bereiten mag sie ihm die Lagerstätte –
VASCO leise für sich.
Doch nimmer zieht er morgen fort,
Doch nimmer zieht er morgen fort!
AMBROSIO UND PEDRO wie vorher.
Dann zieh‘ er morgen weiter fort.
GABRIELE UND JÄGER leise unter sich.
Die volle Börse und die goldne Kette,
Sie hemmen ihr / sein zu rasches Wort.
Bereiten werd‘ ich Euch / wirst du mir die Lagerstätte,
Dann zieht Ihr / zieh‘ ich morgen wieder fort.
VASCO leise für sich.
Die volle Börse und die goldne Kette,
Sie hemmen mein zu rasches Wort.
Bereiten mag sie ihm die Lagerstätte,
Doch nimmer zieht er morgen fort!
AMBROSIO UND PEDRO ebenso.
Die volle Börse und die goldne Kette,
Sie hemmen sein zu rasches Wort.
Bezahlen mag er seine Lagerstätte,
Dann zieh‘ er morgen wieder fort!
JÄGER die Büchse in der linken Hand.
Den Lohn zahl‘ ich Euch gern voraus,
Find‘ ich bei Euch ein gastlich Haus.
VASCO geschmeidig, heuchlerisch sein Betragen entschuldigend.
Den Wandersmann
Nicht von der Thür zu weisen,
Ist Hirtenbrauch; man hat kein Herz von Eisen.
GABRIELE für sich.
Nicht trau‘ ich ihrem falschen Wort;
Wär‘ er doch glücklich wieder fort.
VASCO.
Ei, wackrer Herr, welch schön Gewehr!
Ist wohl geladen? Weist doch her!
Er langt nach der Büchse des Jägers.
JÄGER.
Es giebt ein Jäger von Verstand
Nie seine Büchse aus der Hand.
Er nimmt die Büchse in die rechte Hand und geht an Gabriele vorüber nach rechts.
VASCO.
Je nun, es sei.
Laßt uns darob nicht streiten.
GABRIELE zu Ambrosio.
So darf ich ihm die Lagerstatt bereiten?
AMBROSIO.
Sie ist bezahlt, sie ist bezahlt.
VASCO.
Viel Ehr‘ für uns, viel Ehr‘ für uns!
GABRIELE.
Kommt, lieber Herr, kommt herein, kommt herein!
Sie zeigt nach links.
JÄGER für sich.
Wie glühen ihre Wangen,
Seh‘ ich sie freundlich an;
Das stürmische Verlangen
Ich kaum bezwingen kann.
Die Hirtin zu begehren,
Geziemt dem Edlen nicht;
Der Unschuld Schutz gewähren,
Heischt schon die Ritterpflicht.
GABRIELE für sich.
Wie glühen meine Wangen,
Sieht er mich freundlich an;
Ein unruhvolles Bangen
Ich kaum bezwingen kann.
Erfüllt wird mein Begehren,
Wenn er den Fürsten spricht;
Er wird mir Trost gewähren,
Dies zeigt sein Angesicht.
VASCO für sich.
Wie glühen ihre Wangen,
Sieht er sie freundlich an,
Das stürmische Verlangen
Er kaum bezwingen kann.
Ja, klar ist sein Begehren,
Ich übe nur die Pflicht;
Mein Dolch mag ihn belehren,
Er kennt die Spanier nicht!
AMBROSIO UND PEDRO für sich.
Wie glühen ihre Wangen,
Sieht er sie freundlich an;
Das stürmische Verlangen
Er kaum bezwingen kann.
Ja, klar ist sein Begehren,
Doch über seine Pflicht
Wird Vasco ihn belehren,
Er kennt die Spanier nicht.
Gabriele nimmt dem Jäger die Büchse ab, geleitet ihn zum Steintisch rechts, lehnt die Waffe an die Hütte, setzt sich rechts vom Steintisch und schenkt dem Gaste ein.
Jäger nimmt auf der Bank hinter dem Steintisch Platz.
Die Wolken säumen sich mit dem Abendgold.
Nr. 9. Quintett und Chor pastorale.
GABRIELE.
Macht's Euch bequem nun, lieber Herr,
Setzt Euch zu mir und zürnt nicht mehr.
JÄGER.
Seh‘ ich dein Aug‘ im Abendstrahl, im Abendstrahl erglänzen,
Scheint eine Fee den Becher zu kredenzen;
Doch, holdes Mädchen, nippen mußt du auch,
Bei Rosenlippen ist's ein alter Brauch.
VASCO leise zu Ambrosio und Pedro.
Seht nur, wie kirr‘ er jetzt geworden!
AMBROSIO UND PEDRO leise und ängstlich erwidernd.
Nicht dürfen wir den Gast ermorden,
Ruht er in unsrer Hütte Schoß.
Leise unter sich, nach Vasco hin.
Er stürzet uns noch ins Verderben,
Die Hölle glüht in seinem Blick.
Wohl möcht‘ ich gerne Gold erwerben,
Doch beb‘ ich vor dem Mord zurück.
VASCO wie vorher leise zu Ambrosio und Pedro.
Geworfen ist sein dunkles Los!
Bedenkt ihr euch, nehm‘ ich die That auf mich.
Er küßte sie, den Kuß bezahlt ein Stich.
GABRIELE für sich.
Nicht trau‘ ich Vascos wilden Blicken,
Schon übt‘ er manche Frevelthat;
Ich kann die Angst nicht unterdrücken,
Dem Fremden drohet hier Verrat.
JÄGER.
Wie sich mit Gold die Wolken säumen!
Wie schön ist's hier in diesem Thal!
Zu Gabriele.
An deiner Seite laß mich träumen,
Ich sei ein Hirt beim Hirtenmahl.
Es wird Abend.
Hirten und Hirtinnen kommen langsam von allen Seiten, nur nicht von rechts vorn, herbei.
Achter Auftritt.
Gabriele und der Jäger am Steintisch rechts sitzend. Vasco, Ambrosio und Pedro in einer Gruppe links vorn. Hirten und Hirtinnen zurückstehend.
CHOR DER HIRTEN.
Vom Berg ziehn wir hernieder
Ins freundlich stille Thal;
Es tönen unsre Lieder
Im Abendsonnenstrahl.
JÄGER.
Die Hirten ziehn hernieder
Ins freundlich stille Thal;
Es tönen ihre Lieder
Im Abendsonnenstrahl.
JÄGER UND CHOR.
Es tönen ihre / unsre Lieder
Im Abendsonnenstrahl. –
CHOR DER HIRTEN.
Wir kennen nicht Beschwerden,
Wir weiden unsre Herden,
Und was uns heut‘ erfreut,
Wird morgen froh erneut.
GABRIELE für sich.
Was ihren Sinn erfreut,
Nur meine Angst erneut.
CHOR DER HIRTEN.
Vom Berg ziehn wir hernieder
Ins freundlich stille Thal;
Es tönen unsre Lieder
Im Abendsonnenstrahl.
JÄGER.
Die Hirten ziehn hernieder
Ins freundlich stille Thal.
CHOR DER HIRTEN.
Vom Berg ziehn wir hernieder
Ins freundlich stille Thal.
JÄGER.
Es tönen ihre Lieder
Im Abendsonnenstrahl.
JÄGER UND CHOR.
Es tönen ihre Lieder
Es tönen unsre Lieder
Im Abendsonnenstrahl.
Vasco, Ambrosio und Pedro lagern links vorn auf der Erde und teilen das Geld.
Nr. 10. Vokalchor und Ensemble.
CHOR DER HIRTEN hat seine Aufmerksamkeit auf den Jäger gerichtet.
Seht den Jäger, schmuck und fein!
Wer mag wohl der Fremde sein?
Sie treten näher und betrachten ihn neugierig.
Seht den Blick, das edle Wesen,
Wie zum Herrschen auserlesen!
In dem schlichten Jagdgewand
Scheint er doch von hohem Stand!
GABRIELE steht auf, nimmt die Mitte und begrüßt die Hirten, die freundlich erwidern.
Zeigt dem Gast, daß er willkommen,
Bietet freundlich ihm die Hand.
Für sich.
Der Gefahr muß er entkommen,
Wenn er auch am Abgrund stand.
CHOR DER HIRTEN.
Zeigt dem Gast, daß er willkommen,
Bietet ihm die Freundeshand.
GABRIELE UND CHOR.
Freundlich sei er aufgenommen
In dem heitern Vaterland.
Jäger steht auf und nähert sich den Hirten. Die Hirten schütteln ihm die Hand.
JÄGER.
Nennt ihr freundlich mich willkommen,
Biet‘ ich euch die Freundeshand.
Gerne sei ich aufgenommen
In des Spaniers heiterm Land.
GABRIELE UND CHOR.
Freundlich sei er aufgenommen
In dem heitern Vaterland.
VASCO, AMBROSIO UND PEDRO stehen auf, für sich.
Nimmer soll er uns entkommen,
Ihn erreichet unsre Hand.
JÄGER.
Gerne sei ich aufgenommen
In des Spaniers heiterm Land.
GABRIELE UND CHOR.
Freundlich sei er aufgenommen
In dem heitern Vaterland.
Nr. 11. Romanze.
Recitativ.
JÄGER.
Nun, liebes Mädchen,
Mir das Mahl zu würzen,
Fehlt nur ein Lied und deiner Stimme Klang.
Er nimmt seinen Sitz wieder ein.
Ambrosio holt eine Laute aus der Hütte rechts, giebt sie Gabriele und kehrt in seine Stellung zurück.
GABRIELE.
Dem edlen Gast die Zeit zu kürzen,
Ertönet gerne mein Gesang.
AMBROSIO.
Sing‘ die Romanze
Von dem Maurenschloß.
GABRIELE zum Jäger.
Wünscht Ihr es auch, so mag es sein.
Zu den Hirten und Hirtinnen.
Doch stimmen alle dann mit ein.
Die Hirten und Hirtinnen gruppieren sich zuhörend, sitzend und liegend.
Romanze.
GABRIELE.
Wer klagt am Gitterfenster
Bei wildem Sturmgetos,
Zur Stunde der Gespenster
Im alten Maurenschloß?
Fatime ist's, die klaget
Mit angstbewegtem Sinn,
Und jeder still sich saget:
Es ist die Königin.
GABRIELE UND CHOR DER HIRTEN.
Und jeder still sich saget:
Es ist die Königin.
Vasco bewegt sich während der Romanze unauffällig nach rechts zur Hütte hinüber, nimmt die Büchse des Jägers auf, schraubt den Stein des Schlosses ab, stellt die Waffe vorsichtig wieder an ihren Platz und begiebt sich zurück auf die Ecke links.
GABRIELE.
Ihr Gatte ward erschlagen,
Geraubet Kind und Thron,
Sie fand nur banges Klagen,
Nur Spott und bittern Hohn.
Da kamen Christenritter
Mit edelmüt'gem Sinn
Vor ihres Fensters Gitter
Zum Schutz der Königin.
GABRIELE UND CHOR DER HIRTEN.
Da kamen Christenritter
Zum Schutz der Königin.
GABRIELE.
Die Feste ward errungen,
Erstürmt mit tapfrer Hand;
Was kaum dem Schwert entsprungen,
Vertilgt der Fackelbrand.
Zum Kloster nun sich wendet
Fatimes frommer Sinn;
Im heil'gen Glauben endet
Die Mauren-Königin.
GABRIELE UND CHOR DER HIRTEN.
Im heil'gen Glauben endet
Die Mauren-Königin.
Gabriele wendet sich nach der Ecke rechts und legt die Laute auf den Steintisch. Jäger steht auf. Vasco, Pedro und Ambrosio besprechen sich links vorn mit den Hirten über den Jäger.
Nr. 12. Finale, Ensemble.
JÄGER gabriele zur Linken, nähert sich ihr.
Deines Auges Zaubersonne
Strahlt mich in ein Feenland!
Dein Gesang erfüllt mit Wonne,
Wie ich nimmer sie empfand.
Kämpft‘ ich in Turnieres Schranken
Um den Preis aus deiner Hand,
Stürzt‘ ich leicht und ohne Schwanken
Alle Ritter in den Sand.
VASCO für sich.
Meine Hand führt nun die Rache
Und mein Plan wird Ehrensache;
Wie er glühend nach ihr schaut!
Er begehret seine Braut.
PEDRO UND AMBROSIO für sich.
Seine Hand führt nun die Rache
Und sein Plan wird Ehrensache;
Wie der Fremde nach ihr schaut!
Er begehrt die Hirtenbraut.
GABRIELE für sich.
Laut fühl‘ ich mein Herz erbeben,
Ja, sie sinnen auf Verrat:
Kann ich rettend ihn umschweben,
Ist es meine schönste That.
Laut fühl‘ ich mein Herz erbeben,
Ja, sie sinnen auf Verrat.
CHOR DER HIRTEN unter sich.
Scheu erbebet Gabriele –
Ja, sie sinnen auf Verrat.
JÄGER zu Gabriele.
Deines Auges Zaubersonne
Strahlt mich in ein Feenland!
Dein Gesang erfüllt mit Wonne,
Wie ich nimmer sie empfand.
Kämpft‘ ich in Turnieres Schranken
Um den Preis aus deiner Hand,
Stürzt‘ ich leicht und ohne Wanken
Alle Ritter in den Sand.
GABRIELE für sich.
Laut fühl‘ ich mein Herz erbeben,
Ja, sie sinnen auf Verrat.
VASCO für sich.
Meine Hand führt nun die Rache
Und mein Plan wird Ehrensache;
Wie er glühend nach ihr schaut!
Er begehret meine Braut.
AMBROSIO UND PEDRO für sich.
Seine Hand führt nun die Rache
Und sein Plan wird Ehrensache;
Wie er glühend nach ihr schaut!
Er begehret seine Braut.
CHOR DER HIRTEN unter sich.
Denn in Vascos schwarzer Seele
Brütet Rache und Verrat.
Aus dem fernen Dorfe erklingt das Abendgeläute zweier Glocken.
Die Hirten entblößen das Haupt und sinken wie die Hirtinnen in die Knie; alle falten die Hände zum Gebet, lösen sie beim Beginn des Gesanges.
Schlußgesang, Gebet, Glockengeläute, Alpenhörner.
GABRIELE UND CHOR DER HIRTEN knieend.
Schon die Abendglocken klangen
Und die Flur im Schlummer liegt;
Wenn die Sterne aufgegangen,
Jeder, jeder im Traume sich wiegt.
Sie stehen auf.
Mag ein ruhiges Gewissen
Unserm Gast den Schlaf versüßen,
Bis der Morgenruf erschallt
Und das Horn vom Felsen hallt.
VASCO für sich.
Wenn er bald, von Nacht umfangen,
In dem tiefsten Schlafe liegt,
Dann still‘ ich mein Glutverlangen
Und kein Mitleid mich besiegt.
Daß er wagte, sie zu küssen,
Wird er schwer entgelten müssen!
In dem Brunnen liegt er kalt,
Wenn der Morgenruf erschallt.
PEDRO UND AMBROSIO für sich.
Wenn er bald, von Nacht umfangen,
In dem tiefsten Schlafe liegt,
Stillet Vasco sein Verlangen,
Und kein Mitleid ihn besiegt.
Daß er wagte, sie zu küssen,
Wird er schwer entgelten müssen!
In dem Brunnen liegt er kalt,
Wenn der Morgenruf erschallt.
GABRIELE für sich.
Mich erfaßt ein mächtig Bangen,
Daß der Fremde unterliegt,
Und die Angst, die mich befangen,
Meine Hoffnung überwiegt.
Sein Verderben sie beschließen,
Sein Blut sie vergießen!
In dem düstern Aufenthalt
Drohet sicher ihm Gewalt.
JÄGER für sich.
Warum bebt sie so befangen,
Sie, die mich so schnell besiegt,
Wenn mein Blick sich mit Verlangen
An ihr Sternenauge schmiegt?
Daß ich's wagte, sie zu küssen,
Wird die Träume mir versüßen.
Von der Feen Reiz umstrahlt,
Fesselt sie mit Allgewalt.
GABRIELE für sich.
Mich erfaßt ein mächtig Bangen,
Daß der Fremde unterliegt,
Und die Angst, die mich befangen,
Meine Hoffnung überwiegt.
JÄGER für sich.
Warum bebt sie so befangen,
Sie, die mich so schnell besiegt,
Wenn mein Blick sich mit Verlangen
An ihr Sternenauge schmiegt?
VASCO, PEDRO UND AMBROSIO für sich.
Daß er wagte, sie zu küssen,
Wird er schwer entgelten müssen!
In dem Brunnen liegt er kalt,
Wenn der Morgenruf erschallt.
CHOR DER HIRTEN unter sich.
Mag ein ruhiges Gewissen
Unserm Gast den Schlaf versüßen,
Bis der Morgenruf erschallt,
Und das Horn vom Felsen hallt.
Jäger ergreift an der Hütte rechts seine Büchse und reicht Gabriele die Hand.
Gabriele geleitet ihn nach links in die Ruine.
Vasco, Pedro und Ambrosio folgen.
Die Hirten und Hirtinnen zerstreuen sich nach hinten, nach rechts und links.
Zweiter Aufzug.
Der Vorhang hebt sich im achtzehnten Takte.
Kurze wilde Wald- und Felsengegend.
Es ist schwaches Mondlicht.
Erster Auftritt.
Gomez kommt von links.
Nr. 13. Recitativ und Arie mit Chor.
Recitativ.
GOMEZ zeigt nach rechts.
Wem mag das Roß wohl angehören,
Das dort am Baum gebunden steht? –
Und die zwei Doggen, die mit wildem Heulen
Am steilen Felsen aufwärts streben?
Stieg dort ein Reiter kühn den Berg hinauf,
Liegt er wohl längst im Felsengrund begraben.
Arie.
Was soll ich thun, vergebens ist mein Streben!
Wo weilt der Prinz? Wer kann mir Kunde geben?
Mich führt auf falschem Pfad ein böser Stern.
Mein heißersehntes Ziel, es bleibt mir fern. –
Links entfernte Hornrufe.
Doch hör‘ ich recht? Des Berges Wiederhall
Giebt klar zurück des nahen Jagdhorns Schall.
Er sieht nach links.
Und flinke Reiter seh‘ hierher ich dringen,
Durchs dunkle Thal sie hoch die Fackeln schwingen.
Sie sitzen ab und klettern rasch hinauf;
Schnell nahen sie, beflügelt scheint ihr Lauf.
Graf Otto kommt mit Jägern, welche brennende Fackeln tragen, von links.
Zweiter Auftritt.
Gomez, Graf Otto zu seiner Linken. Die Jäger zurückstehend.
OTTO UND CHOR DER JÄGER noch außerhalb.
Nur froh vertraut
Der Hunde Laut,
Es winkt die Hoffnungsbahn!
Sie treten auf.
Hier muß er sein;
Bei Fackelschein
Empor, hinauf, hinan!
GOMEZ zeigt nach rechts.
Ihr suchet jenes Rosses Herrn?
Wohl gäb‘ ich Kunde euch gar gern:
Er stieg den Felsensteig hinan,
Die Hunde zeigen's deutlich an.
OTTO UND CHOR DER JÄGER.
Ihm nach, ihm nach, ihm nach, den Pfad hinan!
Der Hunde Spur zeigt uns die Bahn.
Sie wollen nach rechts fort.
GOMEZ.
Haltet ein! Haltet ein!
Vergebens nur wär‘ euer Wagen.
Er zeigt nach links.
Ihr möget links den Berg umjagen,
Bis ein verfallnes Maurenschloß ihr seht,
Indessen ich, des Weges kundig,
Der Jugendkraft mein Leben anvertrau‘.
Bei jenem Schlosse finden wir uns wieder
Und wohl auch den Gefährten, den so heiß ihr sucht.
OTTO UND CHOR DER JÄGER.
Mag dein Fuß dich sicher tragen,
Denn das Höchste mußt du wagen;
Deiner Treue schönsten Lohn
Findest du am Herrscherthron.
GOMEZ.
Kühn will ich der Kraft vertrauen
Und auf Gottes Hilfe bauen;
Durch den wilden Felsenforst
Rasch empor zum Adlerhorst.
OTTO UND CHOR DER JÄGER.
Mag dein Fuß dich sicher tragen,
Denn das Höchste mußt du wagen;
Deiner Treue schönsten Lohn
Findest du am Herrscherthron.
GOMEZ.
Durch die Klüfte will ich dringen,
Dem Verirrten Rettung bringen;
Dann zu des Regenten Thron!
Gabriele sei mein Lohn.
Otto eilt mit den Jägern ab nach links.
Gomez entfernt sich nach rechts.
Nr. 14. Verwandlungsmusik.
Verwandlung.
Der Vorhang hebt sich im achtzehnten Takte.
Das Innere der Ruine des alten Maurenschlosses.
Hufeisenförmige Bogen mit dünnen Säulen; Stukkaturarbeit, goldne, den arabischen Buchstaben ähnliche Züge auf hellblauem Grunde sind noch hier und da zu sehen; an andern Stellen ist der Kalk abgefallen, manches wie von Feuer geschwärzt, die Fenster bloß mit Gittern verwahrt. In der Mitte ein sehr hohes Thor, mit einem Holzgitter bis zur halben Höhe, wohindurch ein Felsengebirg mit dem bewölkten Mond sichtbar ist; am Holzgitter ein Riegel. Rechts ein Turm mit einem Fenster hoch oben; weiter nach vorn über eine verfallene Treppe hinab. Links ein Fenster. Zur Linken ein Lager mit Schilfmatten und ein Tisch.
Der Mond scheint über dem Gitter herein, anfänglich von finstern Wolken umzogen, die sich nach und nach verziehen.
Dritter Auftritt.
Vasco allein.
Vasco kommt von rechts hinter das Mittelthor, öffnet das Gitter und kommt über die Mitteltreppe vor.
Nr. 14 b. Recitativ, Arie und Duett.
Recitativ.
VASCO.
Beschlossen ist's, es fall‘ der fremde Jäger,
Ein reicher Fang belohnt die schwarze That.
Des Mitleids Stimme sei verbannet,
Rache allein erheischt des Spaniers Herz.
Arie.
Süße Rache, Lohn verschmähter Liebe,
Dir allein erschließ‘ ich meine bange Brust.
Dir allein gehören meine Triebe,
Du füllst mein Herz mit hoher Götterlust!
Verstumm‘ auf ewig, weib'sches Zagen,
Nimmer umstrickst du meinen Blick. –
Mich rührt nicht sein Flehn und Klagen,
Aus seinem Tode erblühet mein Glück!
Ja, er muß als Opfer fallen,
Von ihm ward mir Schmach und Hohn,
Doch des Todes dunkle Hallen
Bringen ihm verdienten Lohn.
Gewissensskrupel, ihr mögt ruhn!
Ein Ketzer ist's, Gott lohnt mein Thun!
Ich halt‘ mein Wort und wanke nicht!
Reich ist der Fang! Ihm tagt kein Morgenlicht!
Gewissensskrupel, ihr mögt ruhn!
Ein Ketzer ist's, Gott lohnt mein Thun!
Gabriele kommt von rechts durch das Mittelthor über die Mitteltreppe.
Vierter Auftritt.
Vasco. Gabriele.
GABRIELE für sich.
Vasco hier? Ich täusch‘ mich nicht!
O Gott, erhör‘ mein heißes Flehen,
Gieb meinen Worten siegende Kraft,
Sein hartes Herz zu rühren! Seinen Vorsatz zu bekämpfen,
Sei jetzt mein höchstes Ziel!
Gott, erhöre jetzt mein heißes Flehn!
Laut, vortretend.
Vasco! Gönne mir ein Wort!
VASCO.
Was führt dich her an diesen Ort?
Darf ich vielleicht dem Wahne leben,
Sucht Gabriele mich wohl hier?
O sprich, willst du mir Hoffnung geben?
Lacht endlich deine Liebe mir?
GABRIELE.
Was soll noch immer diese Sprache?
Ihr wißt ja, wem dieses Herz gehört.
Nein, zu vernichten Eure Rache,
Ist, was die Menschlichkeit mich lehrt.
VASCO.
Sprichst du von jenem blonden Schützen?
Ein Ketzer ist's, kein guter Christ!
Was kann dir auch sein Leben nützen,
Da du des Gomez Bräutchen bist.
GABRIELE.
Gott, erhör‘, erhör‘ mein Flehn,
Gott, gieb meinen Worten siegende Kraft!
VASCO.
Sprichst du von jenem blonden Schützen?
Ein Ketzer ist's, kein guter Christ!
GABRIELE.
Laß ab von deinem bösen Trachten,
Laß frei ihn ziehn, laß frei ihn ziehn!
Damit ich ferner dich kann achten,
Verbann‘ der Rache blut'gen Sinn!
Laß ab von deinem bösen Trachten,
Erbarme dich, laß frei ihn ziehn,
Damit ich ferner dich kann achten,
Verbann‘ der Rache blut'gen Sinn!
Mein Gomez, dich soll ich verlassen,
Gott, diese Prüfung ist zu hart!
Laß ab von deinem bösen Trachten,
Verbann‘ der Rache blut'gen Sinn!
VASCO.
Liegt dir so viel an seinem Leben,
Wirst du ein Opfer wohl nicht scheun!
Willst du dein Herz, die Hand mir geben,
So will ich ihn sogleich befrein!
Ja, jener Fremde soll erblassen!
Scheint diese Prüfung dir zu hart,
Willst du die Hand mir geben,
So will ich ihn sogleich befrein!
GABRIELE.
Erbarme dich!
VASCO.
Willst du die Hand mir geben –
GABRIELE.
Erbarme dich!
VASCO.
Will ich ihn befrein!
GABRIELE.
Nein, nimmermehr, um solchen Preis
Mag ich des Fremden Leben nicht.
In Gottes Schutze geb‘ ich ihn,
Er wird der Unschuld Retter sein!
VASCO.
So bleibt's, wie ich es fest gelobet,
Vollstrecket sei der Racheplan,
Verschmähte Liebe in mir tobt,
Sie reißt mich hin auf blut'ge Bahn!
GABRIELE für sich.
Alle Pulse mir erbeben,
Teurer Gomez, ja, ich bleibe dein!
Doch ich schwör‘ es, er soll leben,
List und Gewalt muß ihn befrein!
VASCO.
Liegt dir so viel an seinem Leben,
Wirst du ein kleines Opfer wohl nicht scheun,
Wirst du dein Herz, die Hand mir geben,
So will ich den Fremden sogleich befrein!
GABRIELE für sich.
Alle Pulse mir erbeben,
Teurer Gomez, ich bleib‘ dein!
Doch ich schwör‘ es, er soll leben,
List und Gewalt muß ihn befrein!
VASCO.
Liegt dir so viel an seinem Leben,
Wirst ein Opfer du nicht scheun,
Wirst du Herz und Hand mir geben,
Will den Fremden ich – sogleich befrein!
GABRIELE.
In Gottes Schutze geb‘ ich ihn,
Er wird der Unschuld Retter sein!
Sie eilt ab über die Mitteltreppe nach rechts.
VASCO.
So bleibt's, wie ich es fest gelobt,
Vollstrecket sei der Racheplan;
Verschmähte Liebe in mir tobt,
Sie reißt mich hin auf blut'ge Bahn!
Er folgt Gabriele über die Mitteltreppe, nachdem er das Gitter geschlossen hat, nach rechts.
Pause.
Vasco tritt mit einer Öllampe, der Büchse und dem Hut des Jägers von rechts hinter das Mittelthor, öffnet das Gitter, leuchtet unterwürfig dem Jäger herein und folgt; Büchse und Hut legt er auf das Lager links vorn, die Lampe stellt er links hinten auf einen Mauervorsprung.
Fünfter Auftritt.
Vasco. Der Jäger.
Nr. 15. Recitativ.
VASCO.
Nun saget, lieber Herr!
Ihr zürnet wohl nicht mehr auf uns?
Wir sind nicht grad‘ vom feinsten Ton.
Ein Hirt hat auch nicht feine Sitten,
Doch redlich sind wir, glaubet mir.
JÄGER.
Das ist genug! Mir ward die Zeit nicht lang.
Der hübschen Dirne Lied und Saitenspiel
Hat in der That mich wunderbar ergötzt.
VASCO.
Macht's Euch bequem. So viel das Haus vermag,
Hat sie ein Lager hier für Euch bereitet.
Er zeigt nach links vorn.
Schlaft sanft und süß! Doch solltet Ihr was hören,
Seid unbesorgt, bei Hirten wird's früh Tag.
Nun schlafet wohl.
JÄGER.
Ich hoffe, bis zum Morgen.
VASCO.
Das könnt Ihr auch, denn sicher seid Ihr hier.
Er geht, unterwürfig grüßend, lauernd ab über die Mitteltreppe nach rechts, nachdem er vorher einen Stemmbalken vor das Gitter gelegt und es so sorgsam fest geschlossen hat.
Sechster Auftritt.
Der Jäger allein.
Jäger nimmt vom Lager seine Büchse, lehnt sie an die Mauer links und legt seinen Hut, sein Schwert und sein Hifthorn auf den Tisch.
Nr. 16. Recitativ und Arie.
Recitativ.
JÄGER sieht durch das Fenster links vorn.
Die Nacht ist schön, mit Wolken kämpfen Sterne
Und das Gebirg steigt auf wie ein Koloß.
Wer glaubte mich wohl hier in wald'ger Ferne
Als Gast der Hirten, weit von Hof und Troß.
Ganz nur ein Mensch im wüsten Maurenschloß!
Er sieht sich im Raume um.
Arie.
Fürwahr, fürwahr, es ist ein Abenteuer,
Das mir je mehr und mehr gefällt.
Gar wunderbar ist dies Gemäuer,
Wo karg die alte Pracht noch hält.
Fürwahr, fürwahr, es ist ein Abenteuer,
Das mir je mehr und mehr gefällt.
Wär's wahr, wär's wahr, daß einst Abencerragen
Von Christenrittern hier erschlagen? Wär's war, wär's wahr?
Die schwarze Wand zeugt noch von Feuersglut,
Auf diesem Estrich schwamm vielleicht ihr Blut. Wär's wahr, wär's wahr?
Ihr Schatten, steigt mir nicht empor,
Und wenn's geschäh‘, und wenn's geschäh‘,
Ich zittre nicht, ich zittre nicht!
Die Hand ist rein, die Hand ist rein,
Und nur ein Thor erbebt vor einem Traumgesicht. –
Es rauscht der Strom der Zeit
Hin in die Ewigkeit.
Die Macht, der Glanz vergeht,
Nur eins, nur eins besteht,
Nur eins, nur eins.
Es zieht aus jener Welt
Vom goldnen heitern Sternenzelt
Die Ruh‘ im Busen ein,
Von Schuld und Vorwurf rein.
Doch nun zu Bett! – Ich weiß nicht, wie mir ist!
Ich bin recht müd und doch auch so befangen!
Wär's wohl ihr Blick, die zarten Rosenwangen?
Ich hab‘ sie doch nur auf die Stirne geküßt.
Er wendet sich nach links zum Lager.
Erschien mir nun ihr holdes Bild im Traum,
Dann möcht‘ er lange, lange nicht entschwinden;
Denn schöner träumen läßt sich's wahrlich nicht.
Er legt sich nieder.
Schlaf‘ wohl, mein Kind! Mein süßes Kind!
Schlaf‘ wohl, mein Kind, schlaf‘ wohl!
Er schlummert ein.
Der Mond scheint nun hell und klar am wolkenlosen Himmel.
Gabriele erscheint in der Absicht, den Jäger zu retten, am Turmfenster rechts.
Die Lampe flackert und erlischt nach und nach gänzlich.
Siebenter Auftritt.
Gabriele am Turmfenster rechts. Der Jäger auf dem Lager links schlafend.
Nr. 17. Maurische Romanze.
GABRIELE.
Leise wehet, leise wallet
Rings der Thau; der Mond erbleicht;
Sanft Alkanzors Lied erschallet,
Wenn er zu dem Liebchen schleicht.
Und sie lauscht mit bangem Sehnen
Auf des Mohren Liebeslaut;
Es versiegen ihre Thränen,
Wenn sie den Geliebten schaut.
Doch bevor die Nacht, die Nacht entweichet,
Flieht er von des Liebchens Schloß;
Durch die Morgennebel schweifet
Brausend sein Araberroß.
Neu entfließen ihre Thränen,
Wenn der goldne Tag erwacht,
Und sie harrt mit bangem Sehnen
Auf die stille Mitternacht.
Nr. 18. Recitativ.
GABRIELE ängstlich.
Wacht auf, o Herr, wacht auf! Befreien muß
Ich Euch!
Ungeduldig.
Ist er denn noch nicht wach? Er hört
Mich nicht! Dieser Mauerstein erwecket ihn.
Sie wirft einen Stein herein, der nahe bei dem Lager niederfällt.
JÄGER aufspringend.
Was giebt's?
Er sieht Gabriele.
Wie, seh‘ ich recht, du kommst zu mir?
GABRIELE.
Euch droht der Tod von dieser Hirten Hand!
JÄGER sorglos.
Du träumst, mein Kind!
GABRIELE.
Ach nein, hört doch mein Flehn! Bei Eurem Heil!
Die Axt liegt schon bereit, um Euch im Schlummer
Wehrlos zu erschlagen.
Ein Pfeifen ertönt, aus der Ferne beantwortet.
GABRIELE.
Hört Ihr die Mörder?
Hilfe hol‘ ich schnell! Der Himmel
Schütz‘ Euch! Eilig muß ich fort!
Sie verschwindet vom Fenster.
Achter Auftritt.
Der Jäger allein.
JÄGER.
Nicht ohne Grund scheint ihr Verdacht!
Er eilt nach hinten zum Mittelgitter und probiert.
Bei Gott! die Thüre ist verschlossen!
Er sieht nach der Lampe.
Erloschen ist die Lampe!
Er bemerkt über dem Mittelgitter den Mond.
Dennoch strahlt die Mondenscheibe hell,
Und wenn ein Schütz‘, ein rüstiger Gesell
Die Büchse noch hat –
Er geht nach links, nimmt sie und gewahrt die Veränderung.
O Himmel, was ist das?
Feucht ist das Rohr, der Stein ist abgeschraubt!
Er legt die Büchse auf den Tisch links, hebt von dort sein Schwert mit der Scheide hoch.
Hab‘ ich doch dich! Ist wohl ein Riegel da,
So für den ersten Anlauf?
Er steckt das Schwert in den Gurt, eilt nach hinten zum Mittelgitter, bemerkt einen Holzriegel daran und schiebt ihn vor.
Wahrlich gut!
Er lauscht nach außen.
Das Pfeifen außerhalb wiederholt sich.
Nr. 19. Quartett.
JÄGER zieht das Schwert.
Nun Schwert heraus! Die Klinge blank!
Doch welche ist's?
Er prüft die Klinge.
Ja, 's ist mein Teuerdank!
Nun kommt, ihr Schurken, wenn ihr mein begehrt,
In deutscher Faust führ‘ ich dies Ahnenschwert!
Er stellt sich beobachtend und um nicht gleich gesehen zu werden, an die Ecke beim Tisch links.
Vasco mit einem Dolch und einem Beil, Ambrosio mit einem Beil, Pedro mit einem Beil, einer Diebslaterne und mit Stricken, kommen von rechts hinter das Mittelgitter.
Neunter Auftritt.
Vasco, Ambrosio und Pedro hinter dem Mittelgitter. Der Jäger an der Ecke links vorn.
PEDRO leise.
Ist alles still?
VASCO ebenso.
Ich höre nichts sich regen.
AMBROSIO leise.
So kommet leis‘, die Schling‘ ihm anzulegen.
VASCO ebenso.
Ja, leichter bläst sich so ein Leben aus
Und eure Furcht entgeht dem Strauß.
Vasco und Ambrosio nehmen den Stemmbalken weg.
VASCO versucht, das Mittelgitter zu öffnen, bemerkt, daß es von innen verriegelt ist.
Verdammt!
AMBROSIO leise zu Pedro.
So sprich, was ist geschehen?
VASCO ebenso.
Jetzt wird es wohl so leicht nicht gehen,
Denn ich vergaß, schwer büß‘ ich nun dafür,
Den Riegel an der alten Thür.
AMBROSIO UND PEDRO leise.
Ja, hier des Schicksals Stimme spricht:
Begehet das Verbrechen nicht!
JÄGER für sich.
Dies Ahnenschwert verbürgend spricht:
Du fällst durch diese Räuber nicht.
Du fällst durch diese Räuber nicht,
Durch diese Räuber fällst du nicht!
AMBROSIO UND PEDRO leise.
Ja, hier des Schicksals Stimme spricht:
Begehet dies Verbrechen nicht!
VASCO leise.
Ihr Memmen, schweigt und hört mich an:
Verändern muß ich unsern Plan.
Laut.
He, lieber Herr, macht auf! macht auf und laßt mich ein!
Er pocht an das Mittelgitter.
Macht auf! macht auf! macht auf!
JÄGER tritt einige Schritte vor.
Wohlan, was soll es sein?
VASCO.
's sind Männer da, gar hübsche schmucke Leut‘,
Vom Prinzregenten.
JÄGER gleichgültig.
Hat bis morgen Zeit!
VASCO leise.
Nach seinem Blut steht mein Begehren!
AMBROSIO UND PEDRO ebenso.
Und sollt‘ es wagen, sich zu wehren –
JÄGER ebenso.
Nach meinem Blute sie begehren!
DIE DREI HIRTEN leise.
Er unterlieget der Gewalt!
JÄGER ebenso.
Jedoch ich trotze der Gewalt!
Und wer sich naht, mich zu versehren,
Den macht mein gutes Eisen kalt.
VASCO leise.
Und sollt‘ er's wagen, sich zu wehren,
Macht ihn mein gutes Eisen kalt!
AMBROSIO UND PEDRO ebenso.
Nach seinem Golde trag‘ ich Begehren,
Doch besser wär's, im Hinterhalt!
VASCO wild.
Haut ein! Haut ein! Und scheuet nicht den Schall!
JÄGER mit einigen Schritten nach rechts.
Mein Schwert bestraft den frechen Überfall!
Die drei Hirten hauen mit ihren Beilen auf das Mittelgitter ein.
Es stürzt mit Geprassel ins Gemach.
Die drei Hirten dringen über die Trümmer hinweg nach.
JÄGER steht rechts vom Mittelgitter und hält ihnen sein Schwert entgegen.
Halt!
Die drei Hirten prallen zurück und stehen unschlüssig.
JÄGER.
Noch schon‘ ich euch!
Doch knieet nieder alle gleich!
Ich bin –
VASCO.
Gilt gleich!
PEDRO zieht sich zurück.
Hör doch, wie er sich nennt.
JÄGER.
Ihr Schurken, bebt! Ich bin der Prinzregent!
Ambrosio und Pedro weichen zurück und knieen nieder.
VASCO einen Augenblick bestürzt, dann wild lachend zwischen beide tretend.
Ihr Memmen! Auf jetzt von der Erden!
Wollt ihr gevierteilt werden?
Er zieht sie empor.
Zum Jäger.
Du stürzest selbst dich in dein Blut,
Streng sei bestraft dein Übermut.
Die drei Hirten dringen auf den Jäger ein. Ambrosio hebt das Beil. Jäger verwundet Ambrosio am Arm.
AMBROSIO.
Weh‘ mir! Mein Arm!
Er weicht zurück und verschwindet, sich den blutenden Arm haltend, über die Mitteltreppe nach links.
Pedro sucht ihm entsetzt zu folgen.
JÄGER ist ihm nachgeeilt und versetzt ihm einen Streich.
Entfliehe, Mordgeselle!
Pedro eilt Ambrosio nach links hinaus nach.
VASCO wirft das Beil weg und zieht den Dolch; zum Jäger.
So bist du mein, ich sende dich zur Hölle!
JÄGER.
Sie wird dir selbst zum Grab!
Vasco ereilt den Jäger an der Mitteltreppe, umfaßt ihn.
Jäger wirft sein Schwert von sich.
Jäger und Vasco ringen auf Leben und Tod, wobei Vasco als der Schwächere erscheint; sie drängen nach rechts vorn.
JÄGER entwindet Vasco die Waffe, durchbohrt ihn und schleudert ihn rechts vorn die verfallene Treppe hinab.
Mein Arm stürzt dich hinab!
Er hört Schritte, wähnt, daß die beiden andern zurückkommen, rafft sein Schwert auf und eilt nach der Mitteltreppe.
Gomez und Gabriele kommen atemlos von rechts über die Mitteltreppe.
Zehnter Auftritt.
Der Jäger rechts. Gomez in der Mitte. Gabriele links. Hirten und Hirtinnen. Dann die Jäger außerhalb.
JÄGER will mit seinem Schwert auf Gomez einhauen; gesprochen.
Ha, Bube -!
GABRIELE wirft sich zwischen beide.
Lieber Herr, laßt ab! Es ist ein Freund,
Und Hilfe naht schon.
JÄGER.
Wackre Dirn‘!
GABRIELE.
Mir folget der Alkade.
GOMEZ zum Jäger.
Auch Eure Freunde folgen mir.
JÄGER.
Braver wackrer Bursch!
Zu Gabriele.
Du holdes Mädchen, könnt‘ ich dir vergelten.
GABRIELE.
Wollt Ihr vergelten,
So denkt meiner Bitte.
Nr. 20. Chor der Jäger und Ensemble.
Hörner ertönen rechts außerhalb.
JÄGER horcht auf und ruft aus.
Ha!
Hirten und Hirtinnen sammeln sich hinten von rechts und links im Mitteleingang.
Jäger legt sein Schwert auf den Tisch links, ergreift von dort sein Hifthorn, eilt über die Treppe in den Mitteleingang und erwidert den Hornruf.
Die Hörner rechts außerhalb antworten.
CHOR DER HIRTEN.
Was soll des Hornes Ruf bedeuten?
CHOR DER JÄGER rechts außerhalb.
Sein Horn erschallt
Durch Flur und Wald,
Hier ist's, hier muß er sein!
Nur rasch hinan
Die Hoffnungsbahn,
Ins Räuberschloß hinein!
GABRIELE UND GOMEZ.
Es wogt im Thal von Roß und Leuten!
CHOR DER HIRTEN.
Das Horn erschallt
Durch Flur und Wald,
Was ist's, was kann es sein?
Vom Wald heran
Jagt Roß und Mann
Im hellen Fackelschein.
Jäger tritt herunter und wendet sich nach rechts.
CHOR DER JÄGER rechts außerhalb.
Sein Horn erschallt
Durch Flur und Wald,
Hier ist's, hier muß er sein!
Nur rasch hinan
Die Hoffnungsbahn,
Ins Räuberschloß hinein!
GOMEZ, ALKALDE UND CHOR DER HIRTEN.
Das Horn erschallt
Durch Flur und Wald,
Was ist's, was kann es sein!
Vom Wald heran
Jagt Roß und Mann
Im hellen Fackelschein.
Der Alkalde des Dorfes ein ehrwürdiger Alter, kommt mit vier Gerichtspersonen von rechts durch den Mitteleingang.
Graf Otto sein Schwert in der Rechten, folgt, von sechs fürstlichen Dienern mit Fackeln begleitet, die hinter dem Mitteleingang stehen bleiben.
Sechzehn Jäger stürmen nach ihm herein.
Die Hirten und Hirtinnen kommen herunter.
Elfter Auftritt.
Der Jäger. Otto. Gabriele. Gomez. Der Alkalde. Gerichtspersonen. Jäger. Fürstliche Diener. Hirten. Hirtinnen.
OTTO wirft das Schwert von sich, breitet gegen den Jäger die Arme aus, doch schnell gefaßt beugt er sich über dessen Hand und drückt sie ans Herz.
Ihr seid's, mein Prinz!
ALLE.
Es ist der Prinzregent!
Sie knieen ehrfurchtsvoll nieder.
Der Prinzregent, der Prinzregent!
Jäger giebt einen Wink. Alle erheben sich. Otto tritt nach der Mitte zurück.
JÄGER zu Gabriele.
Den du Jäger nur genannt,
Ist der Prinz, ist der Infant,
Er beschützt die Schäferin,
Denn sein Herz nur leitet ihn.
CHOR DER HIRTEN.
Der ein Jäger sich genannt,
Ist der Prinz, ist der Infant.
Gern verzeiht sein milder Sinn,
Denn »den Guten« nennt man ihn.
GABRIELE UND GOMEZ.
Den ich / du Jäger nur genannt,
Ist der Prinz, ist der Infant.
Er beschützt die Schäferin!
Den ich / du Jäger nur genannt,
Ist der Prinz, ist der Infant!
CHOR DER JÄGER.
Der sich Jäger nur genannt,
Ist der Prinz, ist der Infant.
Nr. 21. Terzett und Chor-Finale.
JÄGER zu Gabriele.
Doch nun zu dir, du Holde, Gute, Schöne,
Die wie ein Schutzgeist über mich gewacht,
Mit banger Wagnis Rettung mir gebracht!
Wo gäb's den Lohn, der deine Treue kröne?
Du pflegtest freundlich den Verirrten,
Du warntest mich mit eigner Todsgefahr;
Du bist so hold – nicht länger bei den Hirten
Blüh‘ diese Blume zart und wunderbar.
GABRIELE auf Gomez zeigend.
O Herr, diesen Hirten hab‘ ich mir erkoren.
JÄGER schmerzlich lächelnd.
Ist das der Rechte?
GABRIELE nickt bejahend.
Trenne nicht das Band der Liebe,
Störe nicht der Herzen Glück.
In dem Thale blüht die Blume,
Auf der Höh‘ bleibt sie zurück.
GABRIELE UND GOMEZ.
Trenne nicht das Band der Liebe,
Störe nicht der Hirten Glück.
In dem Thale blüht die Blume,
Auf den Höhn bleibt sie zurück.
JÄGER.
Wie bezaubernd ruft die Liebe,
Ohne Liebe ist kein Glück,
In dem Thal, wo sie erblühte,
Bleibt mein Wunsch, mein Herz zurück.
GABRIELE UND GOMEZ.
Trenne nicht das Band der Liebe,
Störe nicht der Hirten Glück.
In dem Thale blüht die Blume,
Auf den Höh'n bleibt sie zurück,
Störe nicht der Liebe Freuden!
JÄGER.
Wie bezaubernd ruft die Liebe,
Ohne Liebe ist kein Glück;
In dem Thal, wo sie erblühte,
Bleibt mein Wunsch, mein Herz zurück,
Bleibt mein Herz, mein Herz zurück!
Er geht einige Schritte auf und ab, dann zu Gabriele.
Also willst du ihn?
GABRIELE.
Er hat mein Herz, er hat mein Herz!
JÄGER.
Nun, das wollt‘ ich prüfen.
GABRIELE UND GOMEZ.
Freundlich mög‘ dein Blick
Zu unsrer Lieb‘ sich wenden,
Dann wird unser Glück
Im Erdenthal nicht enden.
JÄGER.
Immer wird mein Blick
Zu diesem Thal sich sehnend wenden,
Zu ihm zurück, zu ihm zurück
Die Brust den Wunsch der Liebe senden.
Leise zu Otto.
Dir berg‘ ich nicht
Des schwachen Herzens Tiefen;
Verzicht‘ ich auch auf Liebesglück,
Bleibt doch die Wunde hier zurück!
Laut zu Gabriele und Gomez, zwischen sie tretend und ihre Hände ineinander legend.
Lebt wohl, lebt glücklich! Bleibt auch fern mir hold!
Nimm jetzt dies Kettlein als des Dankes Sold.
Er nimmt die Kette von seiner Brust und hängt sie Gabriele um.
Doch für die Mitgift werd‘ ich morgen
Durch meinen treuen Otto sorgen.
Gedenket mein! nur dieses sei mein Teil!
Er geht nach links an den Tisch, bedeckt und bewaffnet sich.
GABRIELE.
O edler Prinz!
ALLE.
Heil! Habsburgs Enkel heil! Heil! Heil! Heil! Heil!
Otto tritt näher.
JÄGER zu ihm.
Nun fort, mein Freund! Die Pferde vor!
Doch denk‘ ich oft zurück.
Dem Hirten eint, was ich verlor,
Sein freundliches Geschick.
Er wendet sich mit Otto nach hinten.
Die Jäger und Diener folgen ihm.
Der Alkade und die Gerichtspersonen ebenso.
JÄGER.
Nun fort, mein Freund, doch denk‘ ich oft zurück.
Dem Hirten eint, was ich verlor,
Sein freundliches Geschick!
Nun fort, mein Freund, die Pferde vor!
Doch denk‘ ich oft zurück.
ALLE chor.
Des Fürsten Wort, des Fürsten Hand
Streut mild den Segen aus,
Und immerfort gedeih‘ das Land,
Erblüh‘ das Kaiserhaus!
Jäger wendet sich, im Mitteleingang angekommen, noch einmal grüßend und winkend zurück.
Die Hirten schwenken die Hüte zum Lebewohl.