Karl Heinrich Graun

Montezuma

Ein musikalisches Trauerspiel

Inhalt des Trauerspiels.

Die verschiedenen Unternehmungen und Eroberungen der Spanier in dem durch den berühmten Christophorum Columbum währender Regierung des Königs Ferdinandi und der Königin Isabella von Spanien entdeckten West-Indien sind in der Historie zur Gnüge bekannt. Besonders war die Unternehmung des Ferdinando Cortes in Mexico eine der merckwürdigsten. Der damahls regierende Kayser von Mexico, Montezuma, erlaubte den Spaniern auf guten Glauben, den Eintritt in sein Reich; aber, er spürte hernach allzuspät die Würkung eines gar zu leichtgläubigen Vertrauens, und einer unzeitigen Großmuth, als die ihm das Leben kostete. Das betrübte Ende dieses guten Monarchen, welcher der Grausamkeit und dem Geitze seiner Gäste barbarischer Weise aufgeopfert wurde, hat also den Stoff zu diesem Trauerspiele gegeben.

Personen

Montezuma, Kayser von Mexico
Eupaforice, Königin von Tlascala, und verlobete Braut des Montezuma
Tezeuco, Reichsbedienter
Pilpatoe, General der Mexicanischen Kriegesheere
Erissena, Vertraute der Königin
Ferdinando Cortes, Anführer der Spanier
Narves, einer von den Spanischen Feldherren
Mexicanische, und Spanische Soldaten

Der Schauplatz ist in der Kayserlichen Residentzstadt Mexico.

Veränderungen der Schaubühne.

In der ersten Handlung.

Drey grosse Gänge von Palmen in dem Kayserlichen Garten. Einige für die Königin bestimmte Zimmer.

In der zweyten Handlung.

Ein grosser Platz an dem Ufer des Flusses, welcher die Stadt theilt. Vorhof des Kayserlichen Pallasts. Ein Theil des Kayserlichen Gartens.

In der dritten Handlung.

Ein Gefängniß. Ein grosser mit Säulen umgebener Hof, zwischen welchem man einen Theil von der in Brand gesteckten Stadt Mexico siehet. Die Auszierungen sind von dem Königl. Theatermahler, Herrn Carl Fechhelm. Die Ballets sind von dem Königl. Balletmeister, Herrn Franciscus Salomon, aus Wien. Die Music ist von dem verstorbenen Herrn Carl Heinrich Graun, ehemahligen Königl. Capellmeister.
Erste Handlung.

Erster Auftritt.

Drey große Gänge von Palmen, in dem Kayserlichen Garten.

Montezuma, mit einem großen Gefolge; und Tezeuco.

MONTEZUMA.
Ja, mein Tezeuco! Mexico ist glücklich.
Frey lebet es, unter der Herrschaft solcher Gesetze,
Welche ich eher, als irgend ein Anderer beobachte. Mein Volk
Ist von einer fruchtbringenden Ruhe umfloßen;
Und meine Macht gründet sich auf die Liebe deßelben.
Bey unserer inneren Ruhe fürchten wir nichts
Von unseren schwachen Nachbaren. Und mit Verachtung
Betrachten wir jene Fremdlinge,
Welche an unsere Ufer angelandet sind. Bald wird uns
Pilpatoe von ihnen Nachricht
Bringen. Bey so ausgebreiteten Freuden
Fehlet mir, zu meiner Glückseeligkeit, nichts,
Als, selbige teilen zu können. Ein Gut, welches man,
Für sich allein, besitzet, höret auf, ein Gut zu seyn.
Mein Schicksal entwickele sich! Mexico sehe,
An meiner Seite, eine königliche Braut,
Welche, nach einem wohlüberlegten Entwurfe,
Das Königreich Tlascala mit unserm Kaisertume vereinige!
TEZEUCO.
Herr! ganz Mexico
Frohlocket, bey deiner Freude. Von deinem Namen
Erschallen die Gassen, und Plätze;
Und ehrfurchtsvolle, dir ergebene Völker
Halten überall, für dich, Wünsche bereit.
Und wer solte dich nicht lieben? Mitleidig hast du uns
Jede Thräne abgetrocknet; aber nie
Hast du Thränen erpresset. Jeder findet
An dir einen Freund, einen Tröster, einen Vater
Des Vaterlandes, und der Deinigen. Wer solte nicht,
Mit demjenigen, sich freuen, welchem das Reich
Die ganze Frucht seiner Glückseligkeit schuldig ist?
Es scheinet ein guter Monarch

Unter seinem geliebten Volk ein
Gott zu seyn, der unter sie vom
Himmel herab gekommen. Seine
Geschenke und seine Güter erstrecken sich auf alle.
Herr, ein solcher bist du uns durch deine holdselige Güte.
Bis hieher hat man nicht in dir
Eine erzürnte Gottheit erblickt, welche
Den Arm mit verzehrendem Blitze
Bewafnet hätte; sondern einen Gott,
Der beständig für uns ein liebender
Vater seyn wird.
MONTEZUMA.
Erhebe solche schwache Tugenden
Nicht so sehr! Thue ich jemals etwas,
Ueber meine Pflicht? Ich verlange von dir, Freund!
Nicht Lobsprüche; sondern Rath. Ist es ein Verdienst an uns,
Nicht ein Ungeheuer zu seyn? O! verflucht sey jene
Grausame Staatskunst,
Welche den Thron mit dem Blute
Der Unterthanen befestiget!
Für einen so schändlichen Preis
Kaufet das Herz des Montezuma kein Königreich.

Ich bin unfähig, die Ehre einer
Flüchtigen Größe zu schätzen,
Und ich würde den Zügel der Herrschaft
Aus den Händen laßen, wenn ich ihn
Mit strenger Hand regieren sollte.

Ich trage das Herz eines Vaters in meinem Busen,
Und meine Unterthanen sind meine Kinder;
Ich überlaße den Hochmuth, welcher
Die lasterhafte Ursache so vieler traurigen
Wirkungen ist, den Tyrannen.

Zweiter Auftritt.

Pilpatoe und die Vorigen.

PILPATOE.
Herr! nach getreuer Befolgung deiner Winke,
Komme ich wieder zurück. Ich habe die fremden Helden gesehen.
Auf schwimmenden Festungen sind sie das Meer durchschiffet.
Sie haben den Blitz in der Hand. Sie reiten auf Ungeheuern,
Welche nie, bey uns, gesehen worden, und schneller,
Als die Winde selbst, sind. In wenigen Tagen
Haben sie schon die nahe am Meere wohnenden Völker,
Welche die Waffen, wider sie, ergriffen haben, bezwungen.
Ich habe dem Anführer, in Deinem Namen,
Freundschaft und Bündnis angebothen. Er antwortete:
(Und alle meine Mühe, ihn von seinem Vorsatze abzulenken, war vergebens)
Daß er nach Mexico kommen, und mit Dir selbst reden würde.
Hierauf habe ich dem treuen Zamoro aufgegeben,
Die Gränzen zu bewachen. Dennoch aber befürchte ich,
Daß es ein schweres Unternehmen sey, solcher Tapferkeit sich zu widersetzen.
MONTEZUMA.
Hast du den Trotzigen Geschenke angebothen?
PILPATOE.
So haabsüchtig
Habe ich nie einen Menschen gefunden. Herr! die angebothenen
Geschenke haben sie angenommen. Aber für ein solches
Volk, welches sich den ganzen Erdboden
Unterwürfig machen will, ist das nicht genug.
MONTEZUMA.
Gut! Haben sich die, uns zinsbare, Fürsten
Ihnen unterworfen: so hat das Mexicanische Reich
Noch eine anderweitige Macht. Und wie viel sind es?
PILPATOE.
Ich habe nur drey hundert gesehen; und ich kan dir nicht sagen,
Ob es Menschen, oder Götter sind. So viel weiß ich, daß das Gerücht,
Welches in Cozumel und Tabasco erschallet,
Uns wissen lässet, daß man eher den Lauf
Eines vollen Stromes, als die Tapferkeit derselben,
Aufhalten würde. O, Himmel! alle diese
Berühmte Völker sind jetzt verheeret!
MONTEZUMA.
Wie? ist es Pilpatoe, welcher mit mir redet?
Ist es der Krieger, von dessen Tapferkeit ich selbst
Schon ein Zeuge gewesen bin? Welchen ich,
An der Spitze meiner Kriegesvölker, mit einer edelen
Ruhmbegierde streiten gesehen habe? Welch ein Erstaunen
Erreget diese Veränderung in mir! Diesen erhabenen Muth,
Welcher die Feinde, wie der Wind die Blätter,
Zerstreuet, soll ich jezt, bey dem Anblicke
Weniger Umherschweiffenden, welche das Meer an unser
Ufer verschlagen hat, zittern sehen?
Erröthe! und stöhre, mit deinem eingebildeten, thörichten
Schrecken, nicht das heitere Vergnügen dieses Tages!
Freund!

Zu dem Tezeuco

besorge du,
Gegen den Untergang der Sonne,
Die Pracht des Vermählungsfestes.
Ich werde indessen zu der Königin gehen.

Gehet mit dem Tezeuco, und mit dem Gefolge, ab.

Dritter Auftritt.

PILPATOE.
Es ist wahr: was ich erzählet habe,
Das scheinet unglaublich; und dennoch ist meine Furcht
Nicht ungegründet. Ach, man muß diese kostbaren
Augenblicke nicht verlieren!
Man muß alles versuchen, den König zu retten.
Man muß ihn nunmehro dieser tödlichen
Sicherheit entreissen. Möchten doch seine unterdrückete
Nachbarn ihm seine Gefahr entdecken,
Und einen ernsthaften Entschluß in ihm hervorbringen!

Wenn er doch sähe, was ihm die Ehre
Und sein Ruhm befiehlt;
Wenn er doch heute der Liebe vergäße,
Und bewafnet ins Feld eilte,
Um als ein Tapferer den Triumph zu erjagen!

Ja, ja, laßt uns eilen, die Beleidigungen,
Unsers Vaterlandes zu rächen,
Laßt uns die verruchten Fremdlinge
Zu unsern Füßen ihr Leben aushauchen sehen.

Vierter Auftritt.

Gemächer, welche für die Königin bestimmt sind.

Eupaforice, Erixene.

ERIXENE.
Warum seufzest du? Königin! Was ist jetzt
Die Ursache Deiner Thränen? – jezt, da Du das Ziel
Deiner Wünsche schon erreichet hast? Was für ein geheimer
Schmerz ist es, der selbst an dem Tage, an welchem
Hymen Dich, durch die Hand der Liebe, zu der erwünschten
Verbindung führet, dein Herz martert?
EUPAFORICE.
Wie? – So weiß denn Erixena
Noch nichts von den Unglückverkündigenden Wunderzeichen?
Ich habe die Götter, ich habe die Priester,
Welche allein die Rathschlüsse der Götter verstehen, befraget;
Sie alle haben uns schwarzes Unglück,
Und die fürchterlichsten Uebel vorher verkündiget. Es ist wahr,
Bisher war meine Furcht nur geringe. Jezt ist sie,
Durch das nahe Ungewitter, vergrößert worden.
Ueberall erschallet das Gerücht
Von dem fremden Volke, welches sich tapfer und grausam
Uns näheret. Wer weiß, ob wir nicht
Das Schicksal der benachbarten Völker
Erfahren müssen? Indessen zittere ich gar nicht
Meinetwegen. Blos für den Montezuma,
Für welchen ich lieber meine Tage aufopfern wolte,
Siehest du mich zittern.
ERIXENE.
Mit vieler Weisheit, o Königin!
Haben uns die Götter das Künftige verborgen;
Und vergebens bemühet man sich,
Ihre Geheimnisse zu erforschen.

Genieße des gegenwärtigen schönen
Augenblicks, welcher allein das wahre Giück unsers Lebens ausmachet,
Frey von aller Furcht, liebe den, der dich liebet,
Und denke nur an das, wozu dich eine
Zärtliche und holde Liebe einladet.

Warum willst du das Schicksal für feindselig ansehen?
Wer kan von uns in dem Himmel lesen,
Was diesem Staate bestimmet ist
Das künftige ist mit einem dichten Schleyer bedeckt.
Und es bleibt ungewiß, wenn dieser wird aufgehoben werden.

Gehet ab.

Fünfter Auftritt.

Eupaforice. Montezuma mit einem kleinen Gefolge.

MONTEZUMA.
Endlich, schöne Eupaforice! ist der für unsere unverfälschte
Liebe so angenehme Tag – der Tag, welcher unsere Herzen
Auf ewig verbinden soll, angebrochen.
Meine Freude ist zügellos. Erlaube,
Daß ich dir eine Crone überreiche, welche ich jetzt erst,
Da ich sie mit dir teile, werthschätze.
EUPAFORICE.
Herr! diese Crone
Blendet mich mit ihrem Glanze nicht. Du weissest es.
Ich liebe an dir den Montezuma. Blos deinetwegen
Habe ich die Verbindungen, zu welchen mich der Wille meines Vaters
Zwingen wolte, standhaft von mir abgelehnet. Blos für dich
Habe ich den Tron, auf welchen ich nachher erhoben worden,
Aufbehalten wollen. Nun urteile du selbst,
Welches, von beyden, mir schätzbarer sey; –
Das Reich, oder dein Herz!
MONTEZUMA.
Ich bin von deiner Großmuth zu sehr überzeuget,
Als daß ich hieran zweifeln solte. Gewiß, mein jetziges
Großes Glück ist ganz beneidenswerth!
EUPAFORICE.
Ach, du kanst dir nicht vorstellen,
Mit was für einem angenehmen Feuer
Die Liebe mein Herz entzündet,
Und wie groß dabey mein Leiden ist.

Nimm, mein Geliebter! von meinem aufrichtigen
Herzen die Versicherung meiner Treue an.
Es verachtet dein Reich,
Und lebt nur deinetwegen.

Sechster Auftritt.

Pilpatoe und die Vorigen.

PILPATOE.
Ach, Herr! die fremden Spanier
Haben die sorgfältige Wachsamkeit des Zamoro Betrogen. Sie haben einen andern Weg genommen;
Und da, wo der Fluß von Mexico seinen Lauf hernimmt,
Sind sie durchgeschiffet. Sie sind schon ganz nahe;
Und ich bin geeilet, dir hiervon Nachricht zu geben.
Warum hast du mir doch nicht geglaubet? Was für einen Rath
Sollen wir jezt ergreiffen? Die Unserigen sind entfernet.
Hier haben wir nur wenige Truppen, und die Liebe
Deiner Völker ist noch dein einziger Schild.
Die Zeit beflügelet sich schon. Der hochmütige Spanier kommt
Hierher, und ein Abgesandter von ihnen verlanget, mit dir zu sprechen.
MONTEZUMA.
Wie sehr, o Himmel! kan dir deine Furcht
Den Muth schwächen … Ist denn
Gegen dreyhundert irrende Flüchtlinge,
Die das Meer an dieses Ufer gespien hat,
Mexico zu vertheidigen, ein ganzes Heer nöthig?
Es wäre zu viel Ehre für sie, sich
In ihrem Angesichte zu bewafnen.
Man führe den Abgesandten zu mir.

Pilpatoe geht, um den Abgesandten herein zu führen.

EUPAFORICE.
Ach Herr, vertraue dich ihnen nicht;
Fürchte alles von ihnen!
Es ist dir schon bekannt, daß sie die Nachbaren
Ueberwältiget haben. Es sind Wunder, die man
Von ihrem Muth, und von ihren Unternehmungen erzählet.
Befiehl wenigstens, daß Zamoro sich
Mit seinen Truppen der Stadt nähere.
Bey Besorgung einer Gefahr ist die Vorsicht der beste Rath.
MONTEZUMA.
Beruhige, Königin, dein schönes Herz,
Und glaube mir, daß, je unglaublichere Dinge
Man von diesen Eroberern berichtet,
Destoweniger sie Glauben verdienen.
Laßt uns ihnen Tugenden zeigen,
Die ihr Herz vielleicht nicht kennet,
Laßt uns sie mit Güte, und Schätzen überhäufen.
Es würde eine Kleinmuth seyn, die einer edlen
Seele unanständig ist, wenn man sich zu einer
Großen Vertheidigung beym Anblicke eines
Herumstreifenden Schwarms bewafnen wolte, der nur allein unser Mitleiden, und Hülfe verdienet.

Siebenter Auftritt.

Narves, mit einem kleinen Gefolge von Spaniern, und die Vorigen.

NARVES.
Großmächtigster Kaiser! Der große, der tapfere
Heerführer unserer Truppen, die nunmehr die mächtigen
Bezwinger der Welt sind,
Der Held, welcher das Glück der Waffen des größesten
Monarchen in den Händen hat, schicket mich zu dir;
Und verlanget dich zu sehen, und mit dir zu sprechen.
Er begehret, daß du ihm mit derjenigen
Ehrenbezeugung, welche ihm, und seinem großen
Herrscher, dessen Person er ausdrücklich vorstellet,
Gebühret, und die dem Mexicanischen Reiche,
Und dir selbst anständig ist, entgegen kommest.
MONTEZUMA.
Ich kenne weder dein Oberhaupt, noch das
Volk, noch den Monarchen, wovon du redest.
Ich habe erfahren, daß ein Haufe von Fremden
Von den Winden an dieses Ufer geworfen worden.
Sind sie friedfertig, und begehren sie unsere Hülfe;
So sollen sie uns gastfrey finden,
Und von uns mit aller Freundschaft aufgenommen werden.
NARVES.
Wisse, daß wir alle die verwegenen Völker
Ueberwunden, die sich erkühnt haben,
Es mit uns auszunehmen.
Einige haben durch ihren Gehorsam und durch ihre Ehrfurcht verdient, die
Wirkung unserer Gnade,
Und unserer Großmuth, zu empfinden.
MONTEZUMA.
Wisse, daß es dir nicht zukömmt, so verwegen
Mit demjenigen zu sprechen, der dich wegen
Deiner Kühnheit strafen könnte, und der
Nur in dir den Charackter eines Fremden
In Erwegung ziehet! Wisse auch, daß das
Volk von Mexico das muthigste und tapferste ist.
Und solte es nöthig seyn, zu fechten; so würden
Wir vielleicht bloß vor unserm Anblick die
Spanischen Helden zittern sehen.
NARVES.
Was für eine Antwort wilst du,
Die ich dem Cortes bringen soll?
MONTEZUMA.
Sage ihm, daß ich ihm hieher zu kommen erlaube.
Er soll als ein Fremder aufgenommen werden,
Dem ich Beystand, und Hülfe schuldig bin.
Er kann sich mir anvertrauen.
Ich verspreche ihm die Dienste, und die Freundschaft aller meiner Unterthanen.
NARVES.
Du solst in diesen Mauern
Das furchtbare Heer sehen,
Welches einen sichern Krieg führet;
Du solst die Helden sehen, welche der Himmel
Mit dem Donner hat bewafnen wollen.

Dieser brennende Himmelsstrich
Soll ein berühmtes
Immerwährendes
Andenken von unserm Ruhm,
Und von unsern Schlachten, aufbehalten.

Geht ab.

Achter Auftritt.

Montezuma, Eupaforice, Erixene, Pilpatoe.

MONTEZUMA.
Wie stolz ist dieser Fremdling!
PILPATOE.
Herr, du siehest,
Wie groß ihr Hochmuth ist,
Da sie um Hülfe flehen,
Denke, wie sie seyn werden,
Wenn sie sich heraus nehmen solten, Gesetze vorzuschreiben.
MONTEZUMA.
Ich bekenne es, dieser Fremde hat etwas,
So mich in Verwunderung setzt.
Sein edler Stolz,
Seine Sicherheit, sein Muth,
Geben ihm eine gewisse Größe,
Welche meinen Augen übernatürlich vorkömmt.
EUPAFORICE.
Herr, eben deswegen soltest du vorsichtig seyn.
Wenn es dir gefallen wolte, meinem Rathe beyzupflichten;
So müste ihnen der Eingang in Mexico
Verwehrt werden.
PILPATOE.
Ach Herr, verachte diesen Rath nicht! Noch ist es Zeit.
Laß sie nicht näher kommen; bediene dich einer List;
Ueberfalle sie, und reinige dieses Reich
Von einer Bruth von Bösewichtern,
Die nichts, als die Geißeln des Himmels, sind,
Und mit ihren Gewohnheiten alle ihre gottlosen Laster
Mit sich bringen werden.
MONTEZUMA.
Was unterstehest du dich, mir zu rathen?
Der Betrug ist einer edlen Seele unwürdig.
Ich habe Muth, zu streiten und zu überwinden:
Aber, was eine Verrätherey sey, ist mir noch unbekannnt.
EUPAFORICE.
Herr! Alles ist gegen Stöhrer
Der öffentlichen Ruhe erlaubt.
Woltest du dich denn ihnen selbst anvertrauen?
Woltest du dein Hoflager und dein Reich
Ihrem Eigensinn Preiß geben?
MONTEZUMA.
Ich will nichts, als was gerecht ist.
Wenn diese Eroberer Menschen sind:
Wie ist es möglich, uns vor dreyhundert Kriegern zu fürchten!
Sind sie Götter; so laßt uns eilen, ihnen unsere
Opfer zu bringen. Wenn sie endlich nur als
Fremde zu uns kommen; so verbindet uns
Die Menschlichkeit, ihnen alle Hülfe wiederfahren zu lassen.
Laßt uns gehen,

Zum Pilpatoe.

Sie an dem Ufer des Flußes zu empfangen!
Erlaube, Königin! daß ich mich auf einige Augenblicke
Von dir entferne; die Liebe hält mein Herz,
So dich anbetet, bey dir zurück.

Wenn meine Pflicht es verlangt,
Mich von dir, mein geliebter Abgott,
Zu entfernen: so soll mich meine
Treue Liebe bald wieder zu dir bringen.

Von dir abgesondert,
Schmachtet und ächzet die Zeit über
Mein liebendes Herz,
Und ein kleiner Augenblick
Wird ihm eine Ewigkeit dünken.

Geht mit dem Pilpatoe ab.

Neunter Auftritt.

Eupaforice und Erixene.

EUPAFORICE zu der Erixene, welche herbey kommt.
Komm, meine Freundin, Erixene! Ach, du siehest wohl,
Daß die durch die Wunderzeichen mir verursachete
Furcht nicht ungegründet gewesen ist.
ERIXENE.
Stille, Königin! die Unruhe
Deiner Seele. Warum läßest du dich
Durch ein von der Furcht dir vorgebildetes
Unglück, welches vielleicht
Nie eintreffen wird, beunruhigen?
EUPAFORICE.
Du achtest also nicht
Die unglücklichen Vorbedeutungen,
Die Aussage der Wahrsager, und die Ankunft
Dieses drohenden Haufens? Ach bedenke nur,
Daß derselbe so viele andere überwunden hat, und daß er nun auch …
ERIXENE.
Um des Himmels willen, Königin! peinige dich nicht selbst.
EUPAFORICE.
Die Unruhe meines Schmerzens kann
Bey meiner schrecklichen Ungewißheit nicht aufhören,
Und in meiner Brust schwebt die Seele
Zwischen Hofnung und Furcht.

Höret meine Wünsche, o ihr Götter!
Verlanget ihr ein Opfer?
Tödtet mich, hier ist meine Brust,
Aber rettet meinen Geliebten!

Sie gehet ab mit der Erixene.

Ende der ersten Handlung.

Hier folget ein Ballet von Tlaskalanern aus dem Gefolge der Königin.

Zweyte Handlung.

Erster Auftritt.

Ein großer Platz am Ufer des Flusses, welcher die Stadt theilet.

Cortes, Narves und das ganze Spanische Gefolge.

NARVES.
Hier sind wir endlich, Dank sey dem Schicksal!
Von barbarischen Mauern aufgenommen. Ein einziger Wink von dir
Soll uns zu Herren von denselben machen. Befiehl nur:
So wollen wir den König, mitten in dem Blute seiner
Unterthanen, gefangen nehmen; und uns seiner Schätze bemächtigen.
CORTES.
Mäßige deinen Muth. Ich will das Spanische Blut sparen.
Den Waffen haben wir
Die Eroberung von Amerika zu danken:
Die Eroberung von Mexico soll
Meiner Klugheit allein gehören.
Es müße List, und Betrug angewendet werden! Und Montezuma
Müsse sich eines Verbrechens gegen uns schuldig machen,
Und uns selbst das Recht geben, ihn zu bestrafen.
Lasset uns Verstellung gebrauchen.
NARVES.
Was für einen Zorn
Empfinde ich gegen dieses Volk. O Himmel, mit welcher Mühe
Werde ich ihn verbergen müßen!
Herr, ich verabscheue zu sehr die Abgötter.
CORTES.
Ihre Straffe
Soll nur aufgeschoben seyn.
Wir wollen noch heute, ehe die Schatten den
Augen der Menschen das Licht rauben,
Herren von Mexico seyn, und wir wollen darinnen
Mit unserm Könige auch unsere
Religion herrschen laßen.
NARVES.
Wie glücklich werden wir seyn!
O vortrefliche, und heilige
Religion, die du uns auf Unkosten
Dieser gottlosen und verfluchten Heyden bereicherst!
Du glaubst nicht, wie groß ihre Reichthümer sind?
Verweile nicht, dein Vorhaben zu Stande zu bringen.
Was für eine Schande würde es für uns seyn,
Wenn wir uns solche Schätze aus den
Händen gehen ließen, die wir sogleich in
Besitz nehmen könnten!
CORTES.
Deine Ungeduld würde ein großes
Blutvergießen verursachen,
Welches wir sparen müßen. Sorge nur dafür,
Meine Befehle auszurichten; meine
Sorge soll seyn, deinen Arm geschickt zu lenken.
NARVES.
Siehe, der Kayser kommt an. Was befiehlst du mir?
CORTES.
Dir nichts merken zu laßen, dich zu verstellen,
Und ihm die eiteln Zeichen der Ehre, und der Demuth zu geben.
Wir müßen ihn am Rande des Abgrundes,
Worein wir ihn stürzen wollen, einschläfern.

Zweyter Auftritt.

Montezuma, welchem eine zahlreiche Menge Volks, das folgende Chor singend voran gehet, und dem Tezeuco, Pilpatoe und der ganze Hof, folgt.

CHOR DES VOLKS.
Kommt ihr tapfere fremde Helden, die ihr
Von der schrecklichen Wuth des Meeres gerettet worden.
Ihr solt uns und unserm
Geliebten Kayser werth, und willkommen seyn.

Kommt, und empfangt mit Freuden die
Geschenke des mildesten Monarchen, und
Höret von einem Volke, das euch bewundert,
Euer Lob an.
MONTEZUMA.
Komm, berühmter Fremdling! deßen erhabene Thaten
Das Gerücht ausbreitet. Vertraue dich mir.
Ich bin dein Beschützer. Komm zu der Ruhe,
Welche deine ermüdende Arbeiten verdienen.
Betrachte alle meine Unterthanen, als deine Brüder,
Und genieße mit ihnen das Angenehme ihrer Freuden.
CORTES.
Herr, den der Amerikanische Erdkreis bewundert!
Mit einem ehrfurchtsvollen Erstaunen
Nehme ich deine Wohlthaten an. Dank sey dem Verhängniße,
Welches mich hierhergezogen hat, einen Prinzen zu verehren,
Den ich schon von ferne bewundert habe.
MONTEZUMA.
Wenn irgend eine Tugend unter uns herrschet:
So ist es die Gastfreyheit, gegen Fremde,
In welcher, von uns hochgeschätzten, Tugend
Wir unser Verdienst suchen; und du solst sehen,
Daß wir der vortreflichen Tapferkeit eines so großen
Helden alle schuldige Ehre zu erweisen wißen.
CORTES.
Herr! meine Unternehmungen erlangen, von dem Augenblicke an,
Da du ihnen dein Lob beylegest, einen noch grösseren Werth.
MONTEZUMA.
Ich werde mein Versprechen
Zu erfüllen wißen. Hier unter uns solst du
Die Verwandten, die Freunde, welche du
In deinem Vaterlande zurückgelaßen hast,
Wieder finden; ja! du solst so gar bey den
Lustbarkeiten, an meinem Vermählungsfeste, zugegen seyn.
CORTES.
Herr, wie werde ich mich, gegen eine so besondere
Großmuth, gehörig dankbar erweifen können? Aber … erlaube
Daß diejenigen, welche in langen Beschwerlichkeiten meine
Gefährten gewesen sind, es auch in ruhigen Tagen
Seyn mögen. Könnte ich sie wohl, ohne den Fehler
Des Undankes zu begehen, zurück lassen? Auch ihnen stehe,
Ich bitte dich demüthig, der Zutritt zu deinem Hofe offen.
MONTEZUMA.
Ich erlaube es, daß dir diese berühmte Krieger
Folgen. Trage Sorge für sie,
Tezeuco, reiche ihnen im Ueberfluß,
Alles, was sie nötig haben,
Und führe sie nach meiner Kayserlichen Wohnung.

Er geht ab mit dem Gefolge seines Hofes, das Volk bleibt, und singt das Chor.

CHOR.
Kommt, und empfanget mit Freuden
Die Geschenke des mildesten Monarchen,
Und höret von einem Volke, das euch
Bewundert, euer Lob an.

Dritter Auftritt.

Cortes, Narves, ihr Gefolge, Tezeuco und Pilpatoe.

TEZEUCO.
Mit was für Freude gehorche ich dem
Befehl meines Monarchen. Genießet, tapfere
Fremde unter uns in sanfter
Ruhe der Wohlthaten,
Die euch unser Kaiser zu erweisen gesonnen ist.
Es ist billig, daß das Vergnügen euch im Schatten
Eurer Lorbern den Schweiß abtrockne.

Ein Reisender, der auf einem Schiffe, so
Das Spiel der Winde ist, das Schicksal versuchet,
Siehet, des Zorns des Meeres endlich überd üßig,
Den Hafen mit Vergnügen wieder.

Von aller Furcht befreyet, stehet er da
Das Ende seiner Arbeit,
Und kann sicher in dem Busen
Des Vergnügens sich ausruhen.
NARVES.
Wir sind die Bezwinger der Welt.
Uns erschrecken weder die aufrührischen
Wellen, noch das Ungewitter, noch die Winde.

Wir suchen die Ehre
In den Gefahren.
Wir verlangen
Blut und Siege zu sehen.
Die Weichlichkeit ist die Tochter
Der Feigheit.

Wir glauben
Die Augenblicke verlohren,
Wo wir in
Ruhe bleiben.
Unsere Tugend ist nicht
Fähig, zu schmachten.

Er geht ab, vom Tezeuko begleitet, die Spanier folgen.

Vierter Auftritt.

PILPATOE allein.
O, ihr Götter, was für eine gefährliche
Verhängnißvolle Sicherheit! Ach! Montezuma trauet
Den Fremden zu viel. Er eilet in sein
Verderben. Warum hat man sie denn nicht wenigstens
Entwafnet? In ihren Augen lese ich
Eine Frechheit, welche keine Verstellung leidet.
Sie sind von ihren vielen Siegen
Aufgeblasen, und wer wird sie bändigen können?
Ach! ich muß zu meinem Herrn zurück kehren, und ihm über seine
Gefahr, wenn es möglich ist, die Augen öfnen.

Es irret ein edles Herz, welches
Sich auf seine Güte verläßt.
Eine verborgene List
Betrügt es sehr oft.

Laßt uns vorsichtig bey dieser ihrem
Glücke auf sie Acht haben.
Das Mißtrauen ist allemal
Ein sicherer Rath.

Fünfter Auftritt.

Vorhof des Rayserlichen Pallastes.

Cortes, Narves, Tezeuco, Mexicanische Soldaten, Spanische Soldaten.

Die Mexicaner stellen sich auf die rechte Seite; die Spanier auf die Linke. Cortes ist beschäftiget, seine Spanier in Ordnung zu stellen.

TEZEUCO.
Herr! Hier ist der Eingang in den Kaiserlichen
Pallast … Aber … was wilst du? O, ihr Götter!
Worauf zielet deine Absicht? Warum stellest du
Diese Leute in solche Ordnung?
MONTEZUMA.
Fliehe, Barbar!
Oder befürchte meinen Zorn!

Tezeuco stehet, voll Bestürzung und Schrecken, still. Cortes kehrt sich hierauf zu seinen Spaniern um.

CORTES.
Hier, Freunde! ist das
Rühmliche Ende euerer beschwerlichen Arbeiten.
Eilet, euern Heldenmuth sehen zu laßen,
Und vollendet die Eroberung von America.
Mit der Einnahme dieser Residenz. Wohlan! folget mir!

Cortes ziehet den Degen. Die Spanier gehen auf die Mexicaner los, welche sich zur Gegenwehr bereit halten, aber alle, auf einen einzigen Pistolenschuß, mit dem Tezeuco die Flucht nehmen.

Wir sind Ueberwinder. Jezt müßen wir
Das große Werk vollenden.

Zum Narves.

Ich werde für den Pallast
Sorge tragen. Stelle du in der Stadt,
Da, wo es am nöthigsten ist, Wachen aus.
Ich werde unterdeßen Schlingen legen, in welchen sich
Der Kaiser selbst fangen soll: und wenn es zur Befestigung
Unserer Herrschaft in diesem Reiche etwas hilft; so will ich mich mit der
Braut, welche er sich ausersehen hat, verbinden. An ihrer Seite
Werde ich das Volk zum Gehorsam bringen.
NARVES.
O, Himmel!
Mit einer Heydin wilst du dich vermählen?
CORTES.
Freund!
Man muß unserem Nutzen, unserem Wohl
Alles aufopfern. List, Tapferkeit,
Gewalt, Betrug, und Liebe dienen zu der Eroberung. Die Zeit ist kurz.
Gehe, sey auf deiner Huth, brauche Vorsicht, und denke endlich,
Daß die beste Frucht unserer Unternehmungen
Ganz allein von diesem Tage abhänget.

Narves gehet mit der Hälfte der Spauischen Truppen ab.

Sechster Auftritt.

Cortes, mit einigen Spaniern, Montezuma verändert und erschrocken.

MONTEZUMA.
Woher rühren diese Donnerschläge?
Was ist dieses für ein besonderer Lärm? … Aber wo
Ist meine Leibwacht? … Ich sehe nichts, als Fremde! …
O Himmel! Solte ich verrathen seyn? … Ach, Unglückseliger!

Zum Cortes.

Ist deine Dreistigkeit so weit gegangen? …
Was für Treulosigkeit! …
CORTES.
Ich habe meine Schuldigkeit gethan.
MONTEZUMA.
Was für eine Schuldigkeit? Barbar!
Hast du meine Wache weggejagt?
CORTES.
Alles muß vor dem grösten Gott, den ich anbete,
Vor meinem Könige, und vor diesem
Unüberwindlichen Haufen, die Stirne neigen.

Siebenter Auftritt.

Pilpatoe und die Vorigen.

PILPATOE.
Du bist verrathen, Herr! Dein Pallast,
Und die öffentlichen Plätze,
Sind schon in den Händen der Spanier.
Niemand kann ihre Anfälle aufhalten.
MONTEZUMA.
Ist dieses deine Dankbarkeit? O Himmel! …
Ich ließ dir meinen Schutz

Zum Cortes.

angedeyen, ich nahm dich, als einen Freund,
Auf, ich führte dich in meine Hauptstadt, was sage ich?
So gar in meine Wohnung. Du befleckest
Die Heiligkeit deines Schutzortes, und bezahlest,
O Undankbarer!
Meine Wohlthaten mit der schwärzesten, und abscheulichsten Verrätherey.
CORTES.
Es muß Mexico mit der ganzen Welt
Die Gesetze des Spanischen Monarchens,
Und sein Reich, verehren.
MONTEZUMA.
Niemahls ist sein Nahme in dieser Gegend bekannt geworden.
Was kann dieser König für ein Recht
Auf Mexico haben? Was für ein
Oberhaupt kan dir eine Verrätherey zur Tugend machen?
CORTES.
Unser Gesetz will, daß wir die Götzendiener verabscheuen,
Welche barbarischen Göttern menschliche Opfer bringen.
Wir sind weniger darauf bedacht, Länder zu erobern,
Als vielmehr hier unsern Gott bekannt zu machen,
Und unter euch denjenigen vollkommenen
Gottesdienst zu stiften, der diesem Gotte angenehm ist.
MONTEZUMA.
Was soll ich mir für einen Begriff von einer Gottheit machen,
Die Verbrechen befiehlt?
Von einem Gottesdienste, welcher dich verbindet,
Alle diejenigen zu verdammen, denen er unbekannt ist, und die anders, als du, denken?
Welcher endlich die Treulosigkeiten, die du an mir
Begehest, rechtfertigen kann?
CORTES.
Du bist nicht werth
Die Religion zu kennen,
Die Du schmähest.
MONTEZUMA.
Die unserige ist
Heilig und vollkommen. Sie befiehlt uns,
Jeden Menschen zu lieben und zu dienen;
Sie lehrt uns, mit einem jeden, der anders denkt, als wir,
Mitleiden zu haben. Sie will, daß wir wahrhaftig
Tugendhaft seyn sollen, und mahlet uns
Die Abscheulichkeit und Gottlosigkeit
Der Laster mit den schwärzesten Farben ab.
Was für ein Unterscheid? … O barbarischer Feind! …
CORTES.
Höre auf, mich zu schimpfen, und schicke dich
In deinen jetzigen Zustand. Dein Götzendienst
Ist zerstöhret, du bist nicht mehr
Monarch, dein Reich hat aufgehöret.
MONTEZUMA.
Ach! dieses ist zu viel,

Zu Pilpatoe.

Ich kann diese Unverschämtheit
Nicht weiter ertragen. Komm, Freund,
Laßt uns eilen, unsere Ehre zu rächen!
PILPATOE.
Ja, laßt uns aus dem Pallaste fliehen,
Und wider sie das ganze Volk bewafnen,
Und den Zamoro zurück rufen.

Montezuma bleibt, indem er weggehen will, stehen.

Ha! ehe ich weggehe,
Nimm die Strafe, für deine Wuth, hin.
Ich habe schon zu viel gelitten. Stirb, Treuloser.

Er zieht den Degen, und läuft auf den Cortes zu, die Spanier halten ihn ab, und umringen ihn.

CORTES.
Was für eine erschreckliche Verrätherey!
Wie? Du wilst mich in deinem Pallast ermorden?
Ist dieses das Versprechen,
Worauf ich mich sicher verlaßen konnte?
Auf solche Art übst du die
Gastfreyheit aus? Ach du selbst zwingst
Mich, streng zu seyn. Die Sicherheit
Meines Lebens erfordert,
Daß du ein Gefangener seyst. Hier, Soldaten,
Belegt ihn mit Ketten.

Die Spanier, welche den Montezuma gefangen halten, feßeln ihn auch.

MONTEZUMA.
Ich, in Ketten!
O Himmel! … Welche Verwegenheit! … Was für Gottlosigkeit! –
Hülfe, ihr Mexicaner! … Ach, ich bin verlohren!
Meine eigene Großmuth hat mich in den
Abgrund gestürzt! … Wenn du nicht ein
Tyger bist, der nach meinem Blute dürstet,
Wenn du nicht ein abscheuliches Ungeheuer bist,
Welches die Hölle ausgespien hat;
So sage mir, was du von mir wilst? Verlangst du Reichthümer?
Siehe, da sind meine Schätze. Wünschest du Länder?
Du solst befriediget werden.
Aber, was hast du für ein Recht über mein Leben?
Wenn du Sinne, wenn du Vernunft, wenn du ein Herz in der Brust hast,
Kannst du mich in einem so elenden Zustande sehen,
Ohne ein Mitleiden zu empfinden? Aber, wenn du mir auch
Mein Leben nehmen soltest; so glaube nicht,
Daß deine Macht
Ueber ein Volk gesichert seyn wird, das mich liebt,
Das seine Freyheit schätzt, und welches
Mich einmahl rächen könnte.
Ach erspare dir selber solche Greuel.
Erhalte das Blut, welches du zu vergießen gedenkest.
Laßt uns den Frieden,
Und nimm dir diese Schätze,
Welche ich dir mit wohlthätigem Herzen überlaße.
CORTES.
Du kannst mir nicht mehr diese Schätze schenken,
Und ich darf sie nicht erst annehmen. Sie gehören schon
Meinem unüberwindlichen Könige, welchen du hinführo
Für deinen Herrn erkennen must.
Richte also deine Gedanken darauf, wie du
Ihn ehren mögest, und entsage deinem Reiche.

Wie eitel und stolz du auch seyn mögest;
So übergieb dich nur deinem Ueberwinder.
Sey bedacht, als ein Kluger,
Meinem Monarchen Gehorsam zu beweisen.
Und verlaß deinen irrigen,
Und unsinnigen Gottesdienst.

Vertraue dich mir,
Du solst Hülfe und Gnade finden,
Und du kannst
Von meinem gnädigen Könige alles erwarten.
MONTEZUMA.
Nein, du bist nicht ein Gott, wie mir solches das Gerücht
Hat überreden wollen. Nachdem du
Eine grausame Verrätherey an mir begangen hast,
Was unterstehest du dich mir noch anzumuthen?
Die Ketten, womit du mich unwürdig beschwert hast,
Können den Muth in meiner Brust nicht tilgen.
Glaube nicht, daß die Furcht,
Oder deine gewaltsam ausschweiffende Wuth,
Machen solte, daß ich mich selbst vergäße.

Ich empfinde alle Schrecken meines tyrannischen
Schicksals; ich werde mich aber nicht
Durch Kleinmuth von der Furcht
Ueberwältigen laßen, und du solst
Mich nicht zittern sehen.

Barbar! Wo ist der Tod?
Komm, und nimm mir das Leben.
Es ist beßer, tapfer umkommen,
Als unter Scham und Spott
Das Leben erhalten.

Achter Auftritt.

Eupaforice und die Vorigen.

EUPAFORICE.
Was sehe ich? Ach! betrügen mich etwan meine Augen?
Himmel! Ja … es ist mein Geliebter.
So ist denn Montezuma … o, welch ein Schmerz! … in Ketten?
Zärtlichst geliebter Gemahl!
In was für einem elenden Zustande sehe ich dich wieder?
Verrathen … verlaßen … Ach, ahndungsvoll hat mein Herz,
Mit seiner immerwährenden Furcht, mir dieses Unglück
Deutlich genug vorher gesaget. Treuloses
Ungeheuer!

Zum Cortes.

So weit hast du es in der Ruchlosigkeit gebracht,
Daß du den Kayser, so gar in seinem eigenen
Pallaste, hast in Ketten legen können?
CORTES.
Prinzeßin! sprich nicht
Aus einem so beschimpfenden Tone. Montezuma
Hat mich erstechen wollen. Der Himmel hat mich noch gerettet.
Da er also die heiligen Gesetze der Gastfreyheit
Zuerst gebrochen; da er die Treue
Verletzet hat: so zittere er,
Daß er mich zu diesem äußersten Schritte gezwungen hat.
MONTEZUMA.
Du bist noch so verwegen,
Daß du die Verläumdung zu der Verrätherey hinzufügest?
EUPAFORICE.
Bösewicht! Du suchest
Vergebens, mich zu verblenden. Montezuma
Ist unschuldig, du allein bist der
Urheber der schändlichsten Missethaten.
CORTES.
Wer treu seinem Gott
Und Könige dienet, hat sich
Nichts vorzuwerfen.
EUPAFORICE.
Du dienest deinen
Unersättlichen Begierden, du dienest deinem
Schändlichen Eigennutze, deiner Wuth.
Dieses, Barbar, sind die Götter, die du anbetest?
CORTES.
Soldaten, bringt den Montezuma
Ins Gefängniß: Ich vertraue ihn euch an;
Und daß sich kein Mexicaner zu ihm nahe.
Du, Königin, bleib hier.

Zur Eupaforice. Cortes geht etwas zurück, und spricht mit den Spaniern.

EUPAFORICE.
Geliebter, und angebeteter Gemahl!
Dies ist also der Tag, der zu unserer
Vermählung leuchten solte?
MONTEZUMA.
Hemme, o Geliebte!
Deine Klagen,
Die überflüßig sind.
Ich darf nur allein die Bitterkeit eines Unglücks empfinden,
Welches mein leichttrauendes Herz mir zugezogen hat.
Reize nicht mit deinen Thränen die
Grausamkeit eines barbarischen Feindes,
Der seiner Wuth keine Gränzen setzet.
Und der wohl gar, … (ach die Götter wollen
Diese Ahndung nicht erfüllen,)
Dich in mein Unglück mit einflechten könnte.
EUPAFORICE.
Was bleibt mir, bey dem Unglück, worin ich dich sehe,
Für Hofnung übrig! … Lebe wohl, geliebter Prinz.
MONTEZUMA.
Lebe wohl, geliebte Gemahlin. Vergiß nicht
Einen Unglücklichen, der dich noch
Bey seinem letzten Seufzer anbeten wird.

Montezuma wird weggeführt.

Neunter Auftritt.

Eupaforice, Cortes.

EUPAFORICE.
Treuloser, undankbarer Fremdling!
Den man aus Mitleiden, aufgenommen hat, wie weit wirst du
Die Unmenschlichkeit treiben? Hätte man mir folgen wollen,
So wärest du nicht hier. Ich habe alles
Unglück vorhergesehen. Jezt siegest du:
Aber der Himmel wird dich strafen. Deinem Wohlthäter
Eiserne Ketten anzulegen?
Götter! wer hat jemals solche schreckliche Grausamkeit gesehen?
CORTES.
Ich bin dir von meinem Verfahren keine Rechenschaft schuldig.
Es sey dir genug, daß der Zustand
Von Mexico verändert ist. Verlaß doch nur einen Prinzen,
Den das Glück verlaßen hat. Denke nicht weiter an eine
Vermählung, die dich unglücklich machen könte. Die Reize,
Welche die Natur, und der Himmel dir verliehen haben,
Gehören nicht für einen barbarischen Prinzen.
Erhalte deine Größe dadurch, daß du
Selbige mit uns teilest. Beßer, als irgend jemand,
Wißen die Europäer deinen
Werth, deine Verdienste, und deine Hoheit zu schätzen.
EUPAFORICE.
Wenn sie dir ähnlich sind: so
Verabscheue ich sie alle. Wilst du, daß ich sie lieben soll:
So gieb mir meinen Gemahl, und ihm die Freyheit,
Und sein Reich wieder. Dann kannst du bey denen
Heiligen Banden, welche uns heute, (wie du weißest) vereinigen sollen,
Zugegen seyn, und an unserer Freude Theil nehmen.
CORTES.
Ach Königin, laß aus deinem Gemüth den Gedanken von einer Verbindung,
Der sich der Rathschluß des Himmels entgegen setzet.

Wenn ein junger Ueberwinder sein
Liebendes Herz deiner Schönheit
Seufzend anbiethet, so soltest du
Deinen Schmerz stillen,
Und deine Thränen abtrocknen.

Wenn die Liebe deinen schönen Augen
Ein neues Opfer bringt, ach! So
Verwirf es nicht mit einer barbarischen
Verweigerung.
EUPAFORICE.
Wenn ich eine so niederträchtige Seele hätte,
Meinen Geliebten zu verrathen,
Barbar, so würde ich doch deinetwegen
Nicht dieses Verbrechen begehen.
CORTES.
Montezuma,
Königin! ist in meiner Gewalt, du kannst
Ihn retten, oder verderben.
Deine Weigerung könnte ihn das Leben kosten.
EUPAFORICE.
Barbar, deßen vermeßener Anblick

Zum Cortes.

Mir ein Abscheu ist, du wilst mir
Von Liebe reden?
Unterdrücke entweder
Deine lasterhaften Neigungen, oder
Durchbohre mir die Brust.

Ich unglückliche,

Bey sich.

Wie grausam ist mein Schicksal!

Nein Unwürdiger, du solst niemahls
Die Frucht deiner Verbrechen genießen.
Du bist ein grausames Ungeheuer!
Ich schwöre, daß ich meinem Geliebten
Bis zum Tode treu seyn will.

Möchte doch heute auf dich,
Und auf deine gottlosen Gefährten,
Der Zorn des Himmels seinen
Blitz fallen laßen!

Geht ab.

CORTES.
Zeit, und Ueberlegung mögen den grausamen
Zorn besänftigen. Die Liebe zum Leben,
Die Besreyung ihres Liebhabers, und das
Verlangen, zu herrschen, werden sie in meine Umarmungen führen.

Zehender Auftritt.

Cortes, Narves.

NARVES.
Herr! ich befürchte, die größeste Gefahr.
CORTES.
Wie so?
NARVES.
In der Stadt
Läuft schon heimlich das Gerücht umher,
Daß Montezuma in Ketten ist. Das Volk versammlet
Sich Haufenweise, und berathschlaget sich wieder uns. Unsere Macht
Ist dort zu schwach; und es wird schwer halten,
Uns, gegen die Stärke der Aufrührer, zu vertheidigen.
Hättest du meinen Worten geglaubet: so hätte man,
So bald man in die Stadt gekommen wäre, alles überfallen.
CORTES.
Sey nicht so furchtsam, Narves! Es wird meine Sorge seyn,
Gegen alles die nöthige Vorsicht zu gebrauchen. Noch haben wir nichts,
Gar nichts verlohren. Laß uns, durch schlaue Aufmerksamkeit,
Die verrätherischen Anschläge entdecken.
Laß uns vorsichtig, wachsam, und kühn seyn. Wir haben unsere
Waffen, welchen niemand wiederstehen kan. Komm, laß uns
Die Spanier, und die Völker, welche uns gefolget sind, versammlen.
An diesem Tage muß noch alles vollzogen seyn.

Sie gehen ab.

Eilfter Auftritt.

Ein Theil des Kayserlichen Gartens. Eupaforice, Erixene.

EUPAFORICE.
Mein Unglück ist aufs höchste gestiegen.
Der nichtswürdige Räuber verspottet meinen Schmerz.
Er glaubt, mich durch die Furcht sich unterwürfig zu machen.
Aber derselbe Augenblick,
Worin mein Unglück aufs höchste gestiegen ist,
Giebt mir neue Kräfte. Niemahls soll man sagen,
Daß ich meinen Liebhaber, und das Reich
Niederträchtig verlaßen habe. Ich will der ganzen Welt zeigen,
Was eine Frau für Muth haben könne;
Und die Spanier
Sollen durch ihre Niederlage erfahren,
Daß man nicht unbestraft
Die Majestät einer Königin beleidige.
Laßt uns keine Zeit verlieren;
Renne, ruffe und versammle den
Pilpatoe, den Tezeuco, und so viel treue
Mexicaner du nur finden kanst!
ERIXENE.
Ich eile, dir zu gehorchen.
Aber nimm dich in Acht, daß man dich nicht
An diesem verdächtigen Orte überfalle.
Wenn Cortes liebt, so wird er auch eifersüchtig seyn.

Sie geht ab, kehrt aber bald mit dem Tezeuco und Pilpatoe zurück.

EUPAFORICE.
Wir haben nichts mehr zu verlieren. Man muß hinführo
Entweder überwinden, oder sterben. Wenn Montezuma
Nicht den Thron besteigt, so schlept man ihn zum Gericht.
Wir müßen alles für ihn wagen.

Zwölfter Auftritt.

Eupaforice, Erixene, Tezeuco, Pilpatoe.

TEZEUCO.
Ach Königin, was habe ich gehöret!
Der Kayser ist in Ketten?
EUPAFORICE.
Sein Unglück
Ist nur allzugewiß: aber wenn er in Banden ist:
So ist es unsere Pflicht, da wir frey sind,
Ihn davon los zu machen, und seine Rache zu besorgen.
PILPATOE.
Laßt nur den Zamoro näher kommen,
So sollen die Spanier überwunden seyn.
TEZEUCO.
Ein kürzlich von Zamoro geschickter Bothe,
Hat uns die klägliche Nachricht von dem Aufruhr
Seiner Armee überbracht.
Der Enkel des Kaysers selbst,
Der Fürst von Tacuba,
Hat sie aufgewiegelt,
Sich an ihre Spitze gestellt,
Und sich für die Spanier erkläret.
EUPAFORICE.
Freunde, wir haben nicht fremder Hülfe nöthig,
Laßt uns zu unserer Vertheidigung
Unseren eigenen Arm bewafnen. Bey unseren
Umständen muß die Verzweifelung unsere
Tapferkeit reizen. Ach erinnert euch,
Wie viel ihr dem Montezuma schuldig seyd! Erinnert euch
Aller seiner andern Tugenden, und schwöret
In meine Hände,
Daß ihr euer Leben für ihn aufopfern wollet.
PILPATOE UND TEZEUCO.
Ja, wir schwören es dir.
EUPAFORICE.
Gut, wenn der Tag für die Spanier
Glücklich gewesen ist,
So soll die Nacht für sie unglücklich seyn!
Pilpatoe! versammle unsere Soldaten, bewafne.
Die Truppen, bewafne das Volk, srische sie an,
Ihren Herrn auf alle Weise zu vertheidigen.
So bald die Nacht das Licht aus den Augen
Der Sterblichen wird verdrungen haben, so laßt uns
Den Angriff thun. Ich selbst will an der Spitze seyn;
Wir wollen unsere Tyrannen
Ausrotten. Wolten die Götter! daß der Schlaf, worin
Wir sie begraben finden werden,
Der letzte ihres Lebens sey.
PILPATOE.
Ach Königin! dieser große Gedanke, ist der
Gemahlin des Montezuma, und unserer
Bewunderung würdig. Ach! mit was für Freude lauffe ich,
Alles anzuordnen. Nach deinem Anschlage
Müßen wir entweder unsern Monarchen
Retten, oder mit ihm sterben.

Geht ab.

EUPAFORICE.
Könnte ich doch eine so schöne Treue
Einmahl belohnen!
Gehe du Freund

Zum Tezeuco.

Zu den Spaniern.
Stelle du dich, als woltest du uns verrathen, und mache sie
Dadurch sicher. Verschwende ihnen
Den gefährlichen Trank,
Deßen Mißbrauch die Vernunft verwirret.
Wenn alsdenn die Freude, und die darauf folgende
Trunkenheit sie wird in den Schlaf versenkt haben;
So wird alsdenn mein Anschlag vollführt werden können.
TEZEUCO.
Wenn doch die Götter
Einen so gerechten Anschlag gerathen ließen,
Und unsere grausamen
Feinde straffen wolten!
Die allgemeine Beleidigung
Locket und treibet
Mich zur Rache.
Ich eile, sie zu vollenden.

Angebetheter Monarch! der
Himmel gebe dir durch seinen
Schutz, und durch meinen Eifer
Deine Freyheit wieder.
Mein Nahme verspricht
Sich für dieses wichtige Werk
Einen unsterblichen Nachruf.

Geht ab.

Dreyzehender Auftritt.

Eupaforice, Erixene.

EUPAFORICE.
Ich hoffe, und verspreche
Mir alles von der Hülfe
Dieser braven Mexicaner.
Die Tapfern können allein das Glück ändern.
ERIXENE.
Was für ein Herz
Wäre so fühlloß,
Daß es nicht Mitleiden empfände,
Und dir zu helfen bereit wäre?

Selbst diejenigen, die Zittern gewohnt sind,
Werden, o Königin! Durch dich muthig gemacht.
Ich zittere, und schaudere,
Und dennoch will ich dem Tode Trotz bieten.

Deine Beleidigung erfordert Rache,
Sie entzündet in mir den Muth,
Und es ist beßer umzukommen,
Als in Sclaverey zu schmachten.

Sie geht ab.

EUPAFORICE.
Ach! Wenn die Götter gerecht sind,
So werden sie uns nicht verlaßen.

Es schändet derjenige die Ehre des
Thrones, und verdunkelt seinen Ruhm,
Der in seinem Unglück sich zu einer
Niederträchtigkeit herabläßt.

Der Himmel steht dem Kühnen bey,
Wenn er sich mit Muth bewafnet,
Nicht erschrickt, und die Strenge des
Schicksals verachtet.

Sie geht ab.

Ende der zweyten Handlung.

Hier folgt ein Ballet von Spaniern.

Dritte Handlung.

Erster Auftritt.

Ein Gefängniß.

Montezuma in Ketten, hernach Eupaforice.

MONTEZUMA.
Was für ein erschreckliches Schicksal verfolgt mich, o ihr Götter!
Die aufgehende Sonne sahe heute mein Glück,
Und eben dieselbe Sonne siehet
Heute bey ihrem Untergange mein höchstes Unglück.
Ist es denn wahr? Oder ist es ein Traum? Bin ich,
Bin ich denn würklich Montezuma? … Wie? Ihr Sterne!
Der Monarch von Mexico, in Ketten?
Ich habe nicht gefochten, und bin überwunden?
Man hat mich nicht überwältiget, und doch bin ich ein Gefangener?
O Glück, Wie thöricht ist doch
Der Sterbliche, der dich anbethet!
Wie unsinnig ist er, wenn er sich auf deine Gunst verläßet!
Wenn die grösten Fürsten
Dir zum Spiel dienen, wenn die größesten Reiche
Durch deine Hand umgekehrt werden,
Wer kann wohl in diesem Leben ein dauerhaftes Glück besitzen?
Ich verlaße ohne Verdruß eine Größe,
Deren Hinfälligkeit ich zu gut habe kennen lernen,
Und die ich ohne Stolz besessen habe.
Eine große, und starke Seele
Muß allezeit bereit seyn, die Güter zu verlaßen,
Die ihr der Tod einmal rauben kann.
Aber, treueste Gemahlin! … Ach Eupaforice!
Ist dieses der glückliche Augenblick,
Der uns mit einem unauflößlichen Bande
Verknüpfen solte? … Auf
Ewig wird er uns vielleicht trennen? Ach!
Dieses ist der Schlag,
Wovon ich zu Boden sinke? Grausamer Fremdling!
Unbarmherziges Ungeheuer! Und das
Von lauter Lastern zusammen gesetzt ist, du wirst also
Durch deine Boßheit
Ueber die Tugend triumphiren? Man wird also sehen,
Wie der gröste Bösewicht unbestraft
Die Ehre, die Treue, und die Unschuld, unterdrückt hat?
Wie sehr verläugne ich aber meinen Muth?
Ist es einer großmüthigen Seele anständig,
Sich zuviel über die unwiedertreibliche
Fügung des Himmels zu beklagen?
Laßt uns mit Geduld ein Uebel ertragen,
Das wir nicht ändern können! Euch gebühret es,
Ihr Schutzgötter von Mexico!
Eure Altäre,
Euer Volk, ihren Fürsten zu erhalten.
Wenn ihr uns euren Beystand versaget:
So laßt uns, ohne über die Vorsicht Klage zu führen,
Getrost unserm Schicksal entgegen gehen.

Wer kan von uns
Der Strenge des unvermeidlichen
Schicksals entgehen?
Je härter es ist,
Je muthiger
Muß das Herz seyn.

Die Größe und Hoheit
Sind nichts, als ein leerer Schatten,
Der leicht verschwindet.
Das blinde Glück verleiht
Und nimmt sie uns wieder.
Man verliert dadurch nichts …

Man hört die Riegel des Gefängnißes aufgehen.

Aber was für ein Geräusche dringet
Zu meinen Ohren? Ich bin zu allem
Bereit. Vielleicht bringet mir der Tyrann mit seiner
Hand den Tod. Ach, dies ist noch das einzige Gut,
Welches ich hoffen darf.
Aber … was sehe ich? O, ihr Götter!
Eupaforice ist hier? Geliebte Gemahlin!
Was hat dich in diesen tiefen,
Schrecklichen Aufenthalt geführet?
EUPAFORICE.
Die Liebe, und meine Pflicht.
MONTEZUMA.
Ach, wenn der Tyrann
Hierher käme, und dich entdeckete?
EUPAFORICE.
O, nein! – Lege deine Furcht ab,
Geliebter Prinz! Ich habe deine Wächter
Auf meine Seite zu bringen gewust. Die Spanier laßen sich
Von dem Glanze des Goldes überwinden. Ein treues Herz
Bricht durch jeden Wiederstand hindurch, und bahnet sich
Da einen Weg, wo es die größesten Hinderniße antrift.
MONTEZUMA.
Was für eine reine Freude ist es, für mich,
Dich noch einmal wieder zu sehen! Leben und Krone
Fahren zu laßen, – das ist für mich nichts Trauriges:
Aber dich, mein größestes Gut, zu verlieren, … ach! das schmerzet zu sehr.
EUPAFORICE.
Verzweifele nicht, mein Geliebter! Es ist uns noch ein Rettungsmittel übrig.
MONTEZUMA.
Und was für eins? Etwan Zamoro …
EUPAFORICE.
Ach, Herr! … Zamoro … und seine Truppen
Sind von deinem eigenen Enkel zur Untreue
Verführt worden, und haben sich den Spaniern ergeben.
Aber laß dich diesen Vorfall nicht niederschlagen. Zu deiner
Vertheidigung ist noch Eupaforice hier. Heute sollen,
Meine Treue, und meine Liebe, Wunder thun.
MONTEZUMA.
Es ist also nicht genug, daß die kühne Schaar
Des Fremdlings mir mein Reich, und mein Leben raubet?
Muß ich noch sehen,
Daß so gar mein Blutsfreund mich verräth?
O, ihr Götter! was habe ich euch gethan?
Womit habe ich eueren so heftigen Zorn verdienet? Es scheinet,
Als wenn sich Himmel, und Erde wider mich verschworen hätten.
Dennoch aber soll mein Unglück,
Meine Standhaftigkeit nicht erschüttern.
MONTEZUMA.
Ach Geliebte! Nur deinetwegen
Empfinde ich die Grausamkeit
Meines Schicksals, und ich seufze
Nur deinetwegen.
EUPAFORICE.
Verzweifle nicht, mein Leben!
Mein beständiges Herz
Wird alles wagen, seinen Geliebten
Zu retten.

Beyde.

MONTEZUMA.
Wenn wird doch der Tag kommen,
An welchem mich der gerechte Himmel
Rächen wird!
EUPAFORICE.
Wenn wird doch der Tag kommen,
An welchem der Himmel meine reinen
Wünsche erfüllen wird!
MONTEZUMA.
Gemahlin …
EUPAFORICE.
Geliebter …
MONTEZUMA.
O Himmel!
EUPAFORICE.
Beruhige dein Gemüth,
Es ist noch erlaubt, zu hoffen.
MONTEZUMA.
Nur allein dein Schicksal
Macht, daß ich zittere.
EUPAFORICE.
Ach! Mit einer so reinen Liebe,
MONTEZUMA.
Ach! Mit einer so schönen Treue
EUPAFORICE UND MONTEZUMA.
Müßen wir entweder herrschen,
Oder zusammen sterben.

Zweyter Auftritt.

Montezuma, Eupaforice, Erixene.

ERIXENE.
Ach! Königin!
Unsere Anschläge sind entdeckt.
Die ganze Stadt ist voll von dem Schrecken,
Und von dem Gefechte der Spanier.
Narves macht hier
Die Mexicaner zu Gefangenen, Cortes dort.
Ich habe Mühe gehabt, unter diesem Tumult,
Dir die traurige Nachricht davon zu überbringen?

Sie gehet ab.

MONTEZUMA.
Wer kann uns mehr in dem Zustande, worinnen wir sind, verrathen?
Was bleibt uns zu verliehren übrig?
EUPAFORICE.
Wie? Unsere Anschläge sind verrathen worden?
Ach! nein, diejenigen, denen ich sie anvertraut habe,
Sind dazu unfähig.
MONTEZUMA.
Was hat man denn
Für einen Anschlag entdeckt?
EUPAFORICE.
Daß ich zu deiner Freyheit,
Und zum Untergang der Feinde,
Deine Unterthanen bewafnen wolte.
MONTEZUMA.
O Großmüthige! O meiner
Anbethung würdige Königin!
Ich hätte niemahls geglaubt, daß du mit
Den vielen Tugenden, die ich in dir verehrt habe,
Noch so vielen Muth verbändest.

Dritter Auftritt.

Tezeuco und die Vorigen.

TEZEUCO.
Ach! Königin, was für
Ein barbarisches Schicksal! Alles ist verlohren!
EUPAFORICE.
O Himmel! Was ist vorgegangen? Rede!
TEZEUCO.
Ich vollstrecke deine Befehle,
Ich redte schon mit dem Tyrannen,
Und unsere Sachen waren schon auf gutem Wege,
Als sich ihm jemand näherte,
Und mit ihm bey Seite sprach.
Der Tyrann ward rasend; er fällt, den Degen in der Hand,
Auf mich los, ich entfliehe, und er stößt alle Mexicaner nieder,
Die ihm in den Weg kommen. Die Spanier
Versammlen sich zu ihm, und richten
Ein entsetzliches Metzeln unter allen denenjenigen an,
Die sich zu deiner Vertheidigung gewafnet hatten.
Allenthalben hört man nichts, als Drohungen, Klagen und Weinen, und ich
Habe mich durch Cadaver, und Ströhme von Blut retten müssen.
Pilpatoe wehrt sich noch in dem großen Tempel, worein
Er sich geworfen, aber vergeblich. Ach! Ihr höchsten Götter,
Warum habt ihr so lange mein Leben gefristet!
MONTEZUMA.
O großmüthiges Volk,
Daß für seinen Prinzen Blut, und Leben aufopfert;
Warum kanich jezt nicht, zu deiner Errettung,
Meinen letzten Blutstropfen versprützen?
Ach! es bleibet mir nichts übrig, als dich zu beklagen.
EUPAFORICE.
Gut, so laß uns die Flucht ergreiffen,
Wenn wir nicht fechten können!

Zum Montezuma.

Komm!
Durch Gold bin ich hierher gekommen: durch Hülfe der Waffen
Wird man sich wieder von hier wegbegeben können. Wir wollen
In mein Königreich gehen, wo wir eine neue Macht, und neue Truppen finden werden.
MONTEZUMA.
Wenn ich wieder frey bin: so will ich mir meine Freyheit, mit bewafneter
Hand zu Nutze machen; und ist meine Macht vergebens:
So will ich wenigstens mit dem Degen in der Faust sterben.
TEZEUCO.
Herr! es ist zu spät. Rette dich! Fliehe!
Dies ist das einzige Mittel,
Welches deine Gemahlin dir vorschläget.
Versäume keinen Augenblick. Die Noth befiehlt es.
MONTEZUMA.
Zu einer solchen Niederträchtigkeit solte ich mich herablassen können?
Gemahlin! Geliebteste!
Entgehe der Gefahr, und laß einen unglücklichen
Liebhaber seinem Verhängniße folgen.
EUPAFORICE.
Verbanne aus deinem Gemüthe eine so traurige,
Und verzweifelte Vorstellung. Ach, ich bitte dich,
Bey der zärtlichen Liebe, die in uns beyden glühet;
Bey denen Göttern, welche wir anbeten, bey deinem
Dir getreuen Volke. Erhalte dich, eine Rache zu üben,
Welche der Himmel vielleicht durch mich beschleuniget.
MONTEZUMA.
Befiehlst du es? Wohlan, ich gehorche.
Lenke du meine Tritte; und ihr,
O, Götter! unterstützet unser Vorhaben.

Sie gehen ab.

Vierter Auftritt.

Ein großer mit Seulen eingefasseter Hof, aus welchem man einen Theil der Stadt erblicket, die hernach angezündet wird.

Cortes mit einigen Spaniern. Pilpatoe in Ketten.

MONTEZUMA.
Ja, Treuloser, du solst, durch das Schwerdt, fallen;
Und, für dein Verbrechen, mit deinem Blute bezahlen.
PILPATOE.
Dieser Tod wird dem Vaterlande, meinem Monarchen,
Und mir selbst zum Ruhm gereichen.
MONTEZUMA.
Zur Schande wird er dir gereichen,
Weil du ein Aufrührer bist. An dir will ich
Ein grausames Beyspiel zeigen, um das Intereße
Des Himmels, und meines Monarchen zu rächen.
PILPATOE.
Was für ein Intereße hat
Der Himmel mit Mexico?
CORTES.
Du lästerest noch?
Bösewicht! noch jezt, da du siehest,
Daß unser Gott den Triumph behält?
PILPATOE.
Du hast recht! Deine Götter sind
Mächtiger, aber nicht gerechter, als die unserigen,
Da sie uns ein so schweres Unglück aufgeleget haben.

Fünfter Auftritt.

Narves, mit den übrigen Spaniern, welche den in Ketten geschlossenen Montezuma führen, Eupaforice und Tezeuco.

NARVES.
Feldherr! hier bringe ich dir
Den Montezuma, und die Königin. Sie hatten die
Spanischen Soldaten hintergangen;
Und waren schon nahe am Thore. Ich hohlete sie ein;
Sie unterstanden sich, uns die Spitze zu biethen; von den Unserigen
Wurden einige von dem Montezuma, und so gar von
Seiner stolzen Gemahlin erleget;
Aber ihre Gegenwehr war vergeblich; wir haben sie
Ueberwältiget, und sie haben der Uebermacht weichen müßen.
CORTES.
Zittert, ihr Treulosen,
Ueber eure verrätherische Zusammenverschwerung,
Ihr selber bewafnet meine Wuth,
Euch zu bestraffen.
Auf diese Art mißbrauchest
Du Hochmüthiger meine Gnade,
Die dir verzeihen wolte.

Zum Montezuma.

Du bewafnest das rebellische Reich,
Du stiftest Meuthereyen, du suchst
Mein Blut zu vergießen.

Aber ein grausames Ungewitter
Zieht sich über deinen Kopf zusammen,
Nichts soll es aufhalten,
Und ich werde endlich
Meine Eroberungen durch Blut und Verwüstungen
Zu sichern wissen.
MONTEZUMA.
Barbarischer Räuber! du unterstehest dich noch,
Mich einen Rebellen zu nennen?
EUPAFORICE.
Du spottest noch, strafbares Ungeheuer!
Ueber unser Unglück?
CORTES.
Ihr sollet sterben!
Und du zuerst,

Zum Montezuma.

du schändlicher Urheber
Strafbarer Anschläge!
EUPAFORICE.
Du betrügest dich. Ich allein bin es gewesen.
Ich habe den tapfern Arm der Mexicaner bewaffenet,
Und, um meinen Gemahl zu retten, habe ich alles
Versuchet, dich, du Grausamer! zu ermorden.
MONTEZUMA.
Nein, Cortes! da alle Sachen einen
Andern Namen bekommen;
Und großmüthige Thaten
Verbrechen genennet werden: so bin ich allein der Schuldige.
Ich habe die Ehre des Thrones retten;
Ich habe dem Reiche die Freyheit wieder verschaffen;
Ich habe für die Altäre, welche du
Zu entweyhen gesucht hast, streiten wollen.
CORTES.
Du hast mich genöthiget,
Strenge zu gebrauchen; du hast mir Beleidigungen zugefüget.
Die Todesstrafe wartet auf dich.
EUPAFORICE.
Grausamer Unmensch!
Heute bist du hierher gekommen; heute hast du die Versicherung
Von der Treue des Kaysers erhalten; und selbst an diesem Tage
Hast du den Kayser mit unverdienten Ketten gebunden.
Bedenke, Grausamer! daß wir blos durch dich zu einer
Verzweifelten Wuth gezwungen worden. Bedenke,
Daß sich niemand, ohne Gegenwehr, unterdrücken läßet.
Bedenke endlich, daß du deinen Namen,
Wenn du eine so wilde Grausamkeit ausübest,
Heute mit einer ewigen Schande bekleidest.
CORTES.
Gut! du wilst, daß er am Leben bleibe?
EUPAFORICE.
Ach! ob ich es will?
Kühle deine Rache in meinem Blute. Stoße zu! Durchbohre mich!
Hier ist ein Mordeisen. Aber du, o Gott! erhalte –
Erhalte, aus Mitleiden, das Leben meines Gemahls.
MONTEZUMA.
Lieber will ich mir
Einen tausendfachen Tod erwählen.
CORTES.
Wenn er sein Leben retten will:
So muß er vor allen Dingen seinen betrügerischen
Götttern absagen. Hiernächst muß er mir das
Reich, und deine Hand
Demüthig überlassen.
MONTEZUMA.
Niederträchtiger!
Mit Schande solte ich
Mein Leben erkaufen?
Ich solte die Ehre verlieren, um in der
Knechtschaft meine Tage unglücklich hinzuleben?
Dir solte ich die Eupaforice,
Meine Gemahlin, meine ganze Glückseligkeit abtreten können?
Ehe ich mich hierzu entschließen wolte,
Wolte ich lieber tausendmal mein Leben verlieren,
Wenn ich ein tausendfaches Leben hätte.
EUPAFORICE.
Ungeheuer! Welches nichts als Schrecken,
Und Grausamkeit, von sich hauchet,
Du stehest unsere Thränen,
Ohne bewegt zu werden!
Fürchte, daß unser Unglück,
Welches die Frucht deiner Unbarmherzigkeit ist,
Nicht einmal in deiner Seele Gewissensbisse errege,
Die für dich tödtlich seyn werden.

Grausamer, deine Triumphe,
Und dein Ruhm, sind nichts,
Als eine Schwärmerey. Die wahren Helden
Haben menschliche Empfindungen.
CORTES.
Meine Thaten haben
Weit bessere Richter, als die Mexicaner.
Von dir

Zu der Eupaforice.

begehre ich keinen Rath.
Und wozu hast du

Zum Montezuma.

dich endlich entschlossen?
MONTEZUMA.
Zum Gericht geführet zu werden? Lasset uns sogleich gehen.

Du magst deine Siege crönen.
Und mich um das Leben bringen;
Du solst aber sehen, daß ich
Ueber den Tod triumphiren werde.

Ich überliefere ohne Furcht
Dem Schooße der Natur eine reine Seele,
Und meinen Körper den Elementen,
Denen er seine Geburth zu danken hat.
Sie werden einmahl über deine
Verräthereyen um Rache schreyen.

Komm, Geliebte,
Meine Asche zu sammeln.
Und den letzten Seufzer
Meines Herzens zu vernehmen.

Montezuma wird mit dem Tezeuco und dem Pilpatoe, von einigen Spaniern, die der Narves auführet, zum Gericht geschleppt.

EUPAFORICE.
Ach, mein angebethener Gemahl! …
So ist keine Rettung weiter vorhanden? … Abscheuliches Unthier,
Das seiner blinden Wuth
Keine Schranken setzet,
Deine gröste Missethat ist diese …
Hoffe aber nicht die Früchte
Deiner Laster im Frieden zu genießen.
Du solst sehen, wozu eine Frau fähig ist,
Die zur Verzweiflung
Gebracht wird. Ich weiß,
Barbar, daß nur ein schändlicher Durst nach Gold, und nach unsern Reichthümern
Dich zu solchem Greuel vrrleitet hat.

Hier siehet man die Stadt im Feuer.

Kehre deinen Blick hin, und siehe,
Wie dich die Flammen derselben berauben.
Auf meinen Befehl hat man die Stadt angezündet.
Du solst nur über Ruinen herrschen.
Und die Cadaver der Mexicaner,
Die deiner Wuth aufgeopfert worden,
Sollen deine Unterthanen seyn.
Die Götter der Rache
Werden machen, daß die Reichthümer,
Die die Spanier aus diesem reichen Boden herausgraben,
In fremde Hände kommen.
Du tödtest meinen Gemahl, um mich aus seinen blutigen Armen zu reissen;
Aber ich werde, zweifele nicht daran,
Bald eine rächende,
Und dich verfolgende Furie seyn.
So lange dich nur noch die wieder deine Missethat
Selbst aufgebrachte Erde tragen wird,
Will ich allezeit um dich seyn, und mit dir Kriege führen.
Gehe! Deine Grausamkeiten, deine Verbrechen,
Sollen dennoch mich nicht von
Meinem zärtlichen Liehhaber trennen.
Unsere Seelen sollen sich in diesem Augenblick vereinigen.

Sie stößt sich einen Dolch in die Brust. Erixene läuft, um sie zu halten, die Frauen umringen sie, und tragen sie weg.

CORTES.
Welche hartnäckige Wuth! Jezt sehe ich,
Daß man dieses Volk vertilgen muß,
Wenn man es überwinden will. Die Stadt soll
Geplündert werden, und die
Einwohner sollen durch das Schwerdt sterben.
Tapfere Spanier! eilet, eine erhabene
That zu verrichten. Der Götzendienst werde mit seinen
Götzendienern ausgerottet.
Auf solche Art werde das Reich unsers Königes
Befestiget. Ich erwarte heute von euch,
Daß ihr unseren Gottesdienst rächet.

Er gehet ab. Die Spanier laufen zur Plunderung; es singet ein Chor von Mexicanern, welche hernach bestürzt die Flucht ergreifen. Hierauf siehet man die Stadt brennen, und Mexicanische Sclaven, und Sclavinnen tanzen ein Ballet.

CHOR DES VOLKS, welches fliehet.
O Himmel! O abscheulicher Tag,
Der von lauter Missethaten angefüllt ist!
O Erde! Die du sie duldest,
Eröfne deine Abgründe.
Laßt uns vor diesen Barbaren fliehen, laßt uns fliehen!
Gerechte Götter, errettet uns!
Laßt euch zum Mitleid bewegen!

Ende.