Ekkehard
Text von J. J. Abert nach Joseph Victor von Scheffels gleichnamigem Roman, von verschiedenen Verfassern bearbeitet
Oper 5 Akte
Uraufführung 11. Okt. 1878 Berlin, Hofoper
Musik von Johann Joseph Abert
Einführung
Wie vor 12 Jahen "Astorga", so hatte auch dieses Werk gelegentlich seiner Erstaufführung einen durchschlagenden Erfolg. Die Musik zu "Ekkehard" zeigt nicht bloß die ernste künstlerische Arbeit eines gründlich gebildeten, mit allen Mitteln seines Faches vertrauten Komponisten, sondern legt Zeugnis ab. daß wir es mit einem reich begabten Tondichter zu tun haben. "Ekkehard" zählt sowohl textlich wie vor allem musikalisch zu den bedeutendsten Erscheinungen.
Solisten
- Hadwig, Herzogin in Schwaben - Sopran
- Praxedis, ihre Vertraute - Sopran
- Spazzo, ihr Kämmerer - Bariton
- Graf von Montfort - Bariton
- Watzmann, der Abt - Bariton
- Rudimann, der Kellermeister - Bariton
- Ekkehard, Mönch vom Kloster St. Gallen, Gast auf der Reichenau - Tenor
- Die Waldfrau - Mezzosopran oder Alt
Chor
Mönche und Klosterschüler, Winzer und Fischer. Bewohner des Bodenseeufers, Knechte und Hörige, Edelfrauen und Ritter, Reisige, Pagen der Herzogin und Gefolge
Ort und Zeit
Vor dem Kloster Reichenau, auf und bei dem Hohentwiel, 10. Jahrhundert
Inhalt
1. Akt. Vor dem Kloster Reichenau. Es ist Herbst. Winzer bergen mit Wein gefüllte Fässer im Kloster, Rudimannkostet mit langem Zug den Rebensaft. Die Waldfrau die bisher unbeobachtet war, flucht dem Wein und dem Kerkermeister und geht fort. Abt Watzmann und Mönche kommen und loben das Getränk. Weinlied des Abtes "Klosterwein von Reichenau", dann verlassen alle unter Glockengeläute den Ort. Die Fähre läßt zwei Frauen, Hadwig und Praxedis, landen. Die Herzogin beklagt sich, daß sie Sehnsucht ohne gleichen quält. "In meiner Brust ein Feuer glüht, doch was auf Erden blüht, ist mir verwehrt," singt sie. Wohl beugt sich vor der Herzogin alles Volk, doch Liebe erntet sie nicht. Rudimann kommt in angeheitertem Zustande hinzu, und als er Praxedis küssen will, tritt Ekkehard hinzu und schleudert den Trunkenbold fort. Ekkehard ist von dem Anblicke der schönen Frauen entzückt. Da erscheint der Abt, und als er Rudimann seine Frechheit vorhalten will, entschuldigt sich dieser, daß er im trunkenen Zustande, Ekkehard aber nüchtern weltliche Genüsse hegte. Entrüstet wirft man den beiden Frauen vor, daß sie heimlich das Gebiet des Klosters betreten hätten und Unfrieden stifteten. Der Abt weist sie sogar scharf von dannen. Da landet die Fähre abermals, und Graf Montfort erscheint, indem er die Herzogin von Schwaben ehrfurchtsvoll grüßt. Abt Watzmann bittet um Vergebung und kredenzt der Herzogin einen Becher, den diese auf das Wohl ihres Heimatlandes leert. Dann begehrt sie des Klosters Schätze zu besichtigen. Doch als der Abt erschrocken von dem heiligen Gelübde spricht, daß kein Weiberfuß die Schwelle des Klosters betreten dürfe, gibt Ekkehard listig der hohen Frau ein Tuch, damit sie ihre Füße damit umhülle und so das Gelübde nicht gebrochen werde. Hadwig reicht Ekkehard die Hand; Montfort bemerkt mit aufkeimender Eifersucht, daß die Herzogin an dem jungen Ekkehard außergewöhnlichen Gefallen findet.
2. Akt. Burggarten auf dem Hohentwiel. Ekkehard liest aus dem Virgil der Herzogin, Praxedis und dem Grafen Monzfort vor. Plötzlich aber unterbricht die Herzogin den Vortragenden. Sie ist sehr ergriffen. Da tönen Worte der Waldfrau an ihr Ohr. Letztere singt: "Der Abend kommt und die Nachtluft weht - wir müssen alle von dannen." Praxedis deutet die düsteren Worte dahin, daß Sonnenwende nicht weit sei. Montfort warnt die Herzogin vor dem Sang, jene aber wendet sich verwirrt ab. Da erscheint Spazzo und ruft Hadwig zum Abendessen ab. Ekkehard schreitet gesenkten Hauptes nach dem Turm. Montfort hat der Herzogin staunend nachgesehen. "Klarheit ist es nun, er ist verschmäht." Wütend beschließt er, Ekkehard zu vernichten. Zu diesem Zwecke erbittet er von der Waldfrau zwei "Tränke voll Zauberkraft, von denen der erste Verderben schafft, und glühende Liebe der zweite". Die Waldfrau sagt zu, doch muß Montfort zur Sonnenwende am Heidenstein sich einfinden.
Verwandlung. Am Heidenstein. Der heidnischen Feier der Sonnenwende tritt Ekkehard plötzlich entgegen. "Weh' über euch, verstockte Sünderschar!" Wütend ergreifen alle Männer die Waffen, doch furchtlos verharrt Ekkehard und zertrümmert mi seinem Beile den Altar, auf dem den heidnischen Götzen geopfertwurde. Zwar siegt Ekkehard über die Anhänger der heidnischen Feier, aber die Waldfrau hält ihm seine sündige Liebe zur Herzogin vor, und Ekkehard schreit auf: "Weh' mir, ich bin gerichtet!"
3. Akt. In der Burgkapelle. Ekkehard tritt ein, und in ihm ringt sich die Gewißheit durch, daß er Hadwig nicht lassen kann, er sagt sich vom Klosterorden los. Da erscheint Hadwig. Ekkehard glaubt wahrzunehmen, daß die Herzogin ihn wider liebt, und schließlich hebt er die sich Sträubende empor und küßt sie. Zu gleicher Zeit erscheinen Abt Watzmann und Montfort in der Kapelle. Letzterer stürzt sich mit gezücktem Dolche auf Ekkehard. aber die Herzogin selbst hält den Wütenden zurück. Der Abt flucht dem Ekkehard, und auch die Herzogin stimmt in diesen Fluch mit ein. Mi den Worten: "Weh' mir, auch sie hat mich verdammt" läßt er sich fesseln und abführen.
4. Akt. Burghof. Montfort und die Waldfrau haben die Hunnen zu nächtlichem Ueberfall an die Burg herangeführt. Die Waldfrau bestimmt Montfort, diese selbst hereinzuführen. Beide gehen an die Ausführung ihres Planes. Praxedis erscheint. Auch sie liebt Ekkehard, der im anstoßenden Turme schmachtet. Sie will ihn befreien, doch erst, als Praxedis ihm sagt, daß Hadwig ihn noch liebt. ergreift Ekkehard freudig die rettende Hand. Beide beschließen nun, mit des Kaisers Heer gegen die Hunnen zu ziehen, Praxedis verkleidet als Mönch. Da gewahrt Ekkehard Flammenzeichen. Die Hunnen, Montfort an der Spitze, dringen in den Burghof. Ekkehard tötet den Verräter. Doch schon brechen Flammen aus der Burg hervor, Ekkehard stürzt sich hinein und rettet Hadwig. Die Hunnen werden abgeschlagen. Hadwig will sich nun ihrem Retter in die Arme stürzen, doch Ekkehard enteilt mit den Worten: "Mich ruft der Herr, leb' wohl!"
5. Akt. Vor dem Hohentwiel. Die Hunnen sind geschlagen worden, und die Sieger werden zurückerwartet. Die Waldfrau versucht selbst im Sterben noch Unheil durch falsche Berichte zu verbreiten, da ertönen Fanfaren und - Ekkehard zieht, wenn auch schwer verwundet, mit Praxedis und den siegreichen Kämpfern herein. Hadwig will sich ihm vor allem Volk in die Arme werfen, doch Ekkehard reißt seine verbundenen Wunden auf und mit den Worten: "Ich hab's gesühnt voll reiner Weihe, im Tod noch blick' ich nach dir hin, und sprachst du huldvoll, ich verzeihe, so hat der Himmel auch verzieh'n" stirbt er in den Armen Hadwigs und Praxedis.
Records
1998 Peter Falk; Stuttgarter Choristen, Orchester des SWR Kaiserslautern
Ekkehard: Jonas Kaufmann
Graf von Montfort: Jörg Hempell
Hedwig: Nyka van Ingen
Praxedis: Susanne Kelling
Rudimann: Christian Gerhaher
Spazzo: Henry Böhm
Waldfrau: Mihoko Fujimura
Watzmann: Alfred Reiter
Capriccio 60 080 (2 CDs) 129'13 (live, Musiktage Bad Urach 1998)