Christophorus oder Die Vision einer Oper
Vorspiel, 2 Akte (3 Bilder), Nachspiel (komp. 1924-1928)
Libretto vom Komponisten
1. Okt. 1978 Freiburg i. Br. (ursprünglich im Rahmen der Berliner Festwochen 1978 geplant)
Musik von Franz Schreker

Orte Künstlerzimmer Johanns, Gemach Lisas und Hotel mit Tanzdiele und trüber Opiumhöhle

Das Werk ist Arnold Schönberg gewidmet. Thematisiert wird der romantische Künstler, doch stellen seine Kompositionsmöglichkeiten den aktuellen Zeitbezug her. Anselm und Christoph, als Komplementärfiguren konzipiert, erhalten von ihrem Kompositionslehrer Johann die Aufgabe, die Christophorus-Legende als Streichquartett zu vertonen. Dem ekstatisch schaffenden Anselm genügt der reine Instrumentalklang nicht; er bezieht lebendiges Personal (sich selbst, Johanns Tochter Lisa und Christoph) in seine Kompositionsstrategie ein. So eröffnet sich die Vision einer Oper, deren mit der Realität untrennbar verknüpfte Handlung für die drei in einer Liebeskonstellation verbundenen Figuren tragisch endet. Die psychoanalytisch beeinflußte stoffliche Grundlage des komplizierten, auf verschiedenen dramatischen Ebenen angelegten Librettos und Schrekers avancierte Tonsprache genügten den Nationalsozialisten, das Werk als "Kulturbolschewismus" einzustufen. Mit einem lancierten Zeitungsartikel verhinderte man im Frühjahr 1933 die - auch damals schon - in Freiburg in Vorbereitung befindliche Uraufführung.

Schreker verwandte bei der Komposition vielfältige vokale Stilmittel, vom gesprochenen Dialog über Rezitative und Sprechgesänge bis hin zu Ariosi und Belcanto-Passagen. Der Stilpluralismus zwischen spätromantischem Melos und angedeuteter Atonalität erlaubte dem Komponisten eine plastische Charakterisierung der Figuren, vor allem des Künstlerdreigespanns. Die Partitur bietet zahlreiche im Dienste des musikalischen Ausdrucks stehende instrumentatorische Effekte, die Schreker aus Mischklängen und expressiv eingesetzten Klangfiguren bezog. Auf diese Weise stellt die Oper ein Schlüsselwerk aus SChrekers späten Jahren dar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert