Adel - Tadel. So schön die Wörter reimen, so wenig vertragen sich die Begriffe. Adelig muss sein untadelig. Stammbäume nützen nichts, wo jede Tugend mangelt. Adel kommt von Tugend, und Edelleute sind nur die, welche edle Taten voll bracht. Ein Federstrich kann adelig machen, doch edel kann kein Kaiser machen. Kardinal Richelieu sagte: »Ich will so viel Herzöge machen, dass es eine ebenso große Schande sein soll, einer wie keiner zu sein.« »Adel, tadel. Gelt ist der Adel, gelt ist ohne tadel.« fr] Il n'y a generation où il n'y ait putain ou larron. es] No ay generacion, do no ay puta o ladron. | Adel |
Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. it] La vera nobiltà male non fà. | Adel |
Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. fr] Noblesse vient de vertu. Aber auch: La source de noblesse est fraude et vitesse. | Adel |
Adel entspringt nicht aus Blut, er ist der Tugend Heiratsgut. fr] La vraie noblesse est celle du coeur. nl] De adel der ziel is meer waardig dan de adel des geslachts. la] Nihil est nobilitas generis, nisi morum nobilitas adsit et humanitas. | Adel |
Adel gehet auss tugent. | Adel |
Adel gehet nicht für Ehrbarkeit. | Adel |
Adel gesellt sich nicht zu Plebs. nl] Adel moet bij adel, en stront bij zijn' broêr wezen. | Adel |
Adel hat kein Erbrecht. la] Miserum est, alienae incumbere famae. (Juvenal) - Nam genus et proavos et quae non fecimus ipsi. (Ovid) - Non genus virum ornat, generi vir sorti loco. (Accius) | Adel |
Adel hin und Adel her, wer edel tut, ist ein Edelherr. dk] Adel her, adel der; hvo aedelt giör, vist adel er. | Adel |
Adel ist auch in der sittlichen Welt. Gemeine Naturen Zahlen mit dem, was sie tun, edle mit dem, was sie sind. Friedrich von Schiller (1759-1805), Gedichte, Votivtafeln, Unterschied der Stände (ged. 1796) | Adel |
Adel ist der Tugend kron vnd lohn. | Adel |
Adel ist ein sehr günstig Ding. Wegen der bedeutenden Vorzüge, die dieser Stand genoss. Wer ihm angehörte, war vollständig frei. Mit dem Begriff der Freiheit verband die mittelalterliche Anschauung die Vorstellung von Gerechtigkeit, Weisheit, Tugend und alle löblichen Eigenschaften, während sie den Unfreien jede Schalkheit zumaß. Altfries.: Diu adelheit is em seer gonstich thing. | Adel |
Adel ist nichts on Tugent. | Adel |
Adel ist sterblich, die Dummheit ist erblich. | Adel |
Adel ist von Bauern her. fr] Le tiers estat est le seminaire de noblesse. | Adel |
Adel kommt von Natur und nicht von Amt. Nach mittelalterlicher Anschauung ist der Adelige geborener Heerführer, Richter, Beamter. Alle Rechte und Ämter sind Folgen, nicht Ursachen seines Adels. Das Amt kann niemand adeln. mhd] Adel komet von naturen unde nicht von ammecht. | Adel |
Adel macht den Kohl nicht fett. nl] Adel is een arm geregt. - Adel is eene dunne schotelspijs. it] La nobiltà è una magra vivanda in tavola del povero nobile. | Adel |
Adel muss man durch Tugend erstreben, er wird durch Geburt nicht gegeben. fr] Nulle noblesse de paresse. it] La nobiltá non s'acquista nascendo ma virtuosamente vivendo. | Adel |
Adel ohne Geld gilt wenig in der Welt. en] Gentility without ability is worse than plain beggary. it] La nobiltà poco si prezza se vi manca la richezza. | Adel |
Adel ohne Tugend ist eine Nussschale ohne Kern, ein Ei ohne Dotter. | Adel |
Adel ohne Tugend und eine Laterne ohne Licht leuchten beide nicht. dk] Adel uden dyd er en lygh uden lys. it] La vera nobiltà deve esser accompagnata con l'honestà. se] Adel utan dygd är lykta utan ljus. | Adel |
Adel sitzt im Gemüte und nicht im Geblüte. Entgegen der mittelalterlichen Anschauung, nach welcher lediglich der Geburtsstand das Maß der Tugend ist und Freiheit wie Eigenschaft im Blute rollt. la] Stemmata quid prosunt, si virtus deficit omnis. - Virtute decet non sanguine niti. se] Adel sitter i modet, icke i blodet. | Adel |
Adel stehet wohl bei Tugend. | Adel |
Adel und Stände muss man nicht mehr soutenieren, sagt Kaunitz. Nämlich als sie nach dem Frieden von 1763 die weiteren Steuern verweigerten. | Adel |
Adel verpflichtet. fr] Noblesse oblige. Wahlspruch der Herzöge de Lévis u. a. Titel eines Romans von Friedrich Spielhagen | Adel |
Adel, Pfaffen und Fledermäuse, Huren, Juden und Filzläuse, wo die nehmen überhand, sind verloren Leut' und Land. | Adel |
Adel, Tugend und Talente sind nichts ohne Rente. | Adel |
Adel, Tugend, Kunst, sind ohne Geld umsunst. Dadurch wird der Geldadel zum vornehmsten erhoben, obgleich er unstreitig der erbärmlichste ist. Der Geburtsadel lebt wenigstens in der Erinnerung ehemaliger Größe; der Geldadel aber nährt den dümmsten Stolz auf ein totes Metall und macht die Seele und die Finger zugleich schmutzig. la] Nihil sine pecunia; hoc est: nisi habueris pecunias, nec nobilitas, nec scientia, aut virtus proderit. | Adel |
Adel, tugent, kunst seind on gelt vmbsonst. | Adel |
Adelers Federn tun großen Schaden, wenn sie unter fremde gemengt werden. | Adler |
Adelheit ist dreyerley, eine auss der Tugend, die ander auss der geschicklichkeit, die dritt auss der geburt oder reichtum. | Adelheit |
Adeliger als Kodrus. (Griechenland) Spott auf die, welche sich verrauchter Ahnenbilder rühmen. | Adlig |
Adels Mutter ist die Ehre, Adels Tochter ist die Wehre. | Adel |
Adels Schwester ist Demut, kein Menschen sie verachten tut. | Adel |
Adelsbrief' und Hofsuppen sind niemand versagt. | Adelsbrief |
Adelsbrief' und Hofsuppen sind zu Hof gemeiner (wohlfeiler) denn ein Bauernjuppen. | Adelsbrief |
Adelschaft bringt Tadelschaft. | Adelschaft |
Adelsrecht - Adelspflicht. fr] Noblesse oblige. | Adelsrecht |
Adelstolz sitzt auf einem Pferde von Holz. | Adelstolz |
Ader und Geld lassen sich nicht (ver)bergen. | Ader |
Aderlassen ist gut, so oft es von nöten tut; wer's nicht bedarf, dem ist lassen das Beste. Das Aderlassen war im 17. Jahrhundert wie Essen, Trinken und Schlafen ein Lebensbedürfnis. Die Blutentziehungen erfolgten massenweise und waren in ein System gebracht. Ein Kölner Arzt (Avicenna N. Crusius) hatte in seinem »Regimen sanitatis« für alle Monate im Jahre eine feste Regel dafür gegeben. So heißt es: »Im Jenner ist gut Häuser bauen, Hochzeit machen, aber niemals Aderlassen. Im Hornung ist gut Hölzer spalten, warm sich halten und am besten - Aderlassen. Im Märzen ist gut Bäume schneiden und am Daumen Aderlassen« u.s.w. durch alle Monate. G. Hesekiel hat in einer Erzählung aus dem Dreißigjährigen Kriege diese Regeln vollständig verwoben. | Aderlassen |
Aderlassen ist gut, wenn es not tut; wer's aber nicht bedarf, dem ist lassen das best. | Aderlassen |
Aderlassen, Abführen und Beichten Leib und See' erleichten. | Aderlassen |
Ädern und rädern. Luther | Ädern |
Adieu, Welt, nu reise äk na Tirol. Ich verschwinde, gehe schlafen. | Adieu |
Adje, Welt, ich geh' ins Kloster. | Ade |
Adje, Welt, ich geh' ins Tirol. | Ade |
Adjeh, Liesken, sechs Dreier liggen up't Trepp'. (Uckermark) Wird als Witzwort gebraucht, um sich scherzhaft oder spöttisch zu verabschieden. | Adieu |
Adjüs seggt 'n wenn 'n weggeiht. (Pommern) Adieu sagt man, wenn man weggeht; als Ergänzung wird vorausgesetzt: Wenn man kommt, sagt man guten Tag. Das Wort wird nämlich gebraucht, wenn jemand kommt, ohne »guten Tag« zu sagen. | Adieu |
Adler brüten keine Tauben. nl] Arenden brengen geene duiven voort. it] D' aquila non nasce colomba. - Non è onore all' aquila il vincer la colomba. | Adler |
Adler fangen keine Fliegen. Edle und erhabene Naturen befassen sich nicht mit Dingen, die unter ihrer Würde sind. Hoher Sinn verachtet das Gemeine. mhd] Ze großen dingen scholt dich piegen von chain adler vàhet fliegen. cz] Orel much nelapá. en] A goss-hawk beats not a bunting. fr] L'aigle ne s'amuse point à prendre les mouches. nl] Arenden vangen geene vliegen. it] L'aquila non caccia (mangia piglia) mosche. - L' aquila non fa guerra ai ranocchi. la] Aquila non captat muscas. se] Örnen fångor inga flugor. | Adler |
Adler fliegen gern allein. »Der Starke ist am mächtigsten allein.« (Schiller) | Adler |
Adler haben große Flügel, aber auch scharfe Klauen. Die Großen der Erde haben wohl große Macht, aber auch große Gewalt, wehe zu tun. | Adler |
Adler kriegen nicht mit Fröschen. | Adler |
Adler legen ihre Eier nicht in Spatzennester. | Adler |
Adler zeugen Adler. Großes stammt von wahrhaft Großem. | Adler |
Adleraugen sind nicht Eulenaugen. | Adleraugen |
Adlersfedern haben immer die fetten Taubenfedern verzehrt. | Adlersfeder |
Adlersfedern verzehren die Taubenfittiche. | Adlersfeder |
Adlig und edel sind verwandt wie Rossschweif und Fliegenwedel. | Adlig |
Adlig und edel sind zweierlei. | Adlig |
Adlig und tugendsam schicken sich gar wohl zusamm. fr] Noble et vertueux. | Adlig |
Adlig was ehrlich. se] Adlig och ärlig. | Adlig |
Adlig wie ein Stiftsherr. Höfer, Erzählungen, Stuttgart 1855 | Adlig |
Adressen zeigen großen Mut, denn sie kosten ja kein Blut. | Adressen |
Advokaten - Schadvokaten. Daher entbrannte der Zorn des deutschen Volks nach der Freiheitsschlacht unter Hermann am heftigsten gegen die römischen Advokaten, deren Justizkunst sie für eitel Rechtsverdrehung achteten, so dass keiner am Leben blieb. it] L'avvocato non ha l'occhio alla borsa del cliento, ma alla sua. | Advokat |
Advokaten - Teufelsbraten. (Schaumburg) In den Vereinigten Staaten Nordamerikas befanden sich Anfang 1868 37.396 Advokaten; im Staate New York gab es deren 5.205, in Pennsylvanien 6.623, Ohio 2.360, Westvirginien 346, in der Stadt Pittsburg 210, Washington 266, Philadelphia 695, Cincinnati 330, New York 2.632. (Wächter am Erie, 1868) | Advokat |
Advokaten haben lange Tagewerke. Sprichwörter wie diese, welche das Volksurteil über einen ganzen Beruf, über eine Genossen- oder Religionsgesellschaft, über einen Stand u.s.w. aussprechen, sind nach der Zeit zu beurteilen, in der sie entstanden sind. Sie fordern zwar zu Vergleichungen mit unsern gegenwärtigen Zuständen heraus; man würde sie aber missbrauchen, wenn man das, was sie unter andern Verhältnissen ausgesprochen haben, ungeprüft ohne weiteres auf die jetzigen anwenden wollte. | Advokat |
Advokaten leben nicht von Prozessen, sondern von der Elle, womit sie sie messen. | Advokat |
Advokaten lieben Dukaten. it] Agli avvocati piacciono i ducati. | Advokat |
Advokaten und Ärzte leben gut von anderer Schaden. dk] Lov-kjön og barsker have gavn af andres skade. | Advokat |
Advokaten und Lachse machen oft seltsame Sprünge. | Advokat |
Advokaten und Maler können leicht aus Weiß Schwarz und aus Schwarz Weiß machen. dk] Lov-kjön og maler kand snart gjöre hvidt hvad sort er, og sort hvad hvidt er. | Advokat |
Advokaten und Soldaten sind des Teufels Spielkam'raden. Versteht sich, mit Unterschied. Ein tüchtiger, redlicher und mutiger Advokat ist die beste Schutzwehr gegen Willkür, Ränke und Rechtsverdrehung. Wo es in unsern Tagen einen Rechtskampf des Volks galt, da haben wir stets die hervorragendsten Namen dieses Standes in den vordersten Reihen erblickt. Solche Elemente aber, die das Recht verdrehen und das Volk ausbeuten, finden wir auch in andern Ständen. Langbein hat dies Sprichwort in einem Gedicht behandelt. fr] Si enfer n'est plein, jamais n'y aura d'advocat sauvé. | Advokat |
Advokaten und Wagen gehen nicht ohne Schmiere. | Advokat |
Advokaten und Wiegen sieht man 'über und 'nüber fliegen. »Etliche Advokaten sind wie eine Wiege, die bald hin-, bald herwankt.« | Advokat |
Advokaten werden leben, solange es ein Mein und Dein wird geben. | Advokat |
Advokaten, die sich lassen die rothen Mänlein betriegen vnd bovem in lingua tragen. | Advokat |
Advokatenbart - böse Art. fr] Barbe d'avocat, qui croît par articles. | Advokatenbart |
Advokatenfedern und Winzermesser schneiden gleich gut. it] La penna dell' avvocato è un coltello di vendemmia. | Advokatenfeder |
Advokatenrat ist teuer. | Advokatenrat |
Advokatenzungen müssen mit Gold geschmiert werden. | Advokatenzunge |
Advokoten un Wagenreader möt beide smeart weren. (Westfalen) | Advokat |
Affe, was hast du für schöne Jungen! - Ironische Bewunderung von hässlichen Kindern und widerwärtigen Taten. | Affe |
Affekt! dein Ahnen bohrt zum Mittelpunkt, Das machst du möglich, was unmöglich schien, Verkehrst mit Träumen. en] Affection, thy intention stabs the centre; Thou dost make possible, things not so held, Communicat'st with dreams. William Shakespeare (1564-1616), D. Wintermärchen (1610-1611), I, 2 (Leontes) | Affekt |
Affekten hindern Herz und Mut, dass man nicht sieht, was recht und gut. | Affekt |
Affekten regieren das gantz Hauss eines Menschen, vnd haben zu Dienern alle Sinn vnnd Glieder. | Affekt |
Affekten sind böse Ratgeber; in Gerichts- und Ratsstuben muss man sie in den Winkel stoßen. | Affekt |
Affekten vnd Begierden seynd wie Zunder, glimmen vnd brennen von einem Wort, vnd hilft kein habitus darvor. | Affekt |
Affen aufm hohen Baum machen sich so wercklich, das die zuseher lachen müssen. | Affe |
Affen ausnehmen. Etwas Törichtes unternehmen. | Affe |
Affen bleiben Affen, wenn man sie auch in Seide, Sammet und Scharlach kleidet. Die geschmückte Außenseite macht keinen Unwürdigen achtungswert. So, sagt Erasmus (»Lob der Narrheit«), bleibt ein Weib ein Weib, was für eine Rolle sie auch immer spiele. en] An ape 's an ape, a varlet 's a varlet, tho' they be clad in silk or scarlet. - Jack will never make a gentleman. fr] Qui naît fou, n'en guérit jamais. it] La scimia resta scimia, benchè vestita di seta. la] Simia est simia, et si aurea gestet insignia. pl] Namazty chlopa pizmem przecie on dziegciem smierdzi. es] Anunque se vista de seda, la mona se queda. hu] A majom, ha legszebb is, mégis rút. | Affe |
Affen fahet man mit großen Bundschuhen. Bundschuh heißt auch Verschwörung. | Affe |
Affen fängt man in Stiefeln und hängt sie dann an Ketten. | Affe |
Affen fängt man nicht mit Stricken. Von Schlauen, die sich nicht auf plumpe Weise bestricken lassen. la] Simia non capitur laqueis. | Affe |
Affen feil haben. | Affe |
Affen können wohl Menschengebärden nachtun, aber nicht den Verstand. | Affe |
Affen scheren. | Affe |
Affen sind Affen, wenn sie auch Chorröcke anhaben (tragen). | Affe |
Affen und Esel lieben ihre Jungen am meisten. | Affe |