Austern sind Austern, sagte der Bauer, als man ihm einen Teller (Schale) Schnecken brachte.
Austern
nl] Zijn dat nee die oesters, daar ge zoo lang van gesproken hebt! oroeg de boer aan zijn landheer en hij kreck blikreeken te eten.
Austern und (anmaßliche) Dummköpfe sind schwer zu verdauen.
Austern
Faule Austern geben die schönsten Perlen.
Austern
Ich will zur Auster werden, wenn ich davon was begreife.
Austern
Goethes Mutter im Briefwechsel vom 11. April 1779 an die Großherzogin von Weimar
Er känn auf einem austrachten a Bilbel-Damm.
Austrachten
Aaustrachten = erdichten. Falsche Beschuldigung vom Blutgebrauch der Juden zu den Osterbroten. - Die Anklage, dass Juden zu den Osterbroten Blut, und zwar Christenblut gebrauchen, hat durch das ganze Mittelalter bis in die neueste Zeit (Damaskus 1840) viel jüdisches Blut gekostet.
Austräge sind Austräge.
Austrag
Unter Austrägen ist im ersten Sinne ein Gericht für deutsche Immediaten zu verstehen, von Karl V. gebildet, um Streitfälle zu schlichten, ehe sie ans Reichskammergericht gelangten. Insofern diese Austräge nun viel Ausgaben herbeiführten, so wurden sie auch in einem anderen Sinne Austräge des Geldes oder des Rechts der Parteien, da Karl V. bemerkte, sie trügen das Recht aus dem Lande.
Trag's vor einen aus!
Austragen
Man muss austreiben, wenn geknallt wird, und die Tochter verheiraten, wenn ein Bewerber kommt.
Austreiben
cz] Nejlépe vyháneti, kdyz se práská. Nejlépe dceru vdáti, kdyz zenisi berou.
Was du ausgetrieben hast, das hüte auch; in was du dich gesetzt, darin bleibe.
Austreiben
Litauen
Ausgetrunken und ausgegessen ist Eins.
Austrinken
cz] Co vypito, to vylito, vse jedno.
Austrinken, damit schön Wetter bleibt.
Austrinken
Trinck auss biss auff den Grund, das ist dem Leib gesund.
Austrinken
Trink aus, so wird ein voller (fröhlich) Bruder draus!
Austrinken
Wer austrinkt, muss einschenken.
Austrinken
Wer gern rein ausstrinckt, dem kommen die Motten in die Kleyder nit.
Austrinken
Wollen wir gar austrinken, so werden wir zu Narren.
Austrinken
Vermeidung von Übermaß und Tollheit.
Einen austrommeln.
Austrommeln
Früher wurden grobe Verbrecher unter öffentlichem Trommelschlag für infam erklärt.
Er kann's austun, wenn er will.
Austun
Man muss sich nicht eher austun, bis man schlafen geht.
Austun
Eifel. Warnung vor frühzeitiger Übergabe des Vermögens an Kinder.
Er wurde ausverkauft.
Ausverkaufen
Von jemand, der z. B. bei einer Wahl zwar aufgestellt, aber durch die Abstimmung allmählich beseitigt wird. So wurde der Oberrichter Chase 1868 von der demokratischen Convention in New York zwar als Präsidentschafts-Kandidat genannt, aber zu Gunsten eines andern geopfert. In dem Bericht heißt es: Jedenfalls haben einige der schlausten New Yorker ein doppeltes Spiel mit Chase getrieben, und wurde ausverkauft.
Hi he üütjferkäft.
Ausverkaufen
Amrum
Utverschamt lett nich god, aber et fell'et doch god.
Ausverschämt
Er füllt, sättigt, nährt gut.
Utverschemt lett nich good, men et nährt doch.
Ausverschämt
Bremen
Dat ess em noch net usgewâssen.
Auswachsen
Bedburg
Wer viel auswählt, wählt selten was Gutes.
Auswählen
Wer zu viel auswählen will, bleibt zuletzt ledig sitzen in der Still'.
Auswählen
Russland
Er hat es ausgewaschen gleich dem (untersten) weißen Bast der Linde.
Auswaschen
So sagt der Litauer, in dessen Wirtschaft der Bast eine bedeutende Rolle spielt, von einer sorgfältigen Arbeit.
Er ist ausgewechselt.
Auswechseln
Friedland in Böhmen. Plötzlich ganz verändert, gegen seine Gewohnheit so munter (lebhaft heiter, fidel), dass man ihn gar nicht wieder erkennt. Erklärt sich aus dem Volksglauben in Betreff der Wechselbälge.
Keinen Ausweg wissen.
Ausweg
In großer Verlegenheit sein.
Man kan nicht immer einen Ausweg finden.
Ausweg
nl] Men kan niet altied en open vinden.
Ausgewichen, 's kommt ein großer Herr gestrichen.
Ausweichen
So rufen schlesische Knaben beim Schlittenfahren von einer Anhöhe.
Ausweichen muss man zur Rechten.
Ausweichen
Wer sich ausweint, erleichtert das Herz.
Ausweinen
cz] Kdyz popláce, od srdce odlehne.
Auswendig ein Mensch, inwendig ein Wolf.
Auswendig
it] Tal sembra in vista agnello, ch'al di dentro è lupo.
Auswendig fein, inwendig ein Schwein.
Auswendig
Auswendig Glanz, inwendig der Sankt-Veitstanz.
Auswendig
la] In eburnea vagina plumbeus gladius.
Das kann ich aus- und einwendig.
Auswendig
Das verstehe ich gründlich.
Dat kann 'r utwennig, as de Hoahn det Kreih'n.
Auswendig
Die kann ich alle auswendig, sagte der Junge, als die Mutter fragte: aber sage mir nur, wo du die Unarten alle lernst.
Auswendig
Er kann es auswendig bis auf die Brett'l.
Auswendig
Er kann's auswendig wie das Vaterunser.
Auswendig
Er kann's auswendig wie die Sägemüller.
Auswendig
Was ich auswendig weiß, sagte der Junge, kann ich am besten lesen.
Auswendig
Was ausgeworfen ist, mag man auch ausdreschen.
Auswerfen
Wer A sagt, soll auch B sagen; was man begonnen, soll man beenden.
Du böst nich utgewêgt.
Auswiegen
Elbing. Zu einer keifenden Frau.
Ûtgewintert - do liggt er.
Auswintern
Samland. Der Roggen oder Weizen, den die Winterkälte vernichtete. Das Wort wird auf Todesfälle im Frühlinge angewandt.
Je mehr Auswüchse ein Baum hat, desto mehr muss man ihn beschneiden.
Auswuchs
Ein Auswurf der Menschheit.
Auswurf
Das zuhlt si aus.
Auszahlen
Steiermark. Ironisch, das ist auch der Mühe wert.
Ig bin ausgezählet, man wiset mir die Tür.
Auszählen
Der hat die Auszehrung nicht.
Auszehrung
Von einem sehr wohl aussehenden, kräftigen, starken Menschen. - Die Indier sagen dagegen von jemandem, der an der Auszehrung leidet: »Er hat Pinang oder Pinangbetel bekommen.« Sie wissen nämlich dem Pinang oder Betel, den jedermann daselbst kaut, verschiedene Dinge beizumischen, um ihre Feinde zu vergiften. Da diese Vergiftungen gewöhnlich derart sind, dass sie langsame Auszehrungen veranlassen, so ist dort die obige Redensart entstanden.
Wer dich auszeichnen will, reiß' einem wilden Schweine ein Haar aus.
Auszeichnen
Türkei
A muss sich doch alêne auszîn, und wenn a nuch su bêse wär.
Ausziehen
Der zieht aus.
Ausziehen
Hat große Eile.
Dreimal ausgezogen, ist einmal abgebrannt.
Ausziehen
fr] Trois déménagements valent un incendie.
Ek tein mek nich eer uth, as bet (bet dat) ek nah bedde gaae.
Ausziehen
Die Kinder finden es nur zu oft lästig, ihre alten und schwachen Eltern bis zu deren Tode zu unterhalten und möchten dieser Pflicht gar zu gern enthoben sein.
Man mot sick nit eh'r uttrecken, bet man tau Bedde geit.
Ausziehen
Minden. Trecken = ziehen.
Man mott sick nich eier uttein, äll wenn man to Bedde geit.
Ausziehen
Bielefeld
Man muss sich nicht eher ausziehen, bis man schlafen geht.
Ausziehen
Das Vermögen nicht vor seinem Tode aus den Händen geben.
Mancher zieht voll aus und kommt leer nach Haus.
Ausziehen
Nümms treckt sich eh'r uth, eh'r he na Bedde geit.
Ausziehen
Ostfriesland
Oft ausziehen kostet viel Bettstroh.
Ausziehen
nl] Veel verhuizen kost veel bedstroo.
Wer nicht auszieht, kommt nicht heim.
Ausziehen
Zehnmal ausziehen ist so schlimm als einmal abbrennen.
Ausziehen
Autoren werden nicht reich.
Autor
jüd] Kotebe sepharim.
Wie der Autor, so das Buch.
Autor
en] Like autor like book.
Ein Quintlein Autorität ist offt besser als ein Zentner Goldes.
Autorität
Es ruffet keiner awe, es schad (oder mangelt) jm etwas.
Auweh
Man möchte Auweh und Juchhe schreien.
Auweh
Österreich. Zugleich klagen und jauchzen, weinen und lachen.
Meister Auweh hat ihm die Suppenstrasse mit einem seidnen Bande von Hanf zugebunden vnd zur Feldglocken gemacht.
Auweh
Für: er ist gehenkt worden.
He awansêrt as de Lus up Têrquast.
Avancieren
Oldenburg. Teerquaste = eine große Bürste zum Anstreichen mit Teer.
So avanciert man, sagte der Officier, und er hatte einen Vetter am Hofe.
Avancieren
Was soll dazu (hier) das Ave-Maria!
Ave-Maria
Alles zu seiner Zeit und an seinem Orte.
Wer nicht aventurt, gewinnt nichts.
Aventuren
la] Timidi nunquam statuere trophaeum.
Averdât dögt nargends to as to Diken un Dammen.
Averdât
Oldenburg. Übertat taugt (zu) nirgend (etwas) als zu Deichen und Dämmen.
Averflôt is nargends to good.
Averflôt
Ostfriesland
A wess sunst alle neue Avisen.
Avis
He is so awerbössig (hochnäsig), he kennt sin'n egen Kittel nich.
Awerbössig
Mecklenburg. Jahrbücher für meckl. Geschichte und Altertum, Schwerin 1843. Er ist so übermütig, dass er sein geringes Kleid, seine niedre Herkunft nicht kennt, sich überhebt.
Hei is so åwiysig äße de Deiw (Dieb), dei an den Galgen soll un wull nit.
Awise
Büren. Eigensinnig, wunderlich, mittelhochdeutsch awîse, von der gewöhnlichen Weise abweichend;
Auch mit einer kleinen Axt kann man große Späne hauen.
Axt
Besser laute Axt als Dieb.
Axt
Dazu gehört eine scharfe Axt.
Axt
nl] Daar zal een scherpe beitel toe noodig zijn.
De Akes äm det Hälf.
Axt
Der Axt den Stiel nachwerfen.
Axt
Alles verloren geben. Das Kind mit dem Bade ausschütten.
Der Axt ein Helb geben.
Axt
»Jetst aber, weils der Bapst tut selb, giebt er zu irer Axt ein Helb.«
Die Axt an den Baum setzen.
Axt
Ein Werk beginnen.
Die Axt auf den Achseln tragen und das Schindmesser im Hintern haben.
Axt
Die Axt gleicht dem lateinischen L, womit man bezeichnet, oder mag auch die Hacke bedeuten, womit man die Grube macht. - Auf die Grube gehen.
Die Axt beim Stiel fassen.
Axt
Die Axt hätte dem Walde keinen Schaden getan, hätt' er sie ohne Stiel gela'n.
Axt
cz] Sekera lesu neuskodí bez lesu.
Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.
Axt
Schiller gebraucht dies Sprichwort in Wilhelm Tell (Akt V.), um den Gedanken auszusprechen, dass man, was man selbst tue, nicht zu verlohnen brauche.
Die Axt ist auf den Kopf gefallen.
Axt
Ägypten. Der Schlag war gut gerichtet.
Die Axt ist bereit, den Baum umzuschlagen.
Axt
Die Axt ist dem Baum an die Wurzel gelegt.
Axt
Matth., 3, 10; Luc., 3, 9
Die Axt ist ein Rufer und kein Dieb.
Axt
Wer sich der Axt beim Holzholen auf fremdem Gebiete bediente, wurde milder beurteilt, weil man die diebische Absicht nicht voraussetzte. Diebstahl wird durch Heimlichkeit charakterisiert, mit der die Schläge der Axt im Widerspruch stehen.
Die Axt ist immer schuld gewesen, wenn man den Baum nicht fällen konnte.
Axt
Die Axt ist schon an Baum gelegt.
Axt
Die Axt steht am Baume.
Axt
dk] Ögsen ligger vet traeet.
Die Äxte schwimmen nicht immer, wenn man sie in den Fluss wirft.
Axt
Was dem einen geglückt ist, glückt nicht immer dem anderen. Nach der Fabel des Äsop von den beiden Zimmerleuten und ihren Äxten.
Die beste Axt taugt nichts in ungeschickter Hand.
Axt
»Auch eine gute Axt taugt nichts in der Hand dessen, der böse Streiche führt.«
Die fallende Axt ruft.
Axt
Nach mittelalterlichem deutschen Rechte war der, welcher im Walde ohne Erlaubnis Holz fällte und nicht dabei getroffen wurde, straflos. Man nahm an, das Fällen der Bäume schalle so weit hin, dass es den Eigner des Holzes herbeirufen müsse, wie das Knarren der Wagenräder im Sommer die Gegenwart nomadisierender Tataren in der Steppe ankündigt.

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